Donnerstag, 30. September 2010

Nächstes Kapitel

Heiße Watte umhüllte ihn. Seine Ohren glühten und in ihnen konnte er seinem Herzschlag lauschen. Er fiel in die Tiefe auf eine helle weiße Landschaft zu. Eine Landschaft aus Nichts. Nur Watte, warme einlullende Watte. Der Aufprall war weich und nicht wie erwartet. Kein harter Aufschlag, sondern ein Fall ins Nichts.
"Wo bin ich?" Es pulsierte der Raum und in ihm klopfte es.
Klopf! -lange Pause-
Klopf! -lange Pause-
Klopf!
Wie in Zeitlupe und mit Echo. Bilder aus der Vergangenheit schwebten im Nebel an seinen Augen vorbei und er musste sogar lächeln. Es tat gleichzeitig weh...
"Was ist passiert?"
Hinter ihm wühlte sich ein kleines Wesen seinen Weg zu ihm frei. Er drehte sich um. Es sah aus wie eine Schildkröte ohne Panzer, trug einen Kartoffelsack als Bekleidung und hatte eine große Brille auf der schnabelartigen Nase.
"Das Kapitel zu ende ist, junger Lucca", sprach es mit der Stimme einer alten Frau und nickte dabei immerzu. "Nun dein Weg weiter geht, ein neuer Weg es ist, den beschreiten du musst!"
"Aber ich will nicht", antwortete Lucca.
Das Wesen schüttelte seinen Kopf heftig.
"Du musst! Bleiben es wird dir nichts anderes übrig, junger Lucca. Ob willst du oder nicht, dein nächstes Kapitel bevor dir steht."
Damit setzte das Wesen seinen Weg fort. Durch die Watte, die nun Farbe annahm, wühlte es sich vorwärts.
"Warte auf mich", rief Lucca.
Das Wesen blieb nicht stehen.
"Mein Weg ist nicht, den gehen du wirst, junger Lucca. Mit deinen eigenen Augen sehen du musst, wohin deiner dich führt."
Lucca blieb ratlos zurück, alleine...
"Deinen Traum du nicht vergessen darfst, nie vergessen du darfst deinen Traum, junger Lucca!"

Mittwoch, 29. September 2010

Es geht auch ohne Zeit

Die Zeit ist bloß eine Währung, welche die Beschreibung der Welt erleichtert, jedoch nicht eigenständig existiert. Sie hat beim Messen von Vorgängen denselben Vorteil wie das Geld im Vergleich zum schwierigen Naturalientausch.

Dienstag, 21. September 2010

Kotzen

Kennt ihr das Gefühl, wenn man nach dem Kotzen am liebsten noch mehr kotzen würde? Es kommt jedenfalls nichts mehr und das ist das schlimmste. Es fühlt sich an, als versuchte der Körper die Innereien auszuspucken. Im Kopf dreht sich alles und es hilft nichts, wenn man sich hinlegt und die Augen schließt. Die Medizin in einem solchen Moment ist der sofortige Schlaf. Nach dem Aufwachen sollte alles wieder in Ordnung sein, doch wenn dies nicht der Fall ist, ist man ziemlich krank und dann sollte man auf Fieber hoffen und auf eine wohlige und warme Nacht...

Nichts (5)

In der Umlaufbahn der Birne - eine Motte. Gerade neu eingesetzt. Leuchtet besser als die Letzte. Der Todesstern für flugfähiges Ungetier. Nur der Weberknecht lässt sich nicht beeindrucken.

Freitag, 17. September 2010

Autonomie

ich weiß nichts, außer das, was nur ich erlebe
ich tue das, was mein erlebtes mir erlaubt, denn über etwas anderes weiß ich nichts
ich darf hoffen, dass mein wissen und meine taten im einklang mit den welten der anderen sind
der mensch ist mein erlebnis genau wie ich seins bin, reagiert auf mein handeln genau wie ich auf das handeln des menschen reagiere und wir beide hoffen auf den einklang unserer beider welten.

Nichts (4)

Das macht man nicht, nein, so etwas tut man nicht, sowas macht man einfach nicht, nein das darf man nicht, macht man nicht, nein!

