Sonntag, 17. April 2011

COAK (2)

17. Januar 2110 Erdzeit - SOL Erdensektor

Lycan dachte zurück an seine Zeit in Apollo-City. Er hatte an der Raumfahrt-Akademie nicht wirklich mehr gelernt, als auf der Erde und das Gefühl seine Zeit vertan zu haben machte ihm etwas zu schaffen. Zumal er sich für die Stelle auf dem Tanker Phonia hätte entscheiden können, anstatt auf dem Mond etwas über Manöver zu lernen. Tatsächlich hatte er noch nie in einem realen Cockpit gesäßen oder auf einer Kommandobrücke Dienst geleistet, aber seine Simulator-Tests bestand er mittlerweile mit Leichtigkeit. Ohne Praxis jedoch, würde ihm niemand das Kommando über ein Schiff überlassen, noch nicht einmal über eine vollautomatische Fähre.
Im Gang blieb er stehen. Durch die Aussicht hatte er einen sehr merkwürdigen Superfrachter bemerkt, der sein Interesse weckte. Das Schiff war gewaltig, selbst neben der Raumstation, die mehr als 30000 Menschen beherbergte. Aber es war etwas anderes, dass dieses Schiff so besonders machte. Dieser Superfrachter sollte nichts transportieren, jedenfalls nicht das übliche Zeug. Es handelte sich um das größte Forschungsschiff, dass Lycan je gesehen hatte.
Im Missionsraum arbeitete nur der Ausbilder am Computer und bemerkte nicht, als Lycan sich auf einen der Sitze an die Wand setzte. Erst als kurz darauf die nächsten Studenten eintrafen blickte der Ausbilder auf und schaltete den Projektor an. Das Bild der Raumstation flackerte mitten im Raum auf. Das Bild war zentriert auf ein Schiff an den Docks. Lycan hob die Brauen, denn es handelte sich um das Forschungsschiff, dass er vorhin gesehen hatte.
„Setzen sie sich, wir haben nicht viel Zeit“, sagte der Ausbilder. „Heute wird einer von ihnen in die Praxis gehen und ein Schiff zu einem Handelsposten führen.“
Er erhob sich aus seinem Sitz und trat in die Mitte des Raumes, wo er direkt vor dem holografischen Bild stehen blieb.
„Das ist die U.T.C. COAK“, begann er, „ein spezielles Forschungsschiff, welches sich in wenigen Tagen auf eine Reise bis zu den Grenzräumen machen wird.“
Er griff in das Bild und tippte in die Luft, genau da, wo sich die COAK befand. Das Schiff bekam eine grüne Umrandung. Mit seiner anderen Hand winkte er das Schiff zu sich, so, dass es nun ganz deutlich zu sehen war.
„Wie sie unschwer erkennen, handelt es sich um ein sehr großes Schiff, mit einem Tanker vergleichbar und wie sie alle wissen braucht ein solches Schiff eine mindestens 12-Mann starke Besatzung, nur, um das Schiff führen zu können. Dazu kommen noch unzählige andere Besatzungsmitglieder, die ein solches Schiff braucht, um es kontrollieren zu können.“
Mit einer kreisenden Bewegung seines Zeigefingers veranlasste der Ausbilder dass sich das ganze Bild um seine eigene Achse drehte. Lycan bemerkte die merkwürdige Menge der Geschütz-türme sofort. Für ein Forschungsschiff waren es unübliche viele.
„Die U.T.C. COAK jedoch ist in dieser Hinsicht anders“, führte der Ausbilder fort, „das Schiff hat die bislang fortschrittlichste künstliche Intelligenz installiert, die alle Systeme des Raumschiffs selbst zu kontrollieren vermag. So ist es im Grunde nicht nötig, dass einer von ihnen sie zur Freien Handelsstation führt, aber ich dachte mir, es wäre ein großes Erlebnis ein Schiff in dieser Größe manuell zu steuern.“
Einer der Studenten meldete sich. Der Ausbilder nickte ihm zu.
„Das Ding ist halb so groß wie Washingtons Triumph, die meisten von uns haben bisher nur an Simulatoren geführt und dabei handelte es sich um höchstens Schwere Jäger, wie den XO-Wing... Ich finde, sie haben eine Unmenge Vertrauen in uns, wenn sie uns ein solches Schiff führen lassen.“
Ein anderer warf ein: „Ist die COAK versichert?“
Der Ausbilder legte seine Hände unter das gesamte Bild und schob es hoch bis unter die Decke, als würde er einen großen Ball hoch werfen. Jetzt hatte er Sicht auf alle seine Studenten.
„Sie wollen wissen, warum ich ausgerechnet dieses Schiff gewählt habe?“, fragte der Ausbilder in die Runde. „Das werden sie auf jeden Fall alle erfahren.“

Mittwoch, 13. April 2011

Rot

Gedanken (9)

Warten ist nichts besonderes, es sei den es passiert etwas während man wartet. Ein Hund markiert die Bushaltestelle oder ein LKW überfährt ihn. Manchmal passieren schon merkwürdige Sachen. Ein markierender Hund zum Beispiel der nach seinem Geschäft von einem LKW überfahren wird. Der LKW-Fahrer steigt aus und begutachtet die verunstaltete Kreatur. Er übergibt sich und muss sich auf den Boden setzen. Manchmal denke ich, dass ich da helfen muss aber der Hund ist eh schon tot. Und der LKW-Fahrer fährt dann meistens auch weiter und nach Feierabend gibt es eine saftige Keule mit Kartoffeln.
Später kommt der Bus und das Warten hat ein Ende, weil ich einsteige und weg fahre...

