Erst kannst du einwenig
leben aber irgendwann bist du weg.
„Das ist ein Fluss“,
murmelte Axii.
Es ist ein Fluss. Du bist
nur an einer Stelle – so klein wie ein Atom und dann bist du weg.
Du bist irgendwann weg. Geh mir also aus den Augen. Hau ab, du kannst
tun was du willst.
„Nein“, keuchte Axii
und wachte ganz auf.
Alicen wartete schon vor
dem Tor.
„Warum trägst du
immer diese Jacke?“, fragte er.
Axii zuckte mit den
Schultern.
„Lass uns zum Strand
runter fahren“, sagte Alicen.
„Was willst du da?“
„Da sind die
versunkenen Ruinen, wo die Taucherschule ist – wir springen von den
Ruinen ins Wasser.“
Axii grinste. „Du bist
bescheuert.“
„Nein, ich bin
fantastisch“, sagte Aicen, „so fantastisch, wie kaum jemand
anderes!“ Er schlug sich mit den Händen auf die Brust. „Siehst
du? Siehst du, wie fantastisch ich bin?“
Axii ging zum Bahnhof
runter.
„He! Warte! Sag, dass
ich fantastisch bin“, rief Alicen ihm nach.
„Du bist
fantastisch“, sagte Axii gelangweilt.
Der Bahnhof thronte auf
einer alten Ruine aus der alten Zeit. Sie stiegen in einen Aufzug und
kamen auf den Gleisen raus.
„Fanka hat gefragt, ob
sie mit darf“, sagte Alicen.
„Und?“, fragte
Axii.
„Ich habe ja gesagt.“
„Gut. Wo treffen wir
sie?“
„Tja“, sagte Alicen,
„ich glaube, am Strand, glaube ich.“
Die Magnetbahn kam. Sie
stiegen ein.
Axii schüttelte das
Feuerzeug in seiner Faust. Er blieb stehen, um sich die Zigarette in
seinen Lippen an zu machen. Dann pustete er den Rauch in die Luft.
„Willst du auch?“,
fragte er Alicen.
„Quatsch, ich rauche
doch gar nicht.“
Axii schubste ihn.
„Gestern hast du
geraucht.“
Alicen lachte künstlich.
„Wenn ich rauchen
würde, wäre ich nicht so fantastisch, du Ratte.“
„Oh man, nennmich
nicht immer Ratte.“
Alicen lachte echt.
„Warum? Du siehst
manchmal wie eine aus – wenn deine Ohren zwischen deinen Haaren
heraus gucken.“
Axii patschte sich seine
Haare über die Ohren und Alicen lachte noch mehr. Axii schubste ihn
noch einmal.
„Du siehst eher aus
wie eine Maus aber du willst bestimmt nicht, dass ich dich Maus
nenne, oder?“
„Nein!“
Fanka kam ihnen entgegen.
„Was ist?“, fragte
sie.
„Wir gehen von Ruinen
runter springen, kommst du mit?“, fragte Alicen.
Fanke sah sie an, als
seien sie nicht ganz richtig im Kopf.
„Ehrlich“, sagte
Alicen.
„Na schön, ich schau
euch zu“, sagte sie.
Zu dritt gingen sie zum
Strand runter und dann am Ufer entlang. Die Sonne brannte auf ihre
Köpfe herab.
Da kamen sie an einem
Eisstand vorbei. Den Eisverkäufer kannten sie schon vom letzten Mal.
„Was bekommt ihr?“
„Drei Pingus“,
sagte Axii. Ein Pingu war Eis der Ähnlichkeit mit einem Pinguin
hatte.
„Hab ich nicht“,
sagte der Eisverkäufer, „wie wäre es mit Joghurt-Apfel?“
Axii schüttelte den
Kopf. Joghurt-Apfel schmeckte zwar genauso wie ein Pingu aber man
konnte keinen Pinguin-Kopf abbeisen oder an den Flügeln knabbern.
„Ne, lieber Pingus“,
sagte er.
„Hab ich nicht.“
Axii drehte den
Dyson-Schein in seinen Händen.
„Joghurt-Apfel
schmeckt genauso“, sagte der Eisverkäufer. „Oder nimm etwas
anderes.“
„Ja“, sagte Axii.
Der Eisverkäufer
wartete.
„Und? Was bekommst du
jetzt?“
„Hm, drei Pingus.“
Der Eisverkäufer
verdrehte die Augen.
„Hau ab“, sagte er.
Mit drei blöden
Joghurt-Äpfeln ging es weiter bis zu einer Stelle in der eine alte
Straße im Meer versank. Man konnte sie unter Wasser noch einige
Meter weit sehen, bis sie im tieferen Wasser verschwand. Und dort
ragten alte Reihenhäuser aus dem Wasser. Die Schrägdächer waren
zum größten Teil eingestürzt und überall klebten grüne Algen.
