Freitag, 25. Januar 2013
Sonntag, 20. Januar 2013
Ein Bild
Sommer.
Starker Wind fegte durch die Baumkronen der gewaltigen sechs Bäume
auf dem freien Feld. Die Wiesen bewegten sich wie grüne Wellen. Ein
Schotterweg teilte das Bild in zwei Hälften. Ein kleiner Junge
stand, das Gesicht den Bäumen zugewandt, mit dem Rücken zu mir,
neben einem alten Drahtesel das auf dem Boden lag. Er rührte sich
nicht. Seine Schwester hatte ihm gesagt, er solle auf sie warten. Sie
holte die Kühe.
Der
kleine Junge hatte einen dicken Pullover an, eine Jeans und hielt
eine Wollmütze in seiner rechten Hand. Er rührte sich nicht. Die
Kühe kamen von Links ins Bild. Sie gingen auf den Schotterweg und
mit Gelassenheit auf den kleinen Jungen zu, gefolgt von einem etwas
älterem Mädchen mit kurzen braunen Haaren. Sie trug eine Lederjacke
und darunter ein Kleid. Das Gras durch das sie ging war hoch und der
Boden darunter uneben. Ihre nackten Beine waren nass vom letzten
Nebel der sich im Grün festgeklebt hatte. Sie hatte dennoch keine
Mühe zu gehen. Ihre Muskeln waren beinahe immer angespannt, wie ein
Pferd schritt sie hinter der Herde her und trieb sie an.
Der
Wind machte eine kurze Pause, um seine Richtung ein wenig zu ändern
und dann aufs Neue stark zu blasen. Die Kühe wankten träge an dem
kleinen Jungen und dem Fahrrad vorbei und beäugten ihn, als
erwarteten sie einen Wink oder einen Befehl von ihm.
Das
Mädchen stellte das Fahrrad auf. Es war ihr eigentlich zu groß. Sie
schob es neben sich her.
„Komm“,
sagte sie zu dem Jungen und er folgte ihr. Beide verließen das Bild
ganz nah an mir vorbei-gehend zu meiner Rechten. Ich ließ die Kamera
noch eine Weile laufen.
Samstag, 12. Januar 2013
Ein Sommerferien Abenteuer (noch einmal) (DS)
Dort,
wo von oben das Sonnenlicht hin leuchtete konnte man Wasser sehen. Es
war nicht bloß eine Pfütze, sondern ein tiefer See und dennoch
konnte man den Grund erkennen, so klar war das Wasser. Der See musste
fast den gesamten Raum um den Elefantenkopf-Felsen herum einnehmen.
Eine riesige Hölle.
„Passt
auf“, sagte Nastia. Sie warf einen Stein herunter. Er flog einige
Meter in die Tiefe und dann war ein lautes Klatschen zu hören.
„Wahnsinn!“,
sagte Kiara, „wo hast du bloß diese abgefahrenen Ideen her?“
„Wie
wäre es, wenn wir da runter klettern würden?“, fragte Nastia und
überhörte Kiara einfach.
„Ich
kann nicht schwimmen“, sagte Den direkt.
„Wenn
du nicht schwimmen kannst, kannst du auf jeden Fall ertrinken“,
sagte Kiara.
„Jetzt
halt doch einmal deinen Mund“, fuhr Den sie an.
Sie
zuckte mit den Schultern.
„Hört
zu, wir besorgen uns ein Seil und klettern dort runter. Wer weiß,
was dort alles zu entdecken ist?“, sagte Nastia begeistert.
„Vielleicht Höhlenmalereien oder so etwas.“
„Mir
scheint so, als sei diese Höhle nie jemals von einem Menschen
betreten worden“, sagte ich.
„Genau“,
rief Nastia strahlend, „wir werden die ersten Menschen dort unten
sein, wir kratzen unsere Namen in den Fels!“
Das
Sonnenlicht verschwand mit einem Mal. Wir sahen alle auf. Schwere
Wolken zogen über unseren Köpfen schnell vorbei und bedeckten den
klaren Himmel. Der Elefantenkopf-Felsen bekam dunkle Schatten. Er
wirkte nun bedrohlich, als hätte seine Laune gewechselt. Böse
starrte er jetzt auf uns hinab.
„Wir
gehen besser“, sagte ich.
„Ach
man“, sagte Nastia.
Wir
machten kehrt. Es fing an zu regnen.
„Wir
haben jetzt ohnehin kein Seil dabei, Nastia“, sagte ich, als sie
sich noch einmal umdrehte. Vielleicht wäre sie umgekehrt aber ein
Donnergrollen kündete ein Unwetter an und sie folgte uns über die
Felsen nach oben.
