Der
Nebel leuchtete in vielen Farben. Ein durchsichtiges Rot glühte am
stärksten und in ihm funkelten Sterne. Zwischen den Schichten aus
weißem und blauem Dunst schoss eine erstarrte Fontäne in den mit
Sternen gesprenkelten Raum hinaus. Violette Fetzen schienen sich von
dem Farbspiel zu entfernen und doch schienen sie sich nicht zu
bewegen, als seien sie erstarrt, so, als würde man bloß ein Foto
betrachten. Und dabei rasten die bunten Explosionsüberreste mit
ungeheuren Geschwindigkeiten auseinander.
Der
Nebel lag direkt voraus, vielleicht bewegten sie sich direkt auf ihn
zu und obgleich sich die Arche der Lichtgeschwindigkeit von Tag zu
Tag immer mehr annäherte, würden sie den Nebel wahrscheinlich
niemals erreichen. Noch wahrscheinlicher war es, dass sie tatsächlich
bloß ein Bild dessen was einst gewesen ist betrachteten und dass der
Nebel schon seit ewigen Zeiten nicht mehr da war, abgesehen von
seinem Licht, dass es vor vielleicht Millionen von Jahren abgegeben
hatte.
Die
Arche durchsegelte das alte Sonnensystem nun schon seit 38 Jahren und
erreichte jetzt die Oortsche Wolke, die letzte Etappe durch das
Sonnensystem. In ungefähr genau so vielen Jahren würden sie auch
diesen Bereich des Sonnensystems verlassen und sich im interstellaren
Raum befinden. Dann waren sie wirklich einsam, denn abgesehen von
einigen Atomen, etwas Staub oder Strahlung, existierte dort gar
nichts.
Yiru
stand barfuß auf dem Rasen in der Biosphäre der Arche. Er starrte
nach oben in den Weltraum hinaus. Die Sterne schienen weniger
geworden zu sein. Als er noch in den Kindergarten ging, waren sie
überall zu sehen gewesen. Es schien, als hätte sie ein dunkler
Nebel verschluckt.
Yiru
seufzte. Er hielt Ausschau nach Kometen. In einem Buch hatte er
gelesen, dass die Wolke voll von ihnen sein musste, bisher hatte er
aber noch keinen einzigen gesehen. Viele hunderttausende dufte man
erwarten, hieß es in dem Buch, vielleicht sogar viele Millionen von
diesen Eisklumpen. Da war aber nichts.
Jemand
legte ihm seine Hand auf die Schulter und drückte kurz.
Nun
ja, was hatte er denn erwartet? Er war doch nicht dumm. Selbst wenn
es viele Milliarden von diesen Eiszapfen geben würde, wäre es
schwierig sie mit bloßem Auge zu sehen. Nicht nur, weil es in diesem
Teil des Sonnensystems sehr dunkel war, sondern auch, weil sich diese
unzähligen Objekte auf einen Raum von mehr als einem Lichtjahr
verteilten. Aber vielleicht hatte er eines Tages ja Glück.
Der
Administrator stand neben ihm. Er schaute auch eine Weile in die
Dunkelheit über ihnen, dann sah er zu Yiru runter.
„Wir
haben ein Problem beim Ersten Segel – hilfst du uns?“
Yiru
nickte. Beide gingen über den Rasen zurück zur Schleuse.
Nboo
wies den Computer an ihre neuen Koordinaten an die Sternwarte weiter
zu geben, als Finn den Raum betrat. Sie grüßten sich beide, indem
sie jeweils dem anderen ihre rechte Hand auf die linke Schulter
legten und kurz drückten.
„Ich
glaube, wir haben genug Bildmaterial davon“, sagte Nboo. Sie zeigte
auf den großen Display auf dem der bunte Nebel zu sehen war. „Ach,
und ich glaube, das Filterprogramm des Computers hat einen Fehler –
ich kriege das Ultraviolette Licht nicht mehr rein.“
„Das
kann gar nicht“, sagte Finn. Er legte seine Finger auf das Display
und bewegte das Bild wie ein Foto auf einer glatten Scheibe, so, dass
der Bereich des Bildes, welches er näher betrachten wollte auf dem
Display zentriert war. Mit der anderen Hand winkte er das Bild näher
heran und es sprang aus dem Display heraus und blieb wie ein
geisterhaftes Bild im Raum schweben, doppelt so groß wie vorher.
„Das
verstehe ich auch nicht“, murmelte er.
Nboo
zuckte mit den Schultern.
„Hör
mal, ich muss mal duschen gehen, kann ich dich alleine lassen?“
Finn
nickte.
„Geh
ruhig, du hast Pause.“
2 Kommentare:
interesujace
mehr! ^^ r.
Kommentar veröffentlichen