Chace unterbrach die Stille zwischen den Dreien.
„Es geht wieder“, sagte er, „wir sollten nach einem Ausgang suchen.“
Nuk stand auf und half seinem Freund auf die Beine. Das in seiner Hand alle Knochen gebrochen zu sein schienen vergaß er tapfer. Auch Lucca stand auf und half Nuk Chace zu stützen. Wackelig kehrten sie zurück in die große Halle. Luccas Blick blieb wieder an den vielen Leichen in der unteren Etage hängen. Sie wollte noch nicht so recht daran glauben, was geschähen ist. Ihr Gehirn konnte diese schreckliche Tatsache einfach nicht verarbeiten. Immer noch glaubte sie daran, dass es bald weiter gehen würde, dass ihre Heimat durch die weiten des Alls rasen würde, wie schon immer.
„Nuk, verdammt!“ Chace blieb stehen und zeigte auf die Wand neben der sie entlang gingen. „Das ist der Ausgang!“
Nuk starrte die Wand an. Er machte einen Schritt von ihr weg, zog dabei Chace mit sich und inspizierte die Wand mit seinem Blick von oben nach unten und von rechts nach links.
„Tatsächlich“, flüsterte er. „Das ist ein Tor.“
Chace lachte heiser und musste husten.
„Aber wo sind die Frachter?“, fragte Nuk und sah sich in der Halle um. Einen Frachter konnte er nicht entdecken, auch nicht auf der Etagenschicht unter ihnen.
„Ich weiß nicht“, sagte Chace, als er wieder sprechen konnte, „aber wir stehen nur eine Wand vor der Freiheit entfernt.“
Lucca legte ihre Hand an die Wand.
„Toll“, sagte sie. „Damit sind wir genauso gut dran, wie an jedem anderen Ort auf diesem Schiff.“
„Vielleicht finden wir die Verkehrskontrolle – von dort aus kann man das Tor bestimmt öffnen“, schlug Nuk vor.
Chace Lächeln verfinsterte sich langsam wieder.
„Ich kann kaum noch laufen, Leute“, sagte er.
Lucca und Nuk ließen ihn langsam wieder zu Boden gleiten.
Fanka stampfte mit ihrem Fuß auf die verbrannte Erde, als ihr etwas sehr merkwürdiges auffiel. Mitten im Raum war der Boden aufgebrochen und stand ab, wie eine verkohlte Orangenschale. Doch man konnte dort wo das Loch war nicht etwa die Etage darunter sehen und auch keine Kabel oder Rohre, keine Leitungen oder Computerkomponenten, dort war nur diese verbrannte Blumenerde und etwas, das Ähnlichkeit mit einer dicken Wurzel hatte. Genau so eine Wurzel, wie die des Baumes in der Schulhalle. Sie versuchte angestrengt zu erkennen um was es sich wirklich handelte aber es blieb eine Wurzel. Vorsichtig machte Fanka einen Schritt nach dem anderen über den merkwürdigen Boden. Sie versuchte die Asche nicht auf zu wirbeln, da sie vermutete das Zeug könnte giftig sein. Und dann stand sie direkt davor und es war tatsächlich eine Wurzel und sie wuchs aus der dunklen Blumenerde heraus. Genauer gesagt, wuchs sie einst, jetzt lebte sie wohl nicht mehr.
„Fanka?“, rief Kora.
Fanka spürte wieder den Wind in ihrem Gesicht. Ihre schmutzigen Strähnen bewegten sich in ihm.
„Ich hole dich jetzt“, rief sie zurück und kehrte zu ihrer Freundin zurück.