Der
Regen prasste mit einem Mal auf uns nieder. Wir gingen den selben Weg
zurück den wir gekommen sind aber niemand kam uns entgegen. Die
Stadt war nicht weit, direkt vor uns war der Waldausgang aber umso
näher wir kamen, umso deutlicher wurde, dass etwas nicht stimmte.
„Die
Sirene“, sagte Den.
Wir
blieben stehen, nass bis auf die Haut.
„Hört
ihr? Die Jets!“ Nastia zeigte zum Himmel.
Sie
flogen so tief wie noch nie. Und es waren nicht nur Jets. Große
Maschinen drehten einen weiten Kreis um die Stadt.
„Die
springen ab, seht da“, schrie Kiara. „Kacke, Mist, verdammt, was
wird das?“
Aus
den großen Flugzeugen sprangen Menschen raus. Ohne Fallschirme
schienen sie irgendwo in den Straßen aufzuschlagen.
„Okay“,
sagte ich. „Wir gehen besser nicht zurück.“
„Was
redest du da, ich muss zu meinen Eltern“, sagte Den. Er ging.
„Warte,
Den, es ist besser- ...“, sagte ich. Dann knallte es und das Echo
einer Explosion ging durch den Raum. In meinem Kopf hallte es.
„Den!“,
schrie Kiara. „Geh weg da!“
Eine
weitere Explosion erschütterte den Erdboden. Den blieb unschlüssig
stehen. Dicke, schwarze Rauchsäulen stiegen nun in den tief
hängenden Himmel auf. Wieder eine Explosion. Den drehte um.
„Verdammt,
meine Eltern sind noch in der Stadt“, sagte er mit einer schwachen
Stimme. Er kam bei uns an, drehte wieder um und machte wiederholt
einige Schritte auf den Waldausgang zu und blieb stehen. Noch eine
Explosion. Die Rauchsäulen wurden vom Sturm mitgerissen und
verbanden sich zu einem pechschwarzen Fleck inmitten der grauen Suppe
die über der Stadt hing. Der Regen wurde noch stärker.
„Den,
sie sind bestimmt in den Keller gegangen“, sagte Kiara.
„Den,
wir müssen abwarten bis es vorbei ist“, sagte ich und ich packte
ihn am Arm, weil er einen weiteren unsicheren Versuch unternehmen
wollte in die Stadt zu rennen.
„Was
sollen wir tun?“, fragte Nastia.
Ich
blickte zurück in den Wald. Es gab keinen Ort wo wir uns verstecken
könnten. Es war das beste zwischen den Bäumen darauf zu warten bis
der Angriff vorbei war oder...
„Wir
verstecken uns in dem Loch“, sagte ich.
„Ohne
Seil?“, fragte Nastia.
Den
weinte still. Bei dem Regen bekam es niemand mit, glaubte er. Er ging
jedenfalls als erster los – zurück zum Elefantenkopf-Felsen. Kiara
wollte ihn anfassen – keine gute Idee, fand ich und hielt sie
zurück. Ich weiß nicht einmal warum. Wir gingen ihm nach. Keine
Explosionen mehr. Jetzt fielen Schüsse und sie trieben uns an immer
schneller zu gehen.
„Ich
springe zuerst“, sagte Nastia.
Jets
schossen über unseren Köpfen vorbei, knapp über den Baumkronen.
Wir zuckten alle zusammen und gingen beinahe gleichzeitig in die
Knie.
„Beeilung,
Mistkacke“, flüsterte Kiara laut.
Wir
kletterten nun schon zum was weiß ich wievielten Mal runter und
kamen dem bedrohlich-wirkenden Felsen näher. Es blitzte und das
Licht brannte mir den Schädel eines Elefanten in die Netzhaut.
„Okay,
alles klar, es ist ganz einfach“, sagte Nastia, „einfach springen
und dann überlegen wir uns alles weitere.“
„Das
ist eine bekloppte Idee, du Backfisch“, sagte Kiara. „Lasst uns
hier bleiben, wir müssen doch nicht da runter.“
Wieder
schossen Jets über unseren Köpfen dahin.
„Scheiße“,
schrie Kiara. Und wieder hatten wir uns halb auf den Boden geworfen.
Nastia
stand als erste auf. Drei weitere Jets folgten. Sie machte drei große
Schritte auf das Loch im Boden zu und sprang hinunter. Wir starrten
eine Weile die Stelle an, wo sie gerade noch gestanden hatte.
