Center.
12 Uhr 33. Jugo saß auf dem Boden, er spiegelte sich in den Platten
unter ihm. Eine Frau kam vorbei, sie hatte hohe Absätze. Jugo
blickte nicht auf, er konnte sich vorstellen wie sie aussah. Tenta
platzierte seine Capy schief auf seinem rasierten Kopf. Ein Mann in
Grau kam vorbei und auf der anderen Seite schleppte eine Mutter ihr
Kind hinter sich her. In den Schaufenstern an denen sie vorbei
hasteten standen große Flachbildmonitore in schwarzer und silberner
Farbe. Dann kamen zwei Jungen durch die Mitte der Halle und blieben
stehen.
„Er
hat einen Kommunikator dabei“, bemerkte Tenta.
„Jo“, sagte Jugo.
Drew
und Kanbano kamen von der öffentlichen Toilette zurück.
„Checkt ihr wieder kleine Kinder ab?“
„Er hat einen Kommunikator dabei“, wiederholte Tenta nur.
Drew
zuckte mit den Schultern, Kanbano zog sich seine Mütze über. Ein
Typ von der Security kam vorbei, um einen Blick auf die 4 Jungs zu
werfen. Er nickte beim Vorbeigehen. Tenta lächelte freundlich
zurück.
„Willst du sie abziehen?“
„Klar, könnte sein, dass es das Teil ist, dass meiner Schwester
geklaut worden ist“, sagte Tenta. Die anderen lachten.
„Du
hast keine Schwester, Tenta – tut mir Leid“, sagte Kanbano.
„Langsam galubst du selbst an den Scheiß“, lachte Jugo.
Tenta
grinste.
„Also, was ist? Wer geht hin?“, fragte Drew.
Jugo
stand auf.
„Lasst mich das machen“, sagte er.
„Ich komme mit“, sagte Drew.
Jugo
ging zu den beiden Jungen herüber. Tenta und Kanbano verzogen sich
in den Laden vor dem sie gerastet haben. Drew ging langsam hinter
Jugo her.
„Lass die, das ist es nicht“, rief er Jugo zu.
Jugo
stand vor den beiden Jungen.
„Wisst ihr wie spät es ist?“
„Was?“, fragte Egid, er hatte lange blonde Haare und trug große
Kopfhörer die er jetzt absetzte.
„Wie
spät es ist“, sagte Jugo.
Drew
stellte sich neben den anderen Jungen.
„Ich weiß nicht“, sagte Egid und klemmte sich seine Strähnen
hinter die Ohren.
Sein
Freund, Frek, holte sein Kommunikator aus der Jackentasche.
„Es
ist 12 Uhr 38“, sagte er.
„He!“, rief Jugo.
Er
zeigte auf den Kommunikator.
„Kann ich das Teil mal sehen?“
Frek
schüttelte den Kopf.
„Komm, ich will es mir nur mal ansehen“, drängte Jugo.
„Sieht aus wie der von T- dingens Schwester“, sagte Drew.
„Wo
hast du den her?“, fragte Jugo.
Egid
machte einen Schritt zurück und blickte vorsichtig nach Links. Eine
alte Frau wackelte am Brunnen in der Mitte der Halle vorbei, sie kam
auf sie zu.
„Ich hab es geschenkt bekommen“, sagte Frek.
Jugo
stellte sich nah an Egids Seite.
„Der Schwester eines Freundes von uns wurde so ein Teil letztes
Wochenende geklaut – es sah genau, wie dieses hier aus“, sagte
er.
„Nun zeig doch mal“, sagte Drew und nahm Frek den Kommunikator
aus der Hand.
„Ich habe es von meinen Eltern geschenkt bekommen“, sagte Frek.
Drew
reichte den Kommunikator an Jugo weiter.
„Das ist er“, sagte Jugo, „die gleichen Kratzer auf der
Rückseite, schau.“
Er
zeigte Drew die Rückseite des Gerätes.
„Scheiße, ja“, bestätigte Drew. „Du hast es von deinen
Eltern?“
„Ja“, sagte Frek.
Egid
machte einen weiteren Schritt zurück und schielte nun zur rechten
Seite. Die wackelige Oma war schon an ihnen vorbei. Jetzt kamen zwei
Männer in Anzügen auf sie zu, die sich beide über etwas
unterhielten und keine Notiz von ihrer Umgebung nahmen. Auch sie
gingen vorbei.
„Junge, bleib doch mal stehen“, sagte Jugo, „wir wollen euch
doch nichts tun.“
„Quatsch“, bestätigte Drew, „aber wir müssen das jetzt echt
mal klären, weil das Teil sieht wirklich so aus, wie der Komm von
Achmeds Schwester.“
Jugo
lachte.
