Freitag, 10. Dezember 2010

sedare

Alice erwacht. Sie liegt auf der Bettdecke auf dem Bett und ihr Kopf liegt auf dem Kopfkissen auf dem Bett. Über ihrem Kopf ist ein Fenster und das Bett steht genau darunter. Alice liegt auf dem Bett unter diesem Fenster und ist wach. Hinter dem Fenster, hinter der Fensterscheibe, sind dicke Gitter und hinter den dicken Gittern ist der Himmel und der ist dunkel.
Alice wiegt ihren Kopf auf dem Kissen hin und her und hin und her und hinter ihren Augen, in ihrem Kopf, da bewegt sich das ganze Zimmer hin und her und hin und her und es ist wie auf einem kleinen Schiff oder in einer halben Nussschale die auf dem offenen Meer treibt und im Wind hin und her und hin und her wiegt.
Auch der Himmel wiegt hin und her und Alice hört den Wind hinter den Gittern und hinter dem Fensterglas in dem Fenster unter welchem das Bett steht auf welchem Alice liegt. Und dieses Bett wiegt auch, es wiegt hin und her und hin und her, als würde es auf offenem Meer treiben und vom Wind immer weiter davon getragen werden.
Und dann rollt Alice vom Bett und fällt ganz kurz nach unten und landet plötzlich geräuschvoll auf dem Boden und da bleibt sie liegen und schläft bald wieder ein. Und im Schlaf träumt sie von einer Nussschale in welcher sie liegt und den dunklen Himmel anschaut und auf offenem Meer hin und her wiegt während es am Horizont langsam dämmert.

Mittwoch, 10. November 2010

Sie von der Straße

Ich stelle mir vor, dass eine Sie, die auf der Straße lebt, sich unter mein Fenster kauert und sich in eine Decke, die sie aus ihrem Rucksack nimmt, kuschelt. Zunächst bemerke ich sie nicht, da ich dieses hier schreibe und ganz darauf konzentriert bin. Dann aber höre ich sie husten – direkt unter meinem Fenster. Ich stehe auf und gehe zur Wohnungstür die in den Garten führt und öffne sie. Ich trete hinaus und bin überrascht tatsächlich eine Sie, die auf der Straße lebt und sich unter meinem Fenster in eine Decke kuschelt, vor zu finden. Mit Augen, wie die eines erschrockenen Tieres, starrt sie mich an – hätte sie ein Fell würde es sich jetzt sträuben und hätte sie einen Katzenschwanz, so würde er jetzt Steif und aufgebauscht sein.
Mit einem sanften Lächeln begrüße ich sie und biete ihr eine Zigarette an. Es ist alles in Ordnung, nichts, was nicht normal wäre. Sie streckt ihre Hand nach der Zigarette aus, nimmt sie und bedankt sich leise. Zuerst zünde ich ich mir meine eigene an und reiche ihr dann das Feuerzeug – wir rauchen eine Weile still und ich knie mich hin, um nicht zu groß zu erscheinen.
Da sie nicht von alleine redet, frage ich sie, ob sie hier übernachten möchte und sie schüttelt den Kopf, sie wolle sich nur kurz ausruhen und würde dann weiter gehen. In dem Moment spüre ich, wie sehr kalt es ist und den nassen Boden unter meinen Füßen – ich habe keine Schuhe an.
Sie raucht zu ende und weiß nicht wohin mit der Kippe, also greife ich nach dem Kehrblech aus meinem Wohnzimmer und lege es neben sie – sie wirft die Kippe drauf und fragt, ob ich ihr ihre leere Plastikflasche mit Wasser füllen würde. Mit einem Nicken nehme ich ihr die Flasche ab und stehe auf, um in meine Wohnung rein zu gehen – an der Türe bleibe ich stehen und lade sie zu mir ein.
Sie setzt sich ängstlich oder schüchtern auf die Couch und bedankt sich und sagt, dass es draußen ziemlich kalt wäre und dass ich es sehr warm hätte. Ich will ihr sagen, dass sie ihre Jacke ausziehen sollte, aber dann glaube ich, dass das keine so gute Idee ist und fange an das Wasser im Wasserkocher zu kochen – ich will Tee machen.
Ihr Blick flüchtet vor mir doch bleibt dabei an Sachen wie dem Fernsehgerät, meinen Laptop oder dem Handy immer wieder kurz kleben. Als wir Tee trinken, sage ich ihr daher, dass sie gerne wieder kommen kann, egal wann und wie oft, wenn ihr irgendwann wieder kalt sein sollte. Sie lächelt echt und sagt danke.
Ich mache für sie mein Bett frisch und ziehe die Vorhänge zu, die den großen Raum in zwei Hälften teilen. Da kann sie heute Nacht schlafen. Da sie sehr müde wirkt, lasse ich sie alleine und ziehe mich ins Wohnzimmer an mein Laptop zurück, um diese Geschichte fertig zu schreiben. Sie geht sich etwas waschen – hat alles, was dazu nötig ist in ihrem Rucksack. Dann dauert es nicht lange bis ich sie gleichmäßig atmen höre und mir selbst auch die Augen zu fallen... doch ganz traue ich ihr nicht.

Am nächsten Tag werde ich früh wach und sie ist gegangen – ich habe nichts gemerkt und da sie nichts mitgenommen hatte, was mir gehörte, bleibt mir die Hoffnung, dass sie irgendwann vielleicht wieder kommt, wenn es ihr kalt ist.

Kameraüberwachung

Montag, 18. Oktober 2010

Alles was ich will (3)

Die Gegend in der ich ausgestiegen war roch nach faulenden Eiern. Irgendein Industriegebiet. Ein Schornstein ragte am Ende der Straße in den nebeligen Himmel.
Ich stellte mir vor, mit meiner besten Freundin dort oben auf dem Schlot zu sitzen. Ganz nah nebeneinander und Kakao trinken. Und unten würde der Typ aus dem Bus, der sie umarmt hatte, stehen und etwas rufen, aber es wäre nicht zu hören. Ich würde ihm den Kakao ins Gesicht kippen. Und meine beste Freundin würde es lustig finden und mich umarmen und mir sagen, dass ich echt cool drauf bin.
Die Lagerhallen von beiden Seiten der Straße wirkten bedrückend, auch wenn dauernd Autos vorbei fuhren oder mir Menschen entgegen kamen. Ich ging am Schornstein vorbei, er stand unter Denkmalschutz.
Ich stellte mir vor, dass ich in den Schornstein einzog und fortan dort lebte. Ohne Fenster und ohne eine Tür. Man hörte gelegentlich nur mein Husten oben aus dem Schlot herausklingen. Und dann stellte ich mir vor, dass sich meine beste Freundin zu mir abseilte von obenherab und mich umarmte -
Ich atmete, wie beim Rennen und schloß meine Augen, wie beim genießen und dann lachten zwei Jugendliche die an mir vorbei gingen und das mitbekamen. Mit roten Kopf seuftzte ich laut und dann hustete ich und ich gähnte übertrieben und schließlich war ich still und ging einfach weiter.
Ich stellte mir vor, wie wir es uns in dem runden Raum im Schornstein gemütlich machten. Mit Daunen-Kissen und Daunen-Decken und mit einem Teekocher und vielen Teesorten.
Dann wurde mir übel und ich musste mich auf eine Bank setzen. Der Schornstein war immer noch zu sehen. Bis zur Schule würde ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen. Vielleicht würde es niemand merken.
Ich stellte mir vor wie sich meine beste Freundin um micht sorgte... Sie suchte nach mir. Sie fand mich und umarmte mich und dann... Ich stellte mir vor, dass sie ein Junge war und... nein, sie war ein Mädchen!

Montag, 11. Oktober 2010

Knallrot

Edith lächelte schwach. Der Zug hinter ihr kam zum Stehen. Ihr Blick – diese dunklen Augen – traf den Olivers – das Licht der schwindenden Sonne sich in ihnen spiegelnd, durch das schmutzige Glas des Bahnhofdachs softer wirkend, schimmerte als würde sie in warme Glut blicken. Nur ein Augenblick, denn sie senkte den Kopf zu Boden, das Haar – schmutzigblond, verwegen – fiel ihr, Strähne um Strähne, traurig ins Gesicht. Eine Sekunde folgte der nächsten – hinter ihr zischte es hydraulisch; die Türen öffneten sich.
„Ich will nicht, dass du gehst“, murmelte er – ganz leise, dass es selbst die Brise Wind übertönte, die nun auch ihm sein Haare stähnenweise ins Gesicht blies, seine hellbraunen Augen – in diesem Moment fast grau, wie im Schatten – diskret zensierte, denn das Spülwasser stand in ihnen.
„Ich auch nicht“, murmelte sie flüsternd ihm zu.
Ohrenbetäubendes Flügelschlagen schreckte beide auf, Tauben flatterten, wie verrückt in die Höhe, störten diesen Moment auf eine grässliche Weise, rüttelten alles auf, zerstörten – so kam es beiden vor – diesen Moment, der ansonsten ewig gewehrt hätte.
Edith spürte eine Taubheit um ihren Kopf und darunter ein Chaos welches ziemlich schmerzte, schlimmer als eine tiefe Messerwunde. Ihre Hände – versunken in den Ärmeln des Wollhemdes welches sie getragen hatte, als sie her gekommen war – zitterten, sie hatte nicht die Macht dies zu stoppen, doch daran dachte sie gar nicht.
Die Brise Wind – ausdauernd in das Haar der beiden pustend, als versuchte sie sie ohne viel Hoffnung aufzuheitern – brachte ein zusammengeknülltes Papier mit sich und einige Dutzend Papierherzen. Die Herzen flatterten vorbei, klatschten gegen Bänke, fielen unter den stehenden Zug, flogen zur Decke herauf.
Oliver lenkte sich damit ab, diesen kleinen Herzen nach zuschauen, er folgte ihnen mit seinen Augen bis zum Bahnhofsdach. Hinter den verdreckten Scheiben strahlte ein heller Himmel ohne Wolken, so hell, dass er blendete. Er kniff die Augen zusammen – eine Träne tropfte herab – er lächelte schwach, zuckte mit der Schulter.
„Vergiss bitte nie, dass es mich gibt“, sagte er.
Edith lachte auf.
„Wie stellst du dir vor, soll ich dich je vergessen können?“
Beide lächelten sich ziemlich überzeugend an. Ein Papierherz schwebte herbei, drehte sich in der Luft, landete zu ihren Füßen.
„Bis dann“, sagte er irgendwann. Sie machte einen abrupten Schritt auf ihn zu, schloss ihn in ihre Umarmung.
„Ja, bis dann“, sagte auch sie, lies von ihm, ging rücklinks zur Wagontür, trat ein, die Türen schlossen sich automatisch, der Zug zog – bewegte sich ganz langsam vorwärts, als würde er ihnen die Gelegenheit geben wollen, es sich noch mal anders zu überlegen, es gab nichts zu überlegen – wurde fast mit einem Mal schneller, verschwand hinter Baumkronen.
„Komm wieder zurück“, dachte Oliver. Ihre Augen schimmerten noch immer in dieser Sonne. Der Wind fuhr ihm noch immer durchs Haar, diese scheiß Herzen flogen immer noch durch die Gegend. „Bitte, komm gleich wieder zurück.“
Er wartete eine halbe Stunde. Er wartete dann noch eine, weil eine nicht ausgereicht hätte, um zurück zu kommen. Schließlich wartete er eine dritte halbe Stunde, weil es vielleicht doch länger dauerte und am Ende wartete er auch noch die vierte halbe Stunde, weil es Mittag erst um halb zwei gab und außerdem wollte er doch nichts essen.
„Ed…“, flüsterte er. „Ed.“ Einen so schönen Namen gibt es nur einmal, dachte er, stand auf und machte sich auf den langen Rückweg dahin wo er wohnte, nicht mehr lebte.

