Donnerstag, 26. Dezember 2013

Stück für Stück

Auf der Party hatten sie sich angefangen die Fingernägel zu schneiden. Was ist schon dabei? Nur zum Spaß, es ist nur heute, weil wegen der Party – Yeah! Und deshalb machte ich mit. Es war toll und die Party war toll. Ich lernte Freunde und traf mich mit ihnen. Wir hatten Pläne, wir studierten und hatten alles in unseren Köpfen, wir wollten Groß sein. Wir trafen uns oft und manchmal schnitten wir uns die Fingernägel – hin und wieder nur – zum entspannen. Es war eine sehr tolle Zeit. Wir machten Geld mit Geschäften auf ebay und mit Menschen auf der Straße und dann kamen die Ferien und meine Freunde machten andere Sachen. Mir war langweilig. Ich brauchte meine Freunde, unsere Pläne, unsere Treffen – sie würden ja bald wieder da sein aber -
ich schnitt mir die Fingernägel und ein Stück von meinen kleinen Finger ab. Wahnsinn! Es war viel besser als nur die Fingernägel zu schneiden. Meine Freunde kamen wieder. Als ich ihnen davon erzählte wandten sich die meisten ab. Nur meine zwei besten Freunde blieben bei mir, um sich ihren kleinen Finger abzuschneiden. Jetzt waren wir nur noch Drei und unzertrennlich, wir hatten alle etwas gemein – wir hatten keinen kleinen Finger mehr. Unsere Pläne wurden größer, wir brauchten mehr Geld. Wir wurden größer, größer als unsere Schule und unser Studium. Wir hatten eine Firma gegründet und unsere Treffen häuften sich nun. Jetzt starteten wir durch und wir schnitten uns die anderen Finger ab – in diesem Moment wuchsen wir zu Riesen, fühlten uns beinahe allmächtig aber noch nicht ganz. Ohne unsere Finger konnten wir nicht mehr bei ebay verkaufen, wir mussten unsere Geschäfte ganz auf die Straße bringen auch wenn es hier schwieriger war Geld zu machen. Doch wir hackten uns die Hände ab, um es allen zu zeigen und es klappte, wir verdienten jede Menge Geld. Es war Sommer und wir lebten ohne Morgen. Manchmal gab es Probleme beim Essen oder beim Zähne putzen – ohne Hände ging das nicht mehr so gut. Wir hackten uns die Zehen ab, wenn es nichts zu tun gab – ließen uns Zahnprothesen machen, die uns beinahe in die Pleite trieben aber das Geld hatten wir schnell wieder rein geholt. Wir mussten nur etwas mehr von uns abschneiden. Einer meiner Freunde saß bald im Rollstuhl... jetzt konnten wir nicht mal unser Geld festhalten. Mein anderer Freund wurde ausgeraubt, weil er sich nicht wehren konnte – er hatte keine Extremitäten mehr. Irgendetwas stimmte nicht mehr. Wir verkauften unsere Organe, um an Geld zu kommen, damit wir uns wieder scharfe Messer kaufen konnten, um noch mehr von uns ab zu schneiden. Wir wurden immer weniger. Und zuletzt konnten wir uns gar nichts mehr selbst abschneiden – wir lagen auf der Intensivstation und wurden am leben erhalten. Ich lag da und versuchte es mir zu erklären – es lief doch alles so gut? Und jetzt bin ich fast nicht mehr da.

Dusonstadt Humbuk


Als ich in die Dusonstadt kam war ich 14 Jahre alt.

Es war die Stadt der Welt, die größte, hier lebten fast alle Menschen die auf diesem Planeten lebten, es waren 160 Millionen auf einer Fläche so groß wie die Niederlande.

Als ich in die Dusonstadt kam hingen schwere Wolken über den Kilometer-hohen Wolkenkratzern und zwischen den Ebenen, den Autobahnen, Magnetbahnen, den Fußgänger-Linien, zwischen den Gerüsten aus intelligenten Metallen und den Lichtern, angetrieben von einer Wüste aus Sonnenkraftwerken.

Ich kam in einem Lieferwagen auf dem Beifahrersitz. Bavor, die andere Stadt oder das Dorf, eine der Farmen die die Megastadt versorgten, da kam ich her. Wir kamen durch den Wald, der die Dusonstadt beinahe gänzlich umgab, wir fuhren auf einer Landstraße.
Man kam an, von einer Sekunde auf die andere, denn der Wald hörte plötzlich auf und Vorstadt-Viertel begannen, wie ausgeschnitten und zusammen geklebt, wie ein Klotz aus Beton den man auf eine Fläche Moos wirft. Und man konnte nicht wieder zurück obwohl es möglich war. Es hieß die Stadt unterzog einen einer Gehirnwäsche, machte einen gefügig, loyal, treu und ehrfürchtig und all so etwas.
Wir hatten sofort ein Haus. Daneben stand noch eins und danach kamen noch mehr Häuser. Die Straße nahm nur ein Ende, wenn man ein Auto besaß und fahren durfte. Wenn man sich Zeit nahm erreichte man irgendwann die Reihenhäuser und dann die Wohnblöcke und irgendwann auch eine Station mit der Bahn.

Bevor ich in die Dusonstadt kam schwor ich mir ihr nicht zu verfallen, mich zur Wehr zu setzen und nicht so zu werden, wie die Dusoner. Sie hatte mich zu sich gerufen, ich musste kommen aber das hätte sie nicht tun sollen. Ich hatte Freunde in Bavor, die mich zurück erwarteten.

Der Sommer war heiß. Es bedurfte dennoch keiner Vorkehrungen, um in die Sonne gehen zu können, für den nötigen Schutz vor der Strahlung sorgte die Stadt. Das war sehr neu für mich, ich traute ihr ja nicht. Schließlich musste ich das Haus irgendwann doch verlassen und das war vielleicht mein Glück, je nachdem.

Im Haus auf der anderen Straßenseite wohnte Jufa. Sie sagte „Hey“ und kam zu mir, als würden wir uns schon etwas länger kennen.
„Wie heißt du?“, und so weiter. Wir lernten uns kennen. Wenn ich schon mal hier war, konnte es nicht schaden sich einige Kontakte zu machen – wer weiß wozu sie gut waren.

Ihre Eltern arbeiteten an einem Landeplatz der Feuerwehr. Sie hatte eine Schwester die psychisch krank war – sie bestand aus mehreren Personen. Ich fand sie lustig und sie war der erste Mensch der sich nichts aus der Dusonstadt machte – ich glaube, eigentlich merkte sie gar nicht, dass sie in der Dusonstadt lebte. Sie und er und er führten einen Krieg gegen Nachbars Katze.

Jufa erzählte mir oft von ihrer Schwester und manchmal auch von ihrer Angst vor ihrer Zukunft. Sie war nicht besonders gut in der Schule, was soviel bedeutete wie, sie gehörte nicht zur Elite, konnte aber Computersysteme programmieren, wenn sie sich rein kniete.
Ich war wirklich nicht gut in der Schule, meine Noten waren tatsächlich miserabel, dafür war ich aber gut außerhalb der Schule – vielleicht reichte es, um im Wald zu leben, dachte ich immer. Da lebte ich bereits einige Zeit in der Dusonstadt.

In der Schule brachten sie mir alles bei, was ich bisher nicht konnte, selbst wenn ich keine Lust dazu hatte. Hin und wieder, wenn mir dies mal wieder auffiel, wurmte es mich ziemlich – es war, als würde die Gehirnwäsche auch auf mich wirken. Ich hatte Glück, das Jufa mich immer daran erinnerte, dass ich der Dusonstadt nicht verfallen wollte. Ich hatte ihr erzählt, dass ich es hier hasste und lieber zu meinen Freunden zurück wollte – wie waren noch ihre Namen?

Ich musste kämpfen, weil die Gehirnwäsche langsam wirkte. Nach den Ferien im Januar kam ich zu spät in die Klasse. Der Lehrer drehte sich zu mir um, er stand am Holograph, sein Stuhl war unbesetzt, wie passend. Ich nahm seinen Stuhl und warf ihn durch das Fenster. Er prallte aber ab und knallte laut zu Boden.
„Was ist los, Horu?“, fragte der Lehrer. Erst da merkte ich, dass ich ihn gar nicht kannte.
„Hallo“, sagte ich, „wer sind sie denn?“
Er kam zu mir.
„Gascleaner“, stellte er sich vor.
Er legte einen Arm um meine Schulter und führte mich aus der Klasse. Im Flur fing ich an mich im Kreis zu drehen und ein wenig wie eine Baletttänzerin auszusehen. Ich entfernte mich von ihm.
„Bleib doch hier“, rief er mir nach.
Ehe ich auf dem Schulhof war, hatte ich bereits den Schulpsychologen, eine der Schulärztinnen und mit Sicherheit und zur Sicherheit auch die Polizei irgendwo im Hintergrund.
„Horu kannst du uns mal aufklären“, fragte der Schulpsychologe.
Sie blieben alle sehr ruhig. Keiner kam mir zu nahe, nicht das sie es nicht versucht hätten aber als ich weg sprang wie ein erschrockenes Tier blieben sie stehen und versuchten mich aus der Distanz zu fangen – allein nur mit ihren Worten.

Egal was sie tun oder sagen würden, ich würde weiter verrückt spielen.

Aber eine Stunde später hatte ich einen Tee vor mir stehen und saß im Sekretariat und wartete, dass meine Oma mich abholte. Sie sagten, ich wäre nicht der erste, der nicht so sein wollte, wie es die Dusonstadt will. Sie sagten, dass auch dieses Verhalten die Stadt wiedergibt. Ich sollte bedenken, dass in dieser Stadt beinahe alle Menschen der Welt lebten und sie waren alle unterschiedlich und sie alle machten die Stadt aus und ich sei Teil der Stadt egal wie bekloppt ich mich verhielt – durch mich war die Stadt zum Teil auch bekloppt. Es gibt keine Gehirnwäsche. Es gibt nur eine Grenze und wenn man diese überschreitet ist man die Dusonstadt. Das man nie mehr zurück kehren kann ist bloß Humbuk – ich kann jederzeit zurück nach Bavor.

