Freitag, 25. Mai 2012

Über die Ruinen der Alten


Das Leben lernte das Wort und mit dem Wort entwickelte sich die Verständigung. Bald gab sich das Leben einen Namen, den Namen Kaltsonnen. Sie lebten in einer kalten und zerstörrten Welt, in einer Welt aber, die sich ständig weiter entwickelte, sich selbst zu heilen vermochte und langsam neue Pracht erlangte.
Die Kaltsonnen lebten in dieser Zeit im Westen der heutigen Nordlanden, südlich der sehr alten Städte West- und Ostwalden. Sie hatten Corneria vergessen und beteten den Gott des Lichtes an, der sich ihnen als große, blendend Scheibe am Himmel offenbarte.
Und den Gott des Lichtes erfreute diese Aufmerksamkeit und er kehrte jeden Tag wieder, um die Gebete seiner Kaltsonnen zu empfangen.
Die anderen Götter fühlten sich vernachlässigt und großer Neid stieg in ihnen auf und schließlich auch Zorn. Die kleinen Götter, die nur bewundert werden konnten, wenn der Gott des Lichtes nicht mehr das Himmelszelt beanspruchte, schlossen sich zusammen. Es entstanden viele Götter-Bunde, die nicht nur die Kaltsonnen sehen konnten.
Ein anderes Leben, welches ebenfalls das Wort gelernt hatte, begann damit das Götterbild der Tunnelotter -wie es von diesem Leben genannt wurde- anzubeten. Wie es genau dazu kam, kann in dem Buch „Die Tunlr“ nach gelesen werden.

In dieser Schriftrolle möchte ich mein Wissen über die Kaltsonnen mit jenen Teilen die ein Interesse daran haben zu erfahren woher wir Nordmanen kommen und wie das Reich Nordlanden gegründet wurde.

Von den Ruinen der Alten ist nicht mehr sehr viel übrig. Selbst wenn man am alten Stadtrand steht, erkennt man nicht, dass einst hier das Leben blühte. Wie die Stadt von den Kaltsonnen genannt wurde weiß niemand mehr und das was übrig geblieben ist wird, wie schon erwähnt, Ruinen der Alten genannt.
Auch ich, als ich den Ort erreichte, hatte keine Ahnung, dass ich bereits inmitten der alten Stadt stand, bis ich zwischen Bäumen, überwuchert mit Efeu, eine alte Tempelanlage aus grob gehauenem Fels entdeckte. Der größte Teil der Anlage war bereits vor Jahrhunderten eingestürzt. Es waren noch einige Mauern übrig geblieben und das hohe Eingangstor, welches mich sehr beeindruckte. Ich war fasziniert davon und konnte doch nicht begreifen, wie die Kaltsonnen ein solches Bauwerk in damaligen Zeiten zu erbauen schaften. Die meißten Bauwerke, die ich aus dieser Zeit kannte, bestanden im Grunde aus aufeinander gestapelten Felsblöcken – als Dach dienten zumeist dünne Baumstämme, die mit Moosen oder Schirmblättern abgedichtet wurden. Dieser Tempel jedoch schien aus Felsen zu bestehen, die ineinander griffen, wie Hacken. Schwere Balken mussten das Dach, welches ebenfalls aus dünn gehauenen Felsen bestanden haben muss, gehalten haben. Auch einige Säulen erkannte ich im Schutt und unter einer Menge Moos.
Nachdem ich mich von meiner Überwältigung etwas erholt hatte, begann ich mit meiner Arbeit. Ich baute meinen Fotokasten auf und begann zu fotografieren. Einige Male musste ich den Standort wechseln, um alles aufnehmen zu können und die Sonne ging gerade unter, als ich fertig war.
Wahrscheinlich wäre ich in dieser Nacht schlafen gegangen und am nächsten Tag wieder abgereist, ohne je zu erfahren, welche Geheimnise dieser Tempel sonst noch barg. Ein Wolf, der mich seit einiger Zeit schon beäugt haben muss, wies mir den Weg. Als ich ihn bemerkte, kletterte ich rasch auf eine der brüchigen Mauern, um von oben herab mit Feuer nach ihm zu werfen, dass er verschwand. Jedoch habe ich soviel Magie im Blut, wie eine neugeborene Blattlaus, so, dass ich kaum ein Fünkchen zustande brachte. Ich harrte also aus.