„Ist
ihr Bein eigentlich wasserdicht?“, fragte Kiara verblüfft.
Den
sah sie an, als würde ihm die Frage tatsächlich Sorgen bereiten.
„Halt
doch die Klappe, Kiara“, murmelte er.
Ich
kniete mich vor dem Abgrund hin und sah vorsichtig hinunter. Nastia
sah zu mir hoch.
„Kommt
schon“, schrie sie hoch.
Wieder
blitzte es. Der Elefantenkopf starrte auf mich herab. Er schien böse
zu grinsen. Den flog an mir vorbei und landete unten im Wasser.
„Ich
kann nicht schwimmen“, japste er, als er an die Wasseroberfläche
kam und nach Luft schnappte.
„Na
schön“, sagte Kiara neben mir. Sie setzte sich an den Rand, ließ
ihre Beine herunter baumeln und stieß sich ab. Sie landete zwischen
den beiden anderen.
„Ich
kann echt nicht schwimmen“, jammerte Den, hielt sich jedoch recht
gut über Wasser.
Jetzt
war ich dran.
das war es erst einmal.
Dienstag, 8. Januar 2013
Ein Sommerferien Abenteuer (weiter gehts) (DS)
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Es
war ein richtiges Beben, kein Vibrieren oder so etwas, der Boden
bewegte sich tatsächlich ruckartig vor und zurück.
„Erdbeben“,
rief Nastia.
„Ach
ja, woher weißt du das denn?“, rief Kiara zurück. Sie hatte sich
auf ihre Knie fallen lassen und hielt sich an einem Felsen fest.
„Wir
müssen wieder nach oben“, sagte ich und rannte zurück zu den
Felsen an denen wir herunter geklettert waren. Die anderen folgten
mir. Kiara holte mich ein aber Nastia und Den hatten einen längeren
Weg.
„Beeilt
euch, ihr Deppen“, rief Kiara.
Ein
dumpfes Knirschen, als ob ein Berg auseinander brechen würde,
verschluckte ihre Worte, ein heftiger Stoß warf uns alle auf einmal
um. Nur einen knappen Meter hinter Den brach der Boden auf. Zunächst
nur ein Riss in dem der Sand versank, dann gab ein großes Stück
Erdboden nach und verschwand in der Tiefe.
„Den!
Scheiße, beweg dich!“
Kiara
sprang wieder von den Felsen und lief zu den beiden anderen, um ihnen
Beine zu machen. Sie packte Den am Oberarm und zerrte ihn auf die
Füße. Nastia taumelte sofort wieder, als sie gerade auf ihre Beine
kam.
„Weg
hier“, rief sie.
Die
Drei erreichten mich und wir kletterten nach oben. Das Beben indes
wurde schnell schwächer, als wir raus waren, hatte es ganz
aufgehört. Wir ließen uns auf den Boden sinken und blieben eine
Weile schnaufend ansonsten aber still sitzen.
„Verkackte
Mistkacke“, sagte Kiara schließlich etwas mit leiser Stimme.
„Tolle Idee, Fino, tolle Idee!“
Ich
sagte nichts.
„Wahnsinn“,
sagte Nastia plötzlich laut und blickte jeden von uns an. Sie suchte
offenbar nach Worten. Ihr Lächeln war abenteuerlustig. „Das war
doch unglaublich!“
„Den
wäre fast in das Loch gefallen, du Fisch“, sagte Kiara.
Den
zuckte mit den Schultern.
„Ist
er aber nicht“, entgegnete Nastia nur. „Lasst uns mal das Loch
ansehen.“
„Wir
sollten da besser nicht mehr runter gehen“, sagte ich. Irgendwo
hatte ich mal etwas von Nachbeben gehört.
„Wir
müssen eben vorsichtig sein, oder?“, meinte Nastia, „kommt
schon!“
Den
stand auf und ging zum Rand des Felsen. Er sah runter.
„Ist
das Loch tief?“, fragte Kiara. Sie stand auch auf, um selbst zu
sehen.
„Es
geht“, sagte Den.
Wir
schauten alle hinunter. Es war so groß, dass es uns alle vier auf
einmal hätte verschlucken können.
„Meine
Fresse“, flüsterte Kiara beeindruckt.
„Da
glitzert etwas, oder?“, sagte Nastia.
Es
glitzerte nicht. Jedenfalls sah ich kein Glitzern aber Lichtschatten
huschten über die Felswände im Loch. Ich dachte an Diamanten und
dann an Wasser.