Aber wie hießen meine Freunde noch?

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Sovngarde

Dovahkiin, Dovahkiin, naal ok zin los vahriin, wah dien vokul mahfaeraak ahst vaal. Ahrk fin norok paal graan fod nust hon zindro zaan, Dovahkiin, fah hin kogaan mu draal.

Huzrah nu, Kul do od, wah aan bok lingrah vod, aahrk fin tey, boziik fun, do fin gein. Wo lost fron wah ney dov, ahrk fin reyliik do jul, voth aan suleyk wah ronit faal krein. Ahrk fin zul, rok drey kod, nau tol morokei frod, rul lot Taazokaan motaad voth kein. Sharot Thu'um, med aan tuz, vey zeim hokoron pa, ol fin Dovahkiin komeyt ok rein.

Ahrk fin Kel lost prodah, do ved viing ko fin krah, tol fod zeymah win kein meyz fundien. Alduin, feyn do jun, kruziik vokun staadnau, voth aan boahlok wah diivon fin lein.

Nuz aan sul, fent alok, fod finvul dovah nok, fen kos nahlot mafaeraak ahrk ruz. Paaz Keizaal fen kos stin nol bein Alduin jot, Dovahkiin kos fin saviik do muz.

Dovahkiin, Dovahkiin, naal ok zin los vahriin, wah dein vokul mahfaeraak ahst vaal. Ahrk fin norok paal graan fod nust hon zindro zaan, Dovahkiin, fah hin kogaan mu draal.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Requiem For A Dream - Totenmesse für einen Traum

Bild aus dem Film "Requiem For A  Dream"
Musik: "Mubanga Dubstep Remix"

cara hat lust kitkat zu töten


Cara und Vierundzwanzig-Null-Eins saßen auf dem Stuhl vor dem Fenster. Es stand weit geöffnet.

Der Vollmond sah heute Nacht aus wie mit Kakao übergossen. Hinter dem Landeplatz bewegte sich der Wald auf sie zu aber er kam niemals an. Während er einen Schritt auf sie zumachte, machte er einen Schritt von ihnen weg und immer wieder wiederholte es sich und so wippte er hin und her, hin und her. Und vierundzwanzig-Null-Eins wurde nervös, es langweilte ihn, er fühlte sich eingesperrt und das nicht nur in einem Zimmer. Cara wippte mit den Bäumen, um ihr klopfendes Herz zu beruhigen – was würde Zehn-Städte jetzt tun?

Das Mädchen stand plötzlich auf, die kühle Luft weckte sie mit einem Mal. Zehn-Städte kam nicht. Vierundzwanzig-Null-Eins entfuhr ein langer Schrei, wie der einer Eule. Er lachte, als er den Hall hörte und das Gefühl das man hat, wenn man laut schreit.
„Ich will raus, Cara, ich will raus, ich will raus, ich will raus, ja?“
Cara schüttelte den Kopf.
„Nein.“
Vierundzwanzig-Null-Eins verlor sein Lächeln. Seine Miene verfinsterte sich. Er fing an schnell und übertrieben zu atmen an.
„Hör auf“, zischte Cara ausser Puste.
Er wirbelte herum und sprang vom Stuhl weg.
„Ich will raus, Cara, Cara, ich will raus, raus und du fick dich!“
Cara setzte sich auf den Stuhl. Sie hatte Tränen in ihren Augen.
„Das sollst du nicht sagen“, weinte sie.
Vierundzwanzig-Null-Eins sprang vom Stuhl auf und kletterte auf die Fensterbank. Er blutete wieder aus den Augen. Das Blut lief heiß über sein Gesicht.
„Ich will raus, Cara.“
Cara lies sich vorsichtig vom Fenstersims zu Boden fallen. Jetzt war sie schon im Garten. Vielleicht, wenn sie nur kurz mit ihm weg gehen würde, nur für kurz, dann würde es niemand merken und dann würde sie wieder zurück sein und er wäre abgekühlt.
„Cara, ich hasse Menschen, lass uns ein Tier töten, lass uns... ein Tier töten!“
Cara legte ihren Finger auf die Lippen.
„Du musst leise sein.“
Er nickte aufgeregt. Er nahm sie am Handgelenk und zog sie auf die Rollbahn. Sie lief zum Hangar und verschwand dahinter. Dort war ein Loch im Zaun.
„Ich will eine Katze töten, Cara.“
„Ja.“
Sie folgte eilig einem sandigen Weg in Richtung Stadt.

Als die ersten Straßenlaternen auftauchten verschwand sie zwischen den Büschen. Hier hatte sie einmal oft gespielt, deshalb gab es jetzt einen Tunnel durch das Buschwerk bis zum Nachbarn. Dort lebte eine Katze. Kitkat. Und sie aß gerne Kitkat.

„Miau“, sagte sie. Sie kannte nur dieses eine Wort. Aber Vierundzwanzig-Null-Eins hatte sie schon vor langer Zeit durchschaut. Sie spionierte manchmal im Garten seiner Eltern oder lief provokant über die Landebahn, wenn gerade jemand um Starterlaubnis bat.
„Ich schneide ihr den Schwanz ab, Cara, Cara lass mich den Schwanz abschneiden, ich will... ihr den Schwanz abschneiden.“
Cara nickte und schlich näher heran. Kitkat blickte kurz in ihre Richtung dann spazierte sie einfach weiter. Cara hatte eine Idee.
„Komm“, rief sie, „komm her.“
Kitkat musterte sie noch einmal kurz, hatte aber kein Interesse zu kommen und Vierundzwanzig-Null-Eins wurde ungeduldig.
„Dreckiges Stück!“
Kitkat zuckte zusammen. Vorwurfsvoll blickte sie Cara an.
„Miau?“
„Komm zu mir, Kitkat – hör auf Vierundzwanzig-Null-Eins!“
Das Licht im Haus des Nachbarn ging an und sogleich wurde auch die Gartentür geöffnet. Der große Mann, der Nachbar stand im Eingang.
„Cara?“, fragte er verblüfft.
Vierundzwanzig-Null-Eins sprang ihn an.
„Hit!“
Seine Krallen gruben tief in seine Wange, wie mit einer Tigerpranke zog er mit seiner Hand durch das Gesicht des großen Mannes. Und noch bevor dieser überhaupt ein Ton von sich geben konnte, hatte er ihm auch schon seine andere Wange zerkratzt. Und beinahe im selben Moment landete er zurück auf den Boden und Cara sah das Blut in dem freundlichen Gesicht und erinnerte sich daran, dass der Nachbar beim letzten Grillfest am Flugplatz gewesen war und dann rannte sie so schnell sie konnte.

Die Blätter und Äste peitschten ihr durchs Gesicht. Vierundzwanzig-Null-Eins heulte laut wie ein Werwoölf aber sie konnte ihn nicht mehr sehen. Sie hörte noch das Stöhnen des Nachbarn und sah wie er seine Hand hob um sich im Gesicht anzufassen in ihrem Kopf. Sie fing an zu weinen – laut und irre weil sie keine Ahnung hatte was sie tun sollte. Sie traute sich nicht einmal zurück nach Hause. Sie rannte so lange, bis sie den Wald erreicht hatte.
„Cara?“
Cara rannte auf den Jungen im Arztkittel zu und umarmte ihn. Eigentlich fiel sie in ihn hinein oder ließ sich einfach fallen und er fing sie auf. Und sie weinte weiter.
„Zehn-Städte“, schluchzte sie. „Vierundzwanzig-Null-Eins – er- … er hat den großen Mann angegriffen und hat ihn mit seinen Krallen verletzt.“

Zehn-Städte streichelte ihr Gesicht.
„Ist schon gut. Hör auf zu weinen, ich kann dir helfen, dass weißt du doch.“
Zehn-Städte nahm ihre Hand.
„Zuerst gehen wir nach Hause“, sagte er. „Dann wecken wir meine Eltern und erzählen ihnen was beim Nachbarn passiert ist – nicht mehr und nicht weniger.“
Cara schüttelte den Kopf und machte einen Schritt von Zehn-Städte weg.
„Nein, sie werden denken, dass ich wieder krank bin.“
Der Junge im Arztkittel blieb ruhig und schüttelte den Kopf.
„Warte, Cara. Erinnerst du dich, was der Arzt gesagt hatte? Dr. Johannson?“
Cara zuckte mit den Schultern, aber es fiel ihr langsam wieder ein.
„Es kann Rückschläge geben, deshalb auch diese Medikamente. Im Großen und Ganzem aber, wird Cara ein relativ normales Leben führen können. Erinnerst du dich?“
Zehn-Städte reichte ihr seine Hand und umschloss ihre. Zusammen gingen sie zurück zum Landeplatz und kletterten durch das Fenster zurück in Caras Zimmer. Vierundzwanzig-Null-Eins war nicht da.
„Bist du bereit?“, fragte Zehn-Städte.
Cara nickte. Sie ging in den Flur und klopfte an die Zimmertüren ihrer Eltern.