Ein langer Schotterweg führte zum Hof seiner Großeltern, weit von der Stadt entfernt, in den Feldern, inmitten von Bäumen, wo es sonst niemanden gab.
Gezwungen setzte er einen Fuß vor den anderen, der schwache Wind schien ihn zu schieben oder zu stützen, vielleicht führte er ihn. „Na komm“, schien er zu sagen, „es bringt ja doch nichts, du musst zurück nach Hause.“
Die Sonne ging vor einer Woche unter – vom Felsen aus sahen sie beide zu – verbrannte den Horizont, versank in ihrer eigenen Glut. Sie saß nah bei ihm, blickte in die Ferne und sie lächelte. Er sah ihr dabei unauffällig zu und auch er lächelte, versuchte ihr Lächeln zu imitieren – sie hatte ein besonderes Lächeln – ganz unauffällig und trotzdem so echt wie kein anderes.
„Ich möchte gern nach Olympus Village“, hatte sie gesagt. Der Mars leuchtete blass am dunkler werdenden Himmel.
„Ich auch“, sagte er und sie gluckste – die Erinnerung an diesen Ton lies ihn stoppen, so abrupt, dass der Wind nicht rechtzeitig abbremsen konnte und mit Wucht an ihm vorbei zog, sein Haar, seine Sachen mit sich riss – er hatte sie angeguckt, sie den Kopf geschüttelt.
„Du würdest eh alles das tun, was ich auch tue“, hatte sie gelächelt, er zurück gelächelt – ihr Gesicht – braun gebrannt von viel Sonne – so nah bei seinem – keine Berührung doch eine Aura, wie Elektrizität, streifte seine Wangen, denn sie hatte ihn behutsam geküsst.
Oliver atmete durch, setzte seinen Rückweg fort. Ihre Aura umgab ihn auch jetzt noch – wie eine Kugel inmitten der er ging – und das woraus sie bestand wirbelte um ihn herum, durcheinander, stürmisch und voller Gedanken an sie und voller Erinnerungen.
„Bitte komm zurück“, flüsterte er plötzlich vor sich hin. Er flüsterte es ein paar mal, faltete seine Hände, wie in der Kirche beim Gebet – der Zug musste schon einige Dutzend Kilometer weit weg sein.
„Mach, dass sie zurückkommt.“
Er lies sich zu Boden fallen – auf seine Knie – der Schotter schnitt durch die Jeans, in seine Haut, doch dieser Schmerz war nicht mächtig genug, als dass Oliver in registrieren hätte können in diesem Moment. Er setzte sich mit den Hintern auf seine Schuhsohlen, seine Hände im Schoss – der Wind blies kalt, die Sonne wollte nicht mehr wärmen – seinen Kopf lies er hängen, das Haar baumelte herab.
Ein Papierherz landete vor ihm auf den Boden – er sah das Rot durch die Haare durch, erkannte zwei Worte darauf gedruckt. Knallrot – und mit schwarzer geschnörkelter Schrift auf dem Herzen stand:
„Liebe ist….“

PsyFantasy

Alice erwachte. Ihr Körper lag unter ihrem Kopf. Sie bemerkte die Fliege auf ihrem Knie erst, als
diese ihre Flügel abwarf. Alice setzte sich mit einer einzigen Bewegung aufrecht hin. Sie blickte direkt in den Rüssel des Insektes - es beschnupperte sie. Alice hielt still, ihr Blick wanderte nach links. Sie hörte das Schnuppern der Fliege in ihrem Ohr. Ihr Blick ging weiter nach links. Alice spürte die feinen Härrchen auf dem Rüssel der Fliege an ihrer rechten Wange. Ihr Blick ging
weiter nach links und stoppte. Alice verharrte, das Schnuppern verstummte, ein Grollen erklang. Ihr Blick wanderte in Richtung Kopfkissen - das Nachthemd war auf dem Rücken nass von Schweiß. Alice Blick wirbelte zurück, als das Grollen mit einem Mal so laut wurde, dass es einem sich drehenden Propeller glich. Alice starrte in die Rüsselröhre der Fliege - aus dem Inneren kam das Propellergrollen. Etwas näherte sich ihr, mit unglaublicher Geschwindigkeit, doch es war noch nicht da. Alice griff nach einem der abgeworfenen Flügel, holte aus, gähnte schnell und schlug mit aller Wucht zu. Der Kopf der Fliege rollte im nächsten Moment über den Fußboden und dann unter die Kommode. Grüne Flüssigkeit stieß aus dem Rüssel und schäumte sogleich auf - Säure!
Alice atmete einmal tief durch. Sie legte den Fliegenflügel behutsam in eine leere Streichholzschachtel, welche sie in dem Gerümpel unter dem Kopfkissen fand. Alice kramte noch eine Weile zwischen den Medikamenten, den Taschentüchern und einigem anderen Zeug. Sie fand einen alten Lippenstift, den sie nie benutzt hatte und warf ihn zum Fenster hin - er prallte von der Scheibe ab und landete wieder in dem Gerümpel unter dem Kopfkissen. Alice schreckte auf. Sie starrte zum Fenster hin - nichts passierte zunächst und dann zersplitterte die Scheibe, als sei sie explodiert und ein Backstein donnerte, wie aus der Kanone abgefeuert, gegen die schwere Zimmertüre. Alice stieg aus dem Bett. Sie stellte sich vor die Kommode und runzelte die Stirn. Der Stein rollte langsam zu ihr hin - neben ihrem rechten Fuß kam er zum Stillstand. Der Wind blies ihr das sehr lange Haar ins Gesicht. Alice machte den obersten Knopf ihres Nachthemdes auf - der Knopf löste sich und fiel in die Tiefe. Alice machte die Kommode einen Spalt weit auf. Die schwere Zimmertüre wurde aufgestoßen - ein Typ in einem langen, schwarzen Mantel betrat das Zimmer. Er sah sich leicht verwirrt um, dann drängte er an Alice vorbei und zwängte sich durch den Spalt ins dunkle Innere der Kommode - er kam nicht wieder raus. Alice spürte den fallenden Knopf auf ihrem Zeh aufschlagen. Sie lächelte.

- habe ich vor langer Zeit geschrieben...

Freitag, 8. Oktober 2010

Gedanken (8)

Könnt ihr glauben, dass unsere Welt 11 Dimensionen hat? Den Raum, die Zeit, die wir wahrnehmen und 7 weitere, die für uns nicht sichtbar sind? Könnt ihr das nicht?
Könnt ihr euch denn einen Gott vorstellen, den man im Kopf wahrnehmen kann, der aber unsichtbar ist? Könnt ihr das?
Warum könnt ihr dann nicht an 11 Dimensionen glauben?

Warum glaubt ihr, dass wir im Mittelpunkt stehen müssen, um etwas besonderes zu sein? Wieso muss es einen Anfang geben, damit ihr an Gott glauben könnt? Warum ist es wichtiger von ihm erschaffen worden zu sein, als von ihm geliebt zu werden?

Bittet nicht ihn um Hilfe, wenn ihr Hilfe braucht, er hat uns, wenn er es hat, schon alle Hilfe gegeben, die wir brauchen, denn wir haben die Gabe zu sein wie er... nur wenige nutzen sie!

Wisst ihr wirklich, wie er ist? Wenn nicht, dann vergesst, was ich im letzten Satz sagte.

