Duson sprühte
seinen alten Körper mit Radex ein. Er stand nackt vor dem Spiegel in
seinem Badezimmer. Wann war er das letzte mal hier? Keine Ahnung.
Eine Zigarette qualmte. Er nahm sie vom Waschbeckenrand und zog
kräftig daran. Nichts war wichtiger. Er zog noch einmal daran. Und
dann pustete er den Rauch gegen das Spiegelglas. Seine Haut glänzte
und funkelte. Dieser Körper hatte einst hübsch aus gesehen in
seinen Augen. Er war ein schlanker junger Mann gewesen der Violine zu
spielen vermochte wenn seine Gedanken dies zuließen. Jetzt hatte er
Falten. Scheiße.
Er verließ
das Badezimmer. Auf dem Boden lag seine Jeans, sein Hemd und sein
Mantel. Er zog sich an – langsam und ordentlich, wie ein Ritual. Er
schlüpfte in seine Turnschuhe und band sie mit mechanischen
Bewegungen. Dann erhob er sich und atmete aus.
Wie war es
noch? Damals in der alten Welt, so früh vergessen, nichts gelernt,
vergessen, alles ist neu und die Gehirne sind leer. Die Menschen, die
Neuen, sie leben, als hätte es nie eine Vergangenheit gegeben und er
konnte nichts dagegen ausrichten, nichts gegen ihre neuen Gehirne,
nix!
„Ki, ich
bin in einer Woche zurück“, sagte er leise.
„Viel
Erfolg, Vater“, antwortete die künstliche Intelligenz.
Duson verließ
seine Lagerhalle und stampfte durch den Schnee über den davor
liegenden Parkplatz. Er blickte nicht mehr auf seine Stadt zurück.
Er hatte wichtigeres zu tun und obwohl seine Hände kalt waren zwang
er sich dazu die Schachtel Zigaretten aus seiner Manteltasche zu
holen und sich eine Zigarette daraus anzuzünden. Er rauchte nun
schon so lange, wieso sollte er damit aufhören? Immerhin, dachte er,
dieses haben die neuen Menschen nicht vergessen – Zigaretten waren
Drogen und schlecht für die Gesundheit. Sie waren verboten.
Duson
stampfte an seinem Erbauer vorbei. Würde er ihn jemals zum Leben
erwecken können? Die Sonne ging auf. Er berührte das Metall mit
seinen Fingern, es fühlte sich kalt an aber etwas im Inneren dieser
Maschine sagte ihm, dass er mit ihr auf dem richtigen Weg war. Durch
die Kälte drang eine unterbewusste Wärme zu ihm durch, die ihm
eindeutig zuflüstern wollte: „Ich werde da sein, wenn du nicht
mehr da bist.“
Er erinnerte
sich an die letzte Stadt in der er gewesen ist, bevor die alte Welt
unterging. Eine Stadt nah am Wasser, mit Gebäuden im Wasser, mit
Kanälen und einem großen Hafen. Mit einer Universität an der er
seine letzte Vorlesung gehalten hatte und er erinnerte sich an seinen
Retter, den Taxifahrer, der ihn aus der Stadt brachte, als es mit ihr
zu Ende ging.
Er
marschierte an einem Rattentier vorbei ohne es zu bemerken. Er
verließ die Stadt, an den Geschütztürmen vorbei und hinaus in die
Eiswüste, da, wo die Afrikaner waren. Sie hatten überlebt, weil sie
nichts zu tun hatten mit dem Ende der alten Welt. Im Grunde lebten
sie noch in ihr. Nicht wirklich, aber sie funktionierte noch für
sie. Er warf seine verrauchte Zigarette in den weißen Schnee. Jetzt
gab es wichtigeres und er vergaß den Rest in seiner Manteltasche.
Die Sonne tauchte auf, hinter Dunst und Schleier.
1 Kommentar:
gut
Kommentar veröffentlichen