Freitag, 25. Oktober 2013

Leyka und Prince


Leyka hatte vor langer Zeit einen Unfall gehabt. Ihr Schulbus fuhr zu schnell und kippte in einer Kurve um. Leyka saß auf der Seite neben dem Fenster auf die der Bus fiel. Als die Scheibe zersprang, zerschnitten die Scherben ihr das Gesicht. Sie lag sehr lange im Krankenhaus und als sie wieder nach Hause kam war sie jemand anderes geworden. Ihr kam es vor, als sei sie in den Körper eines anderen Menschen gesteckt worden. Ihre Eltern gingen vorsichtig mit ihr um, so, als sei sie aus Porzellan, ihre Freunde gaben sich sichtbar Mühe so zu tun, als wäre sie noch immer Leyka und alle anderen Menschen schauten sie an, als würde sie mit einem Tanker auf sie zusteuern und dann schauten sie wieder weg oder taten so, als sei sie doch kein Tanker sondern ganz normal.
Eine Seite ihres Gesichtes hatte große Narben, ihre Lippen schienen Teil davon zu sein. Sie hatte nur noch ein Auge.
Irgendwann wollte Leyka nicht mehr in die Schule gehen. Ihre Eltern versuchten es mit einer anderen Schule aber auch dort wollte sie nicht bleiben. Eine lange Reise begann, von einem Krankenhaus zum nächsten und mit langen Gesprächen und Therapien.
Heute lebte sie in Ruhr und hatte sich mittlerweile an alles gewöhnt, was nicht bedeutete, dass sie sich gut fühlte. Sie hatte eine Freundin gefunden mit der sie sich manchmal nach der Schule traf und ihr Schulpraktikum hatte sie in einer Werkstatt für Autos gemacht. Dort lernte sie Fikret kennen, er war ihr Chef in der Zeit. Er hatte ihr gesagt, dass es irgendwann anders sein würde.
Die Sommerferien fingen an. Sie hatte keine schlechten Noten aber in der Schule wurde noch nach alten Massstäben gewertet. Sie wusste, dass sie mit ihren Noten nicht weit kommen würde, mal abgesehen von ihrem Äußeren. Dann fiel ihr etwas ein. Fikret wollte, dass sie sich bei ihm meldete, wenn sie mit der Schule fertig war. Bis dahin mussten noch Jahre vergehen und Fikret wäre dann Rentner oder so etwas.
Hin und wieder fuhr sie mit der Straßenbahn an den Fluss. Hier saß sie am Ufer und baute kleine Häuser aus Steinen die dann überflutet wurden. Damit konnte sie sich stundenlang beschäftigen und niemand störte sie dabei, weil kaum jemand da lang ging.
Leyka versank an diesem Tag in Gedanken, sie konnte weit weg sein und die Welt um sich herum vollkommen vergessen. Manchmal glaubte sie, dass so etwas niemand anderes sonst konnte. Und an diesem Tag kam jemand vorbei.
Uh, hallo.“
Ein Junge stand plötzlich hinter ihr. Sie hatte ihn nicht kommen gehört aber da stand er mit langen nassen Haaren und bunten Sachen, als sei dies hier ein Strand auf den Azoren. Die Sonne blendete sie und die frischen Blätter glühten.
Hallo.“
Er machte große Augen als sie sich zu ihm umdrehte. Normalerweise verschwand dieser Ausdruck in den meisten Gesichtern schnell wieder aber er hatte offensichtlich eine lange Leitung.
Scheiße“, hauchte er.
Verpiss dich“, raunte sie. Sie drehte sich wieder weg und starrte auf den Fluss. Der Trottel schien nichts zu kapieren. Er stand noch immer hinter ihr. Am liebsten würde sie aufspringen und auf ihn einschlagen aber sie wagte es nicht sich noch einmal zu ihm umzudrehen.
Was ist mit deinem Gesicht?“
Hatte er sie noch alle? Warum ging er nicht einfach weg? Leyka überlegte selbst aufzustehen und schnell davon zu rennen. Leider gab es keine Möglichkeit mal eben schnell hinter einer Ecke zu verschwinden. Die Ufer waren sehr weite unebene Wiesen und es standen nur wenige Bäume und Büsche auf ihnen.
Hat dich jemand mit einem Messer angegriffen oder so?“
Das reichte.
Ich sagte, du sollst dich verpissen!“
Plötzlich stand sie auf den Beinen. So schnell war sie aufgesprungen, dass sie beinahe ihr Gleichgewicht verloren hätte. Der Junge sprang rücklings davon, wie ein erschrockenes Reh aber er verpisste sich nicht.
Man! Ist ja gut, ich frage ja nur.“
Dann frag nicht!“
Er blieb stehen wo er stand. Aus den Augenwinkeln beobachtete er sie. Dann zuckte er mit den Schultern.
Bist du schlecht gelaunt?“, fragte er.
Leyka hatte keine Ahnung was sie tun sollte.
Soll das eine Stadt sein?“, fragte er. Er zeigte auf ihr Steindorf am Ufer. „So etwas mache ich auch, weißt du – aber am Computer mit Bildbearbeitungs-Programmen.“
Toll für dich.“
Er zuckte wieder mit den Schultern.
Hast du keine Freunde?“, fragte er.
Doch hab ich aber du wirst nicht mein Freund.“
Er zuckte mit einer Schulter.
Ist mir egal.“
Dann lass mich doch in Ruhe.“
Leyka hatte plötzlich das Gefühl, sie könnte es noch gut vertragen sich mit dem Typen eine Weile zu streiten.
Von mir aus“, sagte er. Er zuckte schon wieder mit seinen Schultern und dann ging er an ihr vorbei.
Arsch“, sagte sie aber er ging einfach weiter.
Sie hob einen Ast vom Boden auf und warf ihn ihm nach. Er traf ihn am Kopf. Er schrie „Au!“, hielt sich am Kopf fest und kniete sich hin. Vielleicht hatte sie ihn zu sehr erwischt.
Selber schuld.“
Er blieb knien. Sie kam langsam auf ihn zu. Einen halben Meter vor ihm blieb sie wieder stehen. Was nun?
Bist du blöd?“, fragte er, ohne aufzusehen.
Sollte sie sich jetzt entschuldigen?
Ups“, sagte sie.
Er stand wieder auf und grinste blöd.
Dafür, dass du nur ein Auge hast, kannst du aber gut zielen.“
Das tat nicht weh. Aus irgendeinem Grund war es witzig.
Du kannst mich mal.“ 
 

Dienstag, 8. Oktober 2013

Gedanken (15) Kreise

Es ist immer so, als wäre es unmöglich, etwas so zu erklären, dass keine Frage mehr offen bleibt. Die Dinge hängen zusammen wie unendlich viele Glieder eines Kettengebildes ohne einen Rand, einen Anfang oder einem Ende. Egal aber wo man anfängt, alles läuft darauf aus, dass man das gesamte Gebilde verstehen muss, wenn man auch nur erklären will warum Wasser Feuer löscht. Und dann? Was ist Energie?

Julian dachte oft über Dinge nach zu denen vielleicht noch nie ein Mensch eine Frage gestellt hatte. Warum funktioniert Energie?

Es könnte sein, dass es Energie nur dann gibt, wenn es eine Welt gibt. Es könnte sein, dass das Universum nur deshalb aus dem Nichts voller Energie entstanden ist, weil das Universum heute existiert. Die Gegenwart lässt die Vergangenheit zu.

 „Wenn ich jetzt nicht hier wäre, gäbe es kein Universum.“
Davon bekam er manchmal Kopfschmerzen. Keine richtigen Schmerzen aber sein Gehirn wehrte sich dagegen über Dinge nach zu denken, für die es nicht entwickelt wurde. Manchmal wurde ihm schwindelig davon, so, als könnte ihm davon schwarz vor Augen werden oder so etwas in der Art.

Kann man eigentlich erklären warum Naturgesetze so wirken wie sie es tun?

Julian stand auf. Er hatte auf dem Boden gelegen. Hier lag viel Schutt herum.