„Scheint
Wasser zu sein“, sagte ich.
„Wasser?“,
sagte Den.
„Da
hast du dein Wasser“, sagte Nastia an Kiara gewandt. „Kommt
schon, lasst es uns genauer ansehen. Es rührt sich doch nichts
mehr.“
Einen
nach dem anderen sah sie uns an. Mich stupste sie an. Dann kletterte
sie alleine nach unten.
„Beeil
dich“, sagte Kiara gelangweilt.
Wir
sahen ihr zu, wie sie sich dem Loch vorsichtig näherte und dann nur
wenige Zentimeter vor dem Abgrund stehen blieb und da runter guckte.
Ich fand sie sehr mutig.
„Da
unten ist ein See“, schrie sie zu uns hoch.
„Spring
rein“, schrie Kiara zurück und an uns gewandt: „Cool, da ist ein
See.“
Sie
kletterte auch wieder hinab.
„Das
sehe ich mir mal an.“
Den
seufzte leise.
„Kommt
ihr mit?“, fragte Kiara einen Meter unter uns.
Den
sah mich fragend an. Er ging nur, wenn ich es auch tun würde. Wir
gingen.
Sonntag, 6. Januar 2013
Ein Sommerferien-Abenteuer (DS)
-->
Das
waren meine letzten Sommerferien. Danach kam nicht mehr viel und das
Nichts. Kiara machte Musik auf ihrer Flöte. Sie spielte gut. Ihre
Flöte hatte sie immer dabei. Einmal hatte sie mit ihr einem Jungen
auf den Kopf gehauen, weil er blöd war. Für gewöhnlich konnten wir
sie im Zaun halten, sonst hätte sie ihre Flöte wohl möglich gar
nicht mehr. Manchmal wollte sie auch uns schlagen, gewagt hatte sie
es sich aber noch nie. Wir waren wichtig.
Den
kaute ununterbrochen auf einem Kaugummi. Ich glaube schon, dass er
ihn hin und wieder gegen einen frischen Streifen tauschte, in der
Schule ging jedoch das Gerücht um, er kaute seit Jahren auf dem
gleichen Scheiß herum. Früher einmal war es cool, heute nicht. Ich
meine, Kaugummi-kauen.
Nastia
hatte diese Idee von der ich erzählen will. Sie wollte sich immer
zeigen und beweisen. Früher war sie Karate-Landesmeisterin. Danach
hatte sie einen Autounfall und flog durch die Windschutzscheibe.
Heute hat sie ein künstliches Bein. Kein Grund für sie nicht in ein
Loch im Felsen zu springen.
Mittags
war es schon extrem heiß. Ich spreche von 42 Grad im Schatten oder
so. Gestern hatten wir noch Schule. Die Ferien hatten begonnen. Wir
wollten uns direkt treffen. Die kleine Stadt lag verlassen wie eine
Kulisse da und wir in ihr. Ich schätze, das Bild wirkte sehr
montiert.
Kiara
fluchte laut. Ihr Echo war zu hören. Sie fluchte irgendwie immer.
Heute fluchte sie, weil es heiß war und ihr die Langeweile hoch kam.
Sie erbrach am Straßenrand. Nein, nicht wirklich.
„Wir
könnten doch in die Galeere“, sagte Den.
Die
Galeere war ein Glashaus mit mehreren Etagen. Man konnte da einkaufen
gehen oder einkaufen gehen oder einkaufen gehen. Es gab aber auch
Eiskreme.
„Was
sonst“, sagte Nastia.
Den
Eisladen nutzten wir als Treffpunkt. Hier hockten wir jedes Mal nach
der Schule und planten das nächste Wochenende oder machten schon mal
Hausaufgaben. Von daher passte er nicht ganz an diesem Tag. Das Eis
litt jedoch keineswegs darunter. Trotzdem standen wir eine halbe
Stunde später wieder unter der Sonne und guckten.
„Kacke-Fisch,
ich halts nicht mehr aus hier“, sagte Kiara. Sie mochte übrigens
keinen Fisch, weil er stank. Mit Fisch verband sie alles was ekelhaft
war.
„Bist
du am Schwitzen?“, sagte Den.
„Halts
Maul, Dumbo“, fauchte Kiara. „Ich will nicht wieder den ganzen
Sommer in dieser Fischkonserve schwitzen, echt, man!“
„Und?“,
fragte ich.
„Ja,
überlegt euch mal was!“
Nastia
sprang auf eine Mülltonne. Das hatte aber nichts zu bedeuten.