Eliott setzte sich auf den Boden, welcher an der Stelle ziemlich steil nach unten führte. Ein Ende des Korridors musste in die Tiefe gestürzt sein und bildete nun eine sehr lange Rutsche. Am Ende des Ganges sah der Junge jede Menge Dichtungsmaterial, das aus den Wänden ausgelaufen sein musste und sich überall verteilt hatte. Eliott stieß sich ab und rutschte hinab. Wobei er nicht bedacht hatte, dass er eine wahnsinns Geschwindigkeit annehmen würde. Mit Geschrei und mit Armen und Beinen fuchtelnd raste er in die Tiefe und in das Dichtungsmaterial hinein. Es bremste seinen Fall beinahe abrupt.
Benommen versuchte er sich aus der zähen Masse, die sich wie nasses Toilettenpapier anfühlte, ohne jedoch wirklich nass zu sein, zu befreien. Dies gestaltete sich nicht so einfach, wie Eliott es sich gedacht hatte, denn die Masse umschloss ihn wie Wasser und wenn er einen Teil von sich drückte, kehrte es augenblicklich wieder zurück. Nach mehreren Versuchen gab er es schließlich auf und verschnaufte eine Weile. Dann watete er einfach durch die Masse, in der Hoffnung irgendwo an ein Ufer zu kommen.
„Ist hier jemand?“, rief er. Er verstand nicht wo all die anderen Menschen hin waren. Langsam kam ihm das ganze etwas gruselig vor. Wie konnten 60000 Menschen plötzlich nicht mehr da sein?
Nuk lief am Abgrund entlang. Er blieb an einem kleinen Tor stehen. Mit geballter Hand schlug er gegen das Display an der Wand neben dem Tor aber das Display blieb schwarz.
„Mach auf, man!“
Das Tor blieb zu.
Lucca kniete neben Chace. Der Junge hatte seine Augen geschlossen und atmete schwer.
„Versuch sie aufzuschieben!“, rief Lucca zu Nuk.
Chace hustete.
„Es geht nicht!“, jammerte Nuk. Er stemmte sich mit seinem ganzen Körper gegen das Tor, um es aufzuschieben. Es bewegte sich nicht.
„Wir müssen Chace hier raus bringen“, sagte Lucca.
Nuk kam zurück gerannt.
„Wohin?“
Lucca packte Chace am Arm und wollte ihn auf die Beine ziehen, Chace ließ sich jedoch einfach hängen.
„Hilf mir“, sagte Lucca.
Mit Nuks Hilfe schafften sie es Chace wieder hin zu stellen doch der Junge schien kaum noch etwas mit zu bekommen.
„Ich weiß wohin“, sagte Lucca.
Chace mit sich schleifend durchquerten sie die Halle. Lucca führte sie an der großen Maschine, die jetzt kein Geräusch mehr von sich gab, vorbei und durch den Engen Durchgang.
„Hier waren wir schon vorhin“, warf Nuk ein.
„Komm schon“, sagte Lucca nur. Sie wusste nicht, ob sie Chace noch lange tragen konnte, deswegen wollte sie keine Energie für lange Erklärungen verschwenden.
„Wo willst du hin, man!“
Kora kniete sich in die Erde.
„Pass auf, wer weiß, was das ist“, sagte Fanka erschrocken und versuchte ihre Freundin wieder hoch zu ziehen.
„Hör auf“, sagte Kora. Sie riss sich aus Fankas Griff und legte ihre Hände auf das verbrannte Etwas.
„Es ist doch nur Erde“, fuhr Kora fort, „normale Erde.“
Fanka kniete sich auch hin aber sie wollte die schwarze Blumenerde, die so schwarz war, wie Pech, doch nicht anfassen.
„Wir sind möglicherweise auf dem Zielplaneten abgestürzt“, flüsterte Kora. Sie spürte jetzt auch einen leichten Windzug wie Fanka zuvor. Er kam aus einer dunklen Ecke hinten im eingestürzten Raum, doch diese Ecke war gar nicht so dunkel, wie es den Anschein hatte. Eine schmale Linie Lichts leuchtete unter den Trümmern der dort heruntergekommenen Decke.
„Glaubst du echt?“, fragte Fanka aber Kora hörte sie nicht. Sie versuchte auf zu stehen. Das misslang ihr mit ihrem verletzten Knie und Fanka musste ihr helfen.
