Sonntag, 29. August 2010

Auf und davon - Ruth Thomas

"Okay." Nathan kam sich unbeschreiblich gemein vor. "Was hast du vor, Jule? Wenn ich auf dem Schiff bin? Rufst du um Hilfe?"
"Wahrschenlich. Muss ich warten, bis das Schiff weggefahren ist? Dauert es lange?... Vielleicht sterbe ich", fügte sie mit einer gewissen Befriedigung hinzu.
"Sei nicht blöd. Dir tut nur der Fuß weh. Man stirbt nicht, nur weil man sich den Fuß gebrochen hat."
"Was weißt denn du schon? Ich glaub, mein Herz ist auch gebrochen."
"Ach, red keinen Quatsch! Red keinen Quatsch, Rattengesicht. Das hast du bloß aus den blöden Geschichten, die du gelesen hast."
Warum hat sie das getan? Warum hat sie sich das blöde Bein gebrochen? Mit einem Gesicht wie sieben Gewitter kickte Nathan gegen den Holzstoß. Über die Werft erreichten ihn Rufe und metallisches Klappern, als das Schiff anlegte. Sein Schiff.
Das Schiff, das seines hätte sein können.
Er schaute Julia an, die immer noch mit dem Gesicht zur Wand auf dem Boden kauerte. Er gab dem Holzstoß einen letzten Tritt. Es kostete ihn große Überwindung, doch sein Entschluß war gefasst.
Er kroch aus dem Versteck ins Freie und stellte sich aufrecht hin, so dass die Polizisten, die in diesem Augenblick die Klippen oben absuchten, ihn sehen konnten. Sie hatten die Reste ihres Mittagessens gefunden.
"Ihr könnt kommen und uns holen!", brüllte Nathan. "Wir sind hier unten. Ihr könnt kommen und uns holen!"
Dann hockte er sich neben Julia. Die wusste nicht, wie sie seinen plötzlichen Sinneswandel deuten sollte und starrte ihn nur verwundert an.
"Warum hast du das gemacht?"
"Ich lass dich nicht im Stich, doofes Rattengesicht. Ich geh mit dir. Kapiert?"
Immer noch wütend, schaute er sie an. Julia erwiederte seinen Blick. Ihre Augen glänzten.

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