Sonntag, 20. Januar 2013

Ein Bild


Sommer. Starker Wind fegte durch die Baumkronen der gewaltigen sechs Bäume auf dem freien Feld. Die Wiesen bewegten sich wie grüne Wellen. Ein Schotterweg teilte das Bild in zwei Hälften. Ein kleiner Junge stand, das Gesicht den Bäumen zugewandt, mit dem Rücken zu mir, neben einem alten Drahtesel das auf dem Boden lag. Er rührte sich nicht. Seine Schwester hatte ihm gesagt, er solle auf sie warten. Sie holte die Kühe.
Der kleine Junge hatte einen dicken Pullover an, eine Jeans und hielt eine Wollmütze in seiner rechten Hand. Er rührte sich nicht. Die Kühe kamen von Links ins Bild. Sie gingen auf den Schotterweg und mit Gelassenheit auf den kleinen Jungen zu, gefolgt von einem etwas älterem Mädchen mit kurzen braunen Haaren. Sie trug eine Lederjacke und darunter ein Kleid. Das Gras durch das sie ging war hoch und der Boden darunter uneben. Ihre nackten Beine waren nass vom letzten Nebel der sich im Grün festgeklebt hatte. Sie hatte dennoch keine Mühe zu gehen. Ihre Muskeln waren beinahe immer angespannt, wie ein Pferd schritt sie hinter der Herde her und trieb sie an.
Der Wind machte eine kurze Pause, um seine Richtung ein wenig zu ändern und dann aufs Neue stark zu blasen. Die Kühe wankten träge an dem kleinen Jungen und dem Fahrrad vorbei und beäugten ihn, als erwarteten sie einen Wink oder einen Befehl von ihm.
Das Mädchen stellte das Fahrrad auf. Es war ihr eigentlich zu groß. Sie schob es neben sich her.
Komm“, sagte sie zu dem Jungen und er folgte ihr. Beide verließen das Bild ganz nah an mir vorbei-gehend zu meiner Rechten. Ich ließ die Kamera noch eine Weile laufen.

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