„Wo willst du hin?“, fragte Fanka.
„Hilf mir mal dorthin“, sagte Kora. Sie zeigte auf die eingestürzte Stelle.
Fanka half ihrer Freundin. Umso näher sie den Trümmern kamen, umso stärker wurde der Windzug.
„Riechst du das?“, fragte Fanka. Es roch nach Blumen, fand sie aber eigentlich hatte sie so einen Duft noch nie gerochen.
„Ja, wie Bonbons“, sagte Kora.
Fanka ließ ihre Freundin wieder auf den Boden sinken und sie selbst kniete sich ebenfalls hin.
„Glaubst du, wir könnten hier nach Draußen?“, fragte Fanka.
„Ich denke schon, wir müssten nur dieses Zeug aus dem Weg räumen“, meinte Kora. Sie nahm ein Stück Rohr in die Hand und warf es zur Seite. „Komm schon!“
Lucca trat in die Sonne, genau an der Stelle, an der sie aufgewacht war. Nuk stützte Chace der wie eine Puppe an ihm herunter hing.
„Vielleicht versuchen wir dort hoch zu klettern“, sagte Lucca und zeigte hoch. Zwischen ihnen und dem Himmel lagen mindestens 16 Etagenschichten aber an vielen Stellen konnte man an Kabeln oder Balken hinauf.
„Das schafft Chace niemals“, rief Nuk. Er ließ seinen Freund auf den Boden zurück.
„Ich muss kurz ausruhen“, krächzte Chace plötzlich. „Und dann versuchen wir es.“
Lucca ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Sie wärmte immer noch so sehr, wie vor kurzem, als sie hier gelegen hatte. Es fühlte sich an, als würde das Licht ihr neue Energie spenden.
„Okay“, sagte Nuk. Auch er genoss die Sonne in seinem Gesicht. Er setzte sich neben Chace, zog seine Beine an die Brust und umarmte sie, seinen Kopf legte er auf seine Knie.
„Ich schaue mich mal etwas um“, sagte Lucca.
An einer Stelle, wo vorher ein Lift gewesen sein muss, führte eine Sproßenleiter nach oben. Das sah sich Lucca genauer an. Die Etagenschicht über ihr lag jedoch dermaßen im Chaos, dass sie nicht richtig erkennen konnte, wo die Leiter endete.
„Führt sie nach oben?“, fragte Nuk.
„Ich denke, ja.“
Chace lag auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Er sah noch immer sehr schlecht aus aber er atmete ruhiger. Nuk versuchte die letzten Fetzen seines Hemdes, die an einigen Stellen an seiner Haut klebten, ab zu ziehen. Doch Chace zuckte jedes Mal vor Schmerz, wenn Nuk sie abmachte.
„Mein Arm tut weh“, sagte Chace.
Tatsächlich war sein linker Oberarm feuerrot und von Ruß verschmutzt. Nuk zog seine Jacke aus, um sein Hemd aus zuziehen. Dieses wickelte er Chace um seinen Oberarm und zog dann seine Jacke wieder an.
„Glaubst du, du kannst wieder auf stehen?“, fragte er.
Chace setzte sich langsam wieder auf, was ihn viel Kraft kostete. Er musste kurz verschnaufen.
„Ich brauche noch ein paar Minuten aber es geht mir etwas besser“, sagte er dann und seine Stimme hörte sich schon viel kräftiger an.
„Wir müssen die Leiter hoch“, sagte Nuk.
Chace nickte.
Lucca musste springen, um auf eine Plattform zu gelangen von der aus sie in einen Korridor klettern konnte. Die Decke war hier eingestürzt, weil die nächste Etagenschicht runter gekracht war aber man konnte einfach an den Trümmern hoch klettern. Somit hatte sie bereits die dritte Etagenschicht erreicht, es fehlten noch dreizehn.