Und, Amen!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Das Pflanzenmädchen

Gewiss kennt jeder den Wolkenkratzer in der 166. Straße im 133. Sektor. Es ist der höchste Turm in der ganzen Stadt. Es heißt, dort lebt ein Wesen, dass sich so sehr von den Menschen unterscheidet, dass man es kaum noch einen Menschen nennen kann. Man erzählt sich, es hätte grüne Haut und wäre von langer, schlanker Statur mit langem Haar, das bis zur Hüfte reichte. Wie eine Pflanze soll es die Nährstoffe aus dem Boden heraus filtern und sonnt sich täglich auf einem Balkon in der Sonne.
Ihr Zuhause soll die ganze 311. Etage sein, das entspricht zwei Fußballstadien und setzt sich zusammen aus 33 Räumen. Jemand hatte mal behauptet, auf dieser Etage würde nie ein Aufzug halten und wenn man mit den Außen-Aufzügen am Turm entlang hoch fährt kann man durch die Fenster dieser Etage sehen, dass dort überall Pflanzen wachsen und wenn man seine Ohren spitzt, kann man sogar einen Wasserfall rauschen hören.
Alles Gerüchte, habe ich immer gedacht, da ist überhaupt nichts dran. Im KI-Tower gab es keinen Pflanzenmenschen und auch keine Etage wo die Aufzüge nicht halten, habe ich gedacht. In diesem Wolkenkratzer, der weit über die Wolken reichte und der zurecht „Turm ins Universum“ genannt wurde stand der leistungsfähigste Computer der Welt, der selbst beinahe so groß war, wie der Turm. Doch dann brachte ein Junge, dessen Mutter im KI-Tower arbeitete, ein Foto von diesem Wesen mit. Es zeigte im Grunde doch einen Menschen, aber nicht wirklich. Die Beine und Arme waren viel länger, Bauch und Brust auch und die Haut war tatsächlich leicht grünlich, wie mit einer hauchdünnen Schicht grünem Pulver bedeckt. Der Körper war zierlich und zugleich wirkte er sehr stark oder stabil. Dunkle Augen starrten, wie ein erschrockenes Tier starrt, wenn es Gefahr wittert. Die kleine Nase schien dunkler, als der Rest der Haut und auch die sehr schmalen Lippen hoben mit ihrer dunkleren Tönung ab vom helleren Rest. Den nackten Körper säumten die langen, pechschwarzen Haare, die sich wie ein Umhang um die Gestalt legten.
Obwohl so fremdartig, die Schönheit des Wesens fesselte. Ein Tier in Menschengestalt. Oder ein unberührter Mensch.

Donnerstag, 30. September 2010

Nächstes Kapitel

Heiße Watte umhüllte ihn. Seine Ohren glühten und in ihnen konnte er seinem Herzschlag lauschen. Er fiel in die Tiefe auf eine helle weiße Landschaft zu. Eine Landschaft aus Nichts. Nur Watte, warme einlullende Watte. Der Aufprall war weich und nicht wie erwartet. Kein harter Aufschlag, sondern ein Fall ins Nichts.
"Wo bin ich?" Es pulsierte der Raum und in ihm klopfte es.
Klopf! -lange Pause-
Klopf! -lange Pause-
Klopf!
Wie in Zeitlupe und mit Echo. Bilder aus der Vergangenheit schwebten im Nebel an seinen Augen vorbei und er musste sogar lächeln. Es tat gleichzeitig weh...
"Was ist passiert?"
Hinter ihm wühlte sich ein kleines Wesen seinen Weg zu ihm frei. Er drehte sich um. Es sah aus wie eine Schildkröte ohne Panzer, trug einen Kartoffelsack als Bekleidung und hatte eine große Brille auf der schnabelartigen Nase.
"Das Kapitel zu ende ist, junger Lucca", sprach es mit der Stimme einer alten Frau und nickte dabei immerzu. "Nun dein Weg weiter geht, ein neuer Weg es ist, den beschreiten du musst!"
"Aber ich will nicht", antwortete Lucca.
Das Wesen schüttelte seinen Kopf heftig.
"Du musst! Bleiben es wird dir nichts anderes übrig, junger Lucca. Ob willst du oder nicht, dein nächstes Kapitel bevor dir steht."
Damit setzte das Wesen seinen Weg fort. Durch die Watte, die nun Farbe annahm, wühlte es sich vorwärts.
"Warte auf mich", rief Lucca.
Das Wesen blieb nicht stehen.
"Mein Weg ist nicht, den gehen du wirst, junger Lucca. Mit deinen eigenen Augen sehen du musst, wohin deiner dich führt."
Lucca blieb ratlos zurück, alleine...
"Deinen Traum du nicht vergessen darfst, nie vergessen du darfst deinen Traum, junger Lucca!"

Mittwoch, 29. September 2010

Es geht auch ohne Zeit

Die Zeit ist bloß eine Währung, welche die Beschreibung der Welt erleichtert, jedoch nicht eigenständig existiert. Sie hat beim Messen von Vorgängen denselben Vorteil wie das Geld im Vergleich zum schwierigen Naturalientausch.

Dienstag, 21. September 2010

Kotzen

Kennt ihr das Gefühl, wenn man nach dem Kotzen am liebsten noch mehr kotzen würde? Es kommt jedenfalls nichts mehr und das ist das schlimmste. Es fühlt sich an, als versuchte der Körper die Innereien auszuspucken. Im Kopf dreht sich alles und es hilft nichts, wenn man sich hinlegt und die Augen schließt. Die Medizin in einem solchen Moment ist der sofortige Schlaf. Nach dem Aufwachen sollte alles wieder in Ordnung sein, doch wenn dies nicht der Fall ist, ist man ziemlich krank und dann sollte man auf Fieber hoffen und auf eine wohlige und warme Nacht...

Nichts (5)

In der Umlaufbahn der Birne - eine Motte. Gerade neu eingesetzt. Leuchtet besser als die Letzte. Der Todesstern für flugfähiges Ungetier. Nur der Weberknecht lässt sich nicht beeindrucken.

Freitag, 17. September 2010

Autonomie

ich weiß nichts, außer das, was nur ich erlebe
ich tue das, was mein erlebtes mir erlaubt, denn über etwas anderes weiß ich nichts
ich darf hoffen, dass mein wissen und meine taten im einklang mit den welten der anderen sind
der mensch ist mein erlebnis genau wie ich seins bin, reagiert auf mein handeln genau wie ich auf das handeln des menschen reagiere und wir beide hoffen auf den einklang unserer beider welten.

Nichts (4)

Das macht man nicht, nein, so etwas tut man nicht, sowas macht man einfach nicht, nein das darf man nicht, macht man nicht, nein!

Mittwoch, 15. September 2010

Traumbarila

Einen Moment lang dachte er, die schöne Frau, die das Lokal eben betreten hatte, wollte zu ihm. Was für ein dummer Gedanke, sie war viel zu jung. Tatsächlich ging sie nämlich vorbei und setzte sich zu ihrem Freund an den Tisch hinter ihm. Er nippte an seiner Tasse Tee.
In seinem Kopf gestalteten seine Gedanken eine für ihn interessantere Geschichte. Da setzte sie sich zu ihm und lächelte ihn an. Und weil das ohnehin schon sehr unrealistisch war, webte seine Fantasie noch unrealistischer.
„Sie sind Detektiv Barila?“, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
Er nickte kühl.
„Danke, dass sie her gekommen sind. Ich wollte mich mit ihnen nicht in ihrem Büro treffen, da ich befürchte verfolgt zu werden und ich möchte sie in die Geschichte nicht mehr als nötig verwickeln.“
Er nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die auch in Wirklichkeit auf dem Tisch lag und zündete sie sich an. Er tat es nur in Gedanken, das Rauchen war in diesem Lokal untersagt.
„Worum geht es?“, fragte er.
Sie seufzte.
„Ich glaube, mein Mann betrügt mich“, begann sie. Er nickte. „Bitte, verstehen sie mich nicht falsch, ich meine nicht, dass er mich mit einer anderen Frau betrügt sondern um mein Geld, verstehen sie?“
Er nickte.
„Ich verstehe.“
Sie seufzte wieder und dieses Mal etwas tiefer.
„Ich weiß nichts genaues, doch ich fürchte auch um mein Leben.“
Er bemerkte, dass ihre Hände zu zittern anfingen und dann musterte er sie etwas genauer. Sie war eine schön gebaute Frau mit langen blonden Haaren und braunen Augen, wenn sich nicht die Angst in ihnen spiegeln würde, wären es sehr beruhigende Augen gewesen. Eine kleine Narbe links auf der Stirn unterstrich ihr hübsches Gesicht sogar oder konnte der Schönheit nichts anhaben.
„Warum glauben sie, sie müssten um ihr Leben fürchten?“, fragte er.
„Darf ich ihnen noch was bringen?“
Er schaute die Bedienung irritiert an. Sie lächelte unsicher.
„Ja, danke, nein, danke, ich muss los.“
Sie nickte freundlich und fing an den Tisch nebenan zu räumen. Sie war auch hübsch und -
was wäre wenn, sie zu ihm gekommen wäre und gesagt hätte: „Darf ich mich zu ihnen setzen?“

Samstag, 11. September 2010

Pilze sammeln

Der Wald hatte seine Stille und Ruhe über die drei Jugendlichen gelegt. Sie sprachen kein Wort miteinander, jeder war für sich in seiner Ruhe und doch zusammen an einem Ort. Das Mädchen mit den langen dunkelblonden Haaren stand an einem hohen Nadelbaum und schaute den Abhang hinab. Irgendwo in dieser Richtung verlief eine breite Landstraße die jetzt nicht zu sehen war. Viele Baumstämme und dann Baumkronen etwas tiefer versperrten den Blick. Etwas höher stand das andere Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren. Sie suchte mit ihren Augen den Boden ab und war ganz darauf konzentriert. Eine Taube verirrte sich im Laub – das Flattern ließ den Jungen aufblicken. Er kniete auf dem Waldboden. In einer Hand hielt er einen Steinpilz. Er strich mit seinen Fingern über den Pilzhut. Er stand auf und hob den Pilz kurz hoch, damit die zwei Mädchen es sehen. Das schwarz-haarige Mädchen streckte ihm den Daumen hin und lächelte. Dann drehte sie sich wieder um und machte einige Schritte vorwärts, den Waldboden absuchend. Die Dunkelblonde rutschte etwas den Abhang hinunter und kniete sich hin. Die anderen Beiden blickten zu ihr hin, doch da alles in Ordnung zu sein schien, machten sie weiter wie bisher.
Die Dunkelblonde winkte aber den Jungen zu sich. Er schlich so leise es ihm möglich war heran, da sie ihm einen Deut gab langsam zu gehen. Sie kniete und schaute einer Blindschleiche zu, die sich in einem Lichtfleck sonnte. Der Junge kniete sich auch hin. Sie schauten dem Tier eine Weile zu dann erhob sie sich wieder vorsichtig und machte einen Schritt zurück. Er machte es ihr nach.
Die Drei kehrten zurück zum Weg und folgten ihm nebeneinander schweigend. Sie erreichten bald die Landstraße aber es fuhren keine Autos und es blieb still. Auf einer Bank ließen sie sich nieder. Der Junge schaute sich seinen Pilz nochmal an. Die Schwarz-haarige hatte auch einige gefunden und entfernte trockene Tannennadeln von ihnen. Die Dunkelblonde legte ihren Kopf weit in ihren Nacken und schaute in die licht-durchfluteten Baumkronen.
„Machen wir heute einen drauf?“, fragte die Schwarz-haarige nach einer ganzen Weile.
Die beiden anderen nickten grinsend und ein Lastwagen fuhr auf der Landstraße laut vorbei...

