Mittwoch, 6. Juni 2012

Die Drei Fragezeichen (1)


Da machte jemand das Fenster auf. Oder täuschten nur die Schatten? Nein, kein Zweifel, jetzt stieg jemand hinaus. Ein langer Junge mit kurzen Haaren. Er hielt seine Hände vor der Brust und sah zu wie noch jemand aus dem Fenster kletterte. Ein Mädchen im Schlafanzug. Sie war nur halb so groß wie der Junge und so dünn, dass sie wie ein Insekt wirkte. Und sie bewegte sich auch ähnlich. Ihr nach kam noch ein Junge zum Vorschein. Er war dicklich und irgendwie plump. Er hatte ein breites Gesicht und trug eine Brille. Er erinnerte an einen kleinen, runden Mann, nur der passende Anzug fehlte. Stattdessen trug er auch einen Schlafanzug und einen Schal.
Der erste Junge ließ seine langen Arme endlich sinken und stand rum wie eine Staude. Das dünne Mädchen lächelte über ihr ganzes Gesicht. Ihr großer Mund hatte kaum Platz in ihrem zierlichen Gesicht. Der dicke Junge lachte und sagte etwas – es hörte sich an wie: „Bah, bah, bah!“ Dabei schlug er mit seinem Arm nach dem Mädchen aber er traf sie extra nicht.
„Hör auf“, piepste sie ihn an.
Der Junge schlug noch einige Male durch die Luft in ihre Richtung und lachte. Das Mädchen drehte sich auf dem Absatz um und ging über den Rasen auf den Zaun zu. Der lange Junge folgte ihr wankend.
Am Zaun verlief ein asphaltierter Weg. Die drei merkwürdigen Jugendlichen überquerten ihn, um zum Zaun zu kommen. Der dicke Junge hatte seine Schwierigkeiten die Grenze zwischen Rasen und Asphalt zu überschreiten, doch mit einem weiten Schritt überwand er dieses Hinderniss.
„Böse“, lachte er.
„Sei doch still“, zischte das Mädchen.
Er lachte weiter.
„Du bist ein Dummkopf“, sagte sie.
Die Bohnenstange hatte sich währenddessen am Zaun zu schaffen gemacht. Mit einer Zange schnitt er einen Spalt in die Maschen. Er ging dabei sehr sorgfälltig vor. Jeder Schnitt erfolgte geradezu genau über dem anderen. Dann schlüpften sie hinaus ins Feld.
„Benjamin böse“, lachte der Dicke glücklich.
Das Mädchen blickte ihn vorwurfsvoll an. Dieses Mal senkte er den Blick und schämte sich wohl.
„Wir gehen durch das Maisfeld“, flüsterte das Mädchen. „Chris, wo gehst du hin?“
Der Lange spazierte am Feld entlang. Er hatte seine Hände vor der Brust. Es sah aus, als wollte er mit seinen nackten Händen das hohe Gras nicht berühren oder er sah aus wie ein Frettchen, dass sich auf seine Hinterbeine aufgestellt hatte und Ausschau hielt.
„Chris, komm zurück“, rief das Mädchen. Aber Chris verfiel gerade in einen hüpfenden Laufschritt und entfernte sich immer weiter. Das Mädchen ließ ihre Schulter hängen.
„Warte“, zischte sie durch die Nacht und lief ihm nach. „Komm, Benjamin!“
Benjamin lachte aber er hatte seine Schwierigkeiten mit den beiden anderen Schritt zu halten. Nach nur einigen Metern schnaufte er schwer und blieb stehen.
„Bah!“, schrie er.
Das Mädchen hielt auch an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
„Chris! Komm zurück“, rief sie. Chris blieb stehen aber viel lieber wäre er weiter gelaufen. „Komm her, sonst mag ich dich nicht mehr – du bist nicht mehr mein Freund!“
Chris musste darüber nachdenken. Verdammt, das war gar nicht so einfach. Da vorne, wo er hinlaufen wollte, war bestimmt etwas spannendes – er erinnerte sich, dass er dort mal einen Traktor gesehen hatte. Doch das Mädchen (Wie hieß sie noch? Ein schöner Name auf jeden Fall) war ihm auch wichtig. Dann wusste er es!
„Du bist nicht mehr mein Freund, Chris“, kreischte das Mädchen, als Chris weiter hoppelte. Er blieb nach einigen Metern stehen und schaute sich um. Kein Traktor. Na gut, er drehte sich um und kam zurück.
Benjamin schnaufte immer noch.
„Böse“, keuchte er.
Chris streichelte das Mädchen an der Schulter.
„Okay, du bist doch noch mein Freund.“
Benjamin musste sich bald setzten. Er konnte nicht lange laufen. Es war aber nirgendwo eine Sitzbank zu sehen und auf dem Boden konnte er nicht, sonst kam er wohlmöglich nicht mehr hoch. Sie gingen langsam weiter. Schritt für Schritt ließen sie das Rehabilitations-Zentrum zurück bis es nicht mehr zu sehen war. Und im Wald fanden sie einen Baumstumpf auf dem Benjamin sich setzen konnte. Er klatschte, wenn auch sehr erschöpft, in seine Hände.

2 Kommentare:

BSarna hat gesagt…

Freunde

Anonym hat gesagt…

lustig :)