Die Geschichte spielt in
der großen, großen Dusonstadt an einem Ort am Stadtrand ganz nah am
großen Wald. Die Dusonstadt ist so groß, dass sie nicht von einem
einzelnen Menschen geführt werden kann. So ist die Stadt in 381
Sektoren aufgeteilt und in jedem dieser Sektoren kümmert sich ein
Sektor-Administrator um alle Belange in seinem Sektor. Das ist eine
Art Bürgermeister. Diese Bürgermeister werden von den Menschen die
in dem jeweiligen Sektor leben gewählt. Dieser Bürgermeister
verwaltet den Sektor dann 4 Jahre lang, es sei denn, die Menschen
stimmen ab, dass er früher gehen muss, weil sie nicht zufrieden mit
ihm sind. In diesem Fall wird ein Vertreter eingesetzt bis ein neuer
Bürgermeister gewählt worden ist.
Im Sektor 166 oder wie er
auch genannt wird „Das Lalande-Viertel“, war genau das passiert.
Die Menschen entließen ihren Bürgermeister und bereiteten sich auf
neue Wahlen vor. Dies konnte mitunter viele Monate dauern, zumal es
noch nicht einmal Kandidaten für das Amt gab.
Der Vertreter für diesen
Posten war Sektor-Administrator Holsen der sich zuvor um einen Sektor
im Aufbau gekümmert hatte. Ein Sektor in dem eine Megastruktur
aufgebaut worden war, die dazu dienen sollte Fracht in den Erdorbit
zu transportieren. Eine Art Aufzug in den Weltraum. Nachdem die
provisorische Arbeiterstadt nach dem Vollenden der Bauarbeiten wieder
entfernt worden war, gab es für Holsen nicht mehr viel zum Verwalten
und der Weltraumaufzug gehörte einem großen Konzern der den
gesamten Sektor aufgekauft hatte, um dort rund um den Aufzug
Lagerhäuser aufzubauen.
Administrator Holsen
bekam also eine neue Stelle in Sektor 166 und zog mit seiner Frau und
seinem Sohn in ein großes Haus am Stadtrand. Seine Frau erforschte
alte Ruine außerhalb der Stadt, die unter dem Meer lagen oder von
Bäumen und Sträuchern überwuchert waren. Wenn sie Zuhause war,
dann blieb sie manchmal einen Monat oder zwei und langweilte sich
schon nach wenigen Tagen auch wenn sie sich oft ganz gut mit einem
Spiel in einer der Computerwelten ihres Sohnes ablenken konnte.
Öfters nahm sie ihren Sohn dann auf einen virtuellen Ausflug in die
Vergangenheit mit, um ihm zu zeigen, wie Menschen früher gelebt
hatten. Meistens war sie jedoch nicht Zuhause – sie reiste sehr
weit durch die Welt, noch weiter, als die Farmen die die Stadt mit
Nahrung versorgten, entfernt waren und die waren ziemlich weit weg –
weit hinterm Wald.
Dort wo die Farmen
standen, sah die Welt sehr flach aus. Egid hatte mal Bilder von oben
gesehen. Es sah aus, wie ein Meer aus verschieden-farbigen Feldern,
wie ein buntes Schachbrett aber nicht so gerade und gleichmäßig.
Der Boden schien mit Feldern gepflastert zu sein und sie wollten in
keiner Richtung ein Ende nehmen. Auf den Luftbildern hatte Egid auch
Berge am Horizont gesehen und er hatte sich gefragt, ob auch sie mit
Feldern bedeckt waren.
Egid war der Sohn von
Administrator Holsen. Er war 10 Jahre alt aber schon ziemlich groß
für sein Alter, er hatte dunkelbraunes Haar und passende Augen dazu
und die längste Zeit die er bisher gelebt hatte, hatte er einen
gelangweilten Gesichtsausdruck getragen – jedenfalls kam es ihm oft
so vor. Dabei hatte er eigentlich alles, das andere Kinder nicht
hatten – einen der besten Computer der Welt, Skateboards, ein ganz
tolles Fahrrad, den neuesten Armkommunikator (Computer der am Arm
getragen wird ;p), einen Roboterfreund, einen Roboterhund, einen
holographischen Adler, der in seinem Zimmer herum flog und ihn
manchmal sogar in den Gewerbevierteln aufsuchte, um ihm einige neue
Spielsachen zu zeigen, die in den Geschäften angeboten wurden. Er
besaß alle Hörspiele von „Battle Angel Alice“, jedes Album von
„Banshee“ und alle Geschichten der Welt die er lesen wollte, jede
Zeitschrift die er haben wollte... naja – das reicht ja schon,
oder? Aber er hatte noch viel mehr!