Montag, 23. September 2013

September 2063


Das Gefühl ähnelte vielleicht dem das man als Kind gehabt hatte, wenn man beim Zahnarzt auf das Rufen seines Namens wartete. Dieses bedrückende Gefühl hielt jedoch an – viele Tage und Wochen ohne das etwas geschah. Manchmal wünschte man sich fast, es würde endlich etwas passieren – egal was. In Wirklichkeit aber hatten die meisten noch immer die Hoffnung, alles würde gut ausgehen. Seit Generationen hatte sich niemand mehr einer solchen Sache gegenüber stehen sehen. In den Köpfen vieler galt es als... unmöglich?
Nach der Schule musste ich nach Hause. Ich sollte mich nicht herum treiben. Meine Eltern hatten jedoch keine Ahnung wann die Schule zu Ende war. Zumindest glaube ich das. Jedenfalls nutzte ich jede Gelegenheit, um nach der Schule Zeit mit Freunden zu verbringen.
Jeden Morgen vor der Schule, kurz bevor ich das Haus verließ, kamen Nachrichten im Fernsehen. Mehr bekam ich nicht mit, als ich in diesen wenigen Minuten, in denen ich mir die Schuhe anzog und mir meine Jacke umwarf, den Rucksack schulterte und „Bis dann“ sagte, zu hören und sehen bekam.
Der Streit betraf seltene Erden. Metalle die für die Produktion von Computern wichtig waren. Nur ein einziges Land auf der Erde versorgte alle anderen Länder mit diesen Metallen auf die jeder ganz scharf war. Ich fragte mich, ob es deshalb vielleicht bald keine Computer mehr in Deutschland geben würde. Das wollte ich bestimmt nicht, denn der Computer war eines der wichtigsten Dinge in meinem Zimmer.
Parker – ein merkwürdiger Junge. Oft wünschte ich ihm etwas schlimmes und hätte liebend gern öfter noch ihm in sein Gesicht geschlagen aber nur mit ihm erlebte ich Dinge von denen es sich zu erzählen lohnt.
In unserer Stadt gab es einen alten Schrottplatz. Unsere Zeit nach der Schule verbrachten wir hin und wieder dort. Metallkisten voll mit Kabeln, gestapelte PKW und andere Fahrzeuge und sehr merkwürdige Konstruktionen die vielleicht etwas mit Abwasserkanälen zu tun hatten oder Hochdruck-Behälter – was auch immer. Parker konnte von Kabeln nicht genug bekommen. Immer wenn wir den Schrottplatz verließen hatte er seinen Rucksack voll davon. Ich habe keine Ahnung was er damit anstellte aber er nahm den Schrott jedes Mal mit.
Einmal war ich bei ihm Zuhause. Das Haus seiner Eltern lag in der Nähe einer großen Recycling-Anlage. Er lebte dort in einem ziemlich kleinen Zimmer – besser als ein Abstellraum. Vielleicht war es sogar größer, aber es war dermassen voll gestopft mit Elektrozeug, dass man sich nur vorsichtig drehen konnte, wenn man nicht etwas umstossen wollte.
Es gab plötzlich ein zweites Land das diese seltenen Erden gewinnen konnte. Jetzt konnte man Druck ausüben indem man dieses Land vorzog. Dadurch würde es sehr reich werden, überlegte ich. Es stellte sich heraus, dass sie kaum die Mittel hatten, um diese Metalle abzubauen. Die reichen Länder mussten helfen. Die Menschen in diesem Land mochten das aber nicht – was auch immer.
Parker hatte ins Waschbecken gekotzt. Er stand schon fast am Ende der Stunde auf und ging durch die Klasse auf unsere Klassenlehrerin zu.
Du siehst etwas käsig aus“, sagte sie.
Er wackelte zum Waschbecken und erbrach – was auch immer. In der Pause fiel er, ziemlich dramatisch, wie ich fand, auf seine Knie und würgte noch etwas aber es kam nichts mehr. Ansonsten passierte nichts lustiges.
Einmal hätte ich 100 Euro bekommen, wenn ich von der ersten Etage eines Parkhauses gesprungen wäre. Damit hätte ich den Krankenhausaufenthalt aber nicht bezahlen können also entschied ich mich im letzten Moment dagegen. Parker hatte immer Geld und manchmal genug um mal eben 100 Euro auf die Straße zu schmeißen um zu sehen was passiert.
Irgendwann wurde der Streit in den Nachrichten lauter und die Gesichter der Menschen bedrohlicher. Dann sah man immer weniger Menschen, dafür umso mehr Kriegsschiffe und irgendwann brannten einige davon.
Ich merkte gar nicht wie der Oktober kam. Schüler meiner Klasse kamen nicht mehr. Sie verschwanden ganz plötzlich. Erst wegen Krankheit, dann sind sie in eine andere Stadt gezogen und schließlich hatten wir soviel Platz im Klassenraum, dass man uns endlich sagte, sie seien geflohen. Denn jeder auf der Welt musste sich nun für eine Seite entscheiden und es ging, ohne das ich etwas davon mitbekam, plötzlich nicht mehr nur um seltene Metalle. Es ging um alles, um den letzten Fisch und darum, wie man am Ende am besten aus dem ganzen Schlamassel heraus kam.
Ich lebte auf der richtigen Seite des Landes, so bekam ich nicht mit, dass viele fremde Soldaten in die Städte kamen. Sie sprachen alle Englisch aber man verstand sie manchmal trotzdem nicht. Im Fernsehen stellte man sie zum größten Teil als Freunde dar aber ich lernte mehr Menschen kennen die gegen sie waren als anders herum. Persönlich hatte ich nichts gegen sie. Ich wusste, dass sie uns helfen wollten gegen die Bösen zu kämpfen – die mit den schmallen Augen.
Parker wollte Soldat werden. Ich fand die Idee spannend aber selber wollte ich nie Soldat werden. Soldat konnte ich auch am Computer sein. Das stellte ich mir genauso spannend vor.

Sonntag, 18. August 2013

Die Weganer


Ihr Name passte wirklich gut zu ihnen. Die Weganer. Sie kamen von einem Planeten im Sternensystem Wega und ernährten sich ausschließlich pflanzlich. Es lag nun schon fast fünf Jahre zurück, als ihr riesiges Raumschiff in eine Umlaufbahn um die Erde ging und sie ihre Maschinen zu uns hinunter schickten.
Sie hatten uns schon lange bevor sie angekommen waren studiert und unsere Sprachen gelernt. Die Maschinen grüßten freundlich, als sie durch die Stadt rollten. Sie waren ganz weiß und rundlich, fast ein wenig wie einer der alten VW Käfer.
Sie brachten Wissen mit und neue Technologien und im Gegenzug wollten sie Nahrung für ihre weitere Reise haben. Und sie benötigten viel Nahrung. Sie brachten uns bei wie man Fleisch künstlich herstellte und verlangten dafür unsere Ernten. Wir hatten irgendwann kein Brot aber genug Fleisch für alle. Einige Staaten machten bei diesem Geschäft nicht mit oder stellten zu hohe Bedingungen. Die Weganer ließen sich auf keine anderen Bedingungen ein.
Irgendwann waren ihnen die Ernten nicht genug. Für weiteres Wissen verlangten sie, dass mehr Felder angelegt werden müssten. Der erste Ärger kam auf und viele Menschen in verschiedenen Ländern wiesen die Außerirdischen zurück. Und zunächst ließen sie sich auch zurückweisen aber es dauerte nicht lange und sie zwangen die Menschen mit Drohungen mehr Nahrung anzubauen. Und als auch das nicht reichte, schickten sie ihr Kriegsgerät herunter.
Die Armeen auf der Erde hatten nicht die leiseste Chance gegen die Angriffe der Weganer bei denen sie sich nicht mal aus dem Stuhl zu erheben brauchten. Zumeist verwendeten sie eine Art EMP-Angriff welcher jegliche Technik der Menschen einfach abschaltete. Nur mit Schwert und Schild hätten die Menschen angreifen können. Mit einem Fingerzeig schalteten sie ganze Städte ab und marschierten dann mit ihren Robotern ein. Die Menschen wurden in Lagern festgehalten, mit Unmengen an Fleisch versorgt und mussten täglich auf den Feldern der Weganer arbeiten.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte noch nie ein Mensch gesehen, wie die Außerirdischen eigentlich aussahen. Es gab bloß immer nur Gerüchte. Und diese Gerüchte häuften sich mit der Zeit.
In Wirklichkeit sahen sie aus wie Kellerasseln. Wie weiße Kellerasseln ohne eine andere Farbe. Sie schienen sich auf ähnliche Weise fort zu bewegen wie die Schlangen, wobei nur ihr unterer Körperteil den Boden berührte – der Rest des Körpers stand aufrecht. Sie hatten drei ziemlich kurze Armpaare mit Fingern ohne eine richtige Hand. Wenn sie etwas aufheben wollten, legten sie sich auf den Gegenstand mit ihrem Oberkörper fast drauf. Ihr Kopf bestand zum größten Teil aus ihrem Riechorgan mit welchem sie sahen, Gerüche aufnahmen, hörten und ihre Nahrung aufnahmen. 18 sehr kleine Augen waren unter dem Riechorgan wie bei einer Spinne angeordnet aber sie konnten mit ihnen nur feststellen ob es hell oder dunkel war. Und sie mochten es lieber dunkel.
Es soll Menschen gegeben haben, die sich mit ihnen ausführlich unterhalten konnten, Menschen die auf ihre Brut aufgepasst hatten und sich um diese gekümmert hatten. Menschen die etwas zu sagen hatten wurden sogar auf das Raumschiff der Weganer eingeladen. Oft hörte man, dass die Weganer Menschen süß fanden, so, wie Menschen Kätzchen oder kleine Hunde süß finden auch wenn der Vergleich nicht ganz passt. Die Weganer wussten natürlich, dass sie mit intelligenten Lebewesen zu tun hatten aber sie wussten auch, dass sie überlegen waren.

Dann kamen mehr Schiffe von Wega und die Menschen rebellierten. Überall entflammten Kriege. Doch aussichtslos.

Es war in etwa so, als wären die Spanier vor 500 Jahren mit einer Flotte aus Zerstörern und einem Flugzeugträger in Amerika gelandet und stünden einem Azteken-König aus dem Regenwald gegenüber.