Dienstag, 7. September 2010

Wanderer

Arten

Psst! Es gibt Orte an denen ich sehr oft vorbei gehe. Diese Plätze vermissen mich nach einiger Zeit, wenn ich länger nicht da gewesen bin. Es gefällt ihnen, dass ich Fotos mache und mich für ihre kleinen Details interessiere. Sie fühlen sich schön und es geht ihnen besser. Ich will sie nicht im Stich lassen...
Am See nahe dem Waldrand, da stehen die Bäume halb im Wasser und Spinnen haben ihre Netze zwischen den kleinen Zweigen über der Oberfläche gespannt. Da wo die zwei Stämme einer alten Eiche sich kreuzen und sich eng umschlingen, da lebt im Wasser eine große Kröte. Ich habe sie noch nie gesehen, aber ich weiß genau, dass sie dort lebt. Immer wieder steigen große Blasen an die Wasseroberfläche und zerplatzen an der Luft. Dieses Wesen ist so groß wie ein Hund und so fett wie ein Schwein. Es bewegt sich träge und langsam und verlässt den See nur bei Nacht.
Etwas weiter, tiefer im Wald lebt eine Schlange. Sie ist so lang wie ein Bus und an ihrer dicksten Stelle hat sie einen Umfang von mindestens 60 Zentimetern. Sie ist die Königin des Waldrandes und ihre ergebenen Untertanen sind die vielen Blindschleichen, die man ab und an am Wegesrand trifft und die blitzartig verschwinden wenn man näher kommt. Sie kundschaften das Gelände aus, um die Königin rechtzeitig über Gefahren informieren zu können.
Noch tiefer im Wald leben Wildschweine und Rehe. Die Rehe haben keinen Anführer und leben in kleinen Herden die, immer zu auf der Suche nach neuen Futterstellen, im Wald umher streifen. Manchmal begegnet man ihnen auch auf den Feldern der Menschen, aber nur sehr selten, da die Rehe sich sehr gut tarnen können. Ein Reh könnte, wenn es wollte, zum Beispiel auf einen Meter an dich heranschleichen ohne, dass du ihn bemerkst. Genauso sind auch die Wildschweine, doch sie verlassen die Wälder niemals und haben eine Anführerin - die große und mächtige Daluthia. Ein ungeheuer großes Schwein mit weißem Borstenfell und gefährlichen Stoßzähnen. Über dieses Tiervolk weiß man jedoch sehr wenig und viele Mythen und Legenden werden sich erzählt.
Dann gibt es da noch die Norks oder "die kleinen Menschen des Waldes" wie sie auch genannt werden, denn sie sehen tatsächlich aus wie kleine Menschen nur viel zierlicher, schmaller und natürlich sehr viel kleiner. Ein Nork soll nicht viel größer sein als der Unterarm eines gewöhnlichen Menschen.
Ich glaube, diese Wesen kennen mich und sie erforschen mich genauso wie auch ich sie erforschen wollen würde und deswegen sind sie froh, dass ich oft durch den Wald gehe und sie sind froh, dass ich mich für sie interessiere. Wenn die Wälder verschwinden, werden wir diese Wesen und ihr Wissen nie kennen lernen.

Montag, 6. September 2010

An die Vergangenheit

Wo bist du hin junge und helle Haut, warum wächst die Dunkelhaut auf dir? Musst du dich gegen die hässliche Zukunft wappnen? Warum muss man sich immer mehr selbst verletzen, um schön zu sein?
Wo bist du hin Freund, warum achtest du auf einmal so sehr auf mein Äußeres, warum bist du so argwöhnisch mir gegenüber geworden? Denkst du an die Zukunft mit mir? Warum muss ich dir plötzlich so viel beweisen?
Wo bist du hin kariertes Papier, warum weichst du dem blanken Mist mit gedruckten Buchstaben? Musst du dich gegen die Zukunft absichern? Warum muss man den ganzen Müll sammeln?
Warum bist du vergangen Vergangenheit? Hast du Angst vor der Zukunft? Warum kämpfst du nicht für deine Träume?

Sonntag, 5. September 2010

Platz der Welt

Müssen sich Menschen immer wieder selbst vernichten, um auf diesem Planeten überleben zu können?

Sonntag, 29. August 2010

Auf und davon - Ruth Thomas

"Okay." Nathan kam sich unbeschreiblich gemein vor. "Was hast du vor, Jule? Wenn ich auf dem Schiff bin? Rufst du um Hilfe?"
"Wahrschenlich. Muss ich warten, bis das Schiff weggefahren ist? Dauert es lange?... Vielleicht sterbe ich", fügte sie mit einer gewissen Befriedigung hinzu.
"Sei nicht blöd. Dir tut nur der Fuß weh. Man stirbt nicht, nur weil man sich den Fuß gebrochen hat."
"Was weißt denn du schon? Ich glaub, mein Herz ist auch gebrochen."
"Ach, red keinen Quatsch! Red keinen Quatsch, Rattengesicht. Das hast du bloß aus den blöden Geschichten, die du gelesen hast."
Warum hat sie das getan? Warum hat sie sich das blöde Bein gebrochen? Mit einem Gesicht wie sieben Gewitter kickte Nathan gegen den Holzstoß. Über die Werft erreichten ihn Rufe und metallisches Klappern, als das Schiff anlegte. Sein Schiff.
Das Schiff, das seines hätte sein können.
Er schaute Julia an, die immer noch mit dem Gesicht zur Wand auf dem Boden kauerte. Er gab dem Holzstoß einen letzten Tritt. Es kostete ihn große Überwindung, doch sein Entschluß war gefasst.
Er kroch aus dem Versteck ins Freie und stellte sich aufrecht hin, so dass die Polizisten, die in diesem Augenblick die Klippen oben absuchten, ihn sehen konnten. Sie hatten die Reste ihres Mittagessens gefunden.
"Ihr könnt kommen und uns holen!", brüllte Nathan. "Wir sind hier unten. Ihr könnt kommen und uns holen!"
Dann hockte er sich neben Julia. Die wusste nicht, wie sie seinen plötzlichen Sinneswandel deuten sollte und starrte ihn nur verwundert an.
"Warum hast du das gemacht?"
"Ich lass dich nicht im Stich, doofes Rattengesicht. Ich geh mit dir. Kapiert?"
Immer noch wütend, schaute er sie an. Julia erwiederte seinen Blick. Ihre Augen glänzten.

Der Sommer ist fertig

Ein Kakao

Sie winkte, als ich das Heim verließ. Woher wusste sie, dass ich hier arbeite? Sie tat so, als sei sie überrascht mich zu sehen und es gelang ihr sehr gut aber leider passte es nicht, dass sie in Mechernich war. Was hatte sie hier zu suchen, wenn es in Euskirchen doch alles gab? Sie hatte keine Verwandten hier, dass hatte sie mir erzählt, also war sie niemanden besuchen gewesen und Freunde hatte sie wahrscheinlich auch nicht.
"Du holst mich ab?", fragte ich.
Sie zuckte mit den Schultern.
"Eigentlich bin ich nur zufällig hier."
Ich musste grinsen, weil sie rot geworden ist.
"Wohnst du hier?", fragte sie.
Wir gingen ein Stück in Richtung Krankenhaus, ein Zug fuhr vorbei.
"In Kommern", antwortete ich nachdem der Zug vorbei war.
Sie schaute auf den Boden, ihre Haare hingen herunter und ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Strähnen von ihren dunkelblonden Haaren flatterten im Wind - es sah aus, wie auf einem Bild aus Ölfarben in das man den Wind hineingemalt hatte.
"Warum bist du hier?", fragte ich.
Sie zuckte mit den Schultern. Ich spürte, dass sie nach etwas suchte, dass sie sagen konnte - irgendetwas. Ich musste ihr helfen, ich musste Fragen stellen. Leider hatte ich das gleiche Problem wie sie.
"Sollen wir einen Kaffee trinken gehen? Ich gebe aus.", sagte ich schließlich nach einer Weile.
Sie sah auf. Ihre Augen blieben an meiner Schulter hängen und sie nickte.
"Ein Kakao", sagte sie.
Alles was innerhalb meiner Brust war begann sich zu drehen... ich lächelte. Ein Freund der mich versteht und -viel wichtiger- einer den ich auch verstehe.

