Da machte jemand das
Fenster auf. Oder täuschten nur die Schatten? Nein, kein Zweifel,
jetzt stieg jemand hinaus. Ein langer Junge mit kurzen Haaren. Er
hielt seine Hände vor der Brust und sah zu wie noch jemand aus dem
Fenster kletterte. Ein Mädchen im Schlafanzug. Sie war nur halb so
groß wie der Junge und so dünn, dass sie wie ein Insekt wirkte. Und
sie bewegte sich auch ähnlich. Ihr nach kam noch ein Junge zum
Vorschein. Er war dicklich und irgendwie plump. Er hatte ein breites
Gesicht und trug eine Brille. Er erinnerte an einen kleinen, runden
Mann, nur der passende Anzug fehlte. Stattdessen trug er auch einen
Schlafanzug und einen Schal.
Der erste Junge ließ
seine langen Arme endlich sinken und stand rum wie eine Staude. Das
dünne Mädchen lächelte über ihr ganzes Gesicht. Ihr großer Mund
hatte kaum Platz in ihrem zierlichen Gesicht. Der dicke Junge lachte
und sagte etwas – es hörte sich an wie: „Bah, bah, bah!“ Dabei
schlug er mit seinem Arm nach dem Mädchen aber er traf sie extra
nicht.
„Hör auf“, piepste
sie ihn an.
Der Junge schlug noch
einige Male durch die Luft in ihre Richtung und lachte. Das Mädchen
drehte sich auf dem Absatz um und ging über den Rasen auf den Zaun
zu. Der lange Junge folgte ihr wankend.
Am Zaun verlief ein
asphaltierter Weg. Die drei merkwürdigen Jugendlichen überquerten
ihn, um zum Zaun zu kommen. Der dicke Junge hatte seine
Schwierigkeiten die Grenze zwischen Rasen und Asphalt zu
überschreiten, doch mit einem weiten Schritt überwand er dieses
Hinderniss.
„Böse“, lachte er.
„Sei doch still“,
zischte das Mädchen.
Er lachte weiter.
„Du bist ein
Dummkopf“, sagte sie.
Die Bohnenstange hatte
sich währenddessen am Zaun zu schaffen gemacht. Mit einer Zange
schnitt er einen Spalt in die Maschen. Er ging dabei sehr sorgfälltig
vor. Jeder Schnitt erfolgte geradezu genau über dem anderen. Dann
schlüpften sie hinaus ins Feld.
„Benjamin böse“,
lachte der Dicke glücklich.
Das Mädchen blickte ihn
vorwurfsvoll an. Dieses Mal senkte er den Blick und schämte sich
wohl.
„Wir gehen durch das
Maisfeld“, flüsterte das Mädchen. „Chris, wo gehst du hin?“
Der Lange spazierte am
Feld entlang. Er hatte seine Hände vor der Brust. Es sah aus, als
wollte er mit seinen nackten Händen das hohe Gras nicht berühren
oder er sah aus wie ein Frettchen, dass sich auf seine Hinterbeine
aufgestellt hatte und Ausschau hielt.
„Chris, komm zurück“,
rief das Mädchen. Aber Chris verfiel gerade in einen hüpfenden
Laufschritt und entfernte sich immer weiter. Das Mädchen ließ ihre
Schulter hängen.
„Warte“, zischte sie
durch die Nacht und lief ihm nach. „Komm, Benjamin!“
Benjamin lachte aber er
hatte seine Schwierigkeiten mit den beiden anderen Schritt zu halten.
Nach nur einigen Metern schnaufte er schwer und blieb stehen.
„Bah!“, schrie er.
Das Mädchen hielt auch
an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
„Chris! Komm zurück“,
rief sie. Chris blieb stehen aber viel lieber wäre er weiter
gelaufen. „Komm her, sonst mag ich dich nicht mehr – du bist
nicht mehr mein Freund!“
Chris musste darüber
nachdenken. Verdammt, das war gar nicht so einfach. Da vorne, wo er
hinlaufen wollte, war bestimmt etwas spannendes – er erinnerte
sich, dass er dort mal einen Traktor gesehen hatte. Doch das Mädchen
(Wie hieß sie noch? Ein schöner Name auf jeden Fall) war ihm auch
wichtig. Dann wusste er es!
„Du bist nicht mehr
mein Freund, Chris“, kreischte das Mädchen, als Chris weiter
hoppelte. Er blieb nach einigen Metern stehen und schaute sich um.
Kein Traktor. Na gut, er drehte sich um und kam zurück.
Benjamin schnaufte immer
noch.
„Böse“, keuchte er.
Chris streichelte das
Mädchen an der Schulter.
„Okay, du bist doch
noch mein Freund.“
Benjamin musste sich bald
setzten. Er konnte nicht lange laufen. Es war aber nirgendwo eine
Sitzbank zu sehen und auf dem Boden konnte er nicht, sonst kam er
wohlmöglich nicht mehr hoch. Sie gingen langsam weiter. Schritt für
Schritt ließen sie das Rehabilitations-Zentrum zurück bis es nicht
mehr zu sehen war. Und im Wald fanden sie einen Baumstumpf auf dem
Benjamin sich setzen konnte. Er klatschte, wenn auch sehr erschöpft,
in seine Hände.
2 Kommentare:
Freunde
lustig :)
Kommentar veröffentlichen