Samstag, 24. Januar 2015

HyperDungeonSphere - Axii 6318

Axii 6318

Er kam durch einen Gang ins Freie, stand auf einer Straße im leeren Raum. Darunter eine Tiefe die in Dunkelheit versank und darüber auch. Nur am Horizont war eine gewaltige Installation zu sehen, eine Megastruktur, die im Nebel gerade noch zu erkennen war. Und sie schien verkehrt herum irgendwo im Himmel befestigt zu sein, wenn sie nicht schwebte.
Er ging über die Straße, die übersäht mit Kabeln und Rohren war. Einige der Kabel hingen von beiden Seiten herab und andere hingen herunter, wie Lianen in einem dichten Dschungel. Er musste über ein großes Rohr klettern, es war weich, wie die Gedärme eines gewaltigen Lebewesens in dessen Bauch er sich zu befinden schien. Auf der anderen Seite lag die Leiche eines Agil-Droiden und rottete vor sich hin. Jemand hatte ihm den Kopf abgerissen.
Axii kniete sich hin um eine Verbindung aufzubauen aber der Droide lag schon zu lange herum, wahrscheinlich waren seine Organe bereits zersetzt. Er durchsuchte seine Taschen und fand auch nichts. Dann bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass etwas auf ihn zu stackste, wie eine große Spinne mit gebrochenen Beinen. Er stand auf.
Ihm Gegenüber stand eine Erbauer-Einheit im Kleinformat. Sie hatte einen humanoiden Körper aber er erkannte sie trotzdem und das wollte sie auch. Sie hatte ihre Kanäle geöffnet, so, dass er sofort wusste, um wenn es sich handelte.
 „Virus Axii 016“, sagte die Einheit mit einem Grinsen auf ihren schwarzen, feuchten Lippen.
Axii drehte um und sprang zurück über das Rohr. Die Einheit machte im selben Moment einen Satz und sprang in einem weitem Bogen und landete direkt vor Axii. Im nächsten Augenblick wurde er von ihrer Faust am Oberarm getroffen und in die Tiefe geschleudert. Während er fiel merkte er noch, dass sein Arm gebrochen und der Knochen gesplittert war.
Mit 211 Kilometern pro Stunde raste er immer weiter abwärts, verfing sich in Kabeln und wurde hin und her geschleudert, bis er auf die harte Oberfläche eines Sees aufschlug. Dunkelheit verschlang ihn und auch seine Sinne. Sein Körper trieb zerrissen, in Fetzen und funktionslos, sank immer tiefer herab und er konnte nichts dagegen tun.
Eine Frau in einem Taucheranzug kam, packte ihn am Kragen seiner Rüstung, die seinen Körper gerade so zusammenhielt und schwamm mit ihm zur Oberfläche. Dann ging Axii offline.

Er wachte nicht auf, doch er spürte sie in seinen Kopf eindringen. Sie sprach mit ihm in einer fremden Sprache.

Erst 6 Monate und 11 Tage später spürte er neue Energie in seinem Gehirn fließen.

 „Du bist in einer Matrix, solange wir deinen Körper reparieren“, sagte Torika, die Frau, die ihn aus dem Wasser geholt hatte. Sie hatte einen biologischen Körper, das spürte er sofort und sie hatte sich mit einem alten Kabel an die Matrix angeschlossen. Ihr Zugang schien defekt oder umfunktioniert zu sein, weil er ein andauerndes Rauschen spürte. Sie hatte ihre Vergangenheit mit einer Wand verstellt aber Axii erkannte sie einmal als Kind und dann auf einem Operationstisch auf dem ihr eine Speichererweiterung implantiert wurde. Dann kam immer wieder ein Mann durch eine Tür und dann ein Korridor in dem Blut von den Wänden floss.
 „Hör auf“, sagte sie.
Axii entfernte sich von der Wand. Er untersuchte nun die Matrix. Es war ein einfacher Raum mit einem Bett und einem Schreibtisch. Es gab auch ein Fenster aber dahinter gab es nichts. Und als er darauf zugehen wollte, setzte er sich stattdessen auf die Bettkante, auch als er es noch einmal versuchte. Der Schreibtisch flimmerte an einer Ecke.
 „Tut mir Leid, etwas anderes haben wir nicht“, sagte Torika.
Axii drehte sich zu ihr um. Sie stand vor ihm im selben Raum, die Arme vor der Brust verschränkt und noch immer hatte sie ihren Taucheranzug an.
 „Du bist von einer Erbauer-Einheit angegriffen worden“, sagte Torika.
  „Ich wurde nicht infiziert“, sagte Axii.
Sie nickte.
 „Nein, du nicht.“
  „Ich suche das Ki-Backup, weißt du etwas darüber?“, fragte Axii.
 „Du glaubst, das so etwas tatsächlich existiert?“
Axii antwortete nicht.

Nach drei Monaten in der Matrix kehrte Axii in seinen Körper zurück. Torika hatte sich in einem alten Hochhaus, das zwischen zwei Ebenen eingekeilt, frei in der Luft hing, ihre Werkstatt eingerichtet. Sie lebte nicht ganz alleine hier. Ein Agil-Droide half ihr bei der Arbeit. Überall im Raum lagen Trümmer von antiken Erbauer-Einheiten, lange Kabel klebten an der Decke und führten aus dem Fenster hinaus zum nächsten Kraftwerk, dass nicht weit weg, ebenfalls zwischen den beiden Ebenen augebaut worden war.
Axii setzte sich auf die Fensterbank und blickte hinab zur Ebene unter ihm. Sie verlief schräg in die Tiefe aber unten war keine Dunkelheit, da herrschte reges Treiben. Eine Stadt aus Schrott und einer breiten Straße voller Humanoider.
 „Das ist Kapstadt 16“, sagte Torika. „Wir glauben, dass irgendwo unter uns der alte Sektor liegt.“
Sie kam zu ihm ans Fenster und blickte auch runter.
 „Es heißt, hier sind die letzten Menschen in die Weltraumaufzüge gestiegen und zu den Archen gebracht worden.“
Sie schwieg eine Weile. Axii betrachtete ihre Schnittstellen im Nacken.
 „Ich bin fast ein Mensch“, sagte sie. „Ich bin aus dem gemacht, was sie zurück ließen.“
Axii wusste nichts über die Menschen, er verstand nicht, warum es den Klonen so wichtig war, etwas mit ihnen zu tun haben zu wollen aber das war ihm auch vollkommen egal. Einzig wichtig für ihn war, das Ki-Backup zu finden, um die Erbauer-Einheiten wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 „Du bist auch ein Teil von ihnen, Axii“, sagte sie.
Axii stand auf.
 „Ich muss gehen“, sagte er.