Stifte

Dienstag, 12. April 2011

COAK (1)

16. Januar 2110 Erdzeit - SOL Erdensektor

Wie ein Nichts erstreckte sich der Raum bis in eine ungewisse Unendlichkeit. Leer und Schwarz – so schwarz, dass es einen beinahe ersticken lies. Doch das All war nicht leer...

#KRZZT# „U.T.C. COAK verlässt die Werft!“

Ein großer modifizierter Frachter verließ ein gewaltiges rechteckiges Gerüst, dass Ähnlichkeit mit einem überdimensionalen Käfig hatte und welches zu einer großen im Orbit des Planeten Erde schwebenden Werft-Station gehörte. Die Werft-Station hatte wiederum Ähnlichkeit mit einer großen unförmigen Kugel aus der unzählige Antennen und Aufbauten ragten. Sie bewegte sich halb im Schatten des Planeten, so, dass man einen Teil von ihr nicht sehen konnte, abgesehen von einigen Lichtern die im Dunklen schimmerten. Der Frachter verließ träge den Käfig und schwebte in den Raum hinaus, wie ein mit einem Seifenstück angetriebenes Holzstück.

#KRZZT# „U.T.C. COAK – übermittle Navigationspunktdaten.“

Schwerfällig änderte die COAK den Kurs. In einem weiten Bogen nahm sie Kurs auf die vorgegebenen Zieldaten. An Bord des ehemaligen Superfrachters war es still und nur ein Surren und das Ticken einiger Lämpchen über der Bordcomputerkonsole waren zu hören.
Die COAK wurde umfunktioniert zu einem Forschungsschiff der Superlative, ausgestattet mit neuester Technik, den besten Sensoren und einem der bis dato schärfsten Teleskope der bekannten Welt.
Das Ziel lag direkt voraus, wenn auch mit bloßem Auge nicht zu sehen. Die Raumbasis „Washingtons Triumph“. Wie ein Pilz aus dunklem Stahl schwebte sie im nahen Orbit der Erde und mit hunderten von kleinen Lichtern leuchtend. Langsam drehte sich die Raumstation um ihre eigene Achse und raste mit hoher Geschwindigkeit um den Planeten – auch wenn es wirkte, als stehe sie still. Von der COAK aus noch nicht zu sehen besaß auch „Washingtons Triumph“ unzählige Antennen und mehrere große Satellitenschüsseln, sowie ein Dutzend automatischer Geschütztürme.
Die COAK näherte sich schnell. Bei einer Geschwindigkeit von knapp 16000 Kilometern pro Stunde zündeten die kleinen Rückschubtriebwerke am Bug des ehemaligen Superfrachters und das Schiff wurde langsamer, während „Washingtons Triumph“ schnell größer wurde.

#KRZZT# „Hier Washingtons Triumph Verkehrsüberwachung – Andockerlaubnis erteilt – übermittle Daten für automatisches Andockmanöver.“

Kersteen beobachtete das Andockmanöver auf einem Bildschirm, während ihr Onkel Anweisungen an das Megaschiff übermittelte.
„Übergangsbrücke kommt in 10 Sekunden“, sagte er. Mit seiner Nase klebte er fast am Bildschirm der ihm mit vielen Zahlen und einer einfachen Simulation sagte, wann er was zu tun hatte und welche Anweisungen er geben musste.

#KRZZT# „U.T.C. COAK – Geschwindigkeit vollständig angepasst – Erwarte Übergangsbrücke in 5... 4... 3... 2... 1... ...“

Kersteen beobachtete wie sich die Übergangsbrücke, eine Art langer Schlauch, an eine Schleuse der COAK verhackte und mit einem Ruck anschloss. Dahinter drehte sich die Erde um ihre eigene Achse. Europa tauchte gerade am Horizont auf und Kersteen fiel ein, dass die Menschen dort unten einen neuen Tag vor sich hatten.

#KRZZT# „U.T.C. COAK – Andockmanöver erfolgreich, öffne Schleusen.“

Kersteens Onkel stieg aus seinem Sitz und trat an den Bildschirm zu Kersteen. Er lächelte und nickte, als wollte er seine eigene Arbeit loben.
„Das wars“, sagte er.
Er legte ihr seinen Arm um die Schulter und nahm sie mit. Sie lies sich von ihm hinausführen. Im Gang blieb er stehen und wandte sich an sie.
„Ich muss noch etwas erledigen, gehst du bitte schon mal vor?“
Mit diesen Worten kehrte er wieder zur Verkehrskontrolle zurück. Sie kannte ihn zu gut, um nicht zu merken, dass er sie los geworden war. Überhaupt verhielt er sich in den letzten Tagen sehr ungewöhnlich. Ständig schien ihm etwas Sorgen zu machen und immer öfters versank er in seinen Gedanken und vergass alles andere um sich herum. Als sie gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, hatte er sie beruhigt, es sei alles bestens und er sei nur etwas überarbeitet, sie solle sich keine Sorgen machen. Bald hatte er Urlaub und endlich sollte es zurück zur Erde gehen, doch Kersteen hatte etwas anderes im Gefühl. Wenn sie hinaus in den Raum und die leuchtende Erdenkugel unter sich sah, spürte sie, dass sie ihren Planeten verloren hatte, für eine lange Zeit.