Mittwoch, 28. November 2012

cornarea ...



Der Nebel leuchtete in vielen Farben. Ein durchsichtiges Rot glühte am stärksten und in ihm funkelten Sterne. Zwischen den Schichten aus weißem und blauem Dunst schoss eine erstarrte Fontäne in den mit Sternen gesprenkelten Raum hinaus. Violette Fetzen schienen sich von dem Farbspiel zu entfernen und doch schienen sie sich nicht zu bewegen, als seien sie erstarrt, so, als würde man bloß ein Foto betrachten. Und dabei rasten die bunten Explosionsüberreste mit ungeheuren Geschwindigkeiten auseinander.
Der Nebel lag direkt voraus, vielleicht bewegten sie sich direkt auf ihn zu und obgleich sich die Arche der Lichtgeschwindigkeit von Tag zu Tag immer mehr annäherte, würden sie den Nebel wahrscheinlich niemals erreichen. Noch wahrscheinlicher war es, dass sie tatsächlich bloß ein Bild dessen was einst gewesen ist betrachteten und dass der Nebel schon seit ewigen Zeiten nicht mehr da war, abgesehen von seinem Licht, dass es vor vielleicht Millionen von Jahren abgegeben hatte.
Die Arche durchsegelte das alte Sonnensystem nun schon seit 38 Jahren und erreichte jetzt die Oortsche Wolke, die letzte Etappe durch das Sonnensystem. In ungefähr genau so vielen Jahren würden sie auch diesen Bereich des Sonnensystems verlassen und sich im interstellaren Raum befinden. Dann waren sie wirklich einsam, denn abgesehen von einigen Atomen, etwas Staub oder Strahlung, existierte dort gar nichts.
Yiru stand barfuß auf dem Rasen in der Biosphäre der Arche. Er starrte nach oben in den Weltraum hinaus. Die Sterne schienen weniger geworden zu sein. Als er noch in den Kindergarten ging, waren sie überall zu sehen gewesen. Es schien, als hätte sie ein dunkler Nebel verschluckt.
Yiru seufzte. Er hielt Ausschau nach Kometen. In einem Buch hatte er gelesen, dass die Wolke voll von ihnen sein musste, bisher hatte er aber noch keinen einzigen gesehen. Viele hunderttausende dufte man erwarten, hieß es in dem Buch, vielleicht sogar viele Millionen von diesen Eisklumpen. Da war aber nichts.
Jemand legte ihm seine Hand auf die Schulter und drückte kurz.
Nun ja, was hatte er denn erwartet? Er war doch nicht dumm. Selbst wenn es viele Milliarden von diesen Eiszapfen geben würde, wäre es schwierig sie mit bloßem Auge zu sehen. Nicht nur, weil es in diesem Teil des Sonnensystems sehr dunkel war, sondern auch, weil sich diese unzähligen Objekte auf einen Raum von mehr als einem Lichtjahr verteilten. Aber vielleicht hatte er eines Tages ja Glück.
Der Administrator stand neben ihm. Er schaute auch eine Weile in die Dunkelheit über ihnen, dann sah er zu Yiru runter.
Wir haben ein Problem beim Ersten Segel – hilfst du uns?“
Yiru nickte. Beide gingen über den Rasen zurück zur Schleuse.

Nboo wies den Computer an ihre neuen Koordinaten an die Sternwarte weiter zu geben, als Finn den Raum betrat. Sie grüßten sich beide, indem sie jeweils dem anderen ihre rechte Hand auf die linke Schulter legten und kurz drückten.
Ich glaube, wir haben genug Bildmaterial davon“, sagte Nboo. Sie zeigte auf den großen Display auf dem der bunte Nebel zu sehen war. „Ach, und ich glaube, das Filterprogramm des Computers hat einen Fehler – ich kriege das Ultraviolette Licht nicht mehr rein.“
Das kann gar nicht“, sagte Finn. Er legte seine Finger auf das Display und bewegte das Bild wie ein Foto auf einer glatten Scheibe, so, dass der Bereich des Bildes, welches er näher betrachten wollte auf dem Display zentriert war. Mit der anderen Hand winkte er das Bild näher heran und es sprang aus dem Display heraus und blieb wie ein geisterhaftes Bild im Raum schweben, doppelt so groß wie vorher.
Das verstehe ich auch nicht“, murmelte er.
Nboo zuckte mit den Schultern.
Hör mal, ich muss mal duschen gehen, kann ich dich alleine lassen?“
Finn nickte.
Geh ruhig, du hast Pause.“

Montag, 19. November 2012

Donnerstag, 15. November 2012

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Mal eben


Frau Winter machte die Augen auf. Sie konnte sie nicht ganz aufmachen, dafür war sie zu schwach oder zu müde. Sie fühlte sich eher müde, als schwach aber mit Sicherheit war sie auch schwach, denn sie konnte sich kaum noch bewegen, obwohl sie es vor einigen Tagen noch getan hatte.
Die Schwester stand am Fußende ihres Bettes, vielleicht war es auch dieser Pfleger. Sie schaute nur auf sie herab. Wahrscheinlich machte sie ein zur Situation passende Miene. Vielleicht war sie wirklich traurig oder sogar erschrocken über den raschen Wandel, der sich in Frau Winters Gesicht vollzogen hatte.
In den letzten Tagen hatte eine Schwester ihr noch die Haare gekämmt, weil sie früher gerne gut ausgesehen hatte, zumindest fein. Frau Winter hatte genickt, als sie fragte, ob das so gut ist. Sie konnte im Spiegel nicht viel erkennen, nur eine Frau die im Bett lag aber sie hatte andere Gedanken im Kopf. Der Winter stand vor der Tür und wenn sie sich recht erinnerte, musste dann dafür gesorgt werden, dass genug zu Essen da war – im Keller. Sie wollte sich die Lage mal ansehen, da unten, wenn es ihr wieder besser ging.
Sie fühlte sich trocken an im Gesicht. Vielleicht müsste sie sich mal wieder eincremen. Irgendjemand müsste sie ins Badezimmer schieben aber nur wenn es nicht allzu sehr weh tat. Sie würde ja sehen, es muss nicht unbedingt heute sein.
Eigentlich hatte sie etwas Angst vor dem was auf sie zu kam. Es ging auf einmal so verdammt schnell. Ihren Sohn wollte sie auf jeden Fall noch einmal sprechen. Nur sehen würde ihr sogar ausreichen. Egal wie. Sie musste ihn wohl möglich noch zum Einkaufen schicken, sie hatte das sichere Gefühl, dass einige extra Dosen aus dem Kaufhaus noch nötig seien. Bald würde es schneien, der Winter stand vor der Tür. Sie würde sich die Lage im Keller noch einmal ansehen müssen.
Ihr Gesicht war grau. Vor wenigen Tagen hatte sie noch rote Wangen gehabt. Sie hatte im Garten gearbeitet, musste ja alles für den Winter gemacht werden. Später ist der Boden zu hart. Die Augen fielen in den Kopf hinein, die Wangen auch. Fast so, als würde jemand die Luft aus ihren Kopf pumpen, wie aus einem Ball. Überhaupt traten an den unmöglichsten Stellen ihre Knochen zum Vorschein. Sie wäre gerne ins Bad gefahren worden, um sich etwas frisch zu machen, so konnte sie doch ihre Gäste nicht empfangen. Ihr Sohn wollte kommen und seine Frau und die Kinder. Er müsste noch einkaufen gehen aber darum würde sie ihn erst morgen bitten.
Die Luft war nicht so gut in dem Zimmer. Sie musste tief einatmen und hatte sie gerade überhaupt geatmet? Jetzt hatte sie wirklich Angst. Sie würde doch nicht vergessen zu atmen, oder? War es denn schon soweit? Sie hatte ansonsten keine Schmerzen, nur die Angst tat im Moment etwas weh. Jemand nahm ihre Hand in die seine. Frau Winter hatte die Schwester vollkommen vergessen. Sie lächelte ihr zu aber sie konnte sie nicht mehr sehen. Sie sah aber das Zimmer, sie lag in diesem vollautomatischen Bett in der ersten Etage. Draußen schien die Sonne und es war tatsächlich Winter. Es schneite. Sie konnte ihre Augen nicht mehr aufmachen. Das Sonnenlicht flackerte in Strähnen auf den Wänden im Zimmer. Da stand ihr Sohn mit seiner Frau und er hielt ihre Hand. Aber auch die Schwester war da. Frau Winter hatte sich nicht getäuscht.
Ja, lebt wohl, Kinder. Sie saß auf der Wand an der bunte Bilder hingen. Kalender mit Früchten für jeden Monat des Jahres, ein Bild einer kleinen Katze und eingerahmte Fotos. Etwas zog sie langsam nach oben zur Decke aber das war schon in Ordnung. Sie hatte keine Angst runter zu fallen, es passierte alles mit Ruhe. Nur ihr eigener Körper überraschte sie, als sie ihn im Bett unter sich liegen sah.
Die Schwester nickte. Sie sagte wohl so etwas wie: „Ja, sie ist gegangen.“ und trat einen Schritt zurück. Ihr Sohn hielt noch immer ihre Hand. Er weinte nicht oder so, er schien nur erleichtert und Frau Winter war froh darüber.
Dann sah sie nicht mehr was zur Rechten oder Linken passierte. Dort wurde es zunehmend dunkler und auch unten oder oben konnte sie immer weniger erkennen. Sie blickte durch einen Tunnel, durch ein Rohr welches immer schmaler wurde. Bald konnte sie nur noch einen kleinen Punkt aus hellem Licht sehen und das war die Welt die sie gerade verlassen hatte. Sie war so klein wie ein Stecknadelkopf.

