Montag, 10. März 2014

Zwischen Dusonstadt und Cornarea - Odyssee durchs Weltraum


Erdzeit: 21104836 Archenzeit: 00000000

Dusonstadt, Sektor 1131, afrikanischer Kontinent, Space-Hafen „Namibia“.

Der Space-Hafen sah aus wie eine gewaltige Röhre mit abgerundeten Kanten, die 100 Meter in den Himmel ragte. Oben auf dem flachen Dach standen die 10 Aufzug-Startrampen. Kein Mensch da.
Unten auf dem Boden vor der Megastruktur drängten Massen auf die Mauern ein. Die Vordersten wurden gegen das Gebäude gedrückt, stürzten hin, wurden zertrampelt.
Wie ein wahnsinnig-gewordener Ameisenhaufen, der sich durch eine Stahlmauer zu drücken versuchte.
Das Rauschen der Stimmen – mit der Zeit hörte es sich nur noch an wie ein Rauschen – schallte durch die Luft, wahrscheinlich bis zum Horizont, wo die Sonne im Wasser versank. Schon bald würden sich die Polarlichter aus dem Nichts ergießen und am Nachthimmel leuchten wie Wasserfälle aus Licht.
Das Magnetfeld ging jetzt täglich aus und an manchen Orten ging es nicht mehr wieder an. In den südafrikanischen Sektoren starben vor einigen Wochen viele Menschen. Die meisten lebten jetzt in ihren Kellern.
In Sektor 1 in Zentral-Europa brachte eine solche Schwankung des Magnetfeldes der Erde alle Kraftwerke zum erliegen und Ki (die künstliche Intelligenz) stürzte ab. Die Dusonstadt stand vor ihrem Ende.

Crisin saß auf einem viel zu großem Sitz zwischen ihren Eltern in Aufzug 6. Ki hatte sie noch rechtzeitig ausgewählt, bevor sie die Kontrolle über die gesamte Stadt-Sphäre verloren. Sie drei hatten einen Platz auf der Arche 016 bekommen, einem von 138 Generations-Schiffen, die im Orbit der Erde schwebten. Die meisten dieser Archen waren noch lange nicht fertig aber den Menschen auf der Erde blieb keine Zeit mehr. Die Erde würde in einigen Jahren nicht mehr bewohnbar sein, da sich das Magnetfeld auflöste – es polte sich um. Irgendwann in der Zukunft würde es zwar wieder auftauchen – der Süden ist dann der neue Norden und umgekehrt – aber bis es sich wieder aufgebaut hat, wird die Strahlung der Sonne das meiste Leben ausgelöscht haben.
Crisin merkte, dass der Handschuh ihres Anzugs, der die erhöhten G-Kräfte beim Start zum Teil absorbieren sollte, nicht richtig saß. Sie versuchte ihn fester mit dem Rest des Anzugs zu verbinden. Irgendwie mochten sich die beiden nicht besonders. Der Handschuh ging eine Verbindung ein, der Ärmel des Anzugs löste die Verbindung aber sogleich wieder auf.
Einer der Piloten bemerkte Crisin und kletterte über die Leiter zu ihr herunter.
Ich helfe dir“, sagte er und nahm ihre Hand in seine und hob ihren Arm weit in die Luft.
Crisins Mutter wandte sich zu ihr um.
Was ist los?“, fragte sie besorgt.
Der Pilot schüttelte den Kopf.
Schon in Ordnung, achten sie darauf, dass die Energiezufuhr im Gewebe nicht zu sehr abgedrückt wird.“
Crisins Handschuh schmiegte sich an ihre Hand und verband sich mit dem Ärmel ihres Anzugs und dieser schmiegte sich ebenfalls eng an ihre Haut.
Legen sie jetzt bitte die Helme an“, sagte der Pilot laut.
Einige der Insassen hatten diese bereits an, die anderen setzten sie jetzt auf. Crisins Mutter half ihr dabei und danach ihrem Mann, der seinen defekten linken Arm nicht mehr nutzen konnte. Er musste ihn mit der rechten Hand festhalten, weil er hin und wieder ein Eigenleben begann und komisch durch die Luft aus schlug.

Die Fahrstühle wurden aus ihren Verankerungen gelöst. Die Rollklammern schnappten zu, umschlossen das Aufzugsband, welches vom Himmel herunter hing.
Zündung!
Irgendwo hinter Crisin explodierte etwas dumpf. Der Ruck danach war gewaltig. Sie wurde in ihren Sitz gepresst. Das Hologramm an der Aufzugsdecke zeigte die Wolkenfetzen schnell näher kommen und schon bald waren sie verschwunden. Das Hologramm zeigte viele Zahlen und Diagramme an. Crisin verstand kaum etwas davon aber sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, um den Druck auf ihrer Brust zu vergessen, das Atmen fiel ihr so schwer, dass sie glaubte um 100 Jahre gealtert zu sein.
4 G“, sagte einer der Piloten.
In ihrem Bauch fühlte sie ein Kribbeln, wie auf einer Achterbahn vielleicht, aber es hörte nicht auf und sie befürchtete schon, sich jeden Moment in die Hosen zu machen, als der Druck schnell wieder nachließ.
Merde“, schimpfte ihre Mutter im Flüsterton.
Die Schutzluken an den Wänden des Aufzugs öffneten sich. Crisin blickte in die volle Sonne, die vorhin bereits untergegangen war. Ihr Vater saß am Fenster und konnte hinaus sehen. Er sah den ganzen Kontinenten. Die Erde leuchtete wie ein Diamant aber sie entfernte sich auch schnell und weit über ihnen kam ihnen die Dunkelheit entgegen.

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