Mittwoch, 15. September 2010

Traumbarila

Einen Moment lang dachte er, die schöne Frau, die das Lokal eben betreten hatte, wollte zu ihm. Was für ein dummer Gedanke, sie war viel zu jung. Tatsächlich ging sie nämlich vorbei und setzte sich zu ihrem Freund an den Tisch hinter ihm. Er nippte an seiner Tasse Tee.
In seinem Kopf gestalteten seine Gedanken eine für ihn interessantere Geschichte. Da setzte sie sich zu ihm und lächelte ihn an. Und weil das ohnehin schon sehr unrealistisch war, webte seine Fantasie noch unrealistischer.
„Sie sind Detektiv Barila?“, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
Er nickte kühl.
„Danke, dass sie her gekommen sind. Ich wollte mich mit ihnen nicht in ihrem Büro treffen, da ich befürchte verfolgt zu werden und ich möchte sie in die Geschichte nicht mehr als nötig verwickeln.“
Er nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die auch in Wirklichkeit auf dem Tisch lag und zündete sie sich an. Er tat es nur in Gedanken, das Rauchen war in diesem Lokal untersagt.
„Worum geht es?“, fragte er.
Sie seufzte.
„Ich glaube, mein Mann betrügt mich“, begann sie. Er nickte. „Bitte, verstehen sie mich nicht falsch, ich meine nicht, dass er mich mit einer anderen Frau betrügt sondern um mein Geld, verstehen sie?“
Er nickte.
„Ich verstehe.“
Sie seufzte wieder und dieses Mal etwas tiefer.
„Ich weiß nichts genaues, doch ich fürchte auch um mein Leben.“
Er bemerkte, dass ihre Hände zu zittern anfingen und dann musterte er sie etwas genauer. Sie war eine schön gebaute Frau mit langen blonden Haaren und braunen Augen, wenn sich nicht die Angst in ihnen spiegeln würde, wären es sehr beruhigende Augen gewesen. Eine kleine Narbe links auf der Stirn unterstrich ihr hübsches Gesicht sogar oder konnte der Schönheit nichts anhaben.
„Warum glauben sie, sie müssten um ihr Leben fürchten?“, fragte er.
„Darf ich ihnen noch was bringen?“
Er schaute die Bedienung irritiert an. Sie lächelte unsicher.
„Ja, danke, nein, danke, ich muss los.“
Sie nickte freundlich und fing an den Tisch nebenan zu räumen. Sie war auch hübsch und -
was wäre wenn, sie zu ihm gekommen wäre und gesagt hätte: „Darf ich mich zu ihnen setzen?“

Samstag, 11. September 2010

Pilze sammeln

Der Wald hatte seine Stille und Ruhe über die drei Jugendlichen gelegt. Sie sprachen kein Wort miteinander, jeder war für sich in seiner Ruhe und doch zusammen an einem Ort. Das Mädchen mit den langen dunkelblonden Haaren stand an einem hohen Nadelbaum und schaute den Abhang hinab. Irgendwo in dieser Richtung verlief eine breite Landstraße die jetzt nicht zu sehen war. Viele Baumstämme und dann Baumkronen etwas tiefer versperrten den Blick. Etwas höher stand das andere Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren. Sie suchte mit ihren Augen den Boden ab und war ganz darauf konzentriert. Eine Taube verirrte sich im Laub – das Flattern ließ den Jungen aufblicken. Er kniete auf dem Waldboden. In einer Hand hielt er einen Steinpilz. Er strich mit seinen Fingern über den Pilzhut. Er stand auf und hob den Pilz kurz hoch, damit die zwei Mädchen es sehen. Das schwarz-haarige Mädchen streckte ihm den Daumen hin und lächelte. Dann drehte sie sich wieder um und machte einige Schritte vorwärts, den Waldboden absuchend. Die Dunkelblonde rutschte etwas den Abhang hinunter und kniete sich hin. Die anderen Beiden blickten zu ihr hin, doch da alles in Ordnung zu sein schien, machten sie weiter wie bisher.
Die Dunkelblonde winkte aber den Jungen zu sich. Er schlich so leise es ihm möglich war heran, da sie ihm einen Deut gab langsam zu gehen. Sie kniete und schaute einer Blindschleiche zu, die sich in einem Lichtfleck sonnte. Der Junge kniete sich auch hin. Sie schauten dem Tier eine Weile zu dann erhob sie sich wieder vorsichtig und machte einen Schritt zurück. Er machte es ihr nach.
Die Drei kehrten zurück zum Weg und folgten ihm nebeneinander schweigend. Sie erreichten bald die Landstraße aber es fuhren keine Autos und es blieb still. Auf einer Bank ließen sie sich nieder. Der Junge schaute sich seinen Pilz nochmal an. Die Schwarz-haarige hatte auch einige gefunden und entfernte trockene Tannennadeln von ihnen. Die Dunkelblonde legte ihren Kopf weit in ihren Nacken und schaute in die licht-durchfluteten Baumkronen.
„Machen wir heute einen drauf?“, fragte die Schwarz-haarige nach einer ganzen Weile.
Die beiden anderen nickten grinsend und ein Lastwagen fuhr auf der Landstraße laut vorbei...