Henry Jones


Henry Jones schnallte sich ab. Irgendwie hatte sich dieser Gurt doch verstellen lassen? Als das Flugzeug in Flughöhe war hatte er es sich sogar erklären lassen aber jetzt erinnerte er sich nicht mehr. Einige Reihen weiter auf der anderen Seite des Ganges saß ein Junge und schaute immer wieder zu ihm herüber. Er war vielleicht 12 Jahre alt. Vorhin hatte Henry ihm die Zunge raus gestreckt aber das schien ihn für den Kleinen nur noch interessanter gemacht zu haben. Henry beachtete ihn nicht mehr. Er hatte eigentlich wichtigeres zu tun aber er fand keine Konzentration, nicht in so einer Höhe, in einer kleinen Büchse über dem Meer. Seine Rede, die er morgen früh in Leipzig halten wollte, brauchte noch einige Notizen und Verweise, an einigen Stellen war er nicht ganz mit seinem Schreiber einverstanden gewesen und wollte sich etwas eigenes überlegen aber wie auch immer, er würde das ganze wohl verschieben müssen. Sobald er im Hotel seine Ruhe hatte würde er sich die ganze Sache mal ansehen. Im Moment schlugen ihm die ungewohnten Geräusche der Motoren auf den Magen und das ständige Auf-und-Ab ließ ihn jedes Mal tief Luft holen. Dabei flog Henry nicht zum ersten Mal, daran gewöhnen würde er sich wahrscheinlich dennoch nie mehr. Abgesehen davon saß er noch nie in einer so kleinen Maschine, hier spürte man umso mehr wo man sich gerade befand. Da war schon wieder dieses Geräusch! Nein, dieses Mal klang es anders...
Dunkle Wolken schlugen gegen das Glas – es war schwarzer Rauch! Henry starrte auf das Fenster, er konnte nicht raus sehen – alles dunkel. Er blickte sich um. Ein verschrecktes Raunen ging durch die enge Röhre. Eine Flugbegleiterin tauchte auf, sie taumelte, als sei sie betrunken. Erst dann merkte Henry dass das Flugzeug schief zur Seite abdriftete. Weiße Wolken zogen nun an seinem Fenster vorbei und Felder einen Kilometer weit weg. Die ersten Schrei und weitere gesellten sich dazu, eine Stimme panisch und die Flugbegleiterin flog in die Reihen zu den Füßen der Passagiere. Henry lag mit seinem Oberkörper auf der Wand und kam in dieser Position nicht umhin aus dem Fenster zu starren und den Erdboden rasend schnell auf sich zukommen zu sehen. Doch das Flugzeug stabilisierte sich langsam wieder. Die Flugbegleiterin stand wieder auf.
Bitte bewahren sie Ruhe und hören sie mir zu!“
Das Geschrei wurde nach diesen Worten schlagartig leiser aber nicht ganz. Das Flugzeug hatte sich wieder auf den Bauch gelegt – die Flugbegleiterin konnte aufrecht stehen.
Sie sehen über sich...“, begann sie und wurde unterbrochen.
Runter, runter!“
Der Pilot hatte durch die Sprechanlage geschrien – im selben Moment krachte es. Das Flugzeug schien von 600 km/h auf 0 km/h in nur wenigen Sekunden ab zu bremsen und die Sitzreihen glichen und fühlten sich an wie eine Achterbahn die sich abrupt in Bewegung setzte um gleich darauf gegen eine Wand zu fahren. Sitzreihe um Sitzreihe krachte auf ihren Vordermann und quetschte ihn mit Wucht gegen den nächsten Vordermann. Auf Höhe der Fenster zersprang die Röhre, riss auf wie mit einem unsichtbaren Messer aufgeschlitzt, wie durch verkrustete Butter. Die gestapelten Sitzreihen kippten teilweise aus dem Riss hinaus ins Freie. Die Flugzeugwände wellten sich und verbogen sich, als seinen sie aus etwas Gummiartigem mit viel Styropor dran welches in Splittern durch den Raum flog.
Henry hatte es aus seinen Sitz geworfen. Er hatte fast einen halben Salto hingelegt, dann knallte er gegen die Decke und spürte nur noch wie er in die Tiefe fiel, als er plötzlich kalte Luft auf seiner Haut vernahm. Er atmete Rauch ein und seine Augen schienen voller Sand zu sein. Durch Tränen sah er etwas Grünes vor sich. Die Sonne ging gerade auf, es war feucht. Er hörte schrille Sirenen die keine Pause machten und Feuer prasselte in seinen Ohren. Blinzelnd und über seine Augen wischend versuchte er mehr zu erkennen. Er setzte sich mit Leichtigkeit auf, er hatte sich nicht einmal etwas gebrochen und er hatte sich selten so stark gefühlt – wenn nicht dieser Sand in seinen Augen wäre.
Die Sirenen schrillten um ihn her und griffen seine Nerven an aber es waren gar keine Sirenen – da schrien viele Menschen auf einmal. Ein Auge hatte er schließlich gesäubert und sah... Maisstauden.