Samstag, 28. August 2010

Tote leere Felder

leute gehen immer wieder.
tote und leere felder bleiben im kopf und man selbst.
man selbst ist für immer.
sonst nichts.
jedes ding, jeder gedanke und jedes gefühl
verfliegt.
leere tote felder bleiben
in die man zurück kehren kann um zu schwelgen.
und mit jedem toten feld stirbt man auch einwenig
und man lebt weiter
nach und nach
als sei nie etwas gewesen

Freitag, 27. August 2010

Ich mag dich

#Bist du gerne hier?
+Was meinst du?
#Mit...
+Hm?
#Mit mir.
+
#Tut mir Leid.
+Ja.
#
+Ich bin gerne mit dir hier.
#
+
#Ich bin nicht sehr aufregend.
+Es ist nur im Moment nicht aufregend, aber wozu auch?
#Findest du mich nicht langweilig?
+Überhaupt nicht.
#
+Ich bin nur vorsichtig, verstehst du?
#Mh...
+Ich will nicht wieder alles kaputt machen...
#
+Vergiss es, ich rede wieder zu viel.
#Ich mag dich.

Verbindung durch den Geist

Wir haben uns gesehen.
Wir haben nichts gesagt
und saßen Meter voneinander.
Wir wussten doch genau
was der andere dachte
wir wussten genau
was der andere fühlte - so etwas.
Wir haben eine Gemeinsamkeit
und das war bestimmt noch icht alles...

Dienstag, 17. August 2010

Verlust an Sonne

Es regnet nur noch. Es ist feucht und dreckig. Es regnet überall, wohin man auch geht. Überall Regen!
Es regnet ohne Pause - mal mehr und mal weniger...

Das hat was von einem Ende der Zeit, des Raums und des Seins. Und es hat was von einem Verlust - die Sonne scheint weg und und nicht gewillt wieder zu kommen - nicht wirklich.

Sonntag, 8. August 2010

Stell dir vor...

Stell dir vor du liegst auf dem Gras und über dir der wolkenlose Himmel. Deine Handflächen liegen flach auf dem Boden...
Stell dir vor du liegst auf einem dicken Ast weit oben im Baum und schaust in den wolkenlosen Himmel. Etwas Wind weht dir durch dein Haar...
Stell dir vor du sitzt auf der Spitze eines grünen Berges und schaust auf die Landschaft hinab - über dir der wolkenlose Himmel. Die Stille tut deinen Ohren gut...
Stell dir vor ihr liegt nebeneinander und du spürst plötzlich die Hand des anderen an deiner - du atmest den wolkenlosen Himmel ein. Das erleichternde Seufzen neben dir lässt dich lächeln, wirklich lächeln.

Mittwoch, 4. August 2010

Dusonstadt zeichnen (2) ^^

HyperDungeonSphäre (1)

Diese Ebene war nicht bewohnt. Jedenfalls gab es keine Anzeichen von etwas Lebendem. Manchmal übersahen ihre Geräte aber etwas und sie hatte gelernt, sich auf ihre Sinne mehr zu verlassen, als auf die Technik.
Langsam stieg sie die breite Treppe eines einst prunkvollen Anwesens inmitten eines Industriegebiets indem, den vielen Gebeinen nach zu urteilen, Androiden produziert wurden. Vor ihr lag ein Plaza mit einem großen Springbrunnen und dahinter lagen die Trümmer eines gewaltigen Schornsteins.
Sie blickte nach oben in die Dunkelheit aus der hier und da einige Kabel hinuter hingen – weit oben musste eine Decke sein; die nächste Ebene, die sie erreichen würde.
Sie durchschritt das Plaza, an dem Brunnen vorbei und stieg über die Trümmer. Vor ihr tauchte ein gigantisches Gebäude aus den Schatten auf. Zwei gewaltige Statuen säumten den Eingang und auf der Treppe saß ein Androide ohne Haut. Er bewegte sich nicht, wahrscheinlich war er tot, aber sie zog zur Sicherheit ihre Waffe.
„Es war schon lange niemand mehr hier“, begann das Wrack zu sprechen. Anscheinend konnte es sich nicht bewegen, den es hob nicht mal den Kopf.
„Wie komme ich in die nächste Ebene?“, fragte sie.
Der Android fing keuchend zu lachen an.
„Der Weg in die nächste Ebene ist eingestürzt, es gibt keinen Weg in die nächste Ebene.“
Sie stieg die Treppe hoch, an dem kaputten Robotermenschen vorbei.
„He!“
Sie blieb stehen.
„Kannst du mich nicht bitte töten?“
Sie setzte ihren Weg fort, blieb oben stehen, drehte sich um und schoß dem Androiden in den Kopf. Sein Körper fiel zur Seite. Sie schritt durch den Eingang und war fort.

Dienstag, 3. August 2010

Gedanken (7)

In 12 Minuten gehe ich los. In den nächsten 10 Minuten werde ich sicher noch viel denken. Mal sehen was ich denken werde. Ich muss erst einmal aufhören daran zu denken, dass ich aufschreiben will, was ich in den nächsten 10 Minuten denken werde, weil sonst schreibe ich nur darüber. Fangen wir mal mit meiner Kamera an - sie liegt gerade unter meinem Arm und da liegt sie gut, weil gleich packe ich sie ein, ich habe sie nämlich immer dabei. Ich habe sie Rollei genannt, weil das steht auch auf ihrem Gehäuse drauf. Sie ist eigentlich scheiße, weil sie keine so guten Fotos macht wie eine Kamera von einer bekannten Marke aber ich weiß mittlerweile, wie man alles aus ihr rausholt, so, dass auch sie ziemlich gute Fotos macht. Irgendwie sind wir Freunde geworden, denke ich. Ich hab sie nicht aufgegeben und ihr vielleicht gezeigt wozu sie fähig ist. Wir bleiben noch lange beisamen, hoffe ich. Auch meinen alten Video-Musik-Player habe ich wieder gefunden. Da habe ich einige Videos drauf die ich mir früher im Wald angesehen habe und Musik die mir was bedeutet. Ja, sowas gibt es alles...

Ich glaube... es ist nicht so gut an alte Sachen zu denken im Moment... ich muss los!

Eine kleine Spende

für den Narr ohne T-Shirt...

Montag, 2. August 2010

Odonata

Sie dreht sich im Kreis immer wieder
Komm näher
Ihre Flügel schlattern im Wind
Schau her

Sie springt von einem Ast zum nächsten
Vorsicht
Unbekümmert und so schnell wie der Wind
Siehst du das Gesicht?

Ihre großen Augen wachsam und schön
Bleib stehen
Grad ist sie da und dann auch schon fort
Nun lass uns weiter gehen...

See bei Kommern

Sonntag, 1. August 2010

Nichts (3)

Ich schreibe zu viel.

Nichts (2)

Ich sehe scheiße aus, aber auf manchen Fotos sehe ich gut aus.

Ich und Ich

Ich habe mich von außen gesehen. Es war schlimm und zugleich faszinierend.

Eigentlich war es schon letzten Freitag gewesen, aber erst heute wird mir so richtig klar, was ich da erlebt habe, weil ich davor noch in einer Art Wachkoma durch die Gegend wandelte.

Woran ich mich erinnere:

Auf der Suche nach Ablenkung sitze ich irgendwann im Zug nach Euskirchen. Vor mir sitze ich in weiblicher Person, was jedoch keinen Unterschied macht. Genau so gut hätte ich vor mir in männlicher Person sitzen können oder wie auch immer...
Dann ging es auch schon los: Die Knöchel am Handgelenk waren das erste was ich zu verstecken versuchte, was sie zu verstecken versuchte. Ich verstand sie auf anhieb, wenn auch ich darüber hinaus bin meine Knöchel vor den Blicken anderer Menschen zu verstecken. Es war mir, nein ihr, peinlich, ganz klar und ich weiß warum. Es sah nicht gut aus, die Ärmel waren zu kurz, ich bin einfach zu dünn, ja, sie war extrem dünn – na und? Ich versuchte zu lächeln, das half manchmal und manchmal verwirrte es mich und es verwirrte mich, ich meine sie. Ich wurde leicht rot, ich werde nie ganz rot aber immer ein bisschen so wie sie. Ich verstehe, dass ich, nein sie, nicht ganz rot werden konnte, das versteht sie.
Die Verbindung wächst um so länger wir da sitzen und unsere Geister kommunizieren. Dann kommt der Schafner. „Fahrkarten.“
Sie sucht, die Haare fallen ihr ins Gesicht. Niemand soll in ihre Tasche schauen. Ich sehe eine Zeitschrift die ihr peinlich ist. Eine Zeitschrift die ihr peinlich ist. Wenn jemand sieht, dass sie sich diese Zeitschrift gekauft hat, wird man blöde Sachen über sie denken. Man wird sie gedanklich auslachen oder gar laut mit Stimme. Sie findet die Fahrkarte nicht. Man wird blöde Sachen über sie denken, man wird sie auslachen... bla bla bla.
Ich habe die Fahrkarte gesehen. „Da“, sage ich und zeige in ihre Tasche.
„Was? - Ach so, ja. Ich suche eigentlich nach meinem Handy. Habs wohl verloren – egal.“ Sie zuckt mit den Schultern und grinst. - Ich bade in in einem komischen Gefühl – Nein, du suchst nicht nach deinem Handy und du hast es auch nicht verloren und wenn, dann wäre es dir nicht egal. Sie ist ich!
„Kann ich aber brauchen“, sagt sie und hält das Ticket hoch. Etwas zu hoch – das ist peinlich. Ich verstehe das. Es ist gar nicht peinlich, aber es ist peinlich. Ich weiß es. Sie wird etwas rot, aber dann hat sie ihre Maske wieder auf. „Rauchst du?“ Ich verneine, aber eigentlich würde ich gerne nicken, weil es „cooler“ wäre, doch darüber bin ich auch hinaus. Ach egal. Ich nicke. Sie gibt mir eine ganze Packung – ich soll mich bedienen; vollkommen egal ob ich die ganzePackung einstecke oder mir nur eine Zigarette rausnehme. Vollkommen egal nach außen hin, aber ich weiß, dass sie ihre Packung gerne behalten würde. Ich weiß aber auch, dass ich sie ihr jetzt nicht einfach zurück geben könnte, weil ich dadurch ihre Maske angreifen würde. Ich halte sie einfach fest.
„Wo musst du hin“, frage ich. „Euskirchen“, sagt sie. „Da fahre ich auch hin.“ Ich schaue mir die Packung an und sie schaut sich ihre Tasche an. Blickkontakt ist verboten denn die Augen sind nackt. „Du bist unsicher“, sage ich und lächel. Ich sage es ganz leise, damit es niemand anderes mitbekommt. Zum einen wegen mir und zum anderen wegen ihr. „Ob ich aussteigen soll?“, fragt sie ohne zu wissen was ich will – glaube ich. „Warum hast du mir die ganze Packung gegeben, du willst doch auch noch rauchen.“ Sie zuckt nur mit den Schultern – irgendetwas stimmt mit dem Typen nicht sehe ich sie denken – jedenfalls sowas in die Richtung.
Wir müssen aussteigen, ich will sie nicht verlieren. Das bin ich – ich will mehr über mich erfahren! Und sie auch... „Wohnst du hier?“, fragt sie, als wir auf dem Bahnsteig sind. „Nein, in Mechernich.“ Sie nickt und wir stehen immer noch da. Ich muss retten.
„Oh!“, mache ich und biete ihr eine von ihren Zigaretten an. Wir rauchen zusammen. Und dann reden wir. Was wir können, haben und gerne tun würden. Das Vertrauen ist da – wir werden uns nicht auslachen aber wir werden uns auch nicht zu viel verraten. Das Gespräch ist zäh aber ich kriege es hin es so hin zu kriegen, dass es nichts ausmacht. Wir schauen uns die Lichter über den Gleisen an und sagen hin und wieder mal was. Ich sitze echt neben mir. Ich erkenne jede Bewegung, jedes Wort und beinahe die Gedanken meines Ichs neben mir.