Und irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Nach einem alptraumhaften Traum, in dem ich von Wölfen zerfleischt wurde, wachte ich erst am frühen Morgen wieder auf. Die Sonnenstrahlen hatten mich geweckt und der Wolf war nicht mehr da. Ich verneigte mich vor dem Sonnengott, dem alten Gott des Lichts der Kaltsonnen. Dann wollte ich mich auf den Rückweg machen aber beim Herunterklettern entdeckte ich von oben ein Loch im Waldboden, nicht weit vom Tempel entfernt. Eine Treppe, die kaum noch als solche zu erkennen war, führte unter die Erde.
Schnell hatte ich eine Fakel vom Wagen geholt, sie entzündet und machte mich daran hinunter zu steigen. Der Tunnel führte mich sehr tief unter die Erde und umso tiefer ich stieg, umso mehr Schutt und Felsblöcke musste ich übersteigen. Eine Stunde musste ich unterwegs gewesen sein -so kam es mir jedenfalls vor- als ich endlich am Ende des Tunnels ankam und mich vor einem großen Tor aus einem dunklen Metal sah. Wieder packte mich die Faszination, den die Kaltsonnen schienen die Schmiedekunst beherrscht haben, eine Kunst die erst einige hundert Jahre alt war – so glaubte man bisher. Aber das Zeitalter der Kaltsonnen endete vor fast 2000 Jahren und die Ruinen der Alten waren natürlich noch viel älter.
Mit meinem Gewicht stämmte ich mich gegen die großen Türen und konnte sie mit viel Kraft einen Spalt weit öffnen. Dahinter beleuchtete meine Fakel einen kleinen Teil einer gewaltigen Halle.
Ehrfürchtig machte ich einen Schritt hinein. Die Decke über mir war kaum zu erkennen, so hoch über mir schien sie zu schweben, wie das Himmelszelt über Corneria. Zu meiner Linken erblickte ich in Stein gemeißelte Bilder. Ich sah das Bild einer Sonne von der Strahlen ausgingen und die Köpfe von Menschen, die am Fuß der Wand gemeißelt worden waren, berührten.
Ich trat näher. Die Menschen stellten Kaltsonnen dar und ich war überrascht, wie sehr sie den heutigen Menschen ähnelten. Nicht selten hatte ich gehört, dass die Kaltsonnen riesenhafte Geschöpfe waren, mit 4 Armen und 4 Beinen und einem Kopf wie der eines Goldkäfers. Auf den Bildern aber hatten sie alle nur zwei Beine und zwei Arme und ihre Köpfe sahen aus, wie die eines jeden Nordmanen. Nur ihre Hälse wurden ungewöhnlich lang dargestellt.
Langsam bewegte ich mich an der Wand entlang. Ich sah eine prunkvolle Stadt abgebildet und Kaltsonnen mit Pfeil und Bogen, die gegen wilde Tiere kämpften. Ein Stück weiter war der Schauplatz einer Schlacht in Stein gemeißelt und ich wunderte mich sehr, als mir klar wurde, dass dieses Bild den Kampf zwischen Kaltsonnen und Kaltsonnen zeigte. Weshalb hatten sie sich gegeseitig bekämpft? Bei genauerer Betrachtung bemerkte ich, dass einige Kaltsonnen das Zeichen der fast vergessenen Göttin Corneria auf ihrer Brust trugen und andere trugen das Zeichen der Tunnelotter. Und die mit dem Zeichen der Tunnelotter waren viel kleiner, als die anderen dargestellt – es musste sich um die Tunlr handeln. Sie waren ein Volk, welches nach den Kaltsonnen das Wort gelernt hatte und da sie in den Bergen, zumeist in dunklen Tunneln oder unter der Erde lebten, beteten sie den Götterbund der Tunnelotter an, da sie dem Gott des Lichtes nichts abgewinnen konnten – Licht war für dieses Volk nämlich nichts was sie als angenehm oder schön empfanden. Ich hatte mich nie mit den Tunlr befast und kann nicht mehr erzählen. Anscheinend hatten sie aber eine Art Bündnis mit einigen Kaltsonnen geschlossen, denn sie kämpften auf der Seite der Kaltsonnen mit Cornerias Zeichen. Und sie kämpften gegen die Sonnengott-Anbeter, die, so zeigte es das Bild an der Wand, ihre Stadt zu verteidigen versuchten.
Ein Stück weiter entdeckte ich ein ziemlich verwaschenes Bild einer Karte. Ich musste viel Kalk abkratzen, bis ich erkannte, dass diese Karte die Städte West- und Ostwalden darstellte. Die ersten Städte der Nordmanen.

...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wasn das wieder für ne idee?