Samstag, 20. Oktober 2012

dstiara IV

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Tiara war dieses Mal alleine in der Ruine der Rattentiere. Die anderen Zwei waren noch in der Schule. Sie lernten wie man in der Öde überlebt. Tiara war nur einmal in diesem Unterricht aber sie kam mit dem Lehrer nicht so gut zurecht. Er hatte die Afrikaner alle als böse abgestempelt und sooft er konnte zog er über sie her. Er hatte ihnen in ihrer ersten Stunde zu erklären versucht, wie man sie am besten töten konnte.
Tiara hatte noch nie einen Afrikaner kennen gelernt aber sie konnte sich nicht vorstellen dass alle so böse waren, wie die Schwarzen, die die Farmen angriffen. Man erzählte oft, dass sie so schwarz geworden sind, weil sie grausam und nichts Gutes in sich trugen. Tiara konnte sich aber nicht vorstellen das der menschliche Körper zu solchen Veränderungen imstande war. Sie mussten sich mit Farbe bemalen oder vielleicht war es ein Medikament mit dem sie sich ein kremten, genau wie das Spray von Dr. Radon.
Hinter ihr tapste etwas Klauenbesetztes über den schmutzigen Boden. Sie drehte sich um. Ein Rattentier beäugte sie vom Eingang zu ihren Treffpunkt. Sie machte einen Schritt hinter den Schreibtisch und starrte das Tier an. Es bewegte sich nicht.
Na du?“, sagte Tiara unsicher.
Die Ratte schoss mit wirbelnden Schwanz auf sie zu. Tiara riss die Augen auf, sie sprang. Die Ratte versenkte ihre spitzen Zähne in ihrer Jeans. Tiara landete auf dem Schreibtisch, das Rattentier löste sich von ihr und landete mit einem Klatschen auf dem Boden und fauchte wild. Tiara sprang auf der anderen Seite des Schreibtisches herunter und rannte aus dem Raum hinaus in den Flur – direkt auf das weit aufgerissene Maul eines zweiten Rattentieres. Dieses Vieh war doppelt so groß. Tiara trat mit voller Wucht in ihre Richtung, im selben Moment sprang das Tier – es sprang in Tiaras Tritt hinein und wurde gegen die Wand geschleudert. Tiara rannte weiter bis zur Treppe. Mit rasendem Herz sprang sie hinunter in die Eingangshalle des Gebäudes, rutschte auf der letzten Treppe aus, taumelte und hörte noch mehr Fauchen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie ein weiteres Vieh – bereits im Sprung. Da sie ohnehin gerade ihr Gleichgewicht verlor, ließ sie sich einfach fallen. Das Tier segelte über sie hinweg und landete auf dem Boden – es wirbelte sofort herum und fauchte ihr ins Gesicht. Tiara ballte die Hand reflexartig zu einer Faust und Schlug mit ihr auf den Kopf der Bestie. Es knirschte, das Tier schrie, es warf sich auf die Seite – Tiara sprang auf – der Schwanz des verendenden Rattentieres erwischte sie im Gesicht. Sie fiel wieder hin. Es war tot. Etwas schweres landete zischend auf ihrem Rücken und sie spürte je 4 bis 5 Krallenpaare in ihre Haut dringen. Sie schrie auf, rollte sich auf den Rücken, dass es der Ratte die Luft aus den Lungen trieb und das nächste wollte ihr bereits ins Gesicht springen. Mit einem Fuß erwischte sie es in der Luft – es flog davon. Sie rappelte sich wieder auf, dass Vieh auf ihrem Rücken ließ von ihr ab. Sie rannte wieder.
Sie rannte durch das tote Gras und über Geröll eines eingestürzten Schornsteins. Und erst als sie das Loch erreichte und bis zur Taille im Wasser stand blieb sie stehen und drehte sich um. Keines von ihnen war ihr gefolgt. Sie atmete schwer, ihre Wange tat weh und ihr lief der Schweiß übers Gesicht. Sie holte tief Luft und atmete langsam aus.
Bravo, Kid. Yeah, du wars echt gut.“
Tiara zuckte zusammen. Am Ufer saß ein Schwarzer. Er hatte nur Jeans an aber seine Rüstung und seine Schuhe, sowie seine Waffen lagen nicht weit von ihm entfernt auf einem Haufen. Er lächelte. So helle Zähne hatte Tiara noch nie gesehen.
Du kommst aus Dyson-City, yeah?“
Tiara nickte.
Ich muss auch bald wieder Zuhause sein“, sagte sie mit zitteriger Stimme. „Meine Mutter wartet schon auf mich, ich... muss ihr noch bei etwas helfen.“
Der Schwarze nickte. Er schüpfte mit seinen großen Händen etwas Wasser aus dem Loch und wusch sich das Gesicht. Die schwarze Farbe ging nicht ab – im Grunde war er gar nicht schwarz sondern eher braun.
Was machst du hier?“, fragte Tiara. Vielleicht war er noch nicht ganz so grausam wie die ganz Schwarzen. Ein Auszubildender sozusagen.
Ich wash mich, hab mene Einheit im Sandsturm verloren“, sagte er, aber allzu besorgt tat er dabei nicht.
Tiara kam Schritt für Schritt aus dem Wasser raus.
Wollt ihr die Stadt angreifen?“, fragte sie. Sie ging langsam am Ufer entlang auf ihn zu. Hinter ihm war der Zugang zum Loch. Sie würde Notfalls über die Sandberge die das Loch umgaben fliehen müssen aber dann würde er sie womöglich einholen.
No! Wir haben doch enen Nichtangriffs-Pakt was die City betrifft“, sagte er, „und daran halten wir uns, auch wenn euer Leader nicht mehr lebt – Ehrensache, verstehst du?“
Tiara wusste ganz genau, dass sie einem Schwarzen nicht trauen durfte aber es fiel ihr im Moment ziemlich schwer, da er sich so menschlich verhielt, wie jeder andere Mensch auch den sie bisher kennen gelernt hatte. Sicher, er trug schwere Waffen bei sich und eine Soldatenrüstung und alles aber viele Menschen in Dusonstadt taten das auch und im Moment kniete dieser Mann am Ufer des Lochs und gedachte sich einfach nur zu waschen, wie es schien.
Warum... lässt du mich vorbei?“, fragte sie ihn. Eigentlich wollte sie fragen, warum er sie nicht tötete aber sie wollte ihn lieber nicht auf falsche Gedanken bringen.
Geh ruhig“, sagte er und lächelte sogar und wieder fand Tiara seine weißen Zähne wundersam. „Du hast nichts, das ich brauche.“
Tiara ging an ihm vorbei, beim Vorbeigehen betrachtete sie seine Haut genauer. Keine Farbe. Seine Haut war braun.

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