Dienstag, 26. Juni 2012

DS 9


Daniele hiefte ihren Koffer über den Gartenzaun. Er knallte auf die Wiese. Sie kletterte selbst herüber, ließ den Koffer liegen und ging zur Tür. Sie klingelte. Nach einer Weile regte sich immer noch nichts – es war niemand da.
Ein Fahrzeug in Tarnfarben hielt auf der Straße. Es war einer dieser Karton förmigen Truppentransporter. Der Fahrer kurbelte das Seitenfenster herunter und rief ihr etwas zu das sie nicht verstand, weil der Mann in einer fremden Sprache redete.
Äsch ismäk?“, fragte er – jedenfalls hörte es sich so an.
Ija“, rief er und bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu ihm zu kommen.
Sie schüttelte den Kopf.
Come on“, schrie er, „Aaschara aircraft comming – bombing – hurry up, girl!“
Daniele runzelte die Stirn und sah in den Himmel. So klar, wie immer in den letzten Tagen.
Qu'est-ce qu'il y a?“, fragte Daniele.
Dann hörte sie was los war. Acht, neuen, nein, zehn Bomber rasten über die Stadt und waren bereits weit weg, über den Feldern ausserhalb der Stadt, als Daniele sie hörte und den Himmel nach ihnen abzusuchen begann. Sie eilte zurück zum Gartenzaun und stieg wieder zurück auf die Straße, dann rannte sie zum Transporter. Der Mann zeigte ihr mit viel Handgefuchtel, sie solle hinten einsteigen, als die ersten Einschläge von Bomben zu hören waren – der Boden bebbte.
C'est pas vrai“, murmelte Daniele. Sie kletterte in den Laderaum und setzte sich auf einen der ausklappbaren Sitze im Inneren. Das Fahrzeug nahm mit einem Ruck fahrt auf, blieb aber nach nur wenigen Metern wieder stehen. Und der Fahrer rief wieder. Kurz darauf stieg eine Frau zu Daniele ein und half ihrem Sohn hinauf.
Coucou“, grüßte die Frau. Sie half dem Jungen auf einen Sitz. Sie fuhren weiter und wurden immer schneller.
Die Bomber kamen wieder. Mit einem lauter werdenden Donnern schossen sie über ihnen dahin und kurze Zeit später hörten sie weitere Explosionen.
Je suis Robert“, stellte sich der Junge vor.
Er hatte eine Beinprothese an die jedoch nicht mehr zu funktionieren schien.
Daniele“, sagte Daniele.
Tu es seule?“, fragte die Frau.
Daniele nickte, sie wollte im Moment nicht über ihren Vater oder ihre Mutter sprechen. Doch an ihren Vater musste sie denken. Er war noch im Zentrum in seinem Büro.
Wieder hielten sie an.
Raus aus dem Wagen“, schrie jemand.
Asslama“, sagte der Fahrer, als er ausstieg.
Daniele stand auf und schaute hinaus. Barikaden aus angezündeten Autos versperrten die Straße. Mehrere Dutzend Mann standen davor, alle bewaffnet und ziemlich herunter gekommen. Sie trugen Uniformen der Deutschen.
Du da“, rief einer der Männer, ein breiter Bulle mit Dreitagebart und Glatze, „steig aus!“ Er meinte Daniele.
Wer ist noch im Wagen?“, fragte er. Daniele sprang auf die Straße aber sie verstand den Mann nicht.
Wer ist noch im Wagen?“, fragte der Bulle.
Daniele kam auf ihn zu, blieb aber abrupt stehen, als er sein Gewehr hob.
Schön Abstand halten, Kleine“, sagte er und an seine Männder gewandt, „schaut nach, ob hinten alles okay ist.“
Drei Männer lösten sich sofort aus der Gruppe und umkreisten das Fahrzeug, mit ihren Schnellfeuerwaffen im Anschlag, als müssten sie sich an eine Krankheit heranpierschen.
Nehmt den Araber fest“, befahl der Bulle als nächstes und sofort kamen zwei Männer auf den arabischen Soldaten zu, nahmen ihm seine Rüstung ab und führten ihn hinter die Barikade.
Wer bist du?“, fragte der Anführer nun wieder an Daniele gewandt.
Daniele zuckte mit den Schultern.
Hier sind noch zwei“, rief einer der Soldaten, die das Fahrzeug durchsuchen sollten. „Eine Frau und ein Junge.“

