Freitag, 26. Oktober 2012

dskhaled


Khaled schloss die Mappe. Er hatte gelesen, als das Mädchen in seine Paxis kam. In einem sehr beschädigtem Zustand. Sie humpelte an sein Pult und stützte sich ab.
Ich brauche Hilfe“, sagte sie.
Khaled nickte. Er sprach nur sehr selten, denn noch immer fiel ihm die Sprache sehr schwer.
Meine Füße sind kaputt und einpaar Rippen auch.“
Khaled stand auf, legte seine Mappe in die Schublade, dann kam er um den Pult herum, um sich das Mädchen genauer anzusehen.
Du bist n Roboter?“
Sie schüttelte den Kopf.
Ein Mensch“, sagte sie.
Khaled nickte. Er kannte sich auch mit der menschlichen Anatomie aus, sie hatte große Ähnlichkeit mit der eines Roboters aber die Vorgehensweisen um einen Roboter oder einen Menschen zu reparieren unterschieden sich sehr.
Welche Prothesen?“, fragte er.
Das Mädchen schien ihn für einen kurzen Augenblick zu scannen.
Mein Gehirn ist organisch“, sagte sie dann.
Khaled nickte nur.
Setz dich“, sagte er und zeigte auf seinen Pult. „Ich gucke erst deine Füße an.“
Das Mädchen setzte sich. Ihre Arme zitterten leicht und sie hielt ihre Augen nur mit Mühe offen. Khaled kannte die Symptome. Er ging durch den Raum und machte eine Türe auf hinter der sich ein kleiner Abstellraum verbarg. Dort standen künstliche Organe in Gläsern auf Regalen, Arme, Beine und jede Menge Medikamente.
Iss“, sagte Khaled. Er reichte dem Mädchen zwei Zuckerwürfel. Sie schnappte sie ihm aus der Hand und schmiss sie sich in den Mund. Dann beobachtete sie den Mann wie er sich vor sie hin kniete und ihr die Schuhe und Socken auszog, um sich die kaputten Füße an zu sehen.
Kannst du dein Fuß bewegen?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
Was hast du gemacht?“, fragte er.
Gespielt.“
Khaled konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er stand wieder auf, um ein Skalpel aus dem Abstellraum zu holen.
Ich mach die Haut ab und versuch zu reparieren, okay? Kannst du bezahlen?“
Das Mädchen nickte. Sie machte ihre Lederjacke auf. Dann legte sie eine Identifikationskarte auf den Pult.
Deine?“, fragte Khaled.
Das Mädchen sah ihn böse an.
Acha“, machte Khaled. Er schnitt den Fuß des Mädchens der Länge nach auf und zog die Haut auseinander. Die kybernetischen Knochen darunter waren alle gebrochen und hatten sich tief durch das andere Gewebe gebohrt und somit sehr wahrscheinlich auch viele Rezeptoren zerstört. Auch entdeckte er einige kleinere Brandstellen, was darauf schließen ließ, dass das Mädchen aus einer großen Höhe gesprungen sein muss. In einem solchen Fall wurde sehr viel mehr Energie in die stark beanspruchten Regionen des Körpers geleitet – bei einem Aufprall entlud sich diese Energie, wenn die Materie brach.
Ich wechsle Knochen aus und alles ist okay aber du kannst dann weniger fühlen“, erklärte Khaled und das Mädchen nickte.
Er machte sich an die Arbeit. Mit einem Gerät das wie ein Lötstab aussah löste er die Knochen und nahm sie aus den Füßen des Mädchens. Dazu musste das Mädchen mit ihrem Gehirn zulassen, dass ihre Knochen sich lösen ließen. Früher, als es diesen Schutzmechanismus noch nicht gab, gab es Waffen, die gegen kybernetische Menschen verwendet werden konnten. Man konnte sie mit einer Fernbedienung auseinander nehmen und sie fielen einfach in sich zusammen, wie mit Stangen und Stöckchen gefüllte Säcke.
Ich kenne sie nicht“, sagte das Mädchen.
Khaled sah auf. Er hatte die letzten Stücke aus dem Gewebe geholt.
Ich bin noch nicht lange hier“, sagte er.
Andere würden das nicht machen“, sagte sie.
Khaled besprühte die offenen Stellen mit einem Desinfektionsmittel welches gleichzeitig Millionen Bakterien enthielt, die ihre Arbeit aufnahmen. Er stand auf um die neuen Knochen zu holen. Sein Blick fiel auf die Identifikationskarte auf dem Pult. Der Name auf der Karte war der eines Mannes. Das Mädchen legte ihre Hand auf die Karte. Khaled legte die neuen Knochen in Position.
Nicht bewegen – deine Füße jetzt“, sagte er.
Er schloss die Haut mit einem Laser, welcher auch an diesem merkwürdigen Lötkolben war.
Die Narbe geht weg.“
Er nahm einen Stift aus seiner Hemdtasche – ein Naniten-Pen. Er drückte das spitze Ende ins Schienbein des Mädchens und drückte am anderen Ende einen Knopf herunter. Eine Weile wartete er, bis der Inhalt ganz initiiert war, dann atmete er aus.
Fertig.“