„Was sagst du zu
deinem neuen Zimmer?“ Herr Holsen kam alle paar Stunden, um nach
Egid zu sehen. Er hatte es schon immer getan. Er wusste, dass er viel
zu wenig Zeit mit ihm verbrachte und so versuchte er jede freie
Minute zu nutzen, um mal eben nach ihm zu sehen und mit ihm einige
Worte zu wechseln.
„Es ist gut“, nickte
Egid und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zog er die Vorhänge
auf und blickte in einen Weiten Garten mit perfektem Rasen und braven
Bäumen. „Gefällt mir echt gut.“
Herr Holsens Kommunikator
blinkte auf. Er hob den Arm und nickte in die kleine Kamera am Gerät.
„Herr Holsen, ich
würde mich gerne vorstellen“, hörte Egid eine Stimme aus dem
Kommunikator kommen, die er nicht kannte. „Ich bin Robert Jannick
ihr zugewiesener Berater hier in Lalande, wenn sie die Möglichkeit
hätten sich mit mir noch heute zu treffen, könnte ich ihnen einige
wichtige Dinge sagen, die für ihre Rede morgen hilfreich sein
könnten – ansonsten sende ich ihnen mit diesem Gespräch meine
Verbindungsdaten, so, dass sie mich jederzeit erreichen können.“
„Danke, Herr Jannick –
Egid, wir sprechen beim Abendessen weiter – ich denke, ich habe
nach dem Tee eine halbe Stunde, wenn sie dann in der Zentrale
sind....“
Herr Holsen verschwand im
Flur. Egid machte die Zimmertür hinter ihm zu. Er ließ die Luft aus
seinen Lungen sausen, warf sich quer auf sein neues Bett und schwang
seine Füße auf einen Karton. Vielleicht sollte er die Dinge in ihm
einfach drin lassen. In einigen Monaten würde er sie ohnehin wieder
einpacken müssen. Dann würden sie schon wieder umziehen. Soweit er
sich erinnern konnte, sind sie nie lange an einem Ort geblieben. Ganz
am Anfang war sein Vater der Administrator der Central-Sektoren
gewesen. Dort stand der Turm in dem die Künstliche Intelligenz, die
alles in der Stadt steuerte, drin war. Danach hatte er einige Zeit in
einem Sektor am Meer gelebt aber nur sehr kurz – dort war es sehr
schön gewesen. Und danach lebten sie knapp zwei Jahre in einem
Sektor in dem ein sehr merkwürdiges Volk lebte, das die künstliche
Intelligenz und jegliche Technik ablehnte. Schließlich hatten sie
sich um die Belange der Arbeiter die den Weltraumaufzug bauten
gekümmert und landeten im Lalande-Viertel welches vom großen Wald
beinahe verschluckt wurde.
Tatsächlich schienen
alle Straßen die auf den Wald zu liefen, kurz vor dem Wald oder kurz
nachdem sie die Grenze des Waldes passiert hatten, einfach
aufzuhören. Als hätten die Erbauer-Einheiten ganz abrupt aufgehört
weiter zu machen. In Wirklichkeit durchschnitten sehr viele Straßen
und Schienen den Wald, immerhin musste die Stadt mit Nahrung von den
Farmen versorgt werden aber hier in Lalande oder vielleicht bloß in
der Näheren Umgebung wirkte es so, als sei der Wald
undurchdringlich.
Egid stand am Nachmittag
am Ende seiner Straße „Hinter den Nelken“ hieß sie, er hatte es
auf einem Schild gelesen. Er schaute in den Wald hinein. Und -ähm-
der Wald schaute zurück. Er hörte keinen Vogel und kein Rascheln
oder Zirpen. Das hatten trockene, windstille Tage in der vollen Sonne
so an sich aber Egid fühlte sich im Moment etwas gegruselt deswegen.
Er verschränkte seine Arme, um die Gänsehaut weg zu bekommen. Da
hörte er es!
„Mnjam, Mnjam, Mnjam!“
Was war das?!
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