Mittwoch, 20. Juni 2012

Musik

Kaffee - Nein
Zigaretten - bringens nicht
Alkohol - nun ja, keine Konzentration - nur wirre Gedanken.
Gut vielleicht, aber nicht gut genug, nein!
Marihuana macht bloß müde - wie soll man da eine Idee erschaffen?
Wenn es dann noch härter wird wirst du keinen Song mehr hin bekommen, Alter.
Bevor du los legst mit dem Scheiß, nimm deine CDs und höre sie dir an in Laut
diese Musik zeigt dir was noch geht und auch was gar nicht möglich ist.

Alle Macht der Musik! ^^

Sommerschnee

Unglaublich war die Sache damals mit dem Sommer. So unbegreiflich und endgültig. Unfassbar und erschreckend und- es war grausam! 
Selbst in meinem Dorf gingen die Menschen mit fahlen Gesichtern vor ihre Türen und starrten völlig überrascht in den Himmel. Sie breiteten ihre Hände aus und die Sterne regneten ihnen in ihre Handflächen. Keiner von ihnen brachte einen Ton heraus. Es schneite.  
Eigentlich waren meine Gedanken gerade bei einer alten Straße, einer amerikanischen Stadt in der Vergangenheit. Die ersten Autos rollten rücksichtslos dahin und glücklicherweise wurden zwölf Menschen nicht in einen Autounfall verwickelt - nur, wenn ich richtig gezählt habe. Lustig, fand ich und beeindruckend zugleich. Die Welt. 
Es schneite. Ich hob die Augenbrauen. Was sollte das denn werden? Es war aber zu spät, um nach einer Einbildung zu suchen, es war eindeutig - hätte ich doch bloß die Rollladen herunter gelassen. Es schneite wie ein Sommerschnee. Ein neues Wort war geboren. Sommerschnee - Jahre danach kamen noch einige weitere dazu. Die Welt halt - jetzt brauchte sie einen Psychologen. 
Ich ging nicht hinaus, um mich beeindrucken zu lassen, nur, um das Nass unter meinen Füßen zu spüren aber ich kam nicht umhin die anderen zu bemerken - und sie beeindruckten mich, so, dass ich beeindruckt war von dem was passierte. Es schneite im Sommer.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Die Drei Fragezeichen (1)