Freitag, 26. Oktober 2012

dskhaled


Khaled schloss die Mappe. Er hatte gelesen, als das Mädchen in seine Paxis kam. In einem sehr beschädigtem Zustand. Sie humpelte an sein Pult und stützte sich ab.
Ich brauche Hilfe“, sagte sie.
Khaled nickte. Er sprach nur sehr selten, denn noch immer fiel ihm die Sprache sehr schwer.
Meine Füße sind kaputt und einpaar Rippen auch.“
Khaled stand auf, legte seine Mappe in die Schublade, dann kam er um den Pult herum, um sich das Mädchen genauer anzusehen.
Du bist n Roboter?“
Sie schüttelte den Kopf.
Ein Mensch“, sagte sie.
Khaled nickte. Er kannte sich auch mit der menschlichen Anatomie aus, sie hatte große Ähnlichkeit mit der eines Roboters aber die Vorgehensweisen um einen Roboter oder einen Menschen zu reparieren unterschieden sich sehr.
Welche Prothesen?“, fragte er.
Das Mädchen schien ihn für einen kurzen Augenblick zu scannen.
Mein Gehirn ist organisch“, sagte sie dann.
Khaled nickte nur.
Setz dich“, sagte er und zeigte auf seinen Pult. „Ich gucke erst deine Füße an.“
Das Mädchen setzte sich. Ihre Arme zitterten leicht und sie hielt ihre Augen nur mit Mühe offen. Khaled kannte die Symptome. Er ging durch den Raum und machte eine Türe auf hinter der sich ein kleiner Abstellraum verbarg. Dort standen künstliche Organe in Gläsern auf Regalen, Arme, Beine und jede Menge Medikamente.
Iss“, sagte Khaled. Er reichte dem Mädchen zwei Zuckerwürfel. Sie schnappte sie ihm aus der Hand und schmiss sie sich in den Mund. Dann beobachtete sie den Mann wie er sich vor sie hin kniete und ihr die Schuhe und Socken auszog, um sich die kaputten Füße an zu sehen.
Kannst du dein Fuß bewegen?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
Was hast du gemacht?“, fragte er.
Gespielt.“
Khaled konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er stand wieder auf, um ein Skalpel aus dem Abstellraum zu holen.
Ich mach die Haut ab und versuch zu reparieren, okay? Kannst du bezahlen?“
Das Mädchen nickte. Sie machte ihre Lederjacke auf. Dann legte sie eine Identifikationskarte auf den Pult.
Deine?“, fragte Khaled.
Das Mädchen sah ihn böse an.
Acha“, machte Khaled. Er schnitt den Fuß des Mädchens der Länge nach auf und zog die Haut auseinander. Die kybernetischen Knochen darunter waren alle gebrochen und hatten sich tief durch das andere Gewebe gebohrt und somit sehr wahrscheinlich auch viele Rezeptoren zerstört. Auch entdeckte er einige kleinere Brandstellen, was darauf schließen ließ, dass das Mädchen aus einer großen Höhe gesprungen sein muss. In einem solchen Fall wurde sehr viel mehr Energie in die stark beanspruchten Regionen des Körpers geleitet – bei einem Aufprall entlud sich diese Energie, wenn die Materie brach.
Ich wechsle Knochen aus und alles ist okay aber du kannst dann weniger fühlen“, erklärte Khaled und das Mädchen nickte.
Er machte sich an die Arbeit. Mit einem Gerät das wie ein Lötstab aussah löste er die Knochen und nahm sie aus den Füßen des Mädchens. Dazu musste das Mädchen mit ihrem Gehirn zulassen, dass ihre Knochen sich lösen ließen. Früher, als es diesen Schutzmechanismus noch nicht gab, gab es Waffen, die gegen kybernetische Menschen verwendet werden konnten. Man konnte sie mit einer Fernbedienung auseinander nehmen und sie fielen einfach in sich zusammen, wie mit Stangen und Stöckchen gefüllte Säcke.
Ich kenne sie nicht“, sagte das Mädchen.
Khaled sah auf. Er hatte die letzten Stücke aus dem Gewebe geholt.
Ich bin noch nicht lange hier“, sagte er.
Andere würden das nicht machen“, sagte sie.
Khaled besprühte die offenen Stellen mit einem Desinfektionsmittel welches gleichzeitig Millionen Bakterien enthielt, die ihre Arbeit aufnahmen. Er stand auf um die neuen Knochen zu holen. Sein Blick fiel auf die Identifikationskarte auf dem Pult. Der Name auf der Karte war der eines Mannes. Das Mädchen legte ihre Hand auf die Karte. Khaled legte die neuen Knochen in Position.
Nicht bewegen – deine Füße jetzt“, sagte er.
Er schloss die Haut mit einem Laser, welcher auch an diesem merkwürdigen Lötkolben war.
Die Narbe geht weg.“
Er nahm einen Stift aus seiner Hemdtasche – ein Naniten-Pen. Er drückte das spitze Ende ins Schienbein des Mädchens und drückte am anderen Ende einen Knopf herunter. Eine Weile wartete er, bis der Inhalt ganz initiiert war, dann atmete er aus.
Fertig.“

dsalice (Battle Angel Alice) ;p


Der größte Teil der Dusonstadt lag unter einem Nebel. Viele Türme ragten aus den Wolken heraus. Große Zeppelin flogen dazwischen und leuchteten ihre Werbung in den Raum. Am Horizont landete eine Raumfähre. Hier oben war die Milchstraße zu sehen und tausende Sterne. Die Geräusche klangen dumpf aus der trüben Suppe die sich über die Stadt gelegt hatte.
Alice saß auf einem dicken Stück Kabel das aus der Wand eines Wolkenkratzers ragte und den Zeppelin und anderem Flugverkehr als Energiezufuhr diente. Sie lehnte mit dem Rücken an der kalten Wand des Gebäudes und schaute zu den Sternen auf. Ihre Beine schwang sie hin und her, ganz sorglos, als würde sie nicht in 3 Kilometern Höhe auf einem Stück Kabel sitzen sondern auf einer kleinen Mauer in einem Vorgarten der Außenbezirke.
Der Wind trieb ihr pechschwarzes Haar in den Osten, ihr Blick hatte einen Stern im Westen fixiert. Es war ein besonders heller Stern, vielleicht gar kein Stern, ein Planet oder etwas großes im Orbit des Planeten.
Der Nebel riss an einer Stelle auf. Darunter brannte helles Licht in vielen Farben aber vor allem gelb und weiß – so hell, dass es blenden konnte. Dann schloss sich das Loch langsam wieder. Doch Alice hatte etwas entdeckt. Jemand hatte vergessen ein Fenster zu schließen und das war eine Chance für sie. Bevor sie sich vergewissern konnte, hatte der dichte Nebel die Lichter wieder verschlungen.
Sie stand auf. Schaute über die aufragenden Türme hinweg, ließ ihren Blick schweifen. Ein Zeppelin näherte sich ihren Turm unter ihr. Viel zu tief, sie musste sich beeilen. Sie sprang hinunter auf ein Lüftungsschacht – ihr Aufprall war so heftig, dass sich das Metall unter ihren Füßen verbog. Sie nahm keine Notiz davon, sprang noch einige Meter in die Tiefe und landete auf einer Luftverkehrslampe und Antenne. Das rote Licht am Ende der langen Antenne schwang hin und her aber sie hatte sich schon in den Raum geworfen und klatschte der Länge nach auf der Oberfläche des Zeppelin-Tanks.
Sie hatte nicht viel Zeit, setzte sich sofort auf, machte ihre Lederjacke auf und kramte aus der Innentasche einen Kommunikator heraus. Schon kamen zwei spinnenartige Reperatur-Roboter (SB-WK Arach-Typ) über den Tank auf sie zu gekrochen. Sie zielte mit ihrem Kommunikator wie mit einer Fernbedienung auf einen der Roboter und dieser blieb stehen. Der andere hatte sie bereits erreicht. Er hatte den Alarm ausgelöst, da war sich Alice sicher, trotzdem schaltete sie auch den zweiten aus. Sie musste weiter.
Der Zeppelin flog schwerfällig an einem weiteren Turm vorbei und Alice sprang. Sie konnte sich an einer Schiene für die Erbauer-Einheiten fest klammern. Über ihr arbeitete ein solches Monstrum. Gigantische, unförmige Panzer mit vielen Roboterarmen, Antennen und über und über mit Rohren und Kabeln bespannt. Sie sahen eher aus, wie ein Haufen Schrott, den jemand künstlerisch zu gestalten versucht hatte.
Alice kletterte an der Schiene hinunter. Sie tauchte in den dichten Nebel und spürte wie die Feuchtigkeit unter ihre Kleider kroch und sich auf ihre Haut legte. Sie spürte die Spannung auf ihrem Körper steigen. Ihre Haare waren schon elektrisiert und standen ihr zu berge. Sie kletterte unbeirrt weiter. Es wurde wärmer, sie kam den Lichtern näher, konnte sie durch den Nebel soft leuchten sehen. Dann knisterte es zwischen ihren Fingern. Das Metall aus dem die Schiene bestand reagierte mit ihrem Körper. Kleine Blitze blitzten auf, wenn sie ihre Hand vom Metall nahm und kitzelten etwas schmerzhaft. Alice vergaß den Schmerz lieber, sie musste sich konzentrieren, unter ihr war die Stadt immer noch etwa 2 Kilometer weit weg.
Eine Verkehrsdrohne zischte nur einen Meter an ihr vorbei. Alice drückte sich gegen die Wand aber es war zu spät. Heute war anscheinend nicht ihr Tag. Die Drohne wurde langsamer, kam zum Stillstand und drehte dann um. Irgendein Penner bei einem neugierigen Sender hatte sie entdeckt!
Alice ließ los.

