Ein alter Mann saß auf dem Boden. Er hatte ein Brötchen in einer Hand und einen Becher in der anderen Hand. In dem Becher war Kaffee.
Axii saß auf einer Bank von der aus er in die Gosse schauen konnte. Fanka wollte sich hier mit ihm treffen, doch sie verspätete sich. Er hatte ihr gerade eine Nachricht geschickt und gefragt wo sie sei.
Der alte Mann starrte nun seinen Becher in der Hand an. Dampf stieg aus ihm auf.
Axii blickte auf das Display seines Kommunikators. Fanka winkte ihm entgegen.
„Ich bin Zuhause, was gibt es?“
„Woltest du dich nicht mit mir treffen?“, fragte Axii überrascht.
„Heute? Nein“, sagte sie.
„Du hast mir doch vorhin eine Nachricht gesendet.“
Fanka schüttelte den Kopf.
„Kann nicht sein. Ich bin bei meiner Tante.“
Der alte Mann warf den Becher von sich. Die Flüssigkeit spritzte durch die Luft und eine Menge Dampf stieg nach oben. Er stand auf, so plötzlich, wie von einem Insekt gestochen.
„Was ist los?“, fragte Fanka. Axii ließ seinen Arm mit dem Kommunikator sinken.
Der Alte sah sich um wie paranoid. Und plötzlich drehte er sich langsam herum, um dann die Hauswand hinter ihm hinauf zu schauen – so langsam, als traute er sich nicht zu erkennen, was er ganz oben zu sehen bekommen würde. Dabei war da oben nichts. Erst als die ersten Ziegel vom Dach herunter kamen, bemerkte Axii dass sich die gesamte Hauswand krümmte, als sei sie aus heißem Plastik.
„Rennen sie“, schrie er dem Alten zu.
Der Mann ballte seine knochige Hand reflexartig zu einer Faust und schwang sie in Axiis Richtung. Da stand er nun in dieser Haltung mit ausgestreckten Arm und weit aufgerissenen Augen.
Die Wand war nun schon so krumm, dass sie überall Risse bekam und der Putz herunter kam und auf dem Boden zersprang. Axii stand von der Bank auf. Er wollte den Mann holen, ihn an seinem ausgestreckten Arm aus der Gefahrenzone ziehen aber er lief gegen eine unsichtbare Wand. Es fühlte sich an wie unsichtbares Wasser aber er konnte es atmen.
Und dann verflüssigte sich der Zement zwischen den Ziegeln der Hauswand und quoll heraus. Die Wand stürzte ein und gab die leeren Räume dahinter frei. Der Alte duckte sich, kniete sich hin und hielt beide Arme schützend über seinen Kopf. Axii spürte, dass die unsichtbare Barriere zwischen ihm und dem Geschähen verschwunden war aber er konnte keinen Schritt machen. Dort passierte etwas sehr merkwürdiges.
Die Ziegelsteine schienen wie an einem Schutzschild der sich um den Alten gelegt hatte abzuprallen und sie flogen kreuz und quer durch die Gosse. Gleichzeitig schien es unter dem Schutzschild zu regnen, denn der Mann war innerhalb von Sekunden vollkommen durchnässt.
„Renn weg!“, schrie der Mann unter größter Anstrengung. Das Sprechen schien ihm viel Kraft ab zu verlangen, den das Schutzschild gab nach und einer der Ziegel traf den Alten an der Schulter. Doch die Wand war bereits eingestürzt und der Schutt bildete einen Kreis um den Mann herum.
Axii wirbelte herum und rannte los. Er sprang zwischen zwei Büsche am Waldrand, rannte noch ein Stück weiter und sprang über eine überwuchertes Mauerstück. Dahinter kniete er sich hin und versuchte so leise zu schnaufen wie es ihm möglich war.
„Du hast dich gut versteckt, alter Mann“, schrie jemand so laut, dass es hallte.
„Nicht gut genug, fürchte ich“, sagte der alte Mann.
Axii spähte über das Mauerstück aber die Büsche und Bäume versperrten ihm die Sicht.
„Ich will dich nicht töten, aber du weißt, ich werde“, schrie der andere wieder.
„Ich weiß“, sagte der Alte. „Ich kann nichts dagegen tun, weil ich dich ja nicht sehen kann, also viel Vergnügen.“
Axii schlich um die Mauer herum und schlich vorsichtig zu einem Baumstamm. Von hier aus konnte er den Alten sehen, wenn er einen Zweig ein Stück zur Seite bog. Er stand bei der Bank auf welcher Axii auf Fanka gewartet hatte und da fiel sie ihm wieder ein. Er blickte auf den Kommunikator. Ihre Augen starrten ihn an, sie blickte sehr erschrocken drein.
„Was ist da los?“, flüsterte sie.
Axii legte den Zeigefinger auf seine Lippen. Fanka presste ihre Hand auf den Mund.
„Es bereitet mir kein Vergnügen jemanden der meiner Rasse angehört zu töten, ich tue es nur, um die anderen zu schützen, Karanka.“
„Vor was möchtest du sie schützen, Fikret? Vor mir?“
„Du bist ein Risiko, Karanka, wenn du dich hier zwischen den Menschen herumtreibst mit dem Wissen das du hast.“
Plötzlich kam ein Wind auf. Er wehte jedoch nur über die Straße hinweg, so stark jedoch, dass er den Alten, Karanka, beinahe von den Füßen fegte.
„Du musst mich töten, Fikret“, sagte der Alte laut, „du wirst mich nämlich nicht umstimmen können, ich kehre nicht mehr zurück.“
„Dann soll es so sein“, sagte die unsichtbare Stimme Fikrets. Sie klang wie ein Seufzer.
Axii drehte sein Handgelenk so, dass auch Fanka sehen konnte, was dort auf der Straße zwischen den Ruinen passierte.
Noch einmal kam ein Wind auf und trieb trockenes Gras und Papier mit sich. Das ganze Zeug erreichte Karanka im Nu und flog wie ein Wirbelsturm um ihn herum. Plötzlich ging alles in Flammen auf. Das Feuer wirbelte durch die Luft und erfasste den Alten. Er schrie nicht, er stand nur da und rührte sich nicht. Im nächsten Moment flammte eine gewaltige Explosion auf, das Feuer breitete sich aus wie eine Wolke und walzte alles um den Alten herum nieder um schließlich sofort wieder zu verpuffen. Nur noch ein Häufchen lag dort wo Karanka gestanden hatte und dampfte.
Axii wurde durch die Explosion nach hinten geworfen und rappelte sich jetzt wieder auf. Er hastete zurück hinter die Mauer.
„Axii, verpiss dich von dort“, flüsterte Fanka.
Er nickte.
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