Montag, 3. Juni 2013

Vierundzwanzig-Null-Eins


Bino kam auf einem Pfad aus dem Wald. Er kam zwischen den Büschen hervor. Die Blätter an den Ästen machten den Pfad unsichtbar. Er tauchte plötzlich auf. Er kam auf einem Schotterweg raus. Auf der anderen Seite war eine Wiese und ein alter Spielplatz aus Metall und verblassten Farben und mir viel Rost. Und dahinter lag der Landeplatz mit Feuerwache.
Cara klatschte in die Hände. Sie war die Rutsche hinunter gerannt und beinahe im Geäst des Waldes verschwunden aber dann hielt sie kurz davor an.
Zehn Städte“, schrie sie, „bleib da!“
Sie rannte grinsend zurück zur Rutsche und begann sie über die Rutschbahn wieder hinauf zu klettern.
Zehn Städte, ja!“
Bino überquerte den Schotterweg. Er hatte richtig Lust sie zu ärgern. Sie schien alleine zu sein. Die Bänke am Rand des Spielplatzes waren leer und auf der Rutsche, den Schaukeln und dem Kletterbaum war auch niemand.
Vierundzwanzig-Null-Eins“, fauchte sie.
Sie rutschte die Rutsche runter. Sie grinste nicht mehr, merkte nicht, dass Bino näher kam. Sie trat gegen den Kieselsand, die kleinen Steinchen schossen durch die Luft.
Hau ab!“, zischte sie.
Bino stand hinter ihr.
Hau du doch ab“, sagte er.
Sie wirbelte herum. Dann sprang sie zurück. Bino lachte. Sie sah ihn ausdruckslos an. Ihre Augen waren schwarz. Bino machten sie Angst noch bevor er wusste, was ihn erschreckte. Sie starrte ihn weiter an.
Was guckst du so blöd?“, fragte Bino.
Sie schaute auf den Boden, suchte ihn um ihre Füße herum ab. Sie schien nach etwas zu suchen. Vielleicht nach einem Stein.
Was willst du machen?“, fragte Bino.
Sie überlegte.
Hit!“
Mit einem Mal war sie direkt vor ihm und boxte ihm mit geballter Hand mitten ins Gesicht. Bino taumelte rücklings und fiel in den Kiessand. Sofort spürte er warmes Blut über seine Lippen laufen und herunter tropfen.
Bist du bescheuert?“, schrie er sie von unten her an.
Ja, ich und Vierundzwanzig-Null-Eins und Zehn Städte“, antwortete sie ihm prompt.
Bino sprang auf und trat ihr in die Seite. Sie ging in die Knie und hielt sich die Rippen an der Stelle wo er sie erwischt hatte. Dann fing sie an zu weinen. Und zwar ziemlich laut.
Ist ja gut“, schrie Bino gegen ihr Schreien an. „Hör doch mal auf!“
Sie weinte weiter.
Hör zu, tut mir Leid, okay? Hör auf zu schreien.“
Nirgendwo war jemand zu sehen. Bino zuckte mit den Schultern. Er wollte gerade gehen, da hörte sie plötzlich auf.
Also, endlich“, murmelte er.
Sie stand auf ohne ein Ton zu sagen, drehte sich um und ging auf die Wiese und auf den Wald zu. Die Sonne ging unter.
Wo gehst du hin?“, fragte Bino.
Sie wischte sich die Augen und das Gesicht mit ihren Ärmeln ab.
Zehn Städte!“
Was hast du bloß mit diesen zehn Städten?“
Er ging ihr nach, hielt aber genügend Abstand, falls sie ihn noch einmal schlagen wollte. Ihm wurde ein wenig übel, weil er ständig sein Blut ableckte. Sie sagte nichts.
Ich bin Bino.“
Ich bin Cara-Vierundzwanzig-Null-Eins.“
Wieso Vierundzwanzig-Null-Eins.“
Das ist meine Freundin, sie ist böse.“
Beide blieben vor einem hohen Nadelbaum stehen.
Warum böse?“
Sie haut dich.“
Bino machte einen Schritt zurück.
Nein, sie haut mich nicht, weil ich dann zurück haue.“
Sie klatschte in die Hände und freute sich für diesen kurzen Moment beinahe euphorisch.
Alles klar“, sagte Bino. Langsam begriff er, dass Cara nicht ganz dicht war. „Welche zehn Städte meinst du?“
Das ist ein Freund, ein Freund ist eine Katze, Zehn Städte.“
Bino lachte.
Du bist aus einer Anstalt für Psychonauten weggelaufen, nicht wahr?“
Cara lachte auch. Sie klatschte in die Hände, bzw. verfehlte sie halbwegs, freute sich aber dennoch göttlich. Dann wischte sie sich ihre strubbeligen Locken aus dem Gesicht und klatschte noch einmal in die Hände.
Deine imaginären Freunde, wie sehen die aus?“
Zehn Städte ist eine Katze.“
Und der andere, dieser Vierundreizig-Null-Eins?“
Cara zuckte mit den Schultern. Sie lächelte nicht mehr.
Okay, der scheint nicht dein bester Freund zu sein.“
Sie blieben eine Weile still. Bino hob einen Stock vom Boden auf und warf ihn in den Wald hinein. Er krachte gegen einen Baumstamm und vibrierte für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft stehend bevor er zu Boden viel.
Sag mal, du bist doch nicht wirklich weggelaufen, oder?“
Nein.“
Sie hob auch einen Ast vom Boden auf und warf ihn in den Wald.
Wo sind den deine Eltern oder so etwas?“
Sie zeigte zur Landebahn.
Lebst du dort?“
Sie nickte. Sie lies beide Hände durch die Luft flattern vor Aufregung (vielleicht), als Bino einen großen Stein vom Boden aufhob, um ihn zu werfen.
Was ist bei dir eigentlich kaputt?“, fragte er und warf. Der Stein landete in einem Busch der beim Aufprall heftig erzitterte.
Ich bin manchmal Vierundzwanzig-Null-Eins und manchmal bin ich hier.“
Wo ist Vierundzwanzig-Null-Eins denn?“
Sie blickte auf ihre linke Schulter und dann ein Stück hoch. Es sah aus, als würde sie jemandem ins Gesicht blicken der einen Kopf größer war als sie. Bino lief ein Schauer über den Rücken.
Ist er- steht er neben dir?“
Sie nickte. Ihr Gesicht war wieder ausdruckslos.
(„Hit and run away!“)
Spricht er mit dir?“
Sie zuckte mit den Schultern.
Ich muss nach Hause“, sagte sie.

Freitag, 12. April 2013

Nä Nä (3)