„Da wollt ihr echt
rüber?“, fragte Fanka.
Alicen zog sich die
Schuhe aus und sprang in die Wellen rein. Axii und Fanka gingen über
eine breite Mauer, die ein Stück weiter aus dem Wasser ragte zu den
Ruinen. Über eine rostige Feuerleiter kletterten sie auf das Dach.
Alicen kam pitschnass von der anderen Seite herauf – dort reichte
der Wasserspiegel bis zur obersten Etage und er konnte sich aufs Dach
ziehen.
„Ich springe von da
oben“, rief er und zeigte auf die höchste Stelle die das
Dachgerüst bot. Er kletterte auch sofort hinauf. Axii folgte ihm
vorsichtig.
„Komm Fanka“, sagte
er.
„Ne, ich – macht
mal.“
Alicen sprang runter. Wie
eine Nadel spießte er sich ins Wasser und verschwand unter tausenden
von Bläschen und tauchte dann nach einer Weile wieder auf und
grinste zu ihnen hoch.
„Du bist dran“, rief
er zu Axii.
Axii zog sich seine Jacke
und die Schuhe aus und sprang auch. Und Fanka ließ sich schließlich
auch ins Wasser gleiten. Sie legte sich auf den Rücken und ließ
sich treiben. Axii und Alicen kletterten wieder auf das Dachgerüst
um noch einmal zu springen.
„Lets go to the Klo“,
summte Fanka.
Alicen landete nicht weit
von ihr ins Wasser.
„Ah!“
Axii rutschte aus und
fiel ins Innere der Ruine. Alicen verdrehte die Augen.
„War ja klar.“
Fanka schwam zurück und
kletterte aus dem Wasser. Sie schaute zu Axii runter. Er kam grinsend
zu ihr geschwommen.
„Alles okay?“,
fragte sie. Er nickte.
Alicen kletterte wieder
hinauf, um zu springen.
„Ich frage mich
manchmal, wer in diesen Ruinen gelebt hatte“, sagte Fanka und half
Axii aus dem Wasser.
„Die Deutschen“,
sagte Axii.
„Wer?“
Axii zuckte mit den
Schultern.
„Die Deutschen.“
„Wer soll das sein?“
„Ich glaube, das
waren Menschen und... - sahen aus wie Industrie-Schweine – diese
lilanen.“
„Du labberst manchmal
ein Schwachsinn.“
Axii legte sich auf einen
Balken, um sich in der Sonne zu trocknen.
„Das habe ich im Netz
gelesen“, sagte er. „Die waren ganz hell – nicht alle, aber die
meisten.“
„Ich habe mal gehört,
dass die Menschen früher immer im Haus geblieben sind und deswegen
so hell waren, weil sie nie in die Sonne gingen“, sagte Fanka.
Alicen setzte sich neben
Axii.
„Worüber redet ihr?“
„Über die Menschen
aus der alten Zeit.“
Alicen zuckte mit den
Schultern.
„Waren nicht anders
als wir.“
„Aber sie waren alle
so hell“, sagte Fanka.
„Na und?“
„Das ist doch
komisch“, sagte sie.
Alicen lachte.
„Ja, sie waren zum
lachen. Genau wie wir.“
Noch immer etwas nass
gingen die Drei über die Asakusa-Brücke. Unter ihnen floss der
Rhein. Neben ihnen rasten Autos in die eine Richtung und auf der
anderen Bahn in die andere Richtung. Über ihnen summte eine
Magnetbahn vorbei. Alicen filmte sie.
„Ich glaube, hier
lebten die Niderländer und nicht die Deutschen aber ich weiß es
nicht genau“, sagte Alicen. Sie hatten sich die ganze Zeit darüber
unterhalten. Einmal wollten sie in ein Museum gehen um es genauer zu
erfahren aber zuerst mussten sie heraus finden wo ein Museum war.
„Ist ja auch egal“,
sagte Fanka. „Wohin gehen wir eigentlich?“
Axii zuckte mit den
Schultern.
„Lasst uns mit der
Bahn ins Outland fahren“, schlug Alicen vor.
„Das dauert mir zu
lange“, sagte Fanka. „Das dauert Stunden.“
„Na und?“, sagte
Alicen. „Sollte es uns langweilig werden, steigen wir einfach aus.“
Fanka überlegte.
„Von mir aus“, sagte
Axii.
„Okay“, sagte
Fanka.
Alicen seufzte. „Ne,
ich hab keine Lust.“
Nachmittag. Draußen
knapp 25 Grad. Die Drei saßen in einem Abteil. Der Zug fuhr die
große Runde durch die Stadt. Alicen filmte Axii.
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