„Lucca?! Wo bist du?!“
Nuk half gerade Chace die Leiter zu erreichen. Chace begann zitternd nach oben zu steigen und Nuk folgte ihm.
„Ich warte hier auf euch“, rief Lucca zurück.
Nuk hatte keine Probleme auf die Plattform zu springen aber Chace war am Ende seiner Kräfte. Er klammerte sich an den Sprossen und ließ sich hängen.
„Halt aus, Chace“, sagte Nuk. Er packte einen breiten Balken und versuchte ihn hoch zu heben. Er bekam ihn auch hoch, wenn auch nur wenige Zentimeter doch er schaffte es kaum ihn zu ziehen.
„Ich komme“, rief Lucca, die ihn von oben beobachtet hatte.
Zusammen schafften sie es den Balken Stück für Stück bis zu der Stelle zu ziehen, wo Chace an der Leiter hing.
„Chace, wir schieben das Teil unter deine Füße“, erklärte Nuk, „du kannst dann darüber laufen.“
Chace nickte nur schwach, doch als die beiden den Balken unter ihm platziert hatten, setzte er seine Füße darauf und kniete nieder. Lucca und Chace standen am anderen Ende auf dem Balken, damit der Balken nicht kippte und mit Chace hinunter fiel.
„Mach langsam“, sagte Nuk.
Chace bewegte sich auf allen Vieren rückwärts und erreichte die Plattform, wo er vom Balken stieg und sich flach auf dem Boden legte.
„Geschafft“, schnaufte er.
Nuk setzte sich.
„Gut, und jetzt?“, fragte er.
Lucca zeigte auf die herab gestürzte Etagenschicht.
„Dort lang.“
Nuk half Chace also wieder auf die Beine und sie folgten dem Mädchen.
„Die Sonne brennt aber ganz schön“, sagte Nuk, als sie den halben Weg geklettert waren.
„Ich mag das“, schnaufte Chace.
Ihm schien es von Mal zu Mal besser zu gehen. Er brauchte kaum noch Hilfe beim Klettern und auch die Farbe kehrte langsam in sein Gesicht zurück.
„Dir scheint sie echt gut zu tun“, murmelte Nuk und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
Lucca hatte bereits die nächste Möglichkeit gefunden, um noch höher zu kommen. Der Riss in der Schiffshölle wurde immer größer, umso höher sie kamen und der Himmel ebenso.
Doch als sie die sechste Etage erreichten gab es keine Möglichkeit mehr, um weiter zu klettern.
„Was nun?“, fragte Chace. Er stand auf eigenen Beinen, wenn auch noch sehr wackelig.
Sie standen in einer großen Halle, in einer halben Halle. Die andere Hälfte konnten sie auf der anderen Seite des Trümmer-Canyons gerade noch erkennen – sie lag unter mehreren Etagenschichten begraben.
„Da hinten ist eine offene Schleuse“, sagte Lucca.
„Was war das hier?“, fragte Nuk.
Chace zuckte mit den Achseln. Während sich die beiden Jungen noch umsahen, um eine andere Möglichkeit des Aufstiegs zu finden, lief Lucca schon durch die Halle und verschwand in dem Korridor hinter der Schleuse. Den beiden Jungs graute es davor wieder in die Untiefen des dunklen Schiffes zu gehen aber es blieb ihnen nichts anderes übrig und sie liefen ihr nach.
„Ich mag sie nicht“, raunte Chace.
Fanka und Kora arbeiteten sich durch die Trümmer. Doch sie konnten bald nichts mehr von der Stelle bewegen da nur noch sehr große Gegenstände im Weg waren. Doch dahinter hörten sie ein Rauschen wie von vielen Zweigen die sich im Wind bewegten. Und Licht schien in den zerstörten Raum der Oberstufe.
