Freitag, 25. Juli 2014

Axii – Herbstanfang – Schnelle Entfernung


Axii warf die leere Schachtel Zigaretten von den Klippen hinunter in die Brandung. Seine Beine baumelten herunter und ein starker Wind blies ihm ins Gesicht. Alicen kam aus dem nahen Wald zurück und setzte sich neben ihn.
„Ich treffe sie morgen Abend. Ich hoffe, es geht alles klar und ich mache keinen Fehler oder so etwas. Ich muss gelassen bleiben, ich... naja, mal sehen.“
„Wird schon. Wenn sie das Video gesehen haben, dann wissen sie, was du dich traust und du hast selbst gesagt, sie hörten sich beeindruckt an.“
Alicen grinste.
„Verdammt, verdammt, du hast recht. Die konnten sich ja kaum ein kriegen während der Videokonferenz. Der eine, ich glaube der Anführer, er hat immer wieder gesagt, dass es der Wahnsinn war.“
„Wie sind sie denn ansonsten so?“, fragte Axii.
„Also, der Anführer – naja, jedenfalls glaube ich, dass es der Anführer war – er scheint ziemlich gelassen zu sein für gewöhnlich. Er hatte eine alte Fallschirmjäger-Uniform getragen und der Typ neben ihm erschien mir ziemlich verrückt – rotes Haar, gefärbt, meine ich, und auch sein TsShirt knallrot, wie seine Haare und beide verstanden sich ohne miteinander sprechen zu müssen, verstehst du was ich meine? Nur ein Blick und der andere wusste sofort was Sache war – also, ne, echt gelassen und abgefahren zugleich.“
Axii kiecherte.
„Was ist?“, fragte Alicen verdutzt.
„Du bist ja ein richtiger Fan“, sagte Axii grinsend.
Alicen schüttelte den Kopf und winkte ab.
„Du hättest sie sehen sollen“, sagte er nur.

Die Sonne versank im Ozean. Die ersten Sterne erschienen am dunkler werdenden Himmel. Um die Bucht herum leuchtete die Stadt wie ein Weihnachtsbaum.

Axii hatte seltsames geträumt in der letzten Nacht aber er hatte es wieder vergessen. Es war kein guter Traum gewesen und er versuchte sich zu erinnern doch es gelang ihm nicht und die Bilder versanken innerhalb von Sekunden im Nebel.
„Danke“, sagte er, als die Mutter ihm seine Schulbrote auf den Küchentisch legte.
„Schneid dir die Haare, du siehst aus, wie ein Mädchen.“
Axii antwortete nicht darauf. Er wusste, dass eine Antwort, egal, wie sie ausfiel, zu einem breit angelegten Gerede ausarten konnte und er sich danach wieder ziemlich dumm vorkommen würde, weil die Eltern viel schlauer waren, als er selbst.
„Er müsste zum Frisör“, sagte seine Mutter an den Vater gewandt. Dieser seufzte nur hinter seiner Zeitung.
„Ich bin heute Abend nicht im Haus, bestellt euch etwas, wenn ihr warm essen wollt heute Abend“, sagte die Mutter. Jetzt legte der Vater die Zeitung auf den Stuhl nebenan.
„Bist du die ganze Nacht weg?“, fragte er wie nebenbei.
„Ja.“
Der Vater nickte zweimal.

Axii und Alicen standen vor dem Schrottplatz im Industriegebiet von Lalande. Alicen zündete sich eine Zigarette an. Er ließ sich nichts anmerken aber Axii konnte sich vorstellen, wie aufgeregt er war. Er rauchte sie Zigarette unterhalb von 5 Minuten.
„Wo sind sie?“, fragte Axii aber Alicen schüttelte nur den Kopf.
Dann balancierte jemand über die Mauer, die den Schrottplatz umgab. Er sprang aus 3 Metern Höhe herunter auf den Boden und dämpfte seinen Aufprall auf dem Boden indem er sich über seinen Rücken abrollte. Er kam auf Axii und Alicen zu.
„Tut mir Leid, Alicen aber deine Freundin können wir nicht mit rein nehmen“, sagte er und nickte zu Axii herüber. Axii erinnerte sich an die Worte der Mutter und spürte wie er rot wurde.
Der Jugendliche, der fast schon ein Mann war, achtete aber nicht mehr auf ihn. Er wandte sich an Alicen und legte ihm seine Hand auf die rechte Schulter.
„Schön. Du bist nicht allzu groß, das ist gut“, sagte er. Er selbst schien fast 2 Meter hoch zu sein. Alicen musste zu ihm aufblicken. „Wir haben unseren Treffpunkt auf dem Schrottplatz in der Lagerhalle, kommst du?“
Alicen nickte, drehte sich zu Axii um und zuckte mit den Schultern. Die beiden gingen davon. Axii sah ihnen zu, wie sie auf die Mauer kletterten und hinter ihr verschwanden, wobei Alicen sich geschickter anstellte, wie Axii fand.

Die beiden hatten eigentlich keine Ahnung, wie das Video von Alicens Strukturlauf ins Netz gelangte. Das Video wurde beschlagnahmt, als sie von den Capymännern zur Polizeistation gebracht wurden. Nur die KI wusste von diesem Video und diese hatten sie auch in Verdacht – zumindest hatte Alicen sie in Verdacht, Axii war sich nicht sicher, er konnte sich keinen Grund vorstellen wegen dem die KI so etwas hätte tun sollen.
„... und die haben dort in fast jedem Raum einen Plasma-TV und überall Überwachungskameras auf dem Gelände. Verdammt, verdammt, du hättest dabei sein sollen, Axii, echt!“
Für Alicen gab es in den Pausen nur das eine Thema und Axii konnte es bald kaum noch hören aber er freute sich für Alicen. Ja, er war sogar ziemlich stolz auf seinen Freund, der es geschafft hatte bei den Wandläufern aufgenommen zu werden und das nach nur einem Video. Für gewöhnlich nahmen die Wandläufer niemanden auf, so hieß es. Sie blieben unter sich und tauchten zu verschiedenen Turnieren wie aus dem Nichts auf, um alle anderen Strukturläufern die Show zu stehlen.

Nur dauerte es nicht lange. Einer der Wandläufer ging an die selbe Schule wie Axii und Alicen und Alicen verbrachte in den Pausen plötzlich mehr Zeit mit ihm als mit Axii. Eigentlich verbrachte er nur noch Zeit mit diesem anderen Typen – ja, von einem Tag auf den anderen.
„Der hat bald keine Lust mehr – er merkt bald, dass du nicht mehr da bist und dann kommt er wieder“, sagte Fanka.
„Reudiger Hund“, sagte Axii leise.
Fanka grinste.
„Ja, das ist er.“

Manchmal kam es vor, dass man die Sonne nicht untergehen sehen konnte, weil von irgendwo her Wolken den Himmel bedeckten. Und dann gab es Abende, wie diesen, an dem diese Wolken mit allen Farben des Feuers zu brennen schienen. Axii nannte sie Herbstwolken aber das hatte er bisher niemanden erzählt.

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