„Achmed“, prustete er, „echt, Scheiße, an den Namen gewöhne
ich mich nie.“
„Ja, lass mal“, winkte Drew ab. Er gab dem Jungen seinen
Kommunikator zurück. „Wartet hier, ich hole Achmed, wir klären
das mal, okay?“
Die
beiden Jungen nickten. Drew drehte sich um und lief in den Laden in
dem Tenta und Kanbano verschwunden waren.
„Tut mir Leid, echt Leute, aber das ist wichtig, es dauert nur 5
Minuten. Wir müssen uns sicher sein, dass es nicht das Teil von Ten-
dings- Achmeds Schwester ist.“
„Ich hab es aber nicht geklaut, ich hab die Quittung noch“, sagte
Frek.
„Echt? Hast du sie dabei?“
Frek
schüttelte den Kopf. Drew kam mit Tenta und Kanbano zurück. Sie
stellten sich in einem Halbkreis um die beiden Jungen.
„Zeig mir mal den Kommunikator“, sagte Tenta.
Frek
gab ihm das Gerät.
„Und?“, fragte Jugo, „sieht doch wie das von deiner Schwester
aus, oder?“
„Das ist das Teil von meiner Schwester, scheiße wo hast du es
her?“, fragte Tenta. „Wo warst du letztes Wochenende?“
„Zuhause“, sagte Frek.
„Wart mal, er sagt, er hat die Quittung für das Teil“, sagte
Jugo.
„Hast du sie dabei?“, fragte Tenta.
Frek
schüttelte wieder den Kopf.
„Hast du es meiner Schwester geklaut? Letztes Wochenende!“ Tente
packte Frek am Kragen seiner Jacke. Jugo hielt ihn sofort zurück.
„Bleib ruhig, Achmed. Bist du dir echt sicher, dass es das Teil von
deiner Schwester ist? Ich meine, die klauen doch nicht so ein Teil,
schau doch mal wie die aussehen.“
„Achmed!“, lachte Kanbano.
„Halts Maul, Junge“, zischte Jugo aber Kanbano musste trotzdem
lachen – er drehte sich um.
„Ich
hab es von meinen Eltern geschenkt bekommen“, sagte Frek noch
einmal.
„Da
hörst du es“, sagte Jugo, „lass ihn los, du erreichst nichts,
wenn du ihn so anmachst. Wir fragen einfach deine Schwester.“
Tenta
ließ Frek los.
„Tut mir Leid, Jungs, Tenta ist ziemlich angepisst wegen der Sache,
er ist sonst nicht so“, erklärte Jugo. „Das sollten wir aber
echt klären, versteht ihr, Achmeds Schwester ist nicht weit von
hier, wenn ihr jetzt mit kommt, dann können wir alles auflösen.“
„Ne, ich komm nicht mit“, sagte Egid.
„Was?“, fragte Drew. Er kam auf Egid zu und Egid machte einige
Schritte zurück. Er schüttelte den Kopf.
„Ich komme – wir kommen nicht mit.“
Frek
schüttelte auch den Kopf.
„Wir müssen unsere Linie erreichen, die fährt in 10 Minuten“,
sagte er.
„Dann
gibt uns das Teil, wir gehen zu meiner Schwester und checken das –
wir bringen es euch danach wieder – welche Haltestelle müsst ihr?“
„Nein, ich kann das nicht weggeben“, sagte Frek.
Tente
wirbelte einmal um seine eigene Achse.
„Scheiße, was denn dann? Das Ding gehört meiner Schwester, ich
weiß es! Willst du mich verarschen?“
„Bleib mal locker“, sagte Jugo.
„Ja, ganz ruhig, wir klären das schon“, sagte Kanbano grinsend.
„Achmed.“
„Leck dich, Jusuf“, zischte Tenta.
Jugo
atmete einmal tief ein.
„Okay, Jungs, ihr müsst euch mal entscheiden, entweder ihr kommt
mit und wir klären das mit Achmeds Schwester oder ihr gibt uns das
Ding und wir bringen es euch gleich wieder, das ist doch kein Fall –
kommt schon, wir sind hier in 5 Minuten fertig, dann könnt ihr
gehen.“
Frek
sah Egid an. Er zuckte leicht mit den Schultern.
„Lass uns eben mitgehen“, sagte Frek leise, „wir haben noch
etwas Zeit.“
Egid
zuckte wieder mit den Schultern.
Kanbano
legte Egid den Arm auf die Schulter.
„Jetzt komm endlich, dann schafft ihr es noch rechtzeitig zur
Haltestelle, beeilen wir uns“, sagte er und zog Egid mit sich. Alle
zusammen gingen sie auf den Ausgang zu.
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