Da machte jemand das Fenster auf. Oder täuschten nur die Schatten? Nein, kein Zweifel, jetzt stieg jemand hinaus. Ein langer Junge mit kurzen Haaren. Er hielt seine Hände vor der Brust und sah zu wie noch jemand aus dem Fenster kletterte. Ein Mädchen im Schlafanzug. Sie war nur halb so groß wie der Junge und so dünn, dass sie wie ein Insekt wirkte. Und sie bewegte sich auch ähnlich. Ihr nach kam noch ein Junge zum Vorschein. Er war dicklich und irgendwie plump. Er hatte ein breites Gesicht und trug eine Brille. Er erinnerte an einen kleinen, runden Mann, nur der passende Anzug fehlte. Stattdessen trug er auch einen Schlafanzug und einen Schal.
Der erste Junge ließ seine langen Arme endlich sinken und stand rum wie eine Staude. Das dünne Mädchen lächelte über ihr ganzes Gesicht. Ihr großer Mund hatte kaum Platz in ihrem zierlichen Gesicht. Der dicke Junge lachte und sagte etwas – es hörte sich an wie: „Bah, bah, bah!“ Dabei schlug er mit seinem Arm nach dem Mädchen aber er traf sie extra nicht.
„Hör auf“, piepste sie ihn an.
Der Junge schlug noch einige Male durch die Luft in ihre Richtung und lachte. Das Mädchen drehte sich auf dem Absatz um und ging über den Rasen auf den Zaun zu. Der lange Junge folgte ihr wankend.
Am Zaun verlief ein asphaltierter Weg. Die drei merkwürdigen Jugendlichen überquerten ihn, um zum Zaun zu kommen. Der dicke Junge hatte seine Schwierigkeiten die Grenze zwischen Rasen und Asphalt zu überschreiten, doch mit einem weiten Schritt überwand er dieses Hinderniss.
„Böse“, lachte er.
„Sei doch still“, zischte das Mädchen.
Er lachte weiter.
„Du bist ein Dummkopf“, sagte sie.
Die Bohnenstange hatte sich währenddessen am Zaun zu schaffen gemacht. Mit einer Zange schnitt er einen Spalt in die Maschen. Er ging dabei sehr sorgfälltig vor. Jeder Schnitt erfolgte geradezu genau über dem anderen. Dann schlüpften sie hinaus ins Feld.
„Benjamin böse“, lachte der Dicke glücklich.
Das Mädchen blickte ihn vorwurfsvoll an. Dieses Mal senkte er den Blick und schämte sich wohl.
„Wir gehen durch das Maisfeld“, flüsterte das Mädchen. „Chris, wo gehst du hin?“
Der Lange spazierte am Feld entlang. Er hatte seine Hände vor der Brust. Es sah aus, als wollte er mit seinen nackten Händen das hohe Gras nicht berühren oder er sah aus wie ein Frettchen, dass sich auf seine Hinterbeine aufgestellt hatte und Ausschau hielt.
„Chris, komm zurück“, rief das Mädchen. Aber Chris verfiel gerade in einen hüpfenden Laufschritt und entfernte sich immer weiter. Das Mädchen ließ ihre Schulter hängen.
„Warte“, zischte sie durch die Nacht und lief ihm nach. „Komm, Benjamin!“
Benjamin lachte aber er hatte seine Schwierigkeiten mit den beiden anderen Schritt zu halten. Nach nur einigen Metern schnaufte er schwer und blieb stehen.
„Bah!“, schrie er.
Das Mädchen hielt auch an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
„Chris! Komm zurück“, rief sie. Chris blieb stehen aber viel lieber wäre er weiter gelaufen. „Komm her, sonst mag ich dich nicht mehr – du bist nicht mehr mein Freund!“
Chris musste darüber nachdenken. Verdammt, das war gar nicht so einfach. Da vorne, wo er hinlaufen wollte, war bestimmt etwas spannendes – er erinnerte sich, dass er dort mal einen Traktor gesehen hatte. Doch das Mädchen (Wie hieß sie noch? Ein schöner Name auf jeden Fall) war ihm auch wichtig. Dann wusste er es!
„Du bist nicht mehr mein Freund, Chris“, kreischte das Mädchen, als Chris weiter hoppelte. Er blieb nach einigen Metern stehen und schaute sich um. Kein Traktor. Na gut, er drehte sich um und kam zurück.
Benjamin schnaufte immer noch.
„Böse“, keuchte er.
Chris streichelte das Mädchen an der Schulter.
„Okay, du bist doch noch mein Freund.“
Benjamin musste sich bald setzten. Er konnte nicht lange laufen. Es war aber nirgendwo eine Sitzbank zu sehen und auf dem Boden konnte er nicht, sonst kam er wohlmöglich nicht mehr hoch. Sie gingen langsam weiter. Schritt für Schritt ließen sie das Rehabilitations-Zentrum zurück bis es nicht mehr zu sehen war. Und im Wald fanden sie einen Baumstumpf auf dem Benjamin sich setzen konnte. Er klatschte, wenn auch sehr erschöpft, in seine Hände.

Dienstag, 5. Juni 2012

DS Dyson



Ich war auf dem Weg nach Hamburg, um einen Vortrag über künstliche Intelligenzen zu geben. Meine KI hat das Interesse einiger Konzerne in Europa geweckt und ich habe Perth mit der Gewissheit verlassen, dass ich mein Programm endlich verkaufen würde.
Ich landete in Düsseldorf und hatte meine Eltern besucht bevor ich mit dem InterCity nach Hamburg aufbrach. Ich hatte keine Sorgen und machte mir nur Gedanken darüber, wie mein Vortrag bei meinen künftigen Käufern ankommen würde. Das der Krieg noch nicht ganz vorbei war, merkte ich, als der Zug in Bremen halt machte. Panzer standen auf den Schienen und Soldaten standen auf dem Bahnsteig. Die Szenerie wirkte bedrohlich, vielleicht, weil es sich um fremde Soldaten handelte. Ich wusste zwar, dass Europa von den südöstlichen Staaten eingenommen worden war aber ich hatte keine Ahnung, dass die Fremden so präsent sein würden. Auch auf der späteren Fahrt begegnete ich Soldaten aus den fernen Ländern. In Hamburg musste ich meine Koffer durchsuchen lassen und zwei nicht besonders freundliche Soldaten kippten den Inhalt einfach auf den Boden.
Ich nahm ein Taxi zum Hotel. Erschöpft, wie ich war, legte ich mich sofort auf das Bett und schlief ein.