Der nächste Tag begann mit Regenschauern. Kaum hatte es aufgehört zu regnen, brach der nächste Guss aus den Wolken aus. Das Wasser floss in kleinen Strömen am Straßenrand lang und stürzte in die Kanalisation. Egid saß am Schreibtisch in seinem Zimmer und zeichnete einen Baum auf dem ein Mädchen mit langen Haaren hockte und breit grinste. Die Mittagszeit brach an aber das schlechte Wetter ließ nicht nach. Egid konnte nichts anderes machen, als sich abzulenken und darauf zu warten, dass der Regen aufhörte und er Nä Nä besuchen gehen konnte – er hatte es ihr eigentlich versprochen. Wie es aussah würde er sein Versprechen aber nicht halten können. Er hatte schon daran gedacht, seine Regenjacke anzuziehen und zum Wald zu gehen, davon wollte sein Vater aber nichts hören. Der Wetterbericht hatte erhöhtes Fallout-Risiko gemeldet. Im Grunde kein Grund zur Sorge, die Werte waren schon seit Jahrzehnten nicht mehr lebensgefährlich aber noch immer traute kaum jemand dem Wetter. Egid fragte sich, ob Nä Nä vom Fallout eine Ahnung hatte, andrerseits lebte sie schon sehr lange im Wald und der Regen hatte sie nicht krank gemacht.
Er warf einen Blick aus dem Fenster – es regnete. Seine Zeichnung sah nicht viel besser aus, als das Gekrackel das er früher im Kindergarten fabriziert hatte. Er zerknüllte das Papier und steckte es in seine Hosentasche, als er seinen Papierkorb nicht fand. So langsam wurde es doch Zeit auszupacken. Er öffnete einen der Kartons die überall in seinem Zimmer herum standen und fing an sein Zeug in die Regale einzuräumen.
Egid war gerade dabei die leeren Kartons übereinander zu stapeln, als sein Vater in Begleitung eines jungen Mannes in der Zimmertür auftauchte.
„Egid, ich bin jetzt weg, wir sehen uns zum Abendessen wieder – das hier ist mein Berater Robert Jannick, er wird mich hier in Lalande unterstützen, vielleicht kannst du ihm nach dem Abendessen das Haus zeigen?“
„Hallo“, sagte Robert mit einem freundlichen Lächeln. Er war ein Mann mit sehr brauner Hautfarbe und den hellsten Zähnen die Egid je gesehen hatte.
„Sicher“, sagte Egid.
„Bleib heute bitte im Haus, ich möchte nicht, dass du bei dem Regen nach draußen gehst. Tentrietty geht heute früher heim, sie lässt dir etwas im Kühlschrank stehen, das du dir warm machen kannst, wenn du Hunger bekommst – sei brav, bis später.“
Die beiden Männer gingen und Robert zwinkerte Egid beim gehen zu. Aus dem Fenster sah er den großen Dienstwagen aus der Garage fahren und fort waren sie. Er war nun alleine in dem großen Haus. Es mussten noch einige Kartons entpackt werden aber er hatte im Moment keine Lust mehr darauf. Im Kühlschrank in der Küche stand ein Topf mit Spagetti drin und eine kleine Schüssel mit Tomatensoße. Egid machte sich aber nur ein Toastbrot mit Käse und ließ sich im Wohnzimmer in den Sessel fallen. Er nahm die Fernbedienung und machte den Fernseher an. Der große Bildschirm flammte auf und zeigte das Menü mit den Sendern und dem Programm. Nachdem Egid eine Weile darauf gestarrt hatte, machte er das Gerät wieder aus.
Das Zwitschern der Vögel weckte ihn eine Stunde später auf. Sonnenlicht flutete das Wohnzimmer durch die wandhohen Fenster. Die Uhr zeigte kurz vor zwei nachmittags. Er setzte sich auf. Der Regen hatte aufgehört. Vielleicht wartete Nä Nä auf ihn. Er stand auf, sprang in seine Schuhe im Eingangsflur und trat hinaus. Dann ging er mit schnellem Schritt die Straße entlang auf den Wald zu – bis zum Ende der Straße und in die Schatten der Bäume. Nä Nä konnte er nicht entdecken aber das hatte er auch nicht erwartet. Wahrscheinlich machte ihr der Regen nichts aus und sie hatte schon vor Stunden auf ihn gewartet und war dann gegangen, als er nicht gekommen war.
„Nä Nä?“, rief er trotzdem.
Keine Antwort. Er stieg durch das Dickicht tiefer in den Wald.
„Nä Nä?!“
Ein Stück weiter vor ihm lag die Stelle an der sie ihm der Eule vorgestellt hatte. Aber auch die Eule war heute nicht da. Er ließ die Schultern hängen.
„Hm.“
Irgendwo musste sie doch wohnen?
„Hallo!“
Die Stimme kam von oben und ganz nah an seinem Ohr. Er schaute auf und kniete sich mit einem ersticktem Schrei hin. Er hatte ihr direkt in ihre Augen und ihr breites Lächeln geschaut. Sie hing direkt über ihm in der Luft.
„Was zum - !“
Nä Nä baumelte kopfüber wie eine Spinne mit roter Haarmähne an einer Liane herab und lachte.
„Überraschung“, rief sie fröhlich.
Egid stand wieder auf.
„Wie bist du denn da hinauf gekommen?“, fragte er. Die Liane reichte bis ganz nach oben und schlang sich dort irgendwo in zehn Metern Höhe um einen dicken Ast.
„Ganz einfach hoch geklettert“, sagte sie und ließ die Liane los, fiel und landete auf ihren Füßen ohne das Egid mitbekam wie das passierte.
„Wohnst du da oben?“, fragte Egid.
„Was ist wohnst?“, fragte sie zurück.
Egid zeigte hoch in die Baumkronen.
„Ob du da oben wohnst, da in den Bäumen“, sagte er und zeigte nun auf einige Bäume, weil ihm nichts besseres einfiel um deutlicher zu werden.
„Nein, ich wohnst da gar nichts und wehe einer wohnst irgendwas da herum in meinen Bäumen, dann kriegt er es mit mir zu tun. Du willst doch nicht etwa wohnsten, oder?“
Egid sah sie einen Augenblick fassungslos an. Er wusste nicht, ob er lachen oder es lieber bleiben lassen sollte und entschied sich für ein halbes Lächeln. Nä Nä hatte ihre Frage jedoch ernst gemeint.
„Ähm. Nein“, sagte Egid kopfschüttelnd. „Wieso sollte ich, nein, bestimmt nicht.“
„Hm“, machte sie noch nicht sehr überzeugt.
„Nä Nä, ich wollte eigentlich nur wissen, wo du schläfst oder wo du deinen Ort hast an dem du immer wieder zurückkehrst.“
„Oh“, machte sie. Ihr Lächeln kam wieder – es war eigentlich nicht wirklich weg gewesen. Und dann lachte sie. Sie schüttelte ihr Haar herum. Wasn, die Eidechse flog heraus und landete auf ihrer Schulter.
„Tut mir Leid, Egid. Es gibt einfach viel zu viele Wörter und ich kann mir einfach nicht alle merken. Ich wohnst... hm... ich wohne in einem sehr hohen Baum und einen sehr alten noch dazu. Willst du mein Nest sehen?“
Egid nickte unsicher und noch bevor er etwas weiteres tun oder sagen konnte, hatte sie ihn am Handgelenk umklammert und zog ihn hinter sich her. Sie konnte sich durch das Dickicht so leichtfüßig bewegen wie eine Schlange und ihre Schritte waren so flink, dass Egids Augen kaum ihren Bewegungen folgen konnten. Er selbst hingegen stolperte und strauchelte und stampfte wie ein betrunkener Strauß hinter ihr her. Und der Weg wurde umso beschwerlicher, umso tiefer sie ihn in den Wald hinein führte.
„Halt“, sagte sie plötzlich.
Sie hielt so abrupt an, dass Egid in sie hinein rannte.
„Was ist?“, sagte er.
Sie zeigte auf eine Stelle zwischen den Baumstämmen. Dort regte sich etwas sehr großes. Die Büsche zitterten und es raschelte laut aber Egid konnte nichts weiter erkennen.
„Das ist Daluthia“, flüsterte Nä Nä. „Wir müssen leise sein.“
Egid blickte nun angestrengt in die Richtung aus dem das Rascheln kam. Da bewegte sich etwas sehr großes und dunkles und – Egids Herz machte einen Sprung – es machte grunzende Geräusche und scharrte mit seinen Beinen über die Erde.
„Nä Nä, was ist das?“, flüsterte Egid.
Sie lächelte.
„Keine Angst, das ist Daluthia, sie ist meine Freundin.“
Sie ging weiter und zog Egid hinter sich her. Doch sie bewegte sich nun langsamer und umsichtiger, um keine Geräusche zu machen – sie schlich.
„Deine Freundin?“, flüsterte Egid mit zittriger Stimme. „Warum versteckst du dich vor deiner Freundin, Nä Nä?“
„Psst“, machte Nä Nä und schlich weiter.
Sie führte ihn um einen sehr dicken Baumstamm herum und dann unter einer gewaltigen Wurzel drunter durch. Der Boden wurde von da an lichter, die Büsche und das Gestrüpp wich nun schwarzer, feuchter Erde die von einem Teppich aus braunen Blättern bedeckt war. Das Grunzen und Scharren war nicht mehr zu hören.
„Daluthia kriegt bald ein Kind und braucht jetzt Ruhe und darum muss man leise sein, wenn man sie besucht“, erklärte Nä Nä.
„Was für ein Tier ist Daluthia?“
Nä Nä musste überlegen. Anscheinend kannte sie die Tiernamen nicht so gut.
„Ich glaube, ihr nennt sie Wildschwein.“
Egid schüttelte den Kopf.
„Wildschweine sind nicht so groß, Nä Nä.“
„Daluthia schon.“
Sie packte ihn wieder am Handgelenk und beide liefen über den Blätterteppich weiter in Richtung eines Hügels auf dem, abgesehen von einer gewaltigen Eiche, nur sehr junge Bäume wuchsen.
„Da schlafe ich“, sagte Nä Nä. Sie zeigte auf den riesigen Baum. „Da wohne ich. Es ist der größte Baum im ganzen Wald und man kann ganz einfach rauf klettern.“
„Wahnsinn“, sagte Egid, nicht nur, weil er glaubte, dass sie es erwartete sondern auch weil es tatsächlich ein sehr beeindruckender Baum war. Der Stamm ragte über all die anderen Bäume hinaus, weit in den blauen Himmel und aus ihm wuchsen hunderte stammdicke Äste aus denen wiederum weitere Äste sprießen. Die Krone bestand aus mehreren gewaltigen Kronen, die so etwas wie Stockwerke bildeten und die Spitze war nicht zu erkennen.
„Nä Nä, so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Egid.
Nä Nä freute sich und rannte vor.
„Komm, Egid! Ich stell dich vor!“
Als er dem Stamm, der den Durchmesser eines Ein-Familienhauses hatte, näher kam, begriff er, was Nä Nä gemeint hatte, als sie sagte, es sei einfach rauf zu klettern. Einige der dicken Äste neigten sich bis zum Boden herab und man konnte an ihnen wie über eine stufenlose Treppe hoch gehen und danach konnte man über die dünneren Äste wie über Leitern noch höher herauf.
Nä Nä blieb vor einem der dicken Äste am Boden stehen und fing an eine Melodie zu summen. Sie klang sehr schön fand Egid. Und während sie summte blickte sie hoch ins Geäst. Egid kam bei ihr an und blickte auch auf.
„Wem möchtest du mich vorstellen?“
Sie hörte auf zu summen.
„Meinem Baum“, sagte sie und tätschelte den dicken Ast.
Egid kratzte sich am Hinterkopf.
„Du sprichst mit dem Baum?“
Nä Nä nickte.
„Klar! Damit es ihm nicht langweilig ist.“
Egid lachte.
„Glaubst du, er versteht dich?“
Nä Nä zuckte mit den Schultern.
„Weiß ich nicht aber wenn du 1000 Jahre lang an immer dem gleichen Ort stehen würdest, wäre dir bestimmt langweilig. Dann würdest du dich ganz sicher freuen, wenn einer mit dir redet auch wenn du ihn nicht verstehst und außerdem singe ich ihm meistens etwas vor und das braucht man ja nicht zu verstehen weil es muss sich nur schön anhören.“
Egid sah ihr zu, wie sie auf den Ast stieg und darauf balancierend im Laub verschwand. Er dachte über das was sie gesagt hatte nach. Und da fiel ihm ein, dass er irgendwo gelesen hatte, dass Pflanzen besser wuchsen, wenn man mit ihnen sprach. Wie interessant dieses Thema gewesen ist, merkte er erst jetzt, vielleicht Jahre nachdem er darüber gelesen hatte. Trotzdem kam er sich etwas dumm vor als er „Hallo, Baum“, sagte und es Nä Nä gleich tat und den dicken Ast tätschelte.
„Nä Nä?“, rief er. Gerade fiel ihm etwas ein, worüber er sich für gewöhnlich lieber keine Gedanken machte. „Wie hoch oben ist dein Nest?“

Sonntag, 31. März 2013

Nä-nä (2)