Samstag, 20. Oktober 2012

dstiara IV

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Tiara war dieses Mal alleine in der Ruine der Rattentiere. Die anderen Zwei waren noch in der Schule. Sie lernten wie man in der Öde überlebt. Tiara war nur einmal in diesem Unterricht aber sie kam mit dem Lehrer nicht so gut zurecht. Er hatte die Afrikaner alle als böse abgestempelt und sooft er konnte zog er über sie her. Er hatte ihnen in ihrer ersten Stunde zu erklären versucht, wie man sie am besten töten konnte.
Tiara hatte noch nie einen Afrikaner kennen gelernt aber sie konnte sich nicht vorstellen dass alle so böse waren, wie die Schwarzen, die die Farmen angriffen. Man erzählte oft, dass sie so schwarz geworden sind, weil sie grausam und nichts Gutes in sich trugen. Tiara konnte sich aber nicht vorstellen das der menschliche Körper zu solchen Veränderungen imstande war. Sie mussten sich mit Farbe bemalen oder vielleicht war es ein Medikament mit dem sie sich ein kremten, genau wie das Spray von Dr. Radon.
Hinter ihr tapste etwas Klauenbesetztes über den schmutzigen Boden. Sie drehte sich um. Ein Rattentier beäugte sie vom Eingang zu ihren Treffpunkt. Sie machte einen Schritt hinter den Schreibtisch und starrte das Tier an. Es bewegte sich nicht.
Na du?“, sagte Tiara unsicher.
Die Ratte schoss mit wirbelnden Schwanz auf sie zu. Tiara riss die Augen auf, sie sprang. Die Ratte versenkte ihre spitzen Zähne in ihrer Jeans. Tiara landete auf dem Schreibtisch, das Rattentier löste sich von ihr und landete mit einem Klatschen auf dem Boden und fauchte wild. Tiara sprang auf der anderen Seite des Schreibtisches herunter und rannte aus dem Raum hinaus in den Flur – direkt auf das weit aufgerissene Maul eines zweiten Rattentieres. Dieses Vieh war doppelt so groß. Tiara trat mit voller Wucht in ihre Richtung, im selben Moment sprang das Tier – es sprang in Tiaras Tritt hinein und wurde gegen die Wand geschleudert. Tiara rannte weiter bis zur Treppe. Mit rasendem Herz sprang sie hinunter in die Eingangshalle des Gebäudes, rutschte auf der letzten Treppe aus, taumelte und hörte noch mehr Fauchen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie ein weiteres Vieh – bereits im Sprung. Da sie ohnehin gerade ihr Gleichgewicht verlor, ließ sie sich einfach fallen. Das Tier segelte über sie hinweg und landete auf dem Boden – es wirbelte sofort herum und fauchte ihr ins Gesicht. Tiara ballte die Hand reflexartig zu einer Faust und Schlug mit ihr auf den Kopf der Bestie. Es knirschte, das Tier schrie, es warf sich auf die Seite – Tiara sprang auf – der Schwanz des verendenden Rattentieres erwischte sie im Gesicht. Sie fiel wieder hin. Es war tot. Etwas schweres landete zischend auf ihrem Rücken und sie spürte je 4 bis 5 Krallenpaare in ihre Haut dringen. Sie schrie auf, rollte sich auf den Rücken, dass es der Ratte die Luft aus den Lungen trieb und das nächste wollte ihr bereits ins Gesicht springen. Mit einem Fuß erwischte sie es in der Luft – es flog davon. Sie rappelte sich wieder auf, dass Vieh auf ihrem Rücken ließ von ihr ab. Sie rannte wieder.
Sie rannte durch das tote Gras und über Geröll eines eingestürzten Schornsteins. Und erst als sie das Loch erreichte und bis zur Taille im Wasser stand blieb sie stehen und drehte sich um. Keines von ihnen war ihr gefolgt. Sie atmete schwer, ihre Wange tat weh und ihr lief der Schweiß übers Gesicht. Sie holte tief Luft und atmete langsam aus.
Bravo, Kid. Yeah, du wars echt gut.“
Tiara zuckte zusammen. Am Ufer saß ein Schwarzer. Er hatte nur Jeans an aber seine Rüstung und seine Schuhe, sowie seine Waffen lagen nicht weit von ihm entfernt auf einem Haufen. Er lächelte. So helle Zähne hatte Tiara noch nie gesehen.
Du kommst aus Dyson-City, yeah?“
Tiara nickte.
Ich muss auch bald wieder Zuhause sein“, sagte sie mit zitteriger Stimme. „Meine Mutter wartet schon auf mich, ich... muss ihr noch bei etwas helfen.“
Der Schwarze nickte. Er schüpfte mit seinen großen Händen etwas Wasser aus dem Loch und wusch sich das Gesicht. Die schwarze Farbe ging nicht ab – im Grunde war er gar nicht schwarz sondern eher braun.
Was machst du hier?“, fragte Tiara. Vielleicht war er noch nicht ganz so grausam wie die ganz Schwarzen. Ein Auszubildender sozusagen.
Ich wash mich, hab mene Einheit im Sandsturm verloren“, sagte er, aber allzu besorgt tat er dabei nicht.
Tiara kam Schritt für Schritt aus dem Wasser raus.
Wollt ihr die Stadt angreifen?“, fragte sie. Sie ging langsam am Ufer entlang auf ihn zu. Hinter ihm war der Zugang zum Loch. Sie würde Notfalls über die Sandberge die das Loch umgaben fliehen müssen aber dann würde er sie womöglich einholen.
No! Wir haben doch enen Nichtangriffs-Pakt was die City betrifft“, sagte er, „und daran halten wir uns, auch wenn euer Leader nicht mehr lebt – Ehrensache, verstehst du?“
Tiara wusste ganz genau, dass sie einem Schwarzen nicht trauen durfte aber es fiel ihr im Moment ziemlich schwer, da er sich so menschlich verhielt, wie jeder andere Mensch auch den sie bisher kennen gelernt hatte. Sicher, er trug schwere Waffen bei sich und eine Soldatenrüstung und alles aber viele Menschen in Dusonstadt taten das auch und im Moment kniete dieser Mann am Ufer des Lochs und gedachte sich einfach nur zu waschen, wie es schien.
Warum... lässt du mich vorbei?“, fragte sie ihn. Eigentlich wollte sie fragen, warum er sie nicht tötete aber sie wollte ihn lieber nicht auf falsche Gedanken bringen.
Geh ruhig“, sagte er und lächelte sogar und wieder fand Tiara seine weißen Zähne wundersam. „Du hast nichts, das ich brauche.“
Tiara ging an ihm vorbei, beim Vorbeigehen betrachtete sie seine Haut genauer. Keine Farbe. Seine Haut war braun.

Unendliche Weiten (3)


Kopfhörer


Mittwoch, 17. Oktober 2012

Gedanken (13)


Wenn ich Musik höre, höre ich vielleicht einen Wald in der Nacht. Aber es ist kein Wald, wie der Wald in meiner Nähe, nein! Es ist ein Wald auf einem anderen Planeten, in einem fremden Universum und weit weg, so weit, wie es nur Gedanken, wie es nur das Gehirn, darzustellen vermag und sonst nichts anderes, nicht einmal unsere kleinlichen Sprachen die wir verwenden um alles im Kosmos zu erklären. Wir verlieren uns in seinen Fragen die unendlich auf uns einregnen könnten und wenn wir etwas zu wissen glauben, bietet es uns für eine unserer kleinen Antworten unendlich viele weitere Fragen. Nein, wir haben keine Chance aber es macht dennoch verdammt viel Spaß, sonst würden wir immer noch Mammuts jagen.

Mal was anderes, was mir gerade in den Sinn kommt. Es ist mal wieder Nacht, versteht ihr? Wieso immer Nacht? Es ist die Zeit in der die Menschen schlafen und dennoch tue ich das nicht. Es hat nichts mit Müdigkeit zu tun. Es ist wohl eine gute Zeit um zu denken, dabei sollte man schlafen. Ich bin erst müde wenn ich müde bin.

Mal was anderes: Ich kenne jemanden. Es ist ein Mensch. Einer der alles schaffen will und gleichzeitig nicht aushält was ihm seine Ziele entgegenstellen. Ich darf nicht aufgeben, ich hasse es nicht aufgeben zu können. Ich bin dagegen aber ich kann nicht damit aufhören. Ich springe in die Tiefe obwohl mir klar ist, dass ich sterbe wenn ich unten angekommen bin und ich will nicht sterben aber ich springe bereits und ich finde es vollkommen in Ordnung obwohl ich es hasse.

