Daniele
hiefte ihren Koffer über den Gartenzaun. Er knallte auf die Wiese.
Sie kletterte selbst herüber, ließ den Koffer liegen und ging zur
Tür. Sie klingelte. Nach einer Weile regte sich immer noch nichts –
es war niemand da.
Ein
Fahrzeug in Tarnfarben hielt auf der Straße. Es war einer dieser
Karton förmigen Truppentransporter. Der Fahrer kurbelte das
Seitenfenster herunter und rief ihr etwas zu das sie nicht verstand,
weil der Mann in einer fremden Sprache redete.
„Äsch
ismäk?“, fragte er – jedenfalls hörte es sich so an.
Sie
schüttelte den Kopf.
„Come on“, schrie er, „Aaschara
aircraft comming – bombing – hurry up, girl!“
Daniele
runzelte die Stirn und sah in den Himmel. So klar, wie immer in den
letzten Tagen.
„Qu'est-ce qu'il y a?“, fragte
Daniele.
Dann
hörte sie was los war. Acht, neuen, nein, zehn Bomber rasten über
die Stadt und waren bereits weit weg, über den Feldern ausserhalb
der Stadt, als Daniele sie hörte und den Himmel nach ihnen
abzusuchen begann. Sie eilte zurück zum Gartenzaun und stieg wieder
zurück auf die Straße, dann rannte sie zum Transporter. Der Mann
zeigte ihr mit viel Handgefuchtel, sie solle hinten einsteigen, als
die ersten Einschläge von Bomben zu hören waren – der Boden
bebbte.
„C'est pas vrai“, murmelte Daniele.
Sie kletterte in den Laderaum und setzte sich auf einen der
ausklappbaren Sitze im Inneren. Das Fahrzeug nahm mit einem Ruck
fahrt auf, blieb aber nach nur wenigen Metern wieder stehen. Und der
Fahrer rief wieder. Kurz darauf stieg eine Frau zu Daniele ein und
half ihrem Sohn hinauf.
„Coucou“, grüßte die Frau. Sie half
dem Jungen auf einen Sitz. Sie fuhren weiter und wurden immer
schneller.
Die
Bomber kamen wieder. Mit einem lauter werdenden Donnern schossen sie
über ihnen dahin und kurze Zeit später hörten sie weitere
Explosionen.
„Je suis Robert“, stellte sich der
Junge vor.
Er
hatte eine Beinprothese an die jedoch nicht mehr zu funktionieren
schien.
„Daniele“, sagte Daniele.
„Tu es seule?“, fragte die Frau.
Daniele
nickte, sie wollte im Moment nicht über ihren Vater oder ihre Mutter
sprechen. Doch an ihren Vater musste sie denken. Er war noch im
Zentrum in seinem Büro.
Wieder
hielten sie an.
„Raus aus dem Wagen“, schrie jemand.
„Asslama“, sagte der Fahrer, als er
ausstieg.
Daniele
stand auf und schaute hinaus. Barikaden aus angezündeten Autos
versperrten die Straße. Mehrere Dutzend Mann standen davor, alle
bewaffnet und ziemlich herunter gekommen. Sie trugen Uniformen der
Deutschen.
„Du da“, rief einer der Männer, ein
breiter Bulle mit Dreitagebart und Glatze, „steig aus!“ Er meinte
Daniele.
„Wer ist noch im Wagen?“, fragte er.
Daniele sprang auf die Straße aber sie verstand den Mann nicht.
„Wer ist noch im Wagen?“, fragte der
Bulle.
Daniele
kam auf ihn zu, blieb aber abrupt stehen, als er sein Gewehr hob.
„Schön Abstand halten, Kleine“,
sagte er und an seine Männder gewandt, „schaut nach, ob hinten
alles okay ist.“
Drei
Männer lösten sich sofort aus der Gruppe und umkreisten das
Fahrzeug, mit ihren Schnellfeuerwaffen im Anschlag, als müssten sie
sich an eine Krankheit heranpierschen.
„Nehmt den Araber fest“, befahl der
Bulle als nächstes und sofort kamen zwei Männer auf den arabischen
Soldaten zu, nahmen ihm seine Rüstung ab und führten ihn hinter die
Barikade.
„Wer bist du?“, fragte der Anführer
nun wieder an Daniele gewandt.
Daniele
zuckte mit den Schultern.
„Hier sind noch zwei“, rief einer der
Soldaten, die das Fahrzeug durchsuchen sollten. „Eine Frau und ein
Junge.“
3 Kommentare:
kommt zweite teil?
wenn ich etwas mehr arabisch kann
aha .
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