„Gehen
wir doch zum Elefantenkopf-Felsen“, schlug ich vor.
Das
war ein Felsen der wirklich die Form eines Elefantenkopfes mit Rüssel
hatte und allein von der Natur geformt worden war.
„Geh
Vollkornbrot kaufen“, sagte Kiara verächtlich.
„Was
dann?“, fragte ich. „Nach Disneyland?“
Nastia
hüpfte zur nächsten Mülltonne. Wir bewegten uns langsam vorwärts.
Wir gingen zum Elefantenkopf-Felsen. Wir wussten es nur noch nicht.
„Was
willst du denn im Wald, du Förster, Arschkind“, regte sich Kiara
noch auf. Sie brauchte es halt.
„Pilze
sammeln“, murmelte ich.
Nastia
klatschte auf den Asphalt.
„Ihr
seid solche Bauern“, sagte Kiara.
Wir
gingen weiter. Nastia kam bald nach.
Im
Wald gab es Schatten – wie immer. Kiara hatte aufgehört sich
aufzuregen. Sie kramte Zigaretten aus ihrer Tasche. Wir rauchten. Ich
glaube, wir waren die letzten Menschen die noch rauchten die noch
Schüler waren.
„Ist
es weit bis zu diesem Felsen?“, fragte Den. Eigentlich war er schon
einmal da gewesen. Also antwortete niemand.
Wir
begegneten einem Hund und danach einer Frau mit einer Hundeleine. Das
war der letzte Mensch, abgesehen von uns Vier, den wir an diesem Tag
sahen.
„Da!“
Der
Felsen war eigentlich ein gewaltiges Loch im Erdboden. Wenn man unten
im Loch stand, umschlossen einen 30 Meter hohe Felswände. Nur an
einer Stelle konnte man hinunter steigen. Dort schien die Felswand
einst eingestürzt zu sein und der Bruch bildete natürliche
Felstreppen. Und an einer Stelle dieser Felswand ragte der
Elefantenkopf hervor.
„Glaubt
ihr, das haben mal Steinzeit-Menschen gebaut?“, fragte Kiara.
„Ja“,
sagte ich, was ich ganz und gar nicht so meinte.
„Was
dann?“, fing Kiara wieder an, „meinst du der Fels hat sich
gedacht, ich will heut mal ein Elefant sein, oder was, du Pfosten!“
Ich
musste grinsen.
„Mistkind“,
zischte sie.
„Wind
und Wasser haben ihn so geformt“, sagte Nastia.
Kiara
lachte.
„Welches
Wasser?“
Wir
kletterten runter. Der Elefant schien uns zu beobachten, „Kommt
nur“, zu denken. Ich hatte Herzklopfen, ich weiß noch genau.
„Seht
ihr diese Felsen da unten“, fragte Den.
Sie
lagen überall. Kleine, große und gewaltige Brocken.
„Als
wäre dieses Loch entstanden, weil mal der Boden eingestürzt ist“,
sagte Nastia.
Den
nickte.
„Euch
ist das Hirn eingestürzt“, meinte Kiara. Sie kam als Erste unten
an.
Es
war großartig. Faszinierend. Ich, ein kleiner Mensch, stand nun vor
einer Gottheit oder so etwas und blickte zu ihr auf, bot ihr die
Stirn, bereit den aussichtslosen Kampf aufzunehmen, obgleich selbst
die göttlichen Krümel der letzten Mahlzeit dieser Gottheit mich zu
erschlagen vermochten. Verstohlen blickte ich mich zu den Seiten um,
ob nicht vielleicht einer der anderen meine Gedanken erriet. Auf
jeden Fall peinlich.
„Und
was jetzt“, fragte Kiara. Gelangweilt klang sie nicht.
Nastia
hüpfte auf einen Felsen der ihr gerade im Weg war.
„Es
ist so still hier“, sagte sie.
„Sollen
wir etwas Lärm machen, damit du unbemerkt furzen kannst?“, fragte
Kiara.
Den
ging zwischen den Felsen und kam auf ein Schuttfeld aus steinigem
Sand. Er stand beinahe direkt unter dem Elefantenkopf und schaute zu
ihm auf. Ein Bild wie aus meinem Kopf. Nastia ging zu ihm und beide
schauten auf. Und dann passierte es -
„Kack
ich drauf, was ihr sagt, Leute“, rief Kiara noch, „aber dieses
Ding hat auf jeden Fall jemand geba- … was war das?!“
Plötzlich
standen wir da, wie auf einer Schallplatte. Der Boden bebte.
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