Und dann wollte ich eigentlich noch ein Rennen beschreiben. Eines zwischen Felsen und ein Wasserfall kommt auch vor. Es ist unglaublich aber wie könnte ich meine fantastischen Gedanken in ein System aus Buchstaben zwängen? Nein, danke.

dsduson


Duson sprühte seinen alten Körper mit Radex ein. Er stand nackt vor dem Spiegel in seinem Badezimmer. Wann war er das letzte mal hier? Keine Ahnung. Eine Zigarette qualmte. Er nahm sie vom Waschbeckenrand und zog kräftig daran. Nichts war wichtiger. Er zog noch einmal daran. Und dann pustete er den Rauch gegen das Spiegelglas. Seine Haut glänzte und funkelte. Dieser Körper hatte einst hübsch aus gesehen in seinen Augen. Er war ein schlanker junger Mann gewesen der Violine zu spielen vermochte wenn seine Gedanken dies zuließen. Jetzt hatte er Falten. Scheiße.
Er verließ das Badezimmer. Auf dem Boden lag seine Jeans, sein Hemd und sein Mantel. Er zog sich an – langsam und ordentlich, wie ein Ritual. Er schlüpfte in seine Turnschuhe und band sie mit mechanischen Bewegungen. Dann erhob er sich und atmete aus.
Wie war es noch? Damals in der alten Welt, so früh vergessen, nichts gelernt, vergessen, alles ist neu und die Gehirne sind leer. Die Menschen, die Neuen, sie leben, als hätte es nie eine Vergangenheit gegeben und er konnte nichts dagegen ausrichten, nichts gegen ihre neuen Gehirne, nix!
Ki, ich bin in einer Woche zurück“, sagte er leise.
Viel Erfolg, Vater“, antwortete die künstliche Intelligenz.
Duson verließ seine Lagerhalle und stampfte durch den Schnee über den davor liegenden Parkplatz. Er blickte nicht mehr auf seine Stadt zurück. Er hatte wichtigeres zu tun und obwohl seine Hände kalt waren zwang er sich dazu die Schachtel Zigaretten aus seiner Manteltasche zu holen und sich eine Zigarette daraus anzuzünden. Er rauchte nun schon so lange, wieso sollte er damit aufhören? Immerhin, dachte er, dieses haben die neuen Menschen nicht vergessen – Zigaretten waren Drogen und schlecht für die Gesundheit. Sie waren verboten.
Duson stampfte an seinem Erbauer vorbei. Würde er ihn jemals zum Leben erwecken können? Die Sonne ging auf. Er berührte das Metall mit seinen Fingern, es fühlte sich kalt an aber etwas im Inneren dieser Maschine sagte ihm, dass er mit ihr auf dem richtigen Weg war. Durch die Kälte drang eine unterbewusste Wärme zu ihm durch, die ihm eindeutig zuflüstern wollte: „Ich werde da sein, wenn du nicht mehr da bist.“
Er erinnerte sich an die letzte Stadt in der er gewesen ist, bevor die alte Welt unterging. Eine Stadt nah am Wasser, mit Gebäuden im Wasser, mit Kanälen und einem großen Hafen. Mit einer Universität an der er seine letzte Vorlesung gehalten hatte und er erinnerte sich an seinen Retter, den Taxifahrer, der ihn aus der Stadt brachte, als es mit ihr zu Ende ging.
Er marschierte an einem Rattentier vorbei ohne es zu bemerken. Er verließ die Stadt, an den Geschütztürmen vorbei und hinaus in die Eiswüste, da, wo die Afrikaner waren. Sie hatten überlebt, weil sie nichts zu tun hatten mit dem Ende der alten Welt. Im Grunde lebten sie noch in ihr. Nicht wirklich, aber sie funktionierte noch für sie. Er warf seine verrauchte Zigarette in den weißen Schnee. Jetzt gab es wichtigeres und er vergaß den Rest in seiner Manteltasche. Die Sonne tauchte auf, hinter Dunst und Schleier.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

dsradon


Südlich der Dusonstadt soll wieder eine Farm von Afrikanern angegriffen worden sein. Sie kamen mit ihren großen Waffen, Panzerfahrzeugen und mit schweren Rüstungen. Bei solcher Übermacht konnten selbst die Söldner die zum Schutz der Farmen angeheuert wurden überhaupt nichts ausrichten. Gleich nach den ersten Explosionen hatten sich alle von ihnen ergeben. Die Farmer die überlebt haben wurden gefangen genommen. Was mit ihnen passiert weiß niemand. Sie würden nie wieder gesehen werden.
Bisher haben sie nur die Farmen überfallen, sind aber auch schon mal sehr nah an die Stadt vorgerückt. Angegriffen haben sie aber nicht. Vielleicht haben sie die gewaltigen Geschütz-türme die um die Stadt aufgebaut waren zurück schrecken lassen. Radon glaubte nicht daran. Die afrikanischen Truppen hätten die Türme mit einigen Raketen ausschalten können und die Stadt wäre ihre gewesen. Etwas anderes musste sie vor dem Angriff abgehalten haben.
Tiara lag auf dem Boden inmitten von Decken und schlief. Draußen tobte ein Schneesturm aber hier drin prasselte ein Feuer und es war angenehm warm. Radon hatte einen großen Zweig in eine Ecke der Hütte gestellt und ihn mit bunten Bonbonpapier behangen. Wahrscheinlich war er der einzige Mensch der sich noch an Weihnachten erinnerte. Die anderen haben es entweder vergessen oder wollten damit nichts zu tun haben. Sie lehnten jegliche Religion ab und alles was damit zu tun hatte. Dabei hatte Weihnachten nicht viel mit Religion zu tun. Es ging um Geschenke bekommen und Geschenke geben. Radon gähnte. In den letzten Tagen schweiften seine Gedanken immer wieder ab und er vergaß zu arbeiten. Vielleicht hatte Weihnachten doch etwas mehr mit Religion zu tun, als er dachte aber was solls? Er nahm eine Spraydose und sprühte den Inhalt in ein Glas. Das zischende Geräusch weckte Tiara und sie fing an zu brabbeln.
„Fröhliche Weihnachten“, sagte Radon. Er kniete sich neben sie hin und reichte ihr seinen Zeigefinger den sie mit ihrer kleinen Hand umschloss und sich im Raum umschaute. Für sie muss er riesig sein, dachte Radon. Die Decke ist so weit oben, die Wände so weit weg.
„Duson hat gerade gefunkt – er fragt, ob du zu ihm kommen könntest“, sagte eine Frauenstimme. Radons Tochter stand in der Tür zur Küche. „Er sagt, er braucht dein Spray.“
„Nicht doch“, seufzte Radon. Er stand aber auf, nahm seine Jacke vom Stuhl am Tisch auf dem seine ganze Arbeit in Reagenzgläsern stand und nahm ein flaches Päckchen in die Hand. „Es ist doch Weihnachten. Ruht sich der Alte denn niemals aus?“
Er legte das Päckchen neben Tiara auf die Decken, kitzelte sie unterm Kinn, nickte seiner Tochter zu und verließ die Hütte. Das Schneetreiben wirbelte in die Hütte und Tiara fand es ganz toll.

Radon steckte die Hände in die Taschen und stampfte durch den Kniehohen Schnee zur Lagerhalle von Duson. Auf dem heruntergekommenen Parkplatz vor der Halle lag eine traurige Erbauereinheit von Schnee bedeckt und so funktionslos wie ein Stein. Radon stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Eingangstüre und schob sie auf. Duson hatte sie noch immer nicht gerichtet.
„Duson?!“
Es fing an zu surren und ein Piepen hallte durch die Halle. Radon stand vor gewaltigen Regalen aus Metall in denen eine Unmenge Schrott lag. Autoteile, Computermonitore, Fäser mit Kabeln und so weiter. Der Boden war übersäht mit Schrauben, Metallplatten, Batterien und Sachen die Radon noch nie gesehen hatte.
„Dr. Duson ist in der oberen Etage, Dr. Radon“, verkündete Ki, eine körperlose Stimme, die Duson zur Frau hatte oder so. Radon grinste. Vorsichtig schritt er durch den Raum zwischen den Regalen bis zu einer freien Fläche. Hier hatte es sich Duson wohnlich eingerichtet. Dahinter führte eine Treppe eine Etage höher.
„Duson?! Bist du dir sicher, dass diese Treppe sicher ist?“
Das Geländer lag auf dem Hallenboden und einige Stufen waren so rostig, dass es aussah, als wucherte ein bronzen roter Pilz auf ihnen.
„Ich komme runter Radon, warte einen Moment“, rief Duson aus dem dunklen Raum am Ende der Treppe. Immer wieder flimmerte dort etwas auf und das Surren schien auch von dort auszugehen.
„Ist gut“, sagte Radon. Er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Ein Geruch von verbrannten Fernsehern stieg ihm in die Nase. „Wozu brauchst du mein Spray?“