Dienstag, 7. September 2010

Wanderer

Arten

Psst! Es gibt Orte an denen ich sehr oft vorbei gehe. Diese Plätze vermissen mich nach einiger Zeit, wenn ich länger nicht da gewesen bin. Es gefällt ihnen, dass ich Fotos mache und mich für ihre kleinen Details interessiere. Sie fühlen sich schön und es geht ihnen besser. Ich will sie nicht im Stich lassen...
Am See nahe dem Waldrand, da stehen die Bäume halb im Wasser und Spinnen haben ihre Netze zwischen den kleinen Zweigen über der Oberfläche gespannt. Da wo die zwei Stämme einer alten Eiche sich kreuzen und sich eng umschlingen, da lebt im Wasser eine große Kröte. Ich habe sie noch nie gesehen, aber ich weiß genau, dass sie dort lebt. Immer wieder steigen große Blasen an die Wasseroberfläche und zerplatzen an der Luft. Dieses Wesen ist so groß wie ein Hund und so fett wie ein Schwein. Es bewegt sich träge und langsam und verlässt den See nur bei Nacht.
Etwas weiter, tiefer im Wald lebt eine Schlange. Sie ist so lang wie ein Bus und an ihrer dicksten Stelle hat sie einen Umfang von mindestens 60 Zentimetern. Sie ist die Königin des Waldrandes und ihre ergebenen Untertanen sind die vielen Blindschleichen, die man ab und an am Wegesrand trifft und die blitzartig verschwinden wenn man näher kommt. Sie kundschaften das Gelände aus, um die Königin rechtzeitig über Gefahren informieren zu können.
Noch tiefer im Wald leben Wildschweine und Rehe. Die Rehe haben keinen Anführer und leben in kleinen Herden die, immer zu auf der Suche nach neuen Futterstellen, im Wald umher streifen. Manchmal begegnet man ihnen auch auf den Feldern der Menschen, aber nur sehr selten, da die Rehe sich sehr gut tarnen können. Ein Reh könnte, wenn es wollte, zum Beispiel auf einen Meter an dich heranschleichen ohne, dass du ihn bemerkst. Genauso sind auch die Wildschweine, doch sie verlassen die Wälder niemals und haben eine Anführerin - die große und mächtige Daluthia. Ein ungeheuer großes Schwein mit weißem Borstenfell und gefährlichen Stoßzähnen. Über dieses Tiervolk weiß man jedoch sehr wenig und viele Mythen und Legenden werden sich erzählt.
Dann gibt es da noch die Norks oder "die kleinen Menschen des Waldes" wie sie auch genannt werden, denn sie sehen tatsächlich aus wie kleine Menschen nur viel zierlicher, schmaller und natürlich sehr viel kleiner. Ein Nork soll nicht viel größer sein als der Unterarm eines gewöhnlichen Menschen.
Ich glaube, diese Wesen kennen mich und sie erforschen mich genauso wie auch ich sie erforschen wollen würde und deswegen sind sie froh, dass ich oft durch den Wald gehe und sie sind froh, dass ich mich für sie interessiere. Wenn die Wälder verschwinden, werden wir diese Wesen und ihr Wissen nie kennen lernen.

Montag, 6. September 2010

An die Vergangenheit

Wo bist du hin junge und helle Haut, warum wächst die Dunkelhaut auf dir? Musst du dich gegen die hässliche Zukunft wappnen? Warum muss man sich immer mehr selbst verletzen, um schön zu sein?
Wo bist du hin Freund, warum achtest du auf einmal so sehr auf mein Äußeres, warum bist du so argwöhnisch mir gegenüber geworden? Denkst du an die Zukunft mit mir? Warum muss ich dir plötzlich so viel beweisen?
Wo bist du hin kariertes Papier, warum weichst du dem blanken Mist mit gedruckten Buchstaben? Musst du dich gegen die Zukunft absichern? Warum muss man den ganzen Müll sammeln?
Warum bist du vergangen Vergangenheit? Hast du Angst vor der Zukunft? Warum kämpfst du nicht für deine Träume?

Sonntag, 5. September 2010

Platz der Welt

Müssen sich Menschen immer wieder selbst vernichten, um auf diesem Planeten überleben zu können?