Ich war im Wald. Kein Park. Ein Stückchen Wald inmitten der Felder. Ein kleiner Berg, der sich von einer Seite mit Bäumen schmückt. Wild wachsende Gegend – ein Stückchen echter Natur. Nur eine einsame Kapelle auf diesem kleinen Berg zeugt von Menschenhand und die asphaltierte Straße die hinauf auf die Spitze führt. Der Wald ist belassen wie er auch schon vor Urzeiten war... nun, ich muss zugeben, einige Futterkrippen für die Rehe sind überall am Waldrand platziert. Aber wenn man tiefer reingeht, wechselt man die Welten. Ich begebe mich durch ein unsichtbares Tor in eine andere Welt. …
Hier wippen die kahlen Baumkronen noch im Rhythmus des Lebens – es ist Winter aber nicht kalt. Vor – und zurück. Vor – und zurück. So gelassen, als hätten sie alle Zeit der Welt und im Grunde haben sie sie auch. Vor – ich wippe fast mit, nicht weil ich es will, weil es einfach mit mir geschieht – und zurück. Und wieder vor – und die Zeit vergeht wie verlangsamt – und wieder zurück. Und vor – es vergehen unglaubliche Zeitspannen, ich kann in meiner Bewegung über viele Sachen nachdenken – und zurück. …
Dann fangen sie an zu mir zu sprechen. Sie sprechen durch den Wind und durch ihr Knarren genauso wie durch ihre Gestik. Sie sprechen die ganze Zeit, schweigen nie, denn sie haben eine Millionen Jahre lange Geschichte zu erzählen, weiter gegeben durch den Boden auf welchem sie leben, durch die Luft in der sie sich ihr Leben lang vor – und zurück bewegen und durch das Wasser durch welches ihr Erlebtes von Ort zu Ort getragen wird. …
Ich stehe eine ganze Weile in ihrem Bann. Wippe im Rhythmus des Lebens vor – und zurück und werde nach und nach zum Teil vom Ganzen. Ich spüre den Wind der tausende Kilometer zurückgelegt hatte und sanft an mir zehrt, mir vielleicht von Orten flüstert, an denen er vor kurzem noch war – von dem Flügelschlag eines Adlers, von Stimmen in einer fremden Sprache. Die Tropfen, deren Reise an meinen Kleidern und dem Waldboden nicht endet, schreiben mit jedem Aufprall den Teil einer unendlichen Geschichte. Unter meinen Füßen spüre ich den gesamten Planeten – seine Bewegung, seine ungeheure Masse und seinen Geist. …
Ich glaube, in diesem Zustand könnte ich selbst zu einem Baum werden und wenn ich mich nur öfters in den Bann der Bäume begeben würde, würde ich meinen Planeten verstehen lernen.
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