Der Zwang den ich sehe, der Druck, das mit sich kämpfen... es ist sehr schlimm. Ich will ihr/mir etwas sagen, aber da gibt es nichts zu sagen. Wir sind wie Membrane die auf jede Kante und Spitze acht geben müssen, um nicht aufzuplatzen.

Die Packung teilten wir uns. Ich ging nach Hause mit einem Kopf voller Gedanken und ich ging einen Milchkaffee trinken mit einem Kopf voller wiederkehrender und anderer Gedanken.

Und jetzt sitze ich hier und denke nach. Und ich will mich in anderen Personen entdecken. Ich bin nämlich nicht der einzige und nicht allein.

Dusonstadt zeichnen (1)


Die Dusonstadt im Jahre 2388. Sektor "wasweißich" ^^

Kummer




dann sollte es aber auch wieder gut sein, eh!

Freitag, 30. Juli 2010

Nichts (1)

Bacardi Cola aus der Dose ist etwas komisch. Ich mag jedenfalls die Fledermaus...

Donnerstag, 29. Juli 2010

Gedanken (6)

UMTS mit Vodafone... der Seitenaufbau ist sehr langsam. Es passt aber zur Stimmung hier. Wenn ich ganz leise bin und mich langsam bewege, um keine lauten Geräusche zu machen, kann ich die Nachbarn hören. Ich kann sie nur nicht verstehen...
In der Wohnung ist es still, die Luft ist träge, mein Kopf auch. Ich denke über den Müll nach - keine Ahnung wo ich ihn entsorgen soll. Irgendwo müssen Mülltonnen stehen. Langsam denke ich an etwas anderes, als an meinen Müll. Ich denke an die Stille und an die kleinen Geräusche hier und da. Ich frage mich, ob es sich lohnt den Nachbarn zuzuhören - ich könnte ja so tun, als würde ich mitreden. Ich könnte aber auch noch etwas raus gehen und schauen was hier so los ist in Kommern...
Ich würde rausgehen und durch die Straßen wandern und schließlich wieder in die Wohnung gehen und wieder hier sitzen. Vielleicht sollte ich einfach schlafen gehen...

Ich habe meinen Termin nicht wahrgenommen... der Boden ist etwas schmutzig - ich sollte fegen... in Kommern gibt es anscheinend Ratten und ich bin eine davon...

Quick!

Sonntag, 25. Juli 2010

Gedanken (5)

Wenn die Gedanken kommen, sind sie da und sie werden eher verrecken, als dass sie wieder verschwinden. Man kann sich drehen und winden wie man will.
Sie sind wie der Urknall. Woher er kommt, welchen Grund er hatte zu kommen und was davor passierte, kann man sich nur ausmalen. Aber das Universum ist da und breitet sich unaufhörlich aus. Und anstatt langsamer zu werden, wird es schneller und immer größer.
Am Ende lindert jedes Mal eine Salbe aus Worten, aber Trümmer bleiben zurück. Und man steht mit einem kläglichen Besen weit weg vom Horizont an dem die Sonne langsam untergeht.

Ich trinke Wasser aus der Flasche. Ich bin noch ein Flaschenkind. Und jetzt übernehme ich die Kontrolle über ein ganzes Leben. Ich fühle Freude und ich fühle Angst, denn es gibt zwei Möglichkeiten wie es ausgehen kann.
Ich sitze vor dem Computer. Ich bin verschlossen in einem Raum aus dem ich nicht mehr entkommen kann, weil ich nicht mehr will.
Ich sitze im Cafe und unterhalte mich mit Freunden. Ich bin frei und die Welt liegt vor mir, weil ich sie entdecken will.

Ab Mittwoch scheint die Sonne...

Freitag, 23. Juli 2010

Vulnerabilität

du kleines verwundbares ding
wie dünne haut bist du
leicht zu durchstechen
mit stumpfen dingen
wie den wörtern der menschen
dem verhalten mit verschlossenen augen
und der unwissenheit
dem verlangen danach den größtmöglichen nutzen zu ziehen
und des unwissenden gern-haben deiner unbekannten person
doch es liegt allein an dir und deines kränklichen selbst
weil du deine sensibilität in den falschen momenten zu hoch geschraubt hast
weil du in einem ständigem gegensatz lebst
im verlangen danach gemocht zu werden und dem nicht-glauben daran
dein ich hat sich mit dem "ja" angefreundet
all dein bemühen nach nähe baut auf materiellen leistungen für andere auf
du weißt nicht wie die reale welt funktioniert
deine tiefste stelle des lebens ist die isolation
dann hast du nur noch eine morsche leiter nach oben...

Donnerstag, 22. Juli 2010

Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung

Die ängstliche (vermeidende), auch selbstunsichere Persönlichkeitsstörung (selten: generalisierte soziale Phobie) ist gekennzeichnet durch Gefühle von Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit. Es besteht eine andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und Akzeptiertwerden, eine Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik mit eingeschränkter Beziehungsfähigkeit. Die betreffende Person neigt zur Überbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen bis zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten.

Charakteristisch für vermeidende Persönlichkeiten ist, dass sie sich unsicher, gehemmt, unattraktiv und minderwertig fühlen und aus Angst vor Kritik, Zurückweisung und Verspottung soziale Kontakte meiden. Dabei geraten sie nicht selten in Soziale Isolation. Ihr geringes Selbstvertrauen wird von anderen meist positiv oder gar nicht gesehen, weil sie sich nicht in den Vordergrund drängen, bescheiden, „pflegeleicht“ und verlässlich sind, problemlos zu gängeln, trauen sie sich doch ohnehin nichts zu, insbesondere nicht "Nein" zu sagen. Nicht selten genießen diese Menschen sogar ein hohes Ansehen bei ihren Mitmenschen, da sie stets versuchen, ihren scheinbar "minderwertigen" Charakter durch sehr gute Leistungen im Beruflichen bzw. sehr hohe Aufopferungsbereitschaft innerhalb des Bekanntenkreises zu kompensieren. Schon früh macht sich bei ihnen eine belastende soziale Gehemmtheit bemerkbar, Unfähigkeitsgefühle, Überempfindlichkeit gegenüber negativer Kritik, Schüchternheit, leichtes Erröten und schnelle Verlegenheit. Immer häufiger werden aber auch so genannte biogenetische Ursachen diskutiert, vor allem eine persönlichkeitstypische Vulnerabilität (= Verwundbarkeit) in Form innerer Unruhe, Anspannung, Nervosität und damit mangelhafter Reagibilität und schließlich Verletzbarkeit. kurz: Eine genetische Prädisposition (erblich bedingte Anlage), die bei ungpnstiger Kombination durch die drohenden negativen psychosozialen Einflüsse im Alltag schließlich lebenslang belastet. Persönlichkeitsstörungen werden oftmals von Verwandten 1. Grades weitervererbt und zudem liegen somit auch pathogene (=krankhafte) Familienverhältnisse vor, die dann zum Ausbruch der Störung beim Kind führen. Sie können dabei in einen Konflikt zwischen Bindungs- und Autonomiebedürfnis verfallen. Einerseits sehnen sie sich nach Nähe und Sicherheit, andererseits vermeiden sie enge Beziehungen. Die betreffenden Kinder zum Beispiel fallen entweder durch ein schnell reizbares und überdrehtes („cranky“) Interaktionsmuster oder aber durch ein verschlossenes und in sich gekehrtes Verhalten auf. Zudem können sie von den Eltern zurückgewiesen und abgewertet werden, ebenso von Freunden und anderen nahe stehenden Personen. Das könnte zur Folge haben, dass sich die zunächst nur von außen erfahrbaren Zurückweisungen und Abwertungen in Selbstabwertung und Selbstentfremdung fortsetzen, Selbstwert kann dadurch nicht aufgebaut werden. Freundschaften und soziale Bindungen können dadurch kontinuierlich abgesetzt werden. Zusätzlich unterschätzen sie ihre eigenen interpersonellen Fähigkeiten und haben in Stresssituationen oft ungünstige, negative und selbstkritische Gedanken. Ihr Verhalten ist Ausdruck von Angst und Hilflosigkeit gegenüber den elterlichen Erziehungspraktiken; bisweilen später Entfremdung. Eltern werden als unterdrückend, einengend, emotionsarm und wenig einfühlend erlebt. Unter solchen und ähnlichen Erziehungsbedingungen würde sich die Persönlichkeitsentwicklung eines solches Kindes fast zwangsläufig in Richtung Ängstlichkeit und soziale Vermeidung sozialer Herausforderungen bewegen. Die natürlichen Energien und Möglichkeiten seien dadurch bald erschöpft. Die Zurückweisungen und Abwertungen mündeten notgedrungen schließlich in eine Selbstabwertung und Selbstentfremdung. Und dies alles führe schließlich dazu, dass Freundschaften und soziale Bindungen kontinuierlich gemieden würden oder zumindest zunehmend angstbesetzt seien, was letzten Endes auch zu der verhängnisvollen Vermeidungs-Strategie beitrage. Die gelegentlich irreführend selbstsichere Erscheinung ist eine Art „äußere Maske“ als Folge einer darunterliegenden chronischen Anspannung zum Schutz der leicht aktivierbaren Vulnerabilität. Es entsteht bei ihnen eine ständige Angst und Anspannung, die zum Rückgang von sozialen Kompetenzen führen. Dies wiederum erzeugt einen Teufelskreis, so dass sie sich entweder gar nicht mehr auf soziale Beziehungen und berufliche Aufgaben einlassen oder nur noch dann, wenn sie sich sicher sind, dass sie dabei nicht verletzt werden. Ständige Selbstzweifel plagen sie. In Gesprächen mit anderen halten sie keinen Augenkontakt, sondern fixieren andere Regionen des Gegenübers oder Gegenstände im Raum. Zu neuen Erfahrungen oder für alternative Möglichkeiten sind sie immer weniger bereit. In sozialen Kontakten wirken sie unzufrieden, gequält, distanziert, der Redefluss ist zu zäh und stockend. Potentielle Partner müssen bei ihnen oft jahrelange „Prüfungen“ durchlaufen, um wirklich intim zugelassen zu werden. Beziehungen sind daher selten und oft konfliktbeladen. Starke Verlassensängste und Abgrenzungsprobleme führen oft zu Beziehungszusammenbrüchen und damit eine Wiederholung ihrer Befürchtungen.
Die gehemmte Persönlichkeitsstörung lässt sich weiter in zwei Subtypen aufteilen, deren Verteilung etwa identisch ist.

