Freitag, 24. Januar 2014

Mondmensch

Ryozie wurde auf dem Mond geboren. Dort lebte er auch bis zu seinem achten Lebensjahr. Danach folgten Jahre der Angewöhnung an die Schwerkraft der Erde. Heute musste er noch immer hin und wieder ein Außenskelet unter der Kleidung tragen, um nicht außer Puste zu geraten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen seines Alters, war er sehr schmall und ungewöhnlich lang. Er war 13 Jahre alt und größer, als fast jeder Erwachsene auf dem Planeten.
Trotzdem brachte ihm seine Größe keine Vorteile gegenüber der anderen Kinder. Denn auch sein Kreislauf litt unter der sechs mal stärkeren Schwerkraft, so, dass er kaum 3 Metter weit rennen konnte oder Treppen steigen oder springen.
Hier fühlte er sich so ungeheuerlich schwer, wie ein Felsen. Auf dem Mond war er immer so leicht wie eine Feder. Er hätte auf Dächer springen können, fast fliegen.
Einmal hatte ihn jemand gefragt, warum er so sehr den grauen Mond vermissen würde. Dort gab es keine grünen Bäume, keine Felder, Berge und kein Meer. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Doch ein anderes Mal hatte er sich überlegt, dass jeder Mensch, egal in welchem Paradies er auch gewesen ist, irgendwann doch wieder zurück nach Hause wollte - dahin, wo alles auf ihn abgestimmt war, wo er sich auskannte, wo die anderen wie er waren.
Abgesehen davon, gab es auch auf dem Mond ein Meer, ein weißes Meer aus Pulver und Steinen und es war mindestens genauso beeindruckend, wie das Meer auf der Erde. Und von der Erde aus, könnte man niemals einen Erdaufgang beobachten.
Viel lieber wäre die Erde für Ryozie ein Ort an dem er nur Urlaub machte und dann wieder zurück kehrte.

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