Mittwoch, 10. Oktober 2012

dstiara III


Die Rattenruine war einst wohl ein großes öffentliches Gebäude gewesen. Vielleicht eine Stadthalle oder so etwas. Im Erdgeschoss betraten sie eine große Eingangshalle, zur Rechten und Linken führten weite Flure tief ins Innere des Komplexes. Die Decke lag heute jedoch auf dem Hallenboden, man konnte zwei Etagen hinauf schauen. Einfache Schreibtische hingen halb über den Rand und drohten bei der kleinsten Erschütterung in die Tiefe zu fallen. Viele dieser Schreibtische lagen auf dem Hallenboden, zerschellt und mit Moosen überwuchert. Sie hatten schon während früherer Besuch alles aus den Schubladen ausgeräumt was nützlich sein könnte. Zum größten Teil handelte es sich dabei um Papier, Bleistifte und anderen Bürokram. Eine Treppe führte in die oberen Stockwerke. Es gab auch einen Lift aber dieser funktionierte natürlich nicht mehr. Früher hatten sie viele Tage damit zu gebracht ihn zu reparieren, bis Cola in einem alten Buch gelesen hatte, dass sie ohne Strom keine Chance hatten.
Da vorne ist eine“, zischte Ro. Er deutete mit einem Kopfnicken in eine Ecke, wo sich ein Rattentier hinter einem großen Topf verkrochen hatte in dem eine tote Pflanze schimmelte.
Die ist okay, denke ich“, flüsterte Cola.
Das Tier beobachtete sie mit starrem Blick, machte jedoch keine Anstalten auch nur eine Kralle zu krümmen. Sie durchquerten die Halle bis zur Treppe und stiegen hinauf. Unter ihren Sohlen knarzte der Schutt und hallte im Raum wieder. In der ersten Etage schauten sie hinunter. Das Rattentier starrte jetzt zu ihnen hoch, hatte sich ansonsten aber nicht bewegt. Der Flur, der früher zu den Bürotürmen Zugang bot, lag nun unten in der Halle. So konnten sie diese Etage nicht betreten. Nicht, dass sie es nicht schon einmal versucht hätten, leider stürzte Cola bei diesem Versuch und verstauchte sich den Fuß und seitdem wagten sie es nicht mehr. Ro hatte sich damals mit dem Rücken an die Wand gedrückt und bewegte sich seitwärts an ihr entlang, auf dem letzten Stückchen Flur, dass noch übrig war, es war weniger Platz als auf einem Fenstersims. Er hatte Cola zugerufen ihm zu folgen und ihn einen Feigling genannt bis Cola es ihm nachmachte. Das ging schnell schief, Cola kam nicht einmal einen Meter weit. Zu seinem Glück türmte sich der Schutt unten in der Halle Meter hoch, so, dass er nicht allzu tief fiel.
Ähm, lasst uns weiter gehen“, sagte Ro verlegen.
Sie stiegen weiter hinauf bis zur zweiten Etage in der der Flur noch begehbar war. Die Türen zur Linken führten ins Nichts, ein Stück weiter gab es nicht einmal Türen. Sie gingen in eines der Büroräume zur Rechten. Sie hatten hier sauber gemacht und den Raum zu ihren Treffpunkt umgestaltet. Früher konnten sie die Türe sogar abschließen aber Tiara hatten den Schlüssel verloren. Immerhin hatte Ro einen Schlüssel für den Schreibtisch und so verstauten sie ihre Fundsachen, die sie auf ihren Erkundungstouren fanden, dort ein.
Wer will Cola?“, fragte Ro. Er nahm drei Flaschen aus der Schublade und stellte sie auf die Tischplatte.

Samstag, 6. Oktober 2012

dstiara II


Eigentlich war das baden in dem Loch untersagt, weil das Wasser stark radioaktiv sein sollte. Beweisen konnte es bisher niemand. Tiara und die Jungen hatten sich mal in die alte Zentralhütte geschlichen wo Ki stand, um nach einem Geigerzähler zu suchen aber die Hütte war leer. Nur ein alter Laptop stand auf einem Schuhkarton und ein gelbes Lämpchen blinkte an ihm. Tiara hatte Ki gefragt, ob das Loch in Ordnung sei und ob sie dort baden könnten. Ki hatte aber nicht geantwortet, doch das gelbe Licht hatte kurz geflackert und das Laptop fing an zu surren. Es hatte sich freudig angehört, für Tiara ein Zeichen, dass das Loch okay war aber die Jungen waren sich da nicht so sicher. Auf jedenfall stiegen sie trotzdem ins Wasser, es gab ja die roten Pillen. Natürlich tauchten sie nicht ganz ab und schwammen auch nicht (konnten sie sowieso nicht) aber sie wateten am Ufer entlang bis zu einer alten Ruine aus der alten Welt. Dort gab es Rattentiere, merkwürdigerweise schienen diese nicht ganz so aggressiv zu sein.
Das ist doch Quatsch“, sagte Ro, „das hast du doch aus diesem Comic. Das heißt nicht, dass es die Inuit wirklich gab.“
Es ist ein sehr schlaues Comic“, sagte Tiara. Sie hatte ihnen erzählt, dass das Stadthaus wie ein Iglu aussah, genau wie die Häuser der Inuit die weit im Norden gelebt haben sollen.
Es ist aber nur ein Comic, nur eine erfundene Geschichte, Mädchen“, sagte Ro. Er grinste und schüttelte den Kopf.
Ich denke auch nicht, dass es diese Inuit gab“, warf Cola ein. „Die alte Welt war technisch hoch entwickelt und diese Inuit sollen zu dieser Zeit in Schneehäusern gelebt haben und Fische mit einer Angelrute gefangen haben? Ne.“
Tiara zuckte mit den Schultern. An dem was die beiden sagten war was dran aber es war viel schöner sich vorzustellen, dass es so ein Volk mal einst gegeben haben könnte. Doch wenn sie jetzt darüber nachdachte schien es auch ihr nicht sehr wahrscheinlich. Die alte Welt war sehr hoch entwickelt gewesen, man sah es selbst heute noch, hundert Jahre nach dem Aus, überall lagen die Sachen von damals herum. Es gab keinen Flecken Erde an dem man keinen technischen Kram finden konnte. Und auch die Wanderer hatten nie etwas entdeckt, dass auf das Volk der Inuit hingedeutet hätte, obgleich sie so weit im Norden gewesen waren, dass es nicht mehr weiter ging. Sie erzählten von unendlich weiten Sümpfen die irgendwann in einem noch unendlicherem Meer endeten.
Ro hatte seine Schuhe ausgezogen und krempelte sich die Hosenbeine hoch. Cola stand schon knietief in dem milchigem Wasser. Heute brannte die Sonne herab und backte den staubigen Sand unter ihren Schuhsohlen. Der Himmel leuchtete hellblau, nur vereinzelte Schmutzwolken zogen vorbei, dass Thermometer hatte 23 Grad angezeigt.
Gehen wir zu der Rattenruine?“, fragte Cola.

dstiara


Die Dusonstadt wurde vor vielen Jahren nach ihrem Gründer Dr. Duson benannt. Damals stand nur eine heruntergekommene Lagerhalle inmitten von Schutt aus der alten Zeit. Heute haben sich hunderte Blechhütten und Holzhäuser dazu gesellt. Ein großes Gebäude aus Lehm stand im Zentrum der kleinen Stadt und die Bewohner waren dabei das rundliche Gebäude weiß anzumalen. Es würde wie ein Iglu aussehen, überlegte Tiara. Sie hatte in einem alten Buch von einem Volk gelesen. Diese Menschen lebten weit im Norden wo immer Schnee lag und Schnee war auch alles was es dort gab und so bauten sie auch ihre Häuser aus Schnee. Zugegeben, das Iglu in Dusonstadt hatte große Fenster und Rohre verliefen von der Kuppelspitze herunter und unter die Erde, trotzdem, vom Weiten sah es wie ein Iglu aus. Ein ziemlich gewaltiger Iglu mit mehreren Etagen war es und der Bau hatte fast ein Jahr gedauert aber Ki meinte, es wurde Zeit für ein Stadthaus. Die Einwohnerzahlen verdoppelten sich fast alle 2 Jahre und eine so große Stadt müsse verwaltet werden. Viele der Bewohner hatten bei dem Gedanken ein solches Gebäude bauen zu müssen nur ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Niemand war bereit dazu und vor allem wusste niemand wie. Jedoch, ohnehin war Ki nicht auf die Arbeitskraft der Bewohner angewiesen. Es befehligte seinen eigenen Baumeister, die Erbauereinheit 1, ein Bauroboter den Dr. Duson kurz vor seinem Tod fertig erstellt hatte. Und so machte sich dieser Roboter, von allen Erbauer Eins genannt, an die Arbeit. Das war vor einem Jahr.