kühl-distanziert: Die eine Gruppe lässt sich als „kühl-distanziert und sozial-vermeidend“ („cold-avoidant“) beschreiben. Sie haben Probleme, warme Gefühle auszudrücken, und sind misstrauisch anderen gegenüber.

nachgiebig-ausnutzbar: Charakteristisch für die „nachgiebig-ausnutzbare“ („exploitable-avoidant“) Gruppe ist, dass sie sich von anderen ausgenutzt fühlen oder werden und es ihnen Probleme macht, anderen Grenzen aufzuzeigen (= nein sagen). Im sexuellen Bereich kann dies oft Abgrenzungsprobleme geben, die Missbrauch durch andere begünstigen.

Es handelt sich bei den beiden Gruppen um "Idealtypen". Eine genaue Abgrenzung ist nur selten möglich, Mischbilder sind häufig. Die Prävalenz (Häufigkeit) dieser Persönlichkeitsstörung liegt bei 0,5 - 1%. Im Gegensatz zu vielen anderen Persönlichkeitsstörungen, wie z. Bsp. der Schizoiden Persönlichkeitsstörung oder der antisozialen Persönlichkeitsstörung, verspüren die Betroffenen einen hohen Leidensdruck und sind sich oftmals auch einer Störung bewusst. Da die Lebensqualität der Betroffenen dadurch sehr eingeschränkt ist, sind viele auch bereit professionelle Hilfe anzunehmen. Daher weisen Menschen mit einer ÄVPS eine hohe Compliance.




Die Wahl der Therapie sollte vom Patienten mitbestimmt werden und es sollten ihm/ihr genügend Möglichkeiten eingeräumt werden, die eigenen Unsicherheiten und Widersprüche zu erkennen. Durch Training sozialer Kompetenzen sowie durch Stärkung des Selbstbewusstseins können Betroffene profitieren. Dafür können verschiedene Techniken wie gezielte Hilfestellungen, Verhaltensrückmeldungen, Rollenspiele oder Video-Feedback genutzt werden. Allerdings werden Gefühle der Einsamkeit und mögliche Depressionen nicht dadurch aufgearbeitet. Um diese zu bekämpfen, braucht es viel Zeit (unter Umständen über die Therapie hinaus) – sie verringern sich oft durch steigende (positive) soziale Kontakte. Die Einübung prosozialer Autonomie ist der einsichtsorientierten Therapie überlegen. Pharmazeutika können in Ausnahmefällen genutzt werden, stellen aber auf keinen Fall ein zentrales Therapiemittel dar.

http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstunsicher-vermeidende_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung

http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/selbstunsicherheit.html

... Zu selbstkritisch, hält sich für unzureichend, mangelhaft, unattraktiv, meint, die anderen sehen das auch so, weshalb er sich lieber (ängstlich) bedeckt halten sollte, fühlt sich gelegentlich sogar bedroht und neigt vor allem dazu, selbst positive Rückmeldungen nicht ernst zu nehmen oder gar abzuwerten ...

Möglich, wenngleich eher selten ist im Rahmen einer Psychoanalyse (siehe diese) eine Fokal-Therapie, eine psychoanalytische Kurzzeit-Therapie oder die Langzeitbehandlung mit dem Couchsetting, also die klassische Situation des liegenden Patienten mit dem Therapeuten am Kopfende. Bei der so genannten Interpersonellen Psychotherapie wird gelegentlich zur Verstärkung der Lernerfahrung auch psychoedukativ vorgegangen, d. h. zwischen den Psychotherapie-Sitzungen im direkten Lebensumfeld übend.

Das leitet zur Verhaltenstherapie über, die immer häufiger genutzt wird. Gerade soziale Unsicherheiten, Sozialphobien und sonstige soziale Ängste gehören zu den bestuntersuchten Störungsbereichen im Rahmen einer Verhaltenstherapie. Deshalb gibt es nach Ansicht vieler Fachleute hier die am weitesten ausgearbeiteten Therapiekonzepte, auch an Patienten mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung.

Mittelpunkt einer solchen Behandlung ist das Training sozialer Fertigkeiten, das zumeist in Therapiegruppen durchgeführt wird (siehe unten). Dazu gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Techniken, z. B. (in der Fachsprache): Verhaltenseinübung, Modellvorgabe, direkte Instruktionen, gezielte Hilfestellungen, Verhaltensrückmeldungen, Rollenspiele, Video-Feedback, direkte Übungen in Alltagssituationen u.a.

Die Erfolge sind teils ermutigend, teils begrenzt. Besonders die Gefühle von Einsamkeit und Alleingelassensein scheinen sich auch durch ein intensives Sozialtraining nicht in jedem Fall so beeinflussen zu lassen, dass man am Schluss der Therapie von "Normalität" sprechen könnte. Aber auch eine Milderung der psychosozialen Beeinträchtigungen im Alltag kann gerade bei Persönlichkeitsstörungen als ein erfreulicher (Teil-)Erfolg gewertet werden.

Vor allem diese Erkenntnis lässt mitunter eine parallel laufende Behandlung von Gruppen- und Einzeltherapie sinnvoll erscheinen. In Letzterer kann vor allem intensiver an allgemeine Lebensprobleme und Lebensziele des Patienten herangegangen werden. Aufgrund der ja tiefen Unsicherheit muss man dem Patienten mitunter längere Zeit und auch persönliche Möglichkeiten einräumen, sich mit der Realität der eigenen Unsicherheit und Widersprüche auseinander zusetzen. Dies wiederum lässt sich eher in einzeltherapeutischen Gespräche realisieren, wenngleich unterstützt durch die erwähnte Gruppentherapie. Entscheidend ist offenbar die Kombination aus einsichts-orientierter Therapie sowie Einübung "prosozialer Autonomie".

In nicht wenigen Fällen ist es also nicht sinnvoll, allzu lange "einsichts-orientiert" zuzuwarten, bis sich die gesellschaftliche Autonomie langsam zu entfalten beginnt. Erfolgreicher ist eine möglichst frühzeitige wechselseitige Verstärkung dieser beiden Behandlungsstrategien - so die neueren Erkenntnisse.

Ob sich das im Alltag von Klinik und Praxis auch durchsetzen lässt, zumindest in absehbarer Zeit, wird allerdings von manchen Wissenschaftlern bezweifelt. Doch gerade die selbstunsichere Persönlichkeitsstörung wäre ein schönes Beispiel für die (wiederentdeckte) Möglichkeit, unterschiedliche therapeutische Strategien und Methoden zeitgleich durchzuführen.

Dies vor allem im Interesse einer Gruppe von Patienten, die von ihrem Leiden zwar "lautlos", im Grunde aber besonders hart beeinträchtigt, weil vor allem in ihrer zwischenmenschlichen Entfaltung einschließlich beruflicher Konsequenzen benachteiligt sind.

Dienstag, 20. Juli 2010

Einsamkeit einer Sache

Alles was ich will (2)

Meine beste Freundin, Anita, hatte kein Niveau. Das ich das gedacht habe tut mir genauso Leid wie es mir Leid tut, dass ich meine Mutter hab sitzen lassen. Ich kann sie nicht beschreiben, aber damals hatte ich das Gefühl, dass sie ein noch größerer Außenseiter war als ich, mit dem Unterschied, dass sie es nicht merkte. Vielleicht aber überspielte sie es einfach nur kläglich.