Da war was! In den Büschen, nicht sehr tief im Wald. Egid kniete sich hin. Es raschelte und dann hörte Egid wieder die Stimme: „Hmmmn-ja.“ Und ein Kichern. Etwas großes mit rostrotem Fell hockte dort im Busch und schmatzte gierig. Vorsichtig schlich Egid auf allen Vieren näher heran doch er war nicht leise genug.
„Hm?!“ Das Wesen erstarrte. Es drehte seinen Kopf in Egids Richtung und Egid blickte jetzt wahrscheinlich direkt in seine Augen, auch wenn er es nicht sehen konnte. Gerade als Egid begriff, dass es sich bei dem Wesen um einen Menschen handelte, sprang es aus dem Busch auf ihn zu. Egid sprang auch auf, um rücklings zurück zu stolpern. Vor ihm landete ein Mädchen mit unglaublich vielen Haaren auf dem Kopf und mit genauso rostroten Augen wie diese. Das Haar reichte bis zum Boden, flocht sich um ihre Arme, um die Brust herum und ihre Beine. Darunter trug sie so etwas wie einen Kartoffelsack aber Egid konnte aufgrund der Haarmenge nicht erkennen was es war.
Er stand wie angewurzelt da und starrte sie an. Sie zeigte ihm die Zähne und knurrte: „Grrr!“ Sie stand da, wie zu einem weiteren Sprung bereit. Egid machte einen vorsichtigen Schritt zurück. Da stellte sie sich gerade hin und fing an zu lächeln. Ein wildes Mädchen aus dem Wald? Egid entspannte sich – sie war um einen halben Kopf kleiner als er.
„Hallo“, sagte er und aus irgendeinem Grund zeigte er mit dem Zeigefinger auf sich selbst. „Ich – Egid!“ Sie guckte jetzt etwas verblüfft.
„Egid“, sagte sie, Egids Stimme nachahmend.
Egid nickte. Noch einmal zeigte er auf sich selbst und wiederholte seinen Namen.
„Egid – und du?“ Er zeigte auf sie.
Sie lächelte nicht mehr, sie fand Egid anscheinend lustig, denn jetzt lachte sie laut und hielt sich den Bauch. Ihre Stimme hallte im Wald wider. Dann zeigte sie auf sich.
„Ich – Zitrokokinunoki“, sagte sie und fügte hinzu, „aber meine Freunde nennen mich Nä-nä.“
Jetzt schaute Egid verblüfft.
„Du kannst ja sprechen“, sagte er etwas zu überrascht. „Ich meine, tut mir Leid.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf.
Das Mädchen lächelte wieder, streckte ihm ihre Hand entgegen. In ihr lagen drei große Waldbeeren. Diese hatte sie wohl verspeist, als Egid sie gestört hatte. Ihre Lippen und auch ein größerer Teil ihres Gesichts zeugten davon wie sehr es ihr geschmeckt hatte.
Egid nahm eine Beere. Er warf sie sich in den Mund und würgte sie runter. Er hätte sie lieber auf den Boden geworfen aber sie beobachtete ihn höchst interessiert. Immerhin schmeckte sie nach gar nichts – fühlte sich an wie Wasser in einer Blase.
„Lebst du im Wald?“, fragte Egid.
„Ja, auf einem Baum und du?“
Egid drehte den Kopf zurück zur Straße.
„In einem der Häuser auf der Straße“, sagte er. „Wie lange lebst du denn schon im Wald?“
„Weiß ich nicht mehr. Ich glaube, schon immer.“
„Hast du denn keine Eltern oder so?“
„Nein, aber ich habe viele Freunde“, sagte sie und griff dabei in ihr Haar unter ihrem linken Ohr – jedenfalls vermutete Egid dort ihr Ohr. Sie hatte plötzlich eine kleine, schwarze Eidechse auf ihrer Hand. Zunächst erschrocken wich Egid halb zurück, kam dann aber wieder näher. Das Tier lag faul auf ihrer Hand und starrte ihn mit seinen Glubschaugen an – züngelte einmal und schaute weg.
„Das ist Wasn, er kommt immer dahin mit wo ich hin gehe“, erzählte das Mädchen Nä-nä, „aber meistens sehe ich ihn nicht, weil er sich in meinen Haaren versteckt.“
Egid lachte.
„Was für andere Freunde hast du noch?“
„Ganz viele, sie leben im Wald aber ich habe auch Freunde die in der Stadt leben. Ich kann sie dir zeigen. Komm mit!“
Sie packte ihn am Handgelenk und zog ihn hinter sich her tiefer in den Wald hinein. Und da machte sich ein Geräusch breit, das Egid noch nie in seinem Leben gehört hatte. Es fühlte sich an, als seien seine Ohren nur noch dazu da dieses Geräusch zu hören und seien für alles andere taub.
„Was ist das?“, fragte er, gleichzeitig versuchte er sich los zu machen. „Warte, ich glaube nicht, dass wir so tief hinein gehen sollten.“
Nä-nä blieb stehen.
„Aber meine Freunde leben mehr tiefer im Wald“, sagte sie, ihre Stimme enthielt einen Hauch Enttäuschung. Doch sie klang auf einmal so klar und Egid fühlte sich immer noch taub.
„Was ist das für ein Geräusch?“, fragte er.
Sie horchte.
„Ich höre nichts.“ Sie versuchte ihn wieder behutsam mit sich zu ziehen. „Komm, es ist nicht so weit.“
Egid atmete einmal tief durch.
„Na schön, aber langsamer.“
Sie nickte. Beide gingen weiter, wobei Egid seine Schwierigkeiten damit hatte stehen zu bleiben und nicht hin zu fallen. Auf dem Boden wucherten Sträucher bis zu den Knien hoch und darunter bildeten wirr verschlungene Wurzeln natürliche Stolperfallen. Und schließlich fiel er auch hin, gerade als Nä-nä rief: „Oh, da ist die Eule! Warum hast du dich auf den Boden gelegt?“
Sie zeigte in die Äste eines hohen Baumes hoch und schaute gleichzeitig verdutzt zu Egid hinab. Egid stand auf.
„Ich hab mich nicht hingelegt“, seufzte er, sich die Hosen abklopfend.
Im Baum saß tatsächlich eine große dunkelbraune Eule und döste vor sich hin.
„Eule!!“, schrie Nä-nä so laut das die Eule und auch Egid zusammen zuckten. Die Eule gab ein lautes Kreischen von sich, drehte ihnen den Rücken zu und schlief weiter.
„Hm“, machte Nä-nä, „sie arbeitet in der Nacht, weißt du? Am Tag schläft sie.“
„Ich glaube, das machen alle Eulen“, sagte Egid.
Sie blickte ihn überrascht an und fing an zu strahlen.
„Ich finde toll, dass du das weißt, Egid. Meine Freunde aus der Stadt wissen so etwas nicht.“
„Was für Freunde hast du in der Stadt? Sind es -ähm- Menschen?“
Sie nickte.
„Der Eismann schenkt mir manchmal ein Eis und da ist auch die alte Lady die Vögel füttert wenn es kalt wird und der Förster der mich gerne schnappt.“ Sie lachte. „Aber er hat mich noch nie geschnappt.“
„Warum jagt er dich?“
Nä-nä zuckte mit den Schultern.
„Aber es ist immer lustig. Komm weiter!“
Sie nahm ihn an die Hand aber Egid fasste sie an der Schulter, um sie auf zu halten. Ihre Haare fühlten sich wie Stroh an.
„Nä-nä, ich muss zurück nach Hause, mein Vater weiß nicht, dass ich hier bin, er wird sich schon Sorgen machen.“
Jetzt war die Enttäuschung in ihrem Gesicht ganz deutlich zu sehen aber nur kurz, dann lächelte sie plötzlich.
„Dann zeige ich dir die anderen Freunde morgen!“
Egid nickte.
„Ja, ich komme morgen wieder.“
Sie lachte, winkte ihm zum Abschied und rannte durch das Dickicht in den Wald hinein. Egid sah ihr nach, bis sie irgendwo zwischen den Bäumen verschwunden war. Auf dem Rückweg hatte er jede Menge zum Nachdenken. Konnte es wirklich so sein, wie es gewesen ist? Es würde ihn nicht wundern, wenn er morgen aufwachen und glauben würde, dass er bloß geträumt hatte.
Er kam auf die Straße und in seinen Ohren begann es laut zu rauschen. Er gewöhnte sich schnell daran denn dieses Rauschen war seinen Ohren wohl bekannt aber jetzt wusste er, was er gehört hatte, als er den Wald betreten hatte. Stille!

Donnerstag, 28. März 2013

Nä-nä! (1)