Es war noch dunkel draußen, als ich das nächste Mal meine Augen auftat. Weihnachtslichter funkelten im Fenster des Gebäudes auf der anderen Straßenseite. Weihnachten – das alte Fest – ich hatte es beinahe vergessen. Einst haben die Römer damit angefangen, soviel ich wusste. Wir waren alle immer noch einbischen römisch – das Imperium war nie ganz untergegangen doch jetzt schien sein Ende bevor zu stehen.
Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zur Universität in der ich meine Lesung geben wollte. Ich kam aber nie dort an...

Als die letzte Bombe gefallen war (abgeworfen von einer Splittergruppe der verbotenen Bundeswehr), saß ich noch immer in dem Taxi, aber ich war nicht mehr in Hamburg. Ich glaube, zu dem Zeitpunkt gab es die Stadt nicht mehr wirklich. Der Fahrer hatte mich in die Felder, weit außerhalb, gebracht und war einfach gestorben – als sei dies seine letzte Aufgabe gewesen.

Ich konnte das Meer riechen, als ich ausstieg, ich weiß auch nicht wieso – es roch wie am Strand in Sydney.

Sonntag, 3. Juni 2012

Tronton Ratzefatz

Tronton wurde von den Vögeln vor seinem Fenster geweckt. Sie schienen sich zu streiten, so einen Lärm veranstalteten sie da draußen. Tronton jedenfalls konnte so nicht wieder einschlafen. Er stand also auf um sich ein kleines Frühstück zu bereiten. Er hatte noch etwas trockenes Brot auf dem Boden liegen und eine halbe Tomate lag daneben. Er kroch unter dem Papier hervor unter welchem er die Nacht verbracht hatte und nahm das Stück Brot in beide Hände. Es roch noch sehr gut. 
Die Vögel hatten ihren Streit beendet und Tronton kam die Idee sein Frühstück draußen zu sich zu nehmen. Mit dem Stück Brot zwischen den Zähnen flitzte er vor seine Hütte und machte es sich auf einigen Kartoffeln gemütlich, die ein Bauer verloren haben muss. Das Brot schmeckte köstlich. 
Die Sonne ging hinter dem Wald auf, über dem Boden hing eine Decke aus dichtem Nebel. Tronton sog die Luft in seine Lungen und streckte sich. Jetzt wurde es Zeit wieder auf die Jagd zu gehen.

Freitag, 1. Juni 2012

Genehmigter Bericht von Oliver Wächter zum Fall Conolonibus 11














TOP SECRET - For Yor Eyes Only (Conolonibus 11)

Lor: Als wir aufschlugen, flog ich bis zur Decke der Turnhalle. Ich fiel nicht mehr herunter, weil sich alles auf den Kopf gedreht zu haben schien aber mir kam der Boden entgegen und begrub mich unter sich. Ich schrie solange um Hilfe bis ein Lehrer mich fand und unter den Trümmern heraus holte.

Egid: Ich wachte im Bildungssektor auf aber den Bildungssektor gab es nicht mehr. Nur noch Trümmer, Kabel und Rohre aus denen Gase strömten. Die Gase schwebten über dem Boden wie sehr luftiger Pudding. Sie kratzten im Hals. Ich lag auf dem Boden aber mir tat nichts weh, also stand ich auf und lief durch einen Korridor bis ich auf dem Trümmerfeld des Kolonienschiffes heraus kam. Überall brannten Feuer und ich hörte Schrei die nicht aufhörten.

Olia: Ich wurde von dem Lärm geweckt. Es hörte sich an, als würden tausend Menschen gleichzeitig verbrennen. Und ich hatte mich an der Schulter verbrannt. Der Stoff meines Hemdes klebte an der Wunde. Hinter mir schmolz die Wand und vor mir lag der Liftschacht. Er war eingestürzt aber ich konnte trotzdem hinauf klettern.