Kennengelernt habe ich sie am ersten Tag, als ich auf die weiterführende Schule kam. Sie setzte sich im Bus neben mich. Auch hier möchte ich glauben, dass es kein Zufall war. Irgendwie rotten sich alle Außenseiter zusammen, genauso, wie sich alle tollen Leute zusammentun und wie sich die Streber finden – ein in den Erbanlagen vorprogrammierter Automatismus beim Menschen. Ausnahmen bestätigen dies.

Hallo, gehst du auf das Dyson-Klein-Gymnasium?“, hatte sie mit ihrer hellen, für meinen Geschmack viel zu lauten, Stimme, gefragt. Ihre Tasche setzte sie in ihrem Schoß ab und umarmte sie - damals eine Art Mode, es sollte süß aussehen. An der Seite hing eine Figur aus einer erfolgreichen Trickfilm-Serie.

Ja“, sagte ich.

Ich habe sie noch nie gesehen, sie war eine Fremde und dennoch war ich froh so schnell jemanden gefunden zu haben und nicht mehr allein zu sein. Wenn sie nur etwas ihre Stimme dämpfen würde.

Du bist Fan von Meeresrauschen“, rief sie so laut, dass einige Fahrgäste ihre Köpfe in ihre Richtung wandten.

Meeresrauschen war eine bekannte Band in der Stadt aber ich zählte nicht zu ihren Fans. Die Bluse mit dem Namen der Band bekam ich mal von meiner Kusine geschenkt, die mich zum Gothic-Pop bekehren wollte. Musik interessierte mich nicht, aber ohne wäre das Leben noch etwas schlimmer.

Die Bluse habe ich geschenkt bekommen, ich-“, begann ich mich zu erklären und wurde unterbrochen.

Ich liebe Meeresrauschen“, quietschte sie.

Ich wünschte, ihre verdammten Stimmbänder mochten verkalken.

Der Sänger ist ein Gott!“

Der Bus hielt. Mir war es peinlich aus zusteigen, ich schämte mich für dieses Mädchen, dass ich nicht kannte.


Am nächsten Tag nach dem Schulfest stand ich vor dem Spiegel und fluchte im Flüsterton. Meine Frisur blieb meine Frisur – keine Frisur. Und Sachen zum Schminken hatte ich nicht. Ohnehin hätte ich mich zwingen müssen.

Ach, scheiße!“

Anita stand jeden Morgen vor meiner Türe und wartete auf mich. Wir gingen zusammen zur Bushaltestelle. An diesem Tag kam aber alles anders. Anita kam nicht. Vielleicht war sie krank, dachte ich, oder ihr Wecker hatte versagt. Das es einen anderen Grund geben könnte kam mir nicht in den Sinn.

Im Bus setzte ich mich so, dass ich das Mädchen beobachten konnte. In all der Zeit kannte ich ihren Namen immer noch nicht. Aber Namen interessierten mich genau so wenig wie Musik, sie erfüllten bloß ihren Zweck. Neben ihr saß ein Junge und hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Es machte ihr nichts aus. Ich konnte es nicht verstehen. Warum ließ sie das zu? Was fand sie an dem Typen?

Dann bemerkte ich Anita. Sie saß in der Sitzreihe hinter dem Mädchen und diesem Vollidioten der sie jetzt halb umarmte. Warum versteckte sie sich? Als hätte jemand Mineralwasser über mein Herz gegossen fühlte es sich an. Meine Freundin lies mich hängen und mein Idol sich von einem Jungen umarmen. Zwei Gefühle auf einmal! Ich glaube meine Schaltkreise im Kopf brannten durch – ich stand auf und stieg an der nächsten Haltestelle aus.

Knowledge

Sonntag, 18. Juli 2010

Alles was ich will (1)

So schlimm sehe ich wirklich nicht aus. Vielleicht mache ich mir einfach zu wenig daraus. Jemand hatte mal gesagt, dass ich keine richtige Frisur habe und ob ich schon mal etwas von Make-up gehört hätte. Nicht wegen der Pickel, ich habe gar keine, sondern aus dem einfachen Grund, weil es beinahe schon eine Regel ist, dass man Make-up aufträgt als Mädchen in meinem Alter.

Ach scheiße!“

Ich fluche meistens nur im Flüsterton. Ich habe nie gelernt aus meiner Haut zu fahren und keine Macht der Welt wird mich dazu bringen. Dachte ich.


Das ich extrem verkehrt oder absonderlich bin habe ich kurz nach meinem 14. Geburtstag erfahren müssen. Heute denke ich, dass alle anderen verkehrt und anders sind, aber heute bin ich schon lange nicht mehr 14.

Das Schulfest fand nur zufällig im Frühjahr statt, aber ich möchte gerne bezweifeln, dass sich die Ereignisse nur zufällig in dieser Jahreszeit ereigneten. Die Vorführung der Theatergruppe sollte der Höhepunkt des Festes sein und es durfte niemand fehlen, damit die Aula ordentlich besetzt aussah.

Das Mädchen das die Hauptrolle in dem Stück hatte - ich weiß nicht mehr, worum es in dem Stück ging - war mir schon früher aufgefallen. Eigentlich schon am ersten Tag nachdem ich auf die weiterführende Schule kam. Sie hatte für mich von Anfang an etwas besonderes an sich. Ihre Art, das Verhalten, die Freude und das Selbstbewusstsein, die Sicherheit ihres Auftretens - das alles fehlte mir und ich wäre gerne so wie sie gewesen. Ich beneidete sie.

Verdammt, wie konnte man bloß so sein wie sie? Wie konnte man das?! Warum kann ich es nicht? Manchmal hätte ich sie ohne ersichtlichen Grund treten wollen, nachts träumte ich wach, sie zu zerstören. Aber ich blieb ruhig. Ich explodierte niemals, denn diese Schwäche kannte ich nicht und wollte ich nicht kennen.

Irgendwann klatschten sie. Ich klatschte auch, obgleich ich nichts von der Vorführung mitbekommen hatte. Meine Augen und meine Gedanken galten niemanden anderem als ihr. Ich verstand nicht, was sie sagte aber ihre Stimme ergriff mich und zog mich in einen Bann - wie eine verzauberte Melodie. Der Beifall weckte mich allmählich aber ich blieb sitzen. Sie stand noch hinter dem Bühnenvorhang der soeben zugefallen war und sie umarmten sich und beglückwünschten sich untereinander.

Bei solchen Gedanken spürte ich wie sich bei mir im Bauch die Gedärme zusammen zogen. Sie umarmte andere Menschen, als sei dies das einfachste der Welt. Für mich war es unverständlich. Wie konnte sie so etwas bloß tun?

Was dann in mir passierte ist schwer zu beschreiben, wie jedes Gefühl. Ich wollte nicht, dass sie von anderen umarmt wird. Gleichzeitig wollte ich, dass sie so bleibt wie sie ist, jedoch müsste sie dann von anderen umarmt werden, um so zu bleiben wie sie ist, was ich aber nicht wollte. Was ich wollte, war, dass sie mir gehörte, wenn ich nicht so sein konnte wie sie, dann sollte sie wenigstens mir gehören... Im Großen und Ganzem war es aber nicht das, was ich empfunden habe. Es schien eine schwere Last auf meinem Brustkorb zu liegen und Zorn sammelte sich zu einem Kloß in meinem Hals.

Ich möchte glauben, dass es sich nicht nur um einen Zufall handelte, dass es Frühjahr war und das sie mir auf dem Weg nach Hause hinter der Schule begegnete. Meine Gedanken hätten mich durch Wände rennen lassen und beinahe hätte ich sie über den Haufen getrampelt. Erschrocken starrte ich sie einen Moment lang an, die Aufregung breitete sich wie eine Flüssigkeit aus Nadeln in meinem Körper aus.

'tschuldigung“, rief ich.

Das Adrenalin lies mich schnaufen, als hätte ich einen 2000-Meter-Lauf hinter mir. Es unter Kontrolle zu bekommen, bedeutete kaum Luft zu bekommen.

Du warst in der Vorführung, ich habe dich gesehen von der Bühne aus“, sagte sie plötzlich. Das war etwas viel für mich.

Oh, ich hab dich nicht bemerkt“, sagte ich.

Bevor mir klar wurde, was ich da von mir gegeben hatte, war sie mit einem knappen „Ah“ hinter mir verschwunden. Ich ließ die Schultern hängen. Wahrscheinlich meine einzige Chance ihre Freundin zu werden.

In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich hasste sie auf einmal. Sie hatte mich einfach stehen lassen. Glaubte, sie sei etwas Besseres, dass man sie überall beachtete. Ich konnte froh sein, dass ich nicht so eingebildet war, dass ich meine Freunde nicht stehen ließ, dass ich von niemanden erwartete gesehen zu werden. Ich konnte froh sein, wenn ich irgendetwas sein konnte. Ich hab danach geweint bis ich zu müde dazu war.


Meine Mutter war mein Spiegelbild. Alles was ich nie tun würde, tat sie gerne. Sie benahm sich oft wie ein Kind und mir sagte man nach, ich sei zu erwachsen für mein Alter. Ich bevorzugte „zu ernst für mein Alter“. Sie hatte eigentlich keine Übermasse aber im Vergleich zu mir, war sie einfach fett. Meine Verwandten konnte ich glaube ich nie davon überzeugen, dass ich nicht mager-süchtig bin.

Bei McDonalds wollte sie unbedingt die Junior-Tüte haben, wegen dem Spielzeug. Sogar darum zu streiten war sie bereit. Der Verkäufer bekam schließlich Mitleid - entweder mit ihr oder mit mir, die ich so rot wurde wie der Ketchup auf meinen Pommes.

Es tut mir heute Leid, dass ich sie damals hab alleine sitzen lassen mit all dem Fresskram. Oft habe ich es mir anders gewünscht, aber etwas Geschehenes lies sich nicht mehr ändern - nur wieder gut machen. Ich schenkte ihr einen Kaktus.