Die Geschichte spielt in der großen, großen Dusonstadt an einem Ort am Stadtrand ganz nah am großen Wald. Die Dusonstadt ist so groß, dass sie nicht von einem einzelnen Menschen geführt werden kann. So ist die Stadt in 381 Sektoren aufgeteilt und in jedem dieser Sektoren kümmert sich ein Sektor-Administrator um alle Belange in seinem Sektor. Das ist eine Art Bürgermeister. Diese Bürgermeister werden von den Menschen die in dem jeweiligen Sektor leben gewählt. Dieser Bürgermeister verwaltet den Sektor dann 4 Jahre lang, es sei denn, die Menschen stimmen ab, dass er früher gehen muss, weil sie nicht zufrieden mit ihm sind. In diesem Fall wird ein Vertreter eingesetzt bis ein neuer Bürgermeister gewählt worden ist.
Im Sektor 166 oder wie er auch genannt wird „Das Lalande-Viertel“, war genau das passiert. Die Menschen entließen ihren Bürgermeister und bereiteten sich auf neue Wahlen vor. Dies konnte mitunter viele Monate dauern, zumal es noch nicht einmal Kandidaten für das Amt gab.
Der Vertreter für diesen Posten war Sektor-Administrator Holsen der sich zuvor um einen Sektor im Aufbau gekümmert hatte. Ein Sektor in dem eine Megastruktur aufgebaut worden war, die dazu dienen sollte Fracht in den Erdorbit zu transportieren. Eine Art Aufzug in den Weltraum. Nachdem die provisorische Arbeiterstadt nach dem Vollenden der Bauarbeiten wieder entfernt worden war, gab es für Holsen nicht mehr viel zum Verwalten und der Weltraumaufzug gehörte einem großen Konzern der den gesamten Sektor aufgekauft hatte, um dort rund um den Aufzug Lagerhäuser aufzubauen.
Administrator Holsen bekam also eine neue Stelle in Sektor 166 und zog mit seiner Frau und seinem Sohn in ein großes Haus am Stadtrand. Seine Frau erforschte alte Ruine außerhalb der Stadt, die unter dem Meer lagen oder von Bäumen und Sträuchern überwuchert waren. Wenn sie Zuhause war, dann blieb sie manchmal einen Monat oder zwei und langweilte sich schon nach wenigen Tagen auch wenn sie sich oft ganz gut mit einem Spiel in einer der Computerwelten ihres Sohnes ablenken konnte. Öfters nahm sie ihren Sohn dann auf einen virtuellen Ausflug in die Vergangenheit mit, um ihm zu zeigen, wie Menschen früher gelebt hatten. Meistens war sie jedoch nicht Zuhause – sie reiste sehr weit durch die Welt, noch weiter, als die Farmen die die Stadt mit Nahrung versorgten, entfernt waren und die waren ziemlich weit weg – weit hinterm Wald.
Dort wo die Farmen standen, sah die Welt sehr flach aus. Egid hatte mal Bilder von oben gesehen. Es sah aus, wie ein Meer aus verschieden-farbigen Feldern, wie ein buntes Schachbrett aber nicht so gerade und gleichmäßig. Der Boden schien mit Feldern gepflastert zu sein und sie wollten in keiner Richtung ein Ende nehmen. Auf den Luftbildern hatte Egid auch Berge am Horizont gesehen und er hatte sich gefragt, ob auch sie mit Feldern bedeckt waren.
Egid war der Sohn von Administrator Holsen. Er war 10 Jahre alt aber schon ziemlich groß für sein Alter, er hatte dunkelbraunes Haar und passende Augen dazu und die längste Zeit die er bisher gelebt hatte, hatte er einen gelangweilten Gesichtsausdruck getragen – jedenfalls kam es ihm oft so vor. Dabei hatte er eigentlich alles, das andere Kinder nicht hatten – einen der besten Computer der Welt, Skateboards, ein ganz tolles Fahrrad, den neuesten Armkommunikator (Computer der am Arm getragen wird ;p), einen Roboterfreund, einen Roboterhund, einen holographischen Adler, der in seinem Zimmer herum flog und ihn manchmal sogar in den Gewerbevierteln aufsuchte, um ihm einige neue Spielsachen zu zeigen, die in den Geschäften angeboten wurden. Er besaß alle Hörspiele von „Battle Angel Alice“, jedes Album von „Banshee“ und alle Geschichten der Welt die er lesen wollte, jede Zeitschrift die er haben wollte... naja – das reicht ja schon, oder? Aber er hatte noch viel mehr!
„Was sagst du zu deinem neuen Zimmer?“ Herr Holsen kam alle paar Stunden, um nach Egid zu sehen. Er hatte es schon immer getan. Er wusste, dass er viel zu wenig Zeit mit ihm verbrachte und so versuchte er jede freie Minute zu nutzen, um mal eben nach ihm zu sehen und mit ihm einige Worte zu wechseln.
„Es ist gut“, nickte Egid und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zog er die Vorhänge auf und blickte in einen Weiten Garten mit perfektem Rasen und braven Bäumen. „Gefällt mir echt gut.“
Herr Holsens Kommunikator blinkte auf. Er hob den Arm und nickte in die kleine Kamera am Gerät.
„Herr Holsen, ich würde mich gerne vorstellen“, hörte Egid eine Stimme aus dem Kommunikator kommen, die er nicht kannte. „Ich bin Robert Jannick ihr zugewiesener Berater hier in Lalande, wenn sie die Möglichkeit hätten sich mit mir noch heute zu treffen, könnte ich ihnen einige wichtige Dinge sagen, die für ihre Rede morgen hilfreich sein könnten – ansonsten sende ich ihnen mit diesem Gespräch meine Verbindungsdaten, so, dass sie mich jederzeit erreichen können.“
„Danke, Herr Jannick – Egid, wir sprechen beim Abendessen weiter – ich denke, ich habe nach dem Tee eine halbe Stunde, wenn sie dann in der Zentrale sind....“
Herr Holsen verschwand im Flur. Egid machte die Zimmertür hinter ihm zu. Er ließ die Luft aus seinen Lungen sausen, warf sich quer auf sein neues Bett und schwang seine Füße auf einen Karton. Vielleicht sollte er die Dinge in ihm einfach drin lassen. In einigen Monaten würde er sie ohnehin wieder einpacken müssen. Dann würden sie schon wieder umziehen. Soweit er sich erinnern konnte, sind sie nie lange an einem Ort geblieben. Ganz am Anfang war sein Vater der Administrator der Central-Sektoren gewesen. Dort stand der Turm in dem die Künstliche Intelligenz, die alles in der Stadt steuerte, drin war. Danach hatte er einige Zeit in einem Sektor am Meer gelebt aber nur sehr kurz – dort war es sehr schön gewesen. Und danach lebten sie knapp zwei Jahre in einem Sektor in dem ein sehr merkwürdiges Volk lebte, das die künstliche Intelligenz und jegliche Technik ablehnte. Schließlich hatten sie sich um die Belange der Arbeiter die den Weltraumaufzug bauten gekümmert und landeten im Lalande-Viertel welches vom großen Wald beinahe verschluckt wurde.
Tatsächlich schienen alle Straßen die auf den Wald zu liefen, kurz vor dem Wald oder kurz nachdem sie die Grenze des Waldes passiert hatten, einfach aufzuhören. Als hätten die Erbauer-Einheiten ganz abrupt aufgehört weiter zu machen. In Wirklichkeit durchschnitten sehr viele Straßen und Schienen den Wald, immerhin musste die Stadt mit Nahrung von den Farmen versorgt werden aber hier in Lalande oder vielleicht bloß in der Näheren Umgebung wirkte es so, als sei der Wald undurchdringlich.
Egid stand am Nachmittag am Ende seiner Straße „Hinter den Nelken“ hieß sie, er hatte es auf einem Schild gelesen. Er schaute in den Wald hinein. Und -ähm- der Wald schaute zurück. Er hörte keinen Vogel und kein Rascheln oder Zirpen. Das hatten trockene, windstille Tage in der vollen Sonne so an sich aber Egid fühlte sich im Moment etwas gegruselt deswegen. Er verschränkte seine Arme, um die Gänsehaut weg zu bekommen. Da hörte er es!
„Mnjam, Mnjam, Mnjam!“
Was war das?!

Freitag, 22. März 2013

Gedanken (14)


Die Sonne geht auf. Ich stehe auf.
Die Wände sind gelb. Sie sind schmutzig.
Die Flecken erinnern mich an ihre Entstehung.
Das Gras hat zwei Meter erreicht. Es ist höher als ich.
Der Kaffee ist fertig. Ich nehme ihn mit hinaus.
Es ist kalt. Es ist nicht nass. Tannennadeln schweben in der Luft.
Es reicht die Hand aus zu strecken. Sie sind leicht aus der Luft zu holen.
An einer Stelle im Himmel schwebt eine schwarze Wolke und macht Blitze.
An einem Seil flattern Sachen durch den Raum.
Tropfen glitzern jetzt. Gelbes Licht bricht in ihnen.
Tatsächlich denke ich an Farben für die Wand. Grün und helles Lila.
Die Flecken lasse ich wie Bilder. Egal, wo sie sind.
Dann lasse ich das Fenster lange offen. Für Tage.
Das Gras kommt, weil es hier wärmer ist als draußen – noch.
Und meine Tasse wird leer. Die Kanne ist aber voll.
Wärme-liebende Fische schwimmen im braunen Getränk.
Im Kühlschrank habe ich noch Thunfisch-Pizza und Kartons von anderen.
Ich habe in der Nacht gegessen, damit ich am Tag keine Zeit dafür verschwenden muss.
Pizza ist gut.
Das Gras kommt zu mir. Es wächst schnell. Ich spende Wein.
Das Gras wird rötlich.
Ich setze mich zum Spielen hin. Ich mag Modifikationen lieber als das trockene Spiel allein.
Ich genieße es. Es muss komplex sein und beinahe unendlich an Möglichkeiten. Ich bin nämlich da.
Ich erschieße mutierte Kreaturen und esse Kaktusfrüchte die in der Wüste wachsen.
Es sind Tage vergangen, als ich später einkaufen gehe, nur um einkaufen zu gehen. Mal sehen, was es heute sein wird.
Musik in den Ohren muss ständig sein, damit ich weiß, dass ich keine Angst haben muss, weil mir keiner etwas anhaben kann.
Nicht einmal an der Kasse ist es leise in meinem Kopf. Ich muss nichts sagen, wenn ich nicht will und ansonsten, kann ich eines meiner Ohren frei machen – nur wenn es sein muss.
Das ist unhöflich! Oder ich interessiere mich ganz einfach nicht für euch – wieso auch? Es funktioniert doch ohnehin alles so ziemlich automatisch. Guten Tag, Danke, Auf Wiedersehen!
Was soll ich mit eurer programmierten Antwort?
Meine Wand wird Kleckse haben. Ich mag auch rot aber nur wenig. Das kriege ich hin.
Der Weg zurück durch die Stadt ist lang, wenn man nichts zum nachdenken hat. Selten ist das der Fall. Es macht Spaß und eigentlich ist es nur kalt aber das war es auch schon. Es ist toll.
Perfekt, ich wurde nicht beklaut. Alles steht noch an seinem Platz. Umso mehr man hat, umso mehr Sorgen macht man sich. Am liebsten Wäre ein Ding, das alles in einem ist und das man ständig bei sich tragen kann – in Form einer Halskette, gern!
Haarfärbemittel auf einem Handtuch. Ich räume jeden Tag irgendwas auf. Meistens nicht alles auf einmal.
Müll ist zum Glück nicht da. Wird schnell fett, das Vieh. Vielleicht lasse ich die Fette im Supermarkt beim nächsten Mal.
Ich muss mich wieder ins Abenteuer werfen, im Sitzen solange das Wetter es verlangt. Ich brauche wieder neue Bilder die mir nicht die Finger gefrieren lassen. Ich schwitze lieber als kalt zu werden oder friere lieber direkt ein, als zu zittern.
Immer in den letzten Tagen fällt mir ein zu tippen auch wenn es nichts ist was lohnt getippt zu werden. Später frage ich mich vielleicht trotzdem nach den Gedanken hier.
Es ist vielleicht zu spät um Pizza zu machen. Ich finde mich meistens zu laut dabei und es nervt mich wenn jemand zu laute Pizza irgendwo in der Nähe macht. Ich mag keine Türen es sei denn sie bleiben geschlossen bis ich sie auf mache.
Die Sonne geht jetzt unter. Es war wenig.