Tiara schaute Erbauer Eins dabei zu, wie er den Stadtwall neu aufschüttete. Er diente dazu wilde Tiere von der Stadt fern zu halten. Oft schafften es einige Rattentiere dennoch hinein und niemand konnte sich erklären wie. Tiara hatte zwar keine Angst vor diesen Nagetieren, doch an eine angenehme Begegnung mit ihnen konnte sie sich nicht erinnern. Abgesehen davon übertrugen ihre Bisse Krankheiten die man schwer wieder los wurde. Früher waren sie viel kleiner und sehr scheu, sie huschten davon sobald ein Mensch auftauchte aber vielleicht stimmte das auch gar nicht. Einer der Wanderer hatte es einmal erzählt, doch man konnte denen nicht alles glauben. Sie kamen oft mit haarsträubenden Geschichten zurück und führten sich dann auf wie Helden weil sie ein kaputtes Radio mitgebracht haben oder eine unbenutzte Zahnbürste. Nur eines war sicher, die Rattentiere die heute das Ödland durchstreiften oder in dunklen Löchern lauerten, konnten bis zu einen Meter lang werden und waren manchmal sehr aggressiv. Die Strahlung musste ihre Hirne durchleuchtet haben.
Erbauer Eins verschwand hinter dem Wall. Oft frage sich Tiara wie Duson es damals geschafft hatte einen solchen Roboter zu bauen. Damals bestand die Dusonstadt aus nur einigen Hütten und die Menschen fraßen was sie fangen konnten. Für sich erklärte sie es sich so, dass er den Roboter gefunden haben muss und ihn dann höchstens umprogrammiert hatte aber viele der älteren Leute behaupteten felsenfest, dass Duson seinen Roboter in einer Fabrik selbst zusammen gebastelt hatte. Diese Fabrik wurde dann einfach auseinander genommen, um mehr Wohnhütten bauen zu können. Was für ein Schwachsinn!
Die Schule war vorbei, sie hatten endlich Sommerferien. Leider lag immer noch überall Schnee und immer wieder setzte Frost an. Dunkle Wolken zogen ohne Ende nach Osten. Und am Abend fing es auch noch an zu regnen. Tiaras Mutter stellte das Essen auf den Tisch und ein Schnapsgläschen in dem eine rote Pille lag. Tiara nahm das kleine Glas in ihre Hand. Die rote Pille schimmerte im Licht der Tischkerze. Auch diese Pille war eine Hinterlassenschaft eines großen Mannes. Er starb schon viel früher als Duson doch in Tiaras Augen hatte er sehr viel mehr geleistet als er. Diese Pille bewirkte, dass der Körper das radioaktive Zeug, dass sich mit der Zeit im Körper festsetzte, löste und auf natürlichem Wege ausspülte. Früher gab es auch noch ein Spray mit dem man sich ganz ein sprühen musste um vor der Strahlung ein wenig geschützt zu sein. Dieses wurde vom gleichen Mann entwickelt, wurde jedoch nicht oft verwendet da es sehr zeitaufwendig sein kann sich von oben bis unten damit ein zu sprühen. Dieser Mann hieß Radon und Tiara war mit ihm verwandt.

Montag, 1. Oktober 2012

Unendliche Weiten (2)


Wir erreichten die nicht völlige Schwärze
trieben durch einen Hauch von Gaswolke
sie erstreckte sich einige Milliarden Kilometer 
in jede Richtung
Und vor uns ein Feld aus mehreren Supernovae 
...

Donnerstag, 6. September 2012

HyperFutureVision (1)


Eigentlich hätte der Kaffee schon fertig sein müssen. Er musste sich beeilen, irgendwie wurde ihm bereits etwas schwindelig. Er warf sich einen halben Zahntab ein und nahm einen Schluck Wasser und hielt den Mund geschlossen, während sich der Tab auflöste und in seinem Mund zu schäumen begann. Aus Gewohnheit griff er nach seinem Rasierapparat, da fiel ihm ein, dass er sich nicht mehr zu rasieren brauchte. Mit der Hand strich er über seine glatte Wange und lächelte. Er schluckte den Schaum im Mund hinunter, legte seinen Finger auf den Blutzucker-Tester und wartete das Ergebnis ab. 214 mg/dl, etwas hoch für seinen Fall – er musste endlich seinen Kaffee haben.
Im kleinen Wohnzimmer mit Wandküche dampfte bereits eine fertige Tasse. Er nippte vorsichtig an ihr, dann machte er die Kühlschranktür weit auf.
„Es fehlen: 
Gouda von Biofarm, Biofit-Produkt,
Salami von Genzer, Biofit-Produkt,
Senf von K und K. 
Möchten sie die Produkte bestellen?“ 
„Ich gehe heute selbst einkaufen“, murmelte er.
Seine Tasse stellte er auf den Tisch vor dem Sofa und setzte sich. Der Fernseher ging an.
„TiVi, Kanal Phönix“, sagte er.
In den Nachrichten kam nichts Neues, immer wieder die selben Bilder. Staubige Gebäude dienten als Kulisse für ein körniges Video und Soldaten die man kaum erkennen konnte. Beliebt waren auch Nachtaufnahmen einer bombardierten Stadt. Man sah nur viele kleine Lichter und zwischendurch leuchtete etwas helleres kurz auf.
„Sie haben Post“, kündete TiVi an.
Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. Langsam kam er zu Kräften und seine Lebensgeister erwachten. Der Tag konnte also beginnen.
„Tivi, Lese Post Betreff“, sagte er.
„Im Posteingang liegen drei ungelesene Mails: 
Mail von gestern 17 Uhr 33, Betreff: Hi,
Mail von gestern 18 Uhr 45, Betreff: Unisoft,
Mail von gestern 23 Uhr 12, Betreff: Dienst.“ 
Er seufzte. Nichts wichtiges also.
„Tivi, Lese Mail mit Betreff Dienst“, sagte er.
„Mail von gestern 23 Uhr 12 mit Betreff Dienst:
Hallo Lukka,
hier sind deine Dienste für nach dem Urlaub.
Schönen Urlaub noch – Kiara.
Mail enthält einen Anhang im t x t Format.“
„Tivi, sende Anhang nach Lukka2801“, sagte er.
„Anhang von Mail mit Betreff ….“
„Tivi, tschau“, unterbrach er.
„Bis später“, verabschiedete sich Tivi und ging aus.
Er stand auf, um sich eine Jacke umzuwerfen, setzte sich auf dem Boden hin und streifte die neuen Turnschuhe über. Er hielt inne. In weiter Ferne irgendwo donnerte es gewaltig. Er stand auf und ging zum Fenster, die Rollladen rollten hoch. Die aufgehende Sonne biss ihm in die Augen. Die Stadt breitete sich vor ihm aus, wie ein unendlicher Haufen Betonkacke in dem es sich ekelhaft regte, kräuchte und fläuchte.
„Ich gehe jetzt einkaufen“, ermahnte er sich.
Er nahm die Hausschlüssel von der Mikrowelle und steckte sie in seine Jackentasche. Und bevor er die Tür öffnete nahm er noch einmal tief Luft. Jetzt stand er schon mal in dem langen, gebogenem Flur – hinter ihm ging die Haustüre ins Schloss. Er machte sich auf dem Weg zu den Liften. Zu seiner Linken bestand die Wand aus einem gewölbten Glas das vom Boden bis zur Decke reichte. Manchmal fühlte man sich, wie in dem langen Bauch einer gläsernen Anakonda. Er konnte auf den Südteil des Beton- und Glasfeldes unter sich blicken. Es gab kein Ende.
Ein Flugzeug nahm Landeanflug auf den Flughafen Gates und gäbe es ein Fenster das er hätte öffnen können, so hätte er auf die Maschine runter spucken können. Er kam an den Liften an und musste warten. Hier endeten seine Reisen vorwiegend, denn während er wartete überlegte er es sich oft anders und kehrte um. Oder er trieb ihn zu den Aussichtsplattformen. Dort verbrachte er manchmal seine Tage, wenn nicht allzu viel los war. Am liebsten saß er an See One, die anderen wurden zumeist von Familien mit Kleinkindern beansprucht, weil man in ihnen baden konnte und sie nicht allzu tief waren.
Er stieg in einen leeren Lift ein und setzte sich auf einen Sitz direkt neben dem Glas mit dem Bedienfeld. Er berührte das Glas an der Stelle wo „Ausgang“ in mehreren Sprachen flimmerte und der Lift setzte sich in Bewegung. Das Bedienfeld zeigte auch die momentane Höhe des Liftes an – 1876 m – und er vertrieb sich jedes Mal die Zeit damit zu beobachten wie die Zahl immer kleiner wurde während der Lift in die Tiefe stürzte. Es dauerte oft bis zu einer halben Stunde, bevor man unten ankam und die Arkologie verlassen konnte.
„Goliath – Geschäftszentrum“, verkündete der Lift mit einer freundlichen aber sehr künstlichen Stimme. Dann ging es weiter.
„Goliath – Freizeitpark und Geosphären.“
Und weiter ging es. Eine alte Frau stieg beim nächsten Halt hinzu.
„Goliath – Medizinisches Zentrum.“
Der Lift raste dem Boden entgegen. Die alte Frau legte ihre knochige Hand auf ihre Brust und atmete einige Male durch. Sie bemerkte, dass er sie besorgt ansah und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. Er lächelte zurück.
„Goliath – Bahnhof – der Lift endet hier.“
Er folgte der alten Dame aus dem Kasten in eine gigantische Halle, in der mehrere Kathedralen Platz gefunden hätten. Hier trieben Menschenmassen in gewaltigen Strömen entweder in die eine Richtung oder in die andere. Eine Magnetbahn hielt an einem Gleis in der Nähe. Er blickte zurück. Der Lift war schon weg.
„Okay, ich kaufe nur einige Sachen ein … mal sehen was.“
Zu seiner rechten sprach ihn das Bild einer hübschen Frau an.
„Hey, Lukka2801! Was machst du heute?“
Es war eine überdimensionale Werbetafel, die offensichtlich für irgendein Nachtclub warb, denn die Frau hielt eine eiskalte Flasche mit Zitronenbier oder so etwas in der Art in ihrer Hand und hinter ihr tanzten bunte Menschen mit ausgefallenen Accessoire (nebensächliche Zubehörteile).
„Treffen wir uns im Bakku-Club? Bring deine Freunde mit!“
Sie wandte sich lässig von ihm ab und begann zu tanzen, dann zersprang das Bild in tausend Teile und regnete auf ihn herab. Und schon war es vorbei. Als nächstes tauchte ein seriöser Mann auf dem Bild auf. Hinter ihm prangte das übergroße Banner von Phönix, seinem Lieblingssender.
„Guten Tag, Lukka2801, schauen sie doch gleich mal nach unseren neuesten Beiträgen die wir für sie zusammen gestellt haben – wir freuen uns auf ihre Kommentare.“
Er ging weiter. Wieder musste er in einen Lift, dieses Mal dicht gedrängt inmitten von Anzügen, schnatternden und übertrieben gut-riechenden Mädchen und anderen merkwürdigen Gestalten. Es ging aufwärts, zur Zugangsbrücke zu den Gleisen. Weit über sich bemerkte er noch mehr Werbetafeln, die von der Decke hingen und tolle Sachen anpriesen.
„Der ist süß“, sagte eines der Mädchen im Flüsterton jedoch so laut, dass es auch ja jeder im Lift mitbekam. Er schaute hinunter auf drei Magnetbahnen, die wie weiße Schlangen, tot und in Rillen gequetscht darauf warteten mit Maden jeder Hautfarbe gefüllt zu werden. Dann erwachte eine von ihnen zum Leben und bewegte sich langsam aus der Halle ins Sonnenlicht. Der Lift hielt.
Er hörte, wie eines der Mädchen ihm einen lauten Knutschlaut nach warf, bevor er die Rolltreppe zu Gleis 36 nahm. Am unteren Ende wurde er von Jugendlichen mit lauter Musik, die aus einem Kommunikator in der Hand eines Irokesen stammt, empfangen. Sie wippten leicht mit ihren Köpfen zum Takt der Musik, der schwer zu ermitteln war, da die Musik anscheinend aus einigen hundert Tracks bestand.
Als er an ihnen vorbei ging sahen sie ihn an, als wollten sie ihn zu irgendetwas herausfordern aber er wusste, sie wollten gar nichts.
Yo“, sagte ein Mädchen mit Glatze, als sich ihre Blicke trafen. Er nickte ihr nur zu. Erst als er vorbei war drang ihr Bild so richtig zu ihm durch. Ihr hatte ein Ohr gefehlt – das Linke. Sie hatte sich einen dicken Pfeil auf ihre Kopfhaut tätowiert und dieser Pfeil zeigte auf die Stelle an der sie einst Mal ein Ohr gehabt hatte.
Hm“, machte er. Das musste einer dieser Menschen gewesen sein, die nichts von Prothesen und Human-Erweiterungen hielt. Viele von ihnen trugen ihre Behinderungen offen zur Schau aber eigentlich konnte er sich auch nur irren. Seine Bahn hielt neben ihm, so leise und jeh wie ein Luftzug. Er stieg ein. 

