Khaled
schloss die Mappe. Er hatte gelesen, als das Mädchen in seine Paxis
kam. In einem sehr beschädigtem Zustand. Sie humpelte an sein Pult
und stützte sich ab.
„Ich
brauche Hilfe“, sagte sie.
Khaled
nickte. Er sprach nur sehr selten, denn noch immer fiel ihm die
Sprache sehr schwer.
„Meine
Füße sind kaputt und einpaar Rippen auch.“
Khaled
stand auf, legte seine Mappe in die Schublade, dann kam er um den
Pult herum, um sich das Mädchen genauer anzusehen.
„Du
bist n Roboter?“
Sie
schüttelte den Kopf.
„Ein
Mensch“, sagte sie.
Khaled
nickte. Er kannte sich auch mit der menschlichen Anatomie aus, sie
hatte große Ähnlichkeit mit der eines Roboters aber die
Vorgehensweisen um einen Roboter oder einen Menschen zu reparieren
unterschieden sich sehr.
„Welche
Prothesen?“, fragte er.
Das
Mädchen schien ihn für einen kurzen Augenblick zu scannen.
„Mein
Gehirn ist organisch“, sagte sie dann.
Khaled
nickte nur.
„Setz
dich“, sagte er und zeigte auf seinen Pult. „Ich gucke erst deine
Füße an.“
Das
Mädchen setzte sich. Ihre Arme zitterten leicht und sie hielt ihre
Augen nur mit Mühe offen. Khaled kannte die Symptome. Er ging durch
den Raum und machte eine Türe auf hinter der sich ein kleiner
Abstellraum verbarg. Dort standen künstliche Organe in Gläsern auf
Regalen, Arme, Beine und jede Menge Medikamente.
„Iss“,
sagte Khaled. Er reichte dem Mädchen zwei Zuckerwürfel. Sie
schnappte sie ihm aus der Hand und schmiss sie sich in den Mund. Dann
beobachtete sie den Mann wie er sich vor sie hin kniete und ihr die
Schuhe und Socken auszog, um sich die kaputten Füße an zu sehen.
„Kannst
du dein Fuß bewegen?“, fragte er.
Sie
schüttelte den Kopf.
„Was
hast du gemacht?“, fragte er.
„Gespielt.“
Khaled
konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er stand wieder auf, um ein
Skalpel aus dem Abstellraum zu holen.
„Ich
mach die Haut ab und versuch zu reparieren, okay? Kannst du
bezahlen?“
Das
Mädchen nickte. Sie machte ihre Lederjacke auf. Dann legte sie eine
Identifikationskarte auf den Pult.
„Deine?“,
fragte Khaled.
Das
Mädchen sah ihn böse an.
„Acha“,
machte Khaled. Er schnitt den Fuß des Mädchens der Länge nach auf
und zog die Haut auseinander. Die kybernetischen Knochen darunter
waren alle gebrochen und hatten sich tief durch das andere Gewebe
gebohrt und somit sehr wahrscheinlich auch viele Rezeptoren zerstört.
Auch entdeckte er einige kleinere Brandstellen, was darauf schließen
ließ, dass das Mädchen aus einer großen Höhe gesprungen sein
muss. In einem solchen Fall wurde sehr viel mehr Energie in die stark
beanspruchten Regionen des Körpers geleitet – bei einem Aufprall
entlud sich diese Energie, wenn die Materie brach.
„Ich
wechsle Knochen aus und alles ist okay aber du kannst dann weniger
fühlen“, erklärte Khaled und das Mädchen nickte.
Er
machte sich an die Arbeit. Mit einem Gerät das wie ein Lötstab
aussah löste er die Knochen und nahm sie aus den Füßen des
Mädchens. Dazu musste das Mädchen mit ihrem Gehirn zulassen, dass
ihre Knochen sich lösen ließen. Früher, als es diesen
Schutzmechanismus noch nicht gab, gab es Waffen, die gegen
kybernetische Menschen verwendet werden konnten. Man konnte sie mit
einer Fernbedienung auseinander nehmen und sie fielen einfach in sich
zusammen, wie mit Stangen und Stöckchen gefüllte Säcke.
„Ich
kenne sie nicht“, sagte das Mädchen.
Khaled
sah auf. Er hatte die letzten Stücke aus dem Gewebe geholt.
„Ich
bin noch nicht lange hier“, sagte er.
„Andere
würden das nicht machen“, sagte sie.
Khaled
besprühte die offenen Stellen mit einem Desinfektionsmittel welches
gleichzeitig Millionen Bakterien enthielt, die ihre Arbeit aufnahmen.
Er stand auf um die neuen Knochen zu holen. Sein Blick fiel auf die
Identifikationskarte auf dem Pult. Der Name auf der Karte war der
eines Mannes. Das Mädchen legte ihre Hand auf die Karte. Khaled
legte die neuen Knochen in Position.
„Nicht
bewegen – deine Füße jetzt“, sagte er.
Er
schloss die Haut mit einem Laser, welcher auch an diesem merkwürdigen
Lötkolben war.
„Die
Narbe geht weg.“
Er
nahm einen Stift aus seiner Hemdtasche – ein Naniten-Pen. Er
drückte das spitze Ende ins Schienbein des Mädchens und drückte am
anderen Ende einen Knopf herunter. Eine Weile wartete er, bis der
Inhalt ganz initiiert war, dann atmete er aus.
„Fertig.“
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aha
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