Sonntag, 6. Januar 2013

Ein Sommerferien-Abenteuer (DS)


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Das waren meine letzten Sommerferien. Danach kam nicht mehr viel und das Nichts. Kiara machte Musik auf ihrer Flöte. Sie spielte gut. Ihre Flöte hatte sie immer dabei. Einmal hatte sie mit ihr einem Jungen auf den Kopf gehauen, weil er blöd war. Für gewöhnlich konnten wir sie im Zaun halten, sonst hätte sie ihre Flöte wohl möglich gar nicht mehr. Manchmal wollte sie auch uns schlagen, gewagt hatte sie es sich aber noch nie. Wir waren wichtig.
Den kaute ununterbrochen auf einem Kaugummi. Ich glaube schon, dass er ihn hin und wieder gegen einen frischen Streifen tauschte, in der Schule ging jedoch das Gerücht um, er kaute seit Jahren auf dem gleichen Scheiß herum. Früher einmal war es cool, heute nicht. Ich meine, Kaugummi-kauen.
Nastia hatte diese Idee von der ich erzählen will. Sie wollte sich immer zeigen und beweisen. Früher war sie Karate-Landesmeisterin. Danach hatte sie einen Autounfall und flog durch die Windschutzscheibe. Heute hat sie ein künstliches Bein. Kein Grund für sie nicht in ein Loch im Felsen zu springen.
Mittags war es schon extrem heiß. Ich spreche von 42 Grad im Schatten oder so. Gestern hatten wir noch Schule. Die Ferien hatten begonnen. Wir wollten uns direkt treffen. Die kleine Stadt lag verlassen wie eine Kulisse da und wir in ihr. Ich schätze, das Bild wirkte sehr montiert.
Kiara fluchte laut. Ihr Echo war zu hören. Sie fluchte irgendwie immer. Heute fluchte sie, weil es heiß war und ihr die Langeweile hoch kam. Sie erbrach am Straßenrand. Nein, nicht wirklich.
Wir könnten doch in die Galeere“, sagte Den.
Die Galeere war ein Glashaus mit mehreren Etagen. Man konnte da einkaufen gehen oder einkaufen gehen oder einkaufen gehen. Es gab aber auch Eiskreme.
Was sonst“, sagte Nastia.
Den Eisladen nutzten wir als Treffpunkt. Hier hockten wir jedes Mal nach der Schule und planten das nächste Wochenende oder machten schon mal Hausaufgaben. Von daher passte er nicht ganz an diesem Tag. Das Eis litt jedoch keineswegs darunter. Trotzdem standen wir eine halbe Stunde später wieder unter der Sonne und guckten.
Kacke-Fisch, ich halts nicht mehr aus hier“, sagte Kiara. Sie mochte übrigens keinen Fisch, weil er stank. Mit Fisch verband sie alles was ekelhaft war.
Bist du am Schwitzen?“, sagte Den.
Halts Maul, Dumbo“, fauchte Kiara. „Ich will nicht wieder den ganzen Sommer in dieser Fischkonserve schwitzen, echt, man!“
Und?“, fragte ich.
Ja, überlegt euch mal was!“
Nastia sprang auf eine Mülltonne. Das hatte aber nichts zu bedeuten.
Gehen wir doch zum Elefantenkopf-Felsen“, schlug ich vor.
Das war ein Felsen der wirklich die Form eines Elefantenkopfes mit Rüssel hatte und allein von der Natur geformt worden war.
Geh Vollkornbrot kaufen“, sagte Kiara verächtlich.
Was dann?“, fragte ich. „Nach Disneyland?“
Nastia hüpfte zur nächsten Mülltonne. Wir bewegten uns langsam vorwärts. Wir gingen zum Elefantenkopf-Felsen. Wir wussten es nur noch nicht.
Was willst du denn im Wald, du Förster, Arschkind“, regte sich Kiara noch auf. Sie brauchte es halt.
Pilze sammeln“, murmelte ich.
Nastia klatschte auf den Asphalt.
Ihr seid solche Bauern“, sagte Kiara.
Wir gingen weiter. Nastia kam bald nach.
Im Wald gab es Schatten – wie immer. Kiara hatte aufgehört sich aufzuregen. Sie kramte Zigaretten aus ihrer Tasche. Wir rauchten. Ich glaube, wir waren die letzten Menschen die noch rauchten die noch Schüler waren.
Ist es weit bis zu diesem Felsen?“, fragte Den. Eigentlich war er schon einmal da gewesen. Also antwortete niemand.
Wir begegneten einem Hund und danach einer Frau mit einer Hundeleine. Das war der letzte Mensch, abgesehen von uns Vier, den wir an diesem Tag sahen.
Da!“
Der Felsen war eigentlich ein gewaltiges Loch im Erdboden. Wenn man unten im Loch stand, umschlossen einen 30 Meter hohe Felswände. Nur an einer Stelle konnte man hinunter steigen. Dort schien die Felswand einst eingestürzt zu sein und der Bruch bildete natürliche Felstreppen. Und an einer Stelle dieser Felswand ragte der Elefantenkopf hervor.
Glaubt ihr, das haben mal Steinzeit-Menschen gebaut?“, fragte Kiara.
Ja“, sagte ich, was ich ganz und gar nicht so meinte.
Was dann?“, fing Kiara wieder an, „meinst du der Fels hat sich gedacht, ich will heut mal ein Elefant sein, oder was, du Pfosten!“
Ich musste grinsen.
Mistkind“, zischte sie.
Wind und Wasser haben ihn so geformt“, sagte Nastia.
Kiara lachte.
Welches Wasser?“
Wir kletterten runter. Der Elefant schien uns zu beobachten, „Kommt nur“, zu denken. Ich hatte Herzklopfen, ich weiß noch genau.
Seht ihr diese Felsen da unten“, fragte Den.
Sie lagen überall. Kleine, große und gewaltige Brocken.
Als wäre dieses Loch entstanden, weil mal der Boden eingestürzt ist“, sagte Nastia.
Den nickte.
Euch ist das Hirn eingestürzt“, meinte Kiara. Sie kam als Erste unten an.
Es war großartig. Faszinierend. Ich, ein kleiner Mensch, stand nun vor einer Gottheit oder so etwas und blickte zu ihr auf, bot ihr die Stirn, bereit den aussichtslosen Kampf aufzunehmen, obgleich selbst die göttlichen Krümel der letzten Mahlzeit dieser Gottheit mich zu erschlagen vermochten. Verstohlen blickte ich mich zu den Seiten um, ob nicht vielleicht einer der anderen meine Gedanken erriet. Auf jeden Fall peinlich.
Und was jetzt“, fragte Kiara. Gelangweilt klang sie nicht.
Nastia hüpfte auf einen Felsen der ihr gerade im Weg war.
Es ist so still hier“, sagte sie.
Sollen wir etwas Lärm machen, damit du unbemerkt furzen kannst?“, fragte Kiara.
Den ging zwischen den Felsen und kam auf ein Schuttfeld aus steinigem Sand. Er stand beinahe direkt unter dem Elefantenkopf und schaute zu ihm auf. Ein Bild wie aus meinem Kopf. Nastia ging zu ihm und beide schauten auf. Und dann passierte es -
Kack ich drauf, was ihr sagt, Leute“, rief Kiara noch, „aber dieses Ding hat auf jeden Fall jemand geba- … was war das?!“
Plötzlich standen wir da, wie auf einer Schallplatte. Der Boden bebte.

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