da schreibe ich noch mehr :) 

Horrorbaum


Sonntag, 26. August 2012

Der Wald der Abenteuer


Der Ausflug mit Zelt v. 0.01 ;p

Es war Morgen. Peter packte seinen Rucksack denn heute sollte er mit seiner Klasse im Wald zelten. Fünf Tage blieben sie da. Peter freute sich, denn sie sollten in Zelten schlafen und er stand auf alles was mit Grusel zu tun hatte. Gerade hatte er seine Bücher rein getan und eine Pistole, die natürlich nicht echt war.
Bist du schon fertig?“, fragte ihn seine Mutter.
Ja, gleich.“
Er war so aufgeregt, dass er gar nichts mehr vom Frühstück aß. Danach half ihm seine Mutter den Rucksack zum Bus zu tragen. Dann saß Peter im Bus und sie fuhren los. 


 

Der Ausflug mit Zelt v. 0.heute

Pascal warf den Kofferdeckel auf und begann zu packen. Morgen in der Frühe ging es zusammen mit der ganzen Klasse für 5 Tage in den Wald. Er freute sich darauf, würde es jedoch morgen im Bus vor keinem seiner Klassenkameraden zugeben. Die meisten von ihnen waren von dem Gedanken eine knappe Woche lang mitten im Wald in einem Zelt schlafen zu müssen nicht sehr angetan. Da aber das Hotel am Meer nicht genug Platz für sie alle gehabt hatte und die Zeit knapp geworden war, hatten sie keine Wahl, als das zu nehmen, was sie bekommen konnten und das war eben der Wald mit Zelt und Wasserkocher.
Bist du fertig?“
Seine Mutter kam mit einem Stapel frischer Unterwäsche ins Zimmer.
Ja.“
Pascal lag lange wach, nachdem seine Mutter den Koffer ein zweites Mal gepackt hatte und dachte sich Geschichten aus in denen er seine Klasse, die sich im tiefsten Wald verirrt hatte, zurück in die Zivilisation geleitete. Oder wie er zusammen mit seinen beiden Freunden eine Hölle erkundeten und auf Wandmalereien aus der Steinzeit stießen. Irgendwann gingen ihm die Ideen aus und noch immer lag er hellwach im Bett und starrte die Decke an. Immer das gleiche, dachte er. Muss man am nächsten Tag früh aufstehen, kann man sich fast sicher sein, dass man Abends nicht einschlafen kann.
Pascal hielt den Atem an und ließ es ganz still um sich herum werden. Er schloss seine Augen und obwohl sie vor Müdigkeit brannten fühlte er sich einfach zu aufgedreht um ein zu schlafen. Entnervt riss er die Augen auf und -
Erschrocken schnappte er nach Luft. Für einen kurzen Augenblick tauchte ein Mann über ihm an seiner Zimmerdecke schwebend auf und verschwand dann auch sogleich wieder. Er hatte einen langen, spitz-zulaufenden und hellgrauen Bart gehabt, dunkle Augen und gekleidet war er in eine Robe aus einem leichten Stoff.
Pascals Herz hämmerte schnell gegen seinen Brustkorb. Er atmete einige Male tief ein, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ihm hatte sein müdes Gehirn einen Streich gespielt. Oder kam es von den leuchtenden Reklametafeln vor seinem Fenster?
Er setzte sich auf die Bettkante und wollte zum Fenster gehen, da spürte er die Müdigkeit mit aller Macht in jeden Teil seines Körpers kriechen und der Schlaf drückte ihn zurück in seine Kissen.
Erst sein Radiowecker ließ ihn aufschrecken und taumelnd aus dem Bett eilen, um die viel zu laute Musik wieder ab zu schalten. Er aß kaum etwas, in seinem Kopf fühlte er sich ziemlich matschig, danach schleppte er auch schon den Koffer durch die kühlen Straßen bis zur Schule, verabschiedete sich von seiner Mutter, begrüßte seine beiden Freunde Oliver und Karo, ließ sich in einen leeren Sitz im Bus fallen und döste ein sobald der Bus auf der Autobahn war.