„Vielleicht können wir die Wand dort aufreißen“, überlegte Kora. „Die sieht nicht sehr stabil aus.“
Fanka klopfte gegen die Wand, die irgendwo aus der Dunkelheit über ihnen heruntergefallen sein musste. Das Bild der 8 Planeten des Sol-Systems hing an ihr aber es funktionierte nicht mehr. Die Planeten flimmerten schwach und bewegten sich nicht mehr.
Fanka trat gegen die Wand. Doch es passierte nichts.
„Sie ist stabil“, sagte sie.
Kora seufzte.
Eliott erreichte einen Korridor an dessen Ende ein sehr helles, rötliches Licht Leuchtete. Eliott hatte noch niemals zuvor eine solche Helligkeit gesehen, abgesehen von manchen Sternen, an denen sie auf ihrer Reise vorbei gekommen waren.
Er war müde und schleppte sich nun schon seit Stunden durch die Korridore und Räume des Wracks. Schon längst suchte er nicht mehr nach den Lebenszeichen anderer, denn es schien so, als hätten alle das Schiff verlassen, bevor es abgestürzt ist. Und er wurde als einziger vergessen.
Er kam dem Licht vorsichtig näher. Es blendete ihn so, dass er nur durch enge Augenschlitze gucken konnte. Nur langsam gewöhnten sie sich an das grelle Licht.
„Was ist das?“, murmelte er zu sich selbst. Dann stand er am Ende des Korridors und konnte hinaus schauen und es nahm ihm fast den Atem.
Lucca erreichte die nächste Etage über einen Liftschacht, der so schief auf der Seite lag, dass man zu Fuß hinauf laufen konnte. Überall lagen Nahrungseinheiten herum die aus großen Kisten gefallen waren und unter einem Haufen Kabel und Schutt entdeckte Lucca eine Maschine mit der Fleisch gezüchtet wurde.
„He, du da!“
Lucca wirbelte herum. Eine Männerstimme hatte gerufen. In einem Raum, hinter einer großen Scheibe stand jemand. Eine Türe in der Nähe ging auf und ein Mann in der Uniform eines Sicherheitsmannes trat aus dem Raum dahinter.
„Wo kommst du denn her?“, rief er sehr überrascht.
„Aus der Schule“, antwortete Lucca.
Der Mann lachte laut auf.
„Roni! Hier sind Kinder!“, rief er in den Raum, aus welchem er soeben gekommen war, hinein.
„Was sagst du?“ Ein zweiter Mann kam heraus. Er hatte nur einen Schlafanzug an.
„Das gibt’s nicht“, sagte er erstaunt.
Nuk und Chace kamen gerade aus dem Schacht heraus. Nuk lies einen lauten Seufzer von sich.
„Gerettet“, sagte er erleichtert.
Chace fiel auf die Knie und schnaufte.
Die beiden Männer kamen zu ihm und einer von ihnen hob ihn auf und trug in auf den Armen in den Raum rein.
„Kommt rein“, sagte der andere.
Es handelte sich um einen Kontrollraum für die Maschinen. Die beiden Männer hatten den meisten Schutt in eine Ecke geworfen damit sie in der Mitte Platz für einen Tisch hatten der aus einer Kiste bestand.
Chace wurde auf diese Kiste abgesetzt während der andere Mann einen Behälter von der Wand nahm in dem Dinge für die Erste Hilfe drin waren. Er stellte den Behälter neben Chace ab und öffnete ihn. Darin lag eine Tube mit einer Salbe gegen Verbrennungen. Diese trug der Mann mit der Uniform auf Chaces Wunden auf.
„Das wird jetzt sehr kalt werden“, sagte er.
Chace nickte nur. Er wollte nur noch schlafen.
„Wo wolltet ihr hin?“, fragte der Mann im Schlafanzug.
„Ganz nach oben“, sagte Lucca.
Der Mann nickte.
„Das wollten wir auch versuchen. Wir dachten schon, wir seien die einzigen Überlebenden. Ich bin übrigens Roni und das da ist Narron.“
„Lucca“, stellte sich Lucca vor.
„Ich bin Nuk und das ist Chace“, sagte Nuk.
Der Mann in der Uniform verband Chaces Arm der am schlimmsten aussah und legte eine Decke um ihn, die er von einem der Terminals holte.
„Der Junge sollte etwas schlafen, wir sollten ihm ein Bett machen“, sagte Narron.
Fanka nahm Anlauf und rannte mit aller Kraft gegen die Wand. Es knirschte und die Fassade brach auf.
„Ja!“, schrie Kora auf.
Fanka trat mit dem Bein gegen die Wand und immer mehr von der Fassade zerbrach und fiel zu Boden. Dahinter verliefen dicke Kabelverbände und andere Leitungen.
„Mach die Kabel ab“, rief Kora aufgeregt. Sie kroch über den Boden, ihr verletztes Bein hinter sich her schleifend, zu Fanka herüber.
Fanka zog an den Kabeln aber statt zu reißen, zog sie sie aus der Wand heraus. Sie ließ das Stück, dass sie in der Hand hatte auf den Boden fallen und zog an einer anderen Stelle. Dieses Kabel riss so plötzlich, dass Fanka rücklings auf den Rücken fiel.
„Es geht“, hechelte sie.
Kora half ihr dabei noch mehr Kabel aus der Wand zu ziehen bis sie die gegenüberliegende Fassade erreicht hatten. Fanka trat wieder mit dem Fuß dagegen und kam auf der anderen Seite heraus. Als sie ihr Bein wieder zurück zog fiel helles Licht in den Raum.
Lucca fand eine Jacke die ihr passte in einem Gang hinter dem Kontrollraum. Sie folgte dem Gang bis zu einem Lift der nicht funktionierte. Chace schlief auf dem Boden und Nuk saß bei den beiden Männern und erzählte ihnen, wie Lucca, Chace und er durch das abgestürzte Schiff geirrt waren. Lucca setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Lifttüren. Sie fühlte Angst und verloren-sein.
Ihre Welt verschwand ganz plötzlich und ohne Warnung in einem apokalyptischen Inferno und sie wanderte über das was von ihr übrig geblieben war. Sie hatte eigentlich nur diese eine Welt gehabt, denn die Erde kannte sie nur aus Erzählungen oder aus alten Büchern. Noch nicht einmal Menschen hatte sie gehabt die ihr nahe standen. Die Welt im All war alles gewesen. Ihre Eltern kamen um, als sie noch ein Baby gewesen ist. Soviel sie wusste gingen sie bei Wartungsarbeiten an der Außenhülle des Kolonienschiffes im Raum verloren.
„Kleine?“
Narron kam durch den Gang zu ihr.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte der Mann.
Lucca stand auf.
„Alles okay“, sagte sie nur beim Vorbeigehen. Sie kehrte zurück in den Kontrollraum und verließ diesen durch die Eingangstür. Sie lief bis zu der Wand gegenüber der Tür an der auch eine Maschine zur Fleischherstellung stand und kletterte an ihr hinauf. Die Decke der Fabrik musste zusammen mit der oberen Etage abgerissen worden sein, so, dass sie sehen konnte, dass der Himmel seine Farbe zu einem kräftigen purpurrot geändert hatte. Und als sie auf der Maschine oben auf stand bot sich ihr ein gewaltiger Anblick über das Land.
Fanka trat noch einmal zu, um das Loch größer zu machen.
„Es duftet“, sagte Kora.
Fanka steckte den Kopf durch das Loch.
Eliott starrte in den Raum vor ihm.
Sie alle sahen das gleiche. Ein Ozean aus grünen Büschen mit dicken und fleischigen Blättern unter einem rot glühendem Himmel. Und inmitten dieses Meeres brannte das Wrack des Kolonienschiffes wie ein morsches und glühendes Stück Holzscheit. Die Trümmer verteilten sich auf einer enormen Fläche und der Rauch stieg hoch in den Himmel empor.
1 Kommentar:
Ich bin hier !!!!
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