Südlich der Dusonstadt
soll wieder eine Farm von Afrikanern angegriffen worden sein. Sie
kamen mit ihren großen Waffen, Panzerfahrzeugen und mit schweren
Rüstungen. Bei solcher Übermacht konnten selbst die Söldner die
zum Schutz der Farmen angeheuert wurden überhaupt nichts ausrichten.
Gleich nach den ersten Explosionen hatten sich alle von ihnen
ergeben. Die Farmer die überlebt haben wurden gefangen genommen. Was
mit ihnen passiert weiß niemand. Sie würden nie wieder gesehen
werden.
Bisher haben sie nur die
Farmen überfallen, sind aber auch schon mal sehr nah an die Stadt
vorgerückt. Angegriffen haben sie aber nicht. Vielleicht haben sie
die gewaltigen Geschütz-türme die um die Stadt aufgebaut waren
zurück schrecken lassen. Radon glaubte nicht daran. Die
afrikanischen Truppen hätten die Türme mit einigen Raketen
ausschalten können und die Stadt wäre ihre gewesen. Etwas anderes
musste sie vor dem Angriff abgehalten haben.
Tiara lag auf dem Boden
inmitten von Decken und schlief. Draußen tobte ein Schneesturm aber
hier drin prasselte ein Feuer und es war angenehm warm. Radon hatte
einen großen Zweig in eine Ecke der Hütte gestellt und ihn mit
bunten Bonbonpapier behangen. Wahrscheinlich war er der einzige
Mensch der sich noch an Weihnachten erinnerte. Die anderen haben es
entweder vergessen oder wollten damit nichts zu tun haben. Sie
lehnten jegliche Religion ab und alles was damit zu tun hatte. Dabei
hatte Weihnachten nicht viel mit Religion zu tun. Es ging um
Geschenke bekommen und Geschenke geben. Radon gähnte. In den letzten
Tagen schweiften seine Gedanken immer wieder ab und er vergaß zu
arbeiten. Vielleicht hatte Weihnachten doch etwas mehr mit Religion
zu tun, als er dachte aber was solls? Er nahm eine Spraydose und
sprühte den Inhalt in ein Glas. Das zischende Geräusch weckte Tiara
und sie fing an zu brabbeln.
„Fröhliche
Weihnachten“, sagte Radon. Er kniete sich neben sie hin und reichte
ihr seinen Zeigefinger den sie mit ihrer kleinen Hand umschloss und
sich im Raum umschaute. Für sie muss er riesig sein, dachte Radon.
Die Decke ist so weit oben, die Wände so weit weg.
„Duson hat gerade
gefunkt – er fragt, ob du zu ihm kommen könntest“, sagte eine
Frauenstimme. Radons Tochter stand in der Tür zur Küche. „Er
sagt, er braucht dein Spray.“
„Nicht doch“,
seufzte Radon. Er stand aber auf, nahm seine Jacke vom Stuhl am Tisch
auf dem seine ganze Arbeit in Reagenzgläsern stand und nahm ein
flaches Päckchen in die Hand. „Es ist doch Weihnachten. Ruht sich
der Alte denn niemals aus?“
Er legte das Päckchen
neben Tiara auf die Decken, kitzelte sie unterm Kinn, nickte seiner
Tochter zu und verließ die Hütte. Das Schneetreiben wirbelte in die
Hütte und Tiara fand es ganz toll.
Radon steckte die Hände
in die Taschen und stampfte durch den Kniehohen Schnee zur Lagerhalle
von Duson. Auf dem heruntergekommenen Parkplatz vor der Halle lag
eine traurige Erbauereinheit von Schnee bedeckt und so funktionslos
wie ein Stein. Radon stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die
Eingangstüre und schob sie auf. Duson hatte sie noch immer nicht
gerichtet.
„Duson?!“
Es fing an zu surren und
ein Piepen hallte durch die Halle. Radon stand vor gewaltigen Regalen
aus Metall in denen eine Unmenge Schrott lag. Autoteile,
Computermonitore, Fäser mit Kabeln und so weiter. Der Boden war
übersäht mit Schrauben, Metallplatten, Batterien und Sachen die
Radon noch nie gesehen hatte.
„Dr. Duson ist in der
oberen Etage, Dr. Radon“, verkündete Ki, eine körperlose Stimme,
die Duson zur Frau hatte oder so. Radon grinste. Vorsichtig schritt
er durch den Raum zwischen den Regalen bis zu einer freien Fläche.
Hier hatte es sich Duson wohnlich eingerichtet. Dahinter führte eine
Treppe eine Etage höher.
„Duson?! Bist du dir
sicher, dass diese Treppe sicher ist?“
Das Geländer lag auf dem
Hallenboden und einige Stufen waren so rostig, dass es aussah, als
wucherte ein bronzen roter Pilz auf ihnen.
„Ich komme runter
Radon, warte einen Moment“, rief Duson aus dem dunklen Raum am Ende
der Treppe. Immer wieder flimmerte dort etwas auf und das Surren
schien auch von dort auszugehen.
„Ist gut“, sagte
Radon. Er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Ein Geruch
von verbrannten Fernsehern stieg ihm in die Nase. „Wozu brauchst du
mein Spray?“
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