Donnerstag, 8. Juli 2010

Detektiv Barila (1)

Es war ein verregneter Sommerabend irgendwann im letzten Sommer im Juli am 26. und ich saß wie jeden Abend in meinem Büro und wartete. Es war wohl ungefähr kurz nach acht, cirka um halb 9, als diese Frau um 20:45 Uhr in mein Büro kam und sich vor meinen Schreibpult auf den kleinen Hocker setzte. Ich bemerkte sofort, nach einigen Minuten, dass sie sich noch vor kurzem einem stürmischen Tränenfluss hingegeben hatte. Sie hatte wohl geweint. Jedenfalls ließ mich ihr verschmiertes Angesicht dies annehmen. Es sei denn, das sollte so aussehen. Manchmal verschlafe ich einfach die neuesten Trends. Was mich jedoch viel mehr überraschte war, dass sie nicht geklopft hatte, obwohl auf meiner Tür ein Schild "Bitte klopfen" hing. Es war ein Geschenk meiner Exfrau die mir dieses an die Stirn geklebt hatte, als sie mich vor einem Jahr aus meiner Wohnung schmiss. Seitdem saß ich jeden Abend in meinem Büro und wartete und nicht umsonst, wie sich herausstellen sollte.
"Was kann ich für sie tun?", fragte ich gelassen.
Sie schluchzte einmal - hatte also doch geweint - und schluchzte dann noch einmal.
"Ich brauche ihre Hilfe", sagte sie. Trotz ihrer weinerlichen Stimme konnte ich heraus hören, dass diese Frau eine Sängerin war, aber ich weiß es nicht genau.
"Ich bin ganz Ohr", hielt ich sie an weiter zu sprechen und um den Anschein zu erwecken, ich wäre interessiert daran was sie mir zu sagen hatte, nahm ich einen Kugelschreiber in die Hand und war bereit mit zu schreiben - was auch immer. Zunächst einmal "NUTS".
"Mein Mann- er- ich glaube, er betrügt mich", erzählte sie mir. Ich kritzelte das Wort "Mann" in meinen Notizblock und nickte.
"Er kommt sehr spät nach Hause und...." Sie schüttelte den Kopf und ich wollte am liebsten die Augen verdrehen. "Er riecht komisch."
"Was arbeitet ihr Mann?", fragte ich.
Sie schluchzte.
"In der Fischfabrik- er- verladet Fische- in- Transporter und- ...." Sie schluchzte und atmete einmal tief ein. Ich nickee und kritzelte "Fische stinken".
"Name?", fragte ich.
"Otti Fritz Frische, er ist ein gut gebauter Mann, verstehen sie, einer dem man gerne nachschaut und- ...." Wieder schluchzte sie. Es nervte.
"Was genau soll ich tun?", fragte ich, um das Gespräch so bald wie möglich beenden zu können, ich hatte noch zu warten.
"Ich möchte, bitte schön gerne, dass sie ihn beschatten und herausfinden, was er macht- was er macht